DVD-Rezension: “The Raid“

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Vom 15. Stock eines heruntergekommenen Hochhauses aus, kontrolliert der skrupellose Gangsterboss Tama seine Geschäfte. Alle Versuche gegnerischer Gangs bis zum 15. Stock vorzudringen, sind bisher kläglich gescheitert. Jede Etage wird durch Kameras überwachten und in den Appartements wohnen Tamas Gefolgsleute. Trotzdem versucht eine 20-köpfige Eliteeinheit der Polizei in das Gebäude einzudringen, um Tama zu verhaften. Bis zum 6. Stock können sie zwar unbemerkt gelangen, doch dann wird der Alarm ausgelöst…

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Was passiert, wenn ein Junge aus Wales in Indonesien einen Dokumentarfilm über die örtlichen Martial-Arts-Stile drehen soll? Nun, im Falle von Gareth Evans hatte dies zur Folge, dass er gleich dablieb und in die lokale Filmindustrie einstieg. Dort begann er, Actionfilme zu drehen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Okay, dieser Superlativ mag etwas übertrieben sein. Tatsache ist aber, dass „The Raid“ – sein dritter Spielfilm nach dem britischen Thriller-Drama „Footsteps“ und dem indonesischen „Merantau – Meister des Silat“, welcher bereits zeigte, wo Bartel den Most holt – ein Musterbeispiel für eine gradlinige, hyperbrutale und kompromisslose Actioninszenierung ist. Mit so etwas Trivialem wie einer Handlung, hält sich Evans nicht groß auf. In den ersten 15 Minuten wird erzählt, was man rudimentär wissen muss (Gangsterboss lebt im 15 .Stock einer schier uneinnehmbaren Festung und dazwischen gibt es unzählige Gegner), und dann geht es schon los. Eine Charakterisierung fällt aus, von den 20 Elite-Cops sind 15 eh nur Kanonenfutter. Der Rest entspricht den Klischees. Allein dem Hauptdarsteller wird eine kurze Hintergrundszene mit seiner schwangeren Frau gegönnt. Wobei diese auch nur dazu dient, dem Zuschauer gleich klarzumachen, wer der Held der Geschichte ist. Nach einer Stunde schwerstem Geballer, Gesterbe, Geschlitze, Getrete und Geprügel wird noch einmal der Versuch unternommen, etwas mehr Fleisch an das schlanke Handlungsgerüst zu hängen. Man wird aber den Verdacht nicht los, dies geschieht vor allem, um dem Zuschauer eine kurze Pause zu können. Dem dürften, nach all dem Dauerfeuer, nämlich schon ordentlich die Sinne schwirren.

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„The Raid“ macht keine Kompromisse. Alles wird der Bewegung und der Action untergeordnet. Ja, „The Raid“ ist äußerst brutal. Nicht einmal Kinder werden verschont. Allerdings besitzt die Gewalt keine Schönheit, wie bei den eleganten Kampfepen aus Hongkong. Die Shoot-Outs sind nicht ästhetisiert wie bei John Woo und seinen Epigonen. Die Aktionen sind rau und dienen ausschließlich dazu, den Gegner so schnell wie möglich auszuschalten, bevor er einen selber tötet. Schön ist das nicht, aber von einer archaischen Wucht, die Angst macht. Fairness existiert nicht in dieser von Gareth Evans entworfenen Welt. Es heißt töten oder getötet werden. Die Gegner der Polizisten werden wie in einem Horrorfilm inszeniert. Überhaupt erinnert „The Raid“ stark an einen Zombiefilm wie „Dawn of the Dead“ oder „[rec]„. Egal, wohin sich die Polizisten wenden, hinter jeder Tür kann sich eine tödliche Horde verbergen. Und selbst wenn es gelingt, die erste Reihe der Gegner auszuschalten, so macht vor allem die schiere Masse der anrückenden Gegner die Situation für die Cops aussichtslos. Und wie im Zombie-Film ist alles erlaubt, um die Gegner zu vernichten. In einer Szene pflügt sich unser Held wie ein Mähdrescher durch die Reihen der Angreifer, die anonym bleiben und nur als Masse eine Gesicht haben. Gareth Evans inszeniert seine Bösen als ein über die Protagonisten hereinbrechendes Grauen, so wie es John Carpenter schon in „Das Ende“ tat.

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Die Action- und Kampfszenen erinnern an die gnadenlose Brutalität des thailändischen „Ong Bag“, wobei hier aber die Artistik fehlt. Es wird gekloppt und geschlitzt, was das Zeug hält. Das muss nicht schön anzusehen, sondern effektiv sein. Mehr als einmal klappt einem dabei die Kinnlade runter und man fragt sich, wie dieser oder jener Stunt wohl ausgeführt wurde, ohne dass dabei jemand zu Tode kam. Ab und zu sind Hilfsmittel wie Drähte oder kleine Computertricks offensichtlich, doch in der Mehrheit wird hier ohne Tricks und doppelten Boden operiert. So vergehen die 96 Minuten wie im Fluge und lassen einem kaum die Zeit, einmal tief durchzuatmen.

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Von der Handlung darf man nicht viel erwarten. Sie ist auf ein Minimum zurückgefahren und zudem aus dem Baukasten. Die „überraschenden“ Wendungen kann man schon nach wenigen Minuten vorhersagen. Interessant auch, dass die Guten alle gut aussehend und die Bösen alle hässlich sind. So verwundert es auch nicht, dass der einzige gut aussehende Böse zwischendurch die Seiten wechselt. Will man den Film genießen, muss man über diese offenkundigen Mängel in der Erzählweise hinwegsehen.

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Hauptdarsteller Iko Uwais besitzt genug Ausstrahlung und vor allem Athletik, dass er noch eine ähnliche Zukunft vor sich haben kann, wie z.B. der Thailänder Tony Jaa. Auch, wenn er nicht dessen schier unglaublichen physischen Möglichkeiten besitzt. In Erinnerungen bleiben aber vor allem zwei andere Dinge. Einmal Yayan Ruhian als bösartiger Handlanger des Gangsterbosses, dem es eine sadistische Freude bereitet, seine Gegner langsam mit den eigenen Händen zu töten. Yayan Ruhian war zuvor Trainer des indonesischen Geheimdienstes und der indonesischen Militärpolizei, was man auch deutlich merkt. Gemeinsam mit Iko Uwais übernahm er auch die Kampfchoreographie des Films. Zum andere gelingt es Gareth Evans perfekt, auch das Hochhaus zu einem der Hauptdarsteller seines Films zu machen. Die engen Gänge, die abgerissenen Zimmer, die Wände und Decken, durch die jederzeit ein Gegner brechen kann, erzeugen ein Gefühl der permanenten Bedrohung, welches sich nicht so leicht abschütteln lässt.

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„The Raid“ ist ein ultrabrutaler Actionfilm, der einen mehr als einmal große Augen machen lässt, und zeigt, was mit dem menschlichen Körper alles angestellt werden kann. Dabei wird eine Handlung oder Charakterisierung der Figuren hinten angestellt und ganz der enormen Vorwärtsbewegung des Filmes untergeordnet. Wenn dann als Verschnaufpause doch einmal eine Geschichte erzählt werden soll, erstickt diese in Klischees und altbekannten Standards. Doch aufgrund der brachialen Wucht der Action, kann man durchaus gewillt sein, gnädig darüber hinwegzusehen.

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Das Bild der Koch Media-DVD ist mittlerer Standard, was allerdings dem Ausgangsmaterial und der künstlerischen Entscheidung des Regisseurs geschuldet sein dürfte. Der Film erscheint dadurch noch rauer und unmittelbarer. An Extras wurde bei der, mir zur Rezension vorliegenden,  normalen Ausgabe ziemlich gespart. Gerne hätte man einige Hintergründe über die unglaubliche Stuntarbeit erfahren. Stattdessen gibt es nur einen Audiokommentar des Regisseurs und eine 3-minütige „Claycat“-Episode, in der „The Raid“ mit Knetgummi-Katzen nachgespielt wird. Die 2-DVD-Special Edition bietet da einiges mehr.

DVD und BluRay sind als Single Disc und 2-Disc-Special-Edition ab 25. Januar im Handel erhältlich.

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DVD-Rezension: “The Day”

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Nach dem Zusammenbruch der Zivilisation hat sich eine Gruppe von Menschen zusammengeschlossen, um vor „den Anderen“ zu fliehen. Munition und Vorräte gehen zu Ende, da beschließen sie, in einem verlassenen Bauernhaus Rast zu machen. Dort finden sie im Keller reichlich Essensvorräte. Doch schnell wird klar, dass es ist dabei um eine Falle der Anderen handelt, die nun anrücken, um sich Nahrung zu besorgen. Und diese Nahrung ist Menschenfleisch…

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Regisseur Douglas Aarniokoski und sein Drehbuchautor Luke Passmore haben sicherlich John Hillcoats „The Road“ gesehen. Zu deutlich sind die Parallelen zwischen „The Day“ und der Kannibalen-Episode in Hillcoats Film. Doch während „The Road“ episch angelegt war, ist „The Day“ zunächst ganz Kammerspiel. Aarniokoski konzentriert sich auf die Gruppe von fünf Überlebenden und darauf, wie diese in einem verlassenen Bauernhaus ihre unterschwelligen Konflikte austragen. Dabei wird der Zuschauer häppchenweise mit Informationen gefüttert, wie die Welt in „The Day“ aussieht. Viel muss man sich dabei selber zusammenreimen. Das hat durchaus seinen Reiz, ebenso wie die Entscheidung, gerade nicht zu verraten, was zum Untergang der Zivilisation geführt hat. Nur langsam schälen sich die einzelnen Charaktere und ihre Beziehung zueinander heraus. Auch die Frage, von welcher Art die Bedrohung ist, vor der sie auf der Flucht sind, wird zunächst ausgespart. Dies sorgt anfangs für eine mysteriös-unheimliche Stimmung.

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Dabei taucht Regisseur Aarniokoski, der zuvor vor allem als Regieassistent bei Robert Rodriguez (u.a. bei „From Dusk Till Dawn“ und „Es war einmal in Mexiko“) Erfahrungen gesammelt hat, die Welt in ein trostloses Licht. Die Farbe ist bis zum Schwarz-Weiß herunter gedreht worden. Nur manchmal kämpfen sich andere Farbtöne durch das monochrome Bild. Auch der Schauplatz ist gut gewählt. In dieser rauen, ursprünglichen Wildnis kann man den Zusammenbruch der Zivilisation und den Rückfall in die Barbarei gut spüren. Das Bauernhaus erinnert, neben seinem Pendant in „The Road“, natürlich auch an dasjenige aus „The Night of the Living Dead“. Gerade dieser Klassiker wird dann auch im Finale immer wieder zitiert. Was möglicherweise auch daran liegt, dass die Kannibalen in einer ersten Drehbuchfassung noch Zombies waren.

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Der bekannteste Name in der Besetzungsliste ist Dominic Monaghan, der Hobbit Merry aus „Herr der Ringe“. Doch gerade er wirkt leicht fehlbesetzt, denn man nimmt dem jungenhaft wirkenden Schauspieler den Anführer der Gruppe nicht unbedingt ab. Die anderen Darsteller kennt man höchstens aus Direct-to-video-Produktionen oder kleinen Nebenrollen. Obwohl Monaghan also der größte Name und Shawn Ashmore als Adam die nominelle Hauptfigur ist, so sticht allerdings Ashley Bell aus der Besetzung heraus. Was daran liegt, dass ihre Figur, Mary, die mit Abstand interessanteste in diesem Ensemble ist. Dass sie sich von den anderen unterscheidet, erkennt man schon daran, dass sie – im Gegensatz zu ihren Mitstreitern – ein Kostüm trägt, mit dem sie direkt aus einem „Mad Max“-Film gefallen sein könnte. So verwundert es dann auch nicht, dass gerade sie ein dunkles Geheimnis mit sich herum trägt, welches ihrem Charakter ein wenig Tiefe verleiht. Auf der Seite der Bösen geben sich die Stereotypen die Klinke in die Hand. Man glaubt förmlich, die Widersacher der Helden allesamt schon einmal in anderen Filmen gesehen zu haben.

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Während die erste Hälfte des Filmes noch recht gelungen ist, geht es dann in der weitaus action-lastigeren zweiten Hälfte leider doch bergab. Zwar wird der nächtliche Angriff des Kannibalen-Clans noch recht stimmungsvoll umgesetzt (wenn auch deutlich an größeren Vorbildern, wie den oben bereits erwähnten „Night of the Living Dead“, orientiert), doch die Helden verhalten sich von Minute zu Minuten irrationaler. Da werden, während man in tödlicher Gefahr schwebt, plötzlich persönliche Empfindlichkeiten zum Problem und die bedrohte Gruppe beginnt nicht mit-, sondern gegeneinander zu arbeiten. Ferner wird den ganzen Film über das Problem thematisiert, dass man nicht genug Munition besitzt, nur damit diese am Ende so leichtfertig verschwendet wird, dass man sich nur an den Kopf greifen kann. Möglicherweise soll dies unterstreichen, dass vor allem menschliche Dummheit zum Untergang führt. Oder die Spannung künstlich erhöht werden. So oder so: Es nervt und insbesondere die schöne Brianna Barnes entwickelt sich zur unerträglichen Nervensäge.

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Ging der Film zunächst mit seinen Effekten sparsam um, wird im großen Finale Vollgas gegeben und es splattert wild drauflos. Allerdings kommt das Kunstblut aus dem Computer und man ist dankbar, dass die farbentsättigten Bilder diese Pixelsuppe etwas kaschieren. An dieser Stelle hat Debütant Douglas Aarniokoski wohl etwas zu genau bei seinem Lehrmeister Robert Rodriguez hingeschaut, der ja in letzter Zeit auch gerne mal rote Flüssigkeiten gegen Bits & Bytes eintauscht. Dies hat hier aber vor allem zur Folge, dass man sich irgendwie an semi-professionelle Splatterfilme erinnert fühlt, was die zuvor geduldig aufgebaute Stimmung zunichte macht. Daran trägt auch die seltsam unpassende Metal-Musik ihr Scherflein bei. Zumindest wird man von einer schön radikalen Schlusspointe etwas entschädigt.

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„The Day“ konzentriert sich in der ersten Hälfte ganz auf seine fünf Protagonisten und fordert den Zuschauer auf, sich durch hier und da eingestreute Informationen selber ein Bild von der Welt, in der „The Day“ spielt, zu machen. Dies gelingt gut und trägt zu einer hoffnungslosen, kalten Stimmung bei. In der zweiten, blutrünstigeren Hälfte verspielt er diesen Kredit fast wieder, indem sich die Hauptfiguren völlig irrational verhalten und die Feinde zu Abziehbildern aus anderen Filmen verkommen.

Die DVD von Splendid zeichnet sich durch gewohnt gute Bildqualität aus, wobei die Packung farbige Szenenfotos zeigt, die es so im Film nicht gibt. Dort ist die Farbe nämlich – wie oben beschrieben – auf ein solches Minimum reduziert worden, dass man den Film eher als Schwarz-Weiß-Film ankündigen müsste.

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Das Bloggen der Anderen (05-01-13)

bartonfink_type2L’amore in città widmet sich einem italienischen Polizei-Thriller, der mir bisher leider unbekannt war – und dies, obwohl „Eisengesicht“ Henry Silva mitspielt: „In der Gewalt des Kindermörders“ von Giovanni Fago. Außerdem wird fremd gegangen und einer meiner französischen Lieblingsfilme besprochen: Der sauspannende „Lohn der Angst“ von Henri-Georges Clouzot.

– Auf newfilmkritik sinniert Rainer Knepperges in einem schönen Eintrag über den Blick in die Kamera.

– Auch ein Film, den ich unbedingt mal schauen muss: Dominik Graf (gemeinsam mit dem leider kürzlich verstorbenen Filmkritiker Michael Althen) zeichnet das Bild seines viel zu früh gestorbenen Vaters, Robert Graf. „Das Wispern im Berg der Dinge“ wird auf Das Magazin des Glücks besprochen.

– Klaus Wiesmüller vom japankino.de braucht Eure Hilfe. Er plant, ein Buch über Akira Kurosawa zu veröffentlichen und hat dafür auch schon einen Verlag gefunden. Jetzt möchte er von seinen Lesern gerne wissen, welche Schwerpunkte sie am meisten interessieren und hat hierzu einen Fragebogen vorbereitet.

– Eine sehr schöne DVD-Veröffentlichung ist „Frauen bis zum Wahnsinn gequält“ von Camera Obscura. Das findet auch Hard Sensations.

– Auch eine schöne Idee. Statt des obligatorischen „Besten-Film“-Rückblicks, gibt es von Andreas auf Eskalierende Träume die besten Trailer des Jahres 2012. Dabei gibt es auch ein Wiedersehen mit Jess Franco!

– Immer wieder schön, wenn sich jemand eines Werkes von Alfred Vohrer annimmt. Lukas Foerster bespricht in seinem Blog Dirty Laundry durchaus kritisch „Unter Geiern“.

– Osteuropäische Filme sind hierzulande immer noch sehr unbekannt und daher sollte jede neue Entdeckung sofort propagiert werden. Wie der jugoslawische Horrorfilm „Der Rattengott“ von 1976, der auf Die seltsamen Filme des Herrn Nolte besprochen wird.

– Auf It’s just a movie lässt hitmanski das Werk von John Waters Revue passieren.

– Zur Zeit fegt er durchs Netz und sorgt für Furore: Der hammerharte und ziemlich „What-the-Fuck“-mäßige Trailer des „Evil Dead“-Remakes. Zu sehen gibt es ihn u.a. auf Equilibrium. Dort gibt es auch eine Liste der „12 most anticipated movies of 2013“ zu sehen, die Stefan zusammengestellt hat. Ich freue mich nicht unbedingt auf alle Filme, aber als Übersicht dessen, was uns dieses Jahr erwartet, ist das schon sehr interessant.

– Vor knapp drei Monaten verstarb der revolutionäre japanische Regisseur Kôji Wakamatsu. Auf Schneeland werden von Michael Schleeh gleich zwei seiner Filme besprochen: The Woman Who Wanted To Die und Shinjuku Mad, beide von 1970. Außerdem: Der dritte (bei uns bei REM erschienene) Teil der Alleycat Rock-Serie: Stray Cat Rock: Sex Hunter. Pinky Violence at it’s best.

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DVD-Rezension: “Kommissar X – Drei blaue Panther”

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Jo Walker – alias Kommissar X – wird von einer Versicherungsgesellschaft beauftragt, die 3 Millionen Dollar schweren Juwelen wiederzubeschaffen, die einst durch den Gangsterboss Arthur Hillary geraubt wurden und seitdem verschwunden sind. Da trifft es sich gut, dass Hillary gerade von seinen beiden Gefolgsleuten Anthony und Smokey aus dem Gefängnis befreit wurde. Die Juwelen versteckte er kurz nach dem Überfall bei seinem Zwillingsbruder Robert, den er jetzt kaltblütig auf der Weltausstellung in Montreal umbringt, um dessen Identität anzunehmen…

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Beim fünften Streich der Serie übernahm wieder Gianfranco Parolini alias „Frank Kramer“ das Regie-Ruder. Und schon kommt das Schiff nach dem schwachen vierten Teil wieder auf Kurs. Vorbei sind die kindischen Albernheiten des Vorgängers. Auch das Drehbuch ist diesmal gradliniger und vor allem weniger „löchrig“ als bei den „Grünen Hunden“. Der Film profitiert stark von den Aufnahmen an Originalschauplätzen bei der Weltausstellung in Montreal. Obwohl die exotischen Landschaften diesmal also fehlen, erscheint die Produktion dadurch weitaus teurer.

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Und endlich kehrt das Duo Walker/Rowland in den Mittelpunkt der Handlung zurück, nachdem es in den „Grünen Hunden“ durch das chaotische Drehbuch und die Einführung unnötige Nebenfiguren beinahe an den Rand gedrängt wurde. Tony Kendall ist wieder der uneingeschränkte Held der Geschichte und auch Brad Harris als Rowland bekommt weitaus mehr zu tun, als noch in Folge 4. Hier ist seine Figur dem Kommissar X fast ebenbürtig, denn es wird ihm sogar eine tragische Liebesgeschichte gegönnt, was Harris auch schauspielerisch (na ja) weitaus mehr fordert als sonst. Man merkt ihm deutlich an, dass es ihm große Freude bereitet, einmal mehr als nur der Sidekick für seinen Freund-Feind Jo Walker zu sein. Wobei beide auch wieder prächtig miteinander harmonieren, auch wenn ihre Beziehung diesmal mehr liebevolle Feind- denn Freundschaft ist.

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Das größte Plus des Filmes ist die Besetzung der wunderschönen Erika Blanc als geheimnisvolle Schwägerin des von Franco Fantasia mit viel Schmackes gegebenen Gangsterbosses Arthur Hillary. Erika Blanc veredelte in den späten 60ern und frühen 70ern unzählige Italo-Western, Gialli und Horrorfilme mit ihrer umwerfenden Präsenz. Insbesondere ihre Darstellung des Sukkubus im belgisch-italienischen “La plus longue nuit du diable“ (auch bekannt als „The Devil’s Nightmare“) dürfte unvergessen bleiben. In den „Blauen Panthern“ setzt Gianfranco Parolini sie immer wieder ins rechte Licht, wodurch sie attraktiver denn je erstrahlt.

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Auf Seiten der Bösen ist es wieder ein Handlanger-Duo, welches für die nötige Gefahr sorgt. Siegfried Rauch bleibt dabei leider recht wenig zu tun. Man würde gerne mehr von ihm sehen, doch die meiste Zeit ist er dazu verdammt, gutaussehend in der Gegend herumzustehen. Erst am Ende greift er umso beherzter ins Geschehen ein und wird von Gianfranco Parolini dabei gerne expressionistisch in Szene gesetzt. Als Rauchs Partner „Smokey“ hat sich der Regisseur kurzerhand selber als Schauspieler engagiert. Im geschmacklosen Sakko und mit kleinem Hütchen auf dem Kopf zeigt er seinen guten Sinn für das Skurril-Humorige.

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Bei den Damen können weder Corny Collins, die viel zu harmlos und bieder daherkommt, noch die quirlige und mit viel Sex-Appeal ausgestattete Hannelore Auer Erika Blanc das Wasser reichen. Immerhin sorgt Hannelore Auer in ihren exotischen Kostümen und mit ihrer guten Laune für willkommene Schauwerte. Kaum zu glauben, dass diese junge Dame Ende der 70er einen bekannten deutschen Volksmusiker heiratete und mit ihm als „Heino und Hannelore“ ihre Karriere weiterführte. Die Welt ist manchmal schon sehr merkwürdig. Merkwürdig ist auch Tony Kendalls Klamottengeschmack. Karierte Shorts mit langen weißen Socken… das wäre James Bond nicht passiert.

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Storytechnisch geht auch dieser Kommissar-X-Teil weiter weg von der Eurospy-Stimmung des ersten Teils. „Drei blaue Panther“ erweist sich als bodenständiger Krimi, der an ähnliche Gangstergeschichten innerhalb der Edgar-Wallace-Serie erinnert. Armeen von knapp bekleideten Mädchen, bunt kostümierte Superschurken und geheime Festungen sucht man hier leider vergeblich. „Drei blaue Panther“ ist auch der „amerikanischste“ unter den bisher veröffentlichten „Kommissar X“-Folgen. Was nicht nur am kanadischen Schauplatz, sondern auch der relativ ernsthaften Umsetzung liegt. Was natürlich nicht bedeutet, dass die „Blauen Panther“ nicht mit leichter Hand inszeniert worden wären. Immer schwingt ein Augenzwinkern mit und die deutsche Synchronisation von Rainer Brandt tut ihr Übriges dazu, das Ganze nicht zu ernst werden zu lassen.

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In ihrem fünften Film findet das bestens aufgelegte Duo Walker/Rowland zu alter Stärke zurück. Die kindische Albernheit des Vorgängerfilmes wird über Bord geworfen und die Geschichte um die „Drei blauen Panther“ gradlinig und relativ bodenständig erzählt. Dabei kommt aber natürlich auch der Humor nicht zu kurz, und mit der göttlichen Erika Blanc besitzt der Film noch einen weiteren guten Grund, ihn zu mögen.

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Die Bildqualität der Anolis-DVD fällt gegenüber den anderen beiden „Kommissar X“-Veröffentlichungen etwas ab, was aber am Ausgangsmaterial liegen dürfte. Die Farben wirken nicht mehr so brillant und scharf, wie noch bei den „Grünen Hunden“, das Bild etwas verwaschener. Wahrscheinlich wurde beim Dreh ein anderes Filmmaterial genutzt, da auch das Format von 1,85:1 auf 1,66:1 geschrumpft ist. Als Beigabe ist diesmal wieder eine zweiteilige Super8-Fassung des Filmes mit dabei. Ansonsten finden sich wieder Filmprogramme, Werberatschläge, der Trailer und ein wieder einmal sehr informatives 12-seitiges Booklet von Jörg M.Jedner/Jo Steinbeck unter den Extras.

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DVD-Rezension: “Kommissar X – Drei grüne Hunde”

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Jo Walker – alias Kommissar X – und Captain Tom Rowland verschlägt es diesmal nach Istanbul. Dort geraten die Beiden an das Drogenkartell „Die grünen Hunde“, welches versucht, die zwei Kilo LSD zu stehlen, welche Rowland im Auftrag seiner Regierung ins amerikanische Konsulat überführt hat. Bald schon bringen die Gangster Rowland, die Stadtführerin Leyla und den amerikanischen Konsul in ihre Gewalt…

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Der vierte Teil der Serie um Jo Walker alias Kommissar X“ ist leider ziemlich schwach. Was möglicherweise an dem Kuddelmuddel der internationalen Schnittfassungen liegt. In Deutschland wird Rudolf Zehetgruber bei den „Drei Grünen Hunden“ als Regisseur genannt, der sehr wahrscheinlich tatsächlich (das zweite Mal nach dem noch nicht veröffentlichten dritten Teil „Drei gelbe Katzen“) auf dem Regiestuhl Platz nahm. Unter dem Pseudonym Rolf Zehett spielt er auch eine ausgedehnte Nebenrolle. Und hier liegt eins der Probleme des Films. Zehetgrubers Rolle als Almann ist einfach zu dominant in Szene gesetzt. Almann sticht hier ganz locker den von Brad Harris gespielten Captain Rowland aus. Mit seiner pragmatischen Art, den lockeren Sprüchen und dem kleinen Zoo auf seinem Hausboot wirkt Almann wie der Prototyp des, ebenfalls von Zehetgruber (dort unter dem Pseudonym Robert Mark) gespielten, „Jimmy Bondi“ aus der von ihm geschriebenen und inszenierten „Dudu“-Serie um den „tollen Käfer“. In der „Kommissar X“-Reihe passt dieser Charakter aber einfach nicht und wirkt wie ein Fremdkörper aus einem ganz anderen Film. Zudem ist Almann auch für eine ziemlich – sogar für Kommissar X-Verhältnisse – alberne Szene verantwortlich, in welcher er, auf einem Esel reitend, lauthals eine türkische Volksweise schmettert.

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In internationalen Fassungen wird ab und zu „Frank Kramer“ – also Gianfranco Parolini – als Regisseur genannt. Auch die IMDb weist ihn als ungenannten Co-Regisseur aus. Ich kann es leider nur vermuten, aber ich denke, dass sich internationale Schnittfassungen von der hier vorliegenden deutschen unterscheiden könnten. Zumindest erscheint die deutsche Fassung lückenhaft, als ob hier und da Handlungsstränge drastisch gekürzt worden wären. Oder als wenn diverse Drehbuchseiten für diesen vierten Kommissar X-Film nicht filmisch umgesetzt worden wären. Die Handlung springt so dermaßen hin und her, dass man oftmals glaubt, kurz eingenickt zu sein und daher irgendwas nicht mitbekommen zu haben. Manchmal werden Handlungsstränge angerissen (Allan Hoods Bruder) ohne später weiter fortgeführt zu werden. Und am Ende gibt es eine Szene, in der urplötzlich aus dem Nichts eine Leiche auftaucht.

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Zehetgrubers Regie setzt deutlich mehr auf Klamauk und Parodie, als der – auch bereits sehr humorige – erster Teil der Reihe. Gleich in der Auftaktszene fühlt man sich in eine Spencer/Hill-Komödie versetzt. Leider geht dies ganz auf Kosten der Spannung und der Stimmung. Auch hat „Drei grüne Hunde“ nicht mehr viel mit Eurospy -Feeling zu tun, sondern kommt von der ganzen Umsetzung her einige Nummern kleiner als „Jagd auf Unbekannt“ daher.

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Auch die Schauspieler können sich nicht unbedingt ins Gedächtnis spielen. Tony Kendall bleibt sehr blass und wirkt wie ein Nebendarsteller. Dass er beim Finale in einem hochgradig albernen Fantasie-Araber-Kostüm herum rennen muss, macht die Sache nicht besser. Bei Brad Harris würde man sich ernsthaft fragen, ob er überhaupt mit dabei war, wenn er sich für die finale Schlacht nicht wieder einige schöne Stunts auf den muskulösen Leib geschneidert hätte. Dietmar Schönherrs Rolle scheint ursprünglich mal größer gewesen zu sein. So muss er mit falschem Bart den zwielichtigen Konsul geben und wurde von Christian Rode nachsynchronisiert. Seine Rolle in dem Komplott ist dabei leider sehr durchsichtig. Überraschend wenig in Erinnerung bleiben auch die Damen, was in einem Kommissar X-Film eigentlich ungewöhnlich ist. Christa Linder verschwindet viel zu lange aus der Handlung, Olga Schoberová ist zwar süß, besitzt aber keine Ausstrahlung und selbst Sabine Sun als böse Dame bleibt nicht haften.

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Dafür können zwei Nebendarsteller ihre Spuren hinterlassen. Über Herbert Fux muss man nicht viel sagen, er ist immer eine Bereicherung für jeden Film. Als dritter „grüner Hund“ Khemal kann Samson Burke Eindruck schinden. Der kanadische Schwimmer und Bodybuilder begann 1961 in „Herkules, der Held von Karthago“ seine Filmkarriere. Es folgten Rollen in einigen Sandalenfilm-Parodien, und auch in Harald Reinls „Nibelungen“-Filmen war er dabei. Nach einigen italienischen Kriegsfilmen war seine Filmkarriere 1970 schon wieder beendet. Hier spielt der leicht „äffisch“ aussehende Burke einen brutalen Schläger, der selbst Brad Harris das Leben sehr schwer macht. Zusammen mit Fux bildet er ein erinnerungswürdiges Gespann, das einen besseren Film verdient hätte.

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Immerhin bietet Istanbul als Schauplatz für diese etwas wirre Drogenschmuggelgeschichte einen sehr pittoresken Hintergrund und das sympathische Team Kendall/Harris ist mittlerweile so gut aufeinander eingespielt, dass auch in einem schwächeren Film die Funken zwischen ihnen sprühen. Weiterhin muss man auch die Arbeit der italienischen Stuntleute loben, die einem wieder einmal das Gefühl geben, im Zirkus zu sitzen. Und Brad Harris‘ Arbeit im Finale ist wieder mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Da verzeiht man auch das wirklich unspektakuläre Ende und den selten dämlichen Schlussgag.

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„Drei grüne Hunde“ ist ein sehr schwacher Beitrag zur Kommissar X-Serie, der unter zu viel Klamauk und einem lückenhaften, sprunghaften Drehbuch leidet. Immerhin können aber die türkische Kulisse und die beiden Schurken Herbert Fux und Samson Burke für Pluspunkte sorgen. Für Kommissar X-Fans gehört der Film sowieso dazu.

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Aufgrund diverser Schwierigkeiten konnte Anolis bisher nicht – wie geplant – die Teile 2 und 3 der Reihe veröffentlichen. Um den Fans die Wartezeit zu verkürzen, wurden jetzt erst einmal Teil 4 und 5 vorgezogen. „In den Klauen des goldenen Drachen“ und „Drei gelbe Katzen“ werden dann irgendwann Anfang 2013 erscheinen. Das Bild der Anolis-DVD ist für sein Alter recht gut. Die Extras sind etwas spärlich und erschöpfen sich in einem Trailer, dem Filmprogramm und Werberatschlägen. Dafür liegt ein informatives 12-seitiges Booklet mit Texten von Jörg M. Jedner / Jo Steinbeck bei.

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Rezension: „Sons of Norway“

SON_Plakat_07_Layout 1Norwegen 1979. Nach dem Unfalltod seiner Mutter verliert der junge Nikolaj den Boden unter den Füßen. Während sein Vater dem Tod der Mutter mit Lethargie begegnet, findet Nikolaj in der Punk-Bewegung seinen Trost. Als Nikolaj aufgrund eines Flaschenwurfs auf den Schuldirektor Ärger bekommt, erwacht der Vater aus seiner tiefen Depression. Der überzeugte Hippie stellt sich bedingungslos hinter Nikolaj und zeigt plötzlich ebenfalls großes Interesse am Punk. Was für Nikolaj nicht unbedingt erfreulich ist, denn wogegen kann er sich auflehnen, wenn der eigene Vater für alles Verständnis hat und den Sohn an Wildheit noch locker übertrifft?

SonsOfNorway(c)AlamodeFilm1Um gleich vorweg mit einem Missverständnis aufzuräumen: „Sons of Norway“ ist keine Komödie und auch kein Feel-Good-Movie. Obwohl die Inhaltsangabe und das Filmplakat darauf schließen lassen könnten. „Sons of Norway“ ist einerseits eine klassische Coming-of-Age-Geschichte, wie auch ein Film über Trauerarbeit. Natürlich gibt es in „Sons of Norway“ viele Szenen, die einen schmunzeln lassen. Aber es werden bewusst keine Schenkelklopfer produziert, sondern der Humor ergibt sich ganz natürlich aus der Handlung und oftmals liegt eine gewisse Melancholie darunter.

SonsOfNorway(c)AlamodeFilm5Drehbuchautor Nikolaj Frobenius hat mit „Sons of Norway“ seinen eigenen – scheinbar autobiographischen – Roman verarbeitet und in Regisseur Jens Lies, der bereits mit dem vielfach ausgezeichneten „Anderland“ für Furore sorgte, einen kongenialen Partner gefunden. Lien kleidet die Geschichte mit viel Fingerspitzengefühl und einer großartigen Besetzung (Sven „Elling“ Nordin, der junge Åsmund Høeg und – leider viel zu kurz – die schöne Sonja Richter) in bewegende Bilder. Vielleicht wird die Welt des Punks etwas zu eindimensional und stereotyp dargestellt. Die Punks wirken nicht echt, sondern eben wie Leute, die sich als Punks verkleidet haben und sich jetzt in die zu erwartenden Posen werfen. Andererseits kann man dies auch als Kritik an all denjenigen auffassen, die Ende der 70er Punk als Attitüde für sich entdeckten, aber innerlich nicht wirklich dahinterstanden. Als Beispiel sei hier der von Trond Nilssen verkörperte Anton genannt, der einerseits den Punk-Prototyp verkörpert und gerade darum für Nikolaj zum großen Vorbild wird. Der allerdings auch– das wird in einer späteren Szene deutlich – vorrangig an seiner Musikkarriere interessiert und von seinem Punk-Publikum nicht gerade begeistert ist. Und Nikolaj wirkt in seiner Punk-Kostümierung, mit Sicherheitsnadel durch die Wange, weiterhin wie der nette Junge von Nebenan, der sich zum Fasching als Punk verkleidet hat.

SonsOfNorway(c)AlamodeFilm2Neben dem Wunsch, sich von seinem ultraliberalen Hippie-Vater zu emanzipieren, bietet ihm der Nihilismus der Bewegung vor allem auch die Möglichkeit, seine Trauer über den unverständlichen, ja zutiefst ungerechten, Tod der Mutter zu überwinden. Und hier liegt die große Tragik der Geschichte. Magnus versteht nicht, was mit seinem Sohn los ist. Er kann nicht sehen, was dieser braucht oder besser gesagt, gerade nicht braucht. Er braucht einen Vater, mit dem er seine Trauer teilen kann, keinen Kumpel, der scheinbar die Mutter vergessen hat. Magnus droht seinen Sohn förmlich zu ersticken, indem er ihm keine Reibungsfläche bietet. Was Nikolaj auch anstellt, Magnus hat dafür Verständnis und treibt es sogar noch doller. Wie soll man rebellieren und seinen eigenen Weg finden, wenn – egal was man tut – der Vater immer wieder der noch größere Rebell und Anarchist ist? Es ist schier zum Verzweifeln und auch, wenn diese Situation immer zu komischen Szenen führt, so gefriert einem doch ab und an das Schmunzeln. Welchen größeren Albtraum gibt es für einen pubertierenden Sohn, als wenn sich sein Vater mit dem von ihm begehrten Mädchen amüsiert oder sich beim ersten Konzert seiner Punkband hinter die Drums setzt.

SonsOfNorway(c)AlamodeFilm6Dass in diesem Film Punk nur durch eine einzige Band, nämlich den „Sex Pistols“, repräsentiert wird, und es scheinbar in den 70ern gar keine andere Punk-Band gab, liegt wahrscheinlich am Mit-Produzenten, Ex-Pistols-Sänger Johnny Rotten. Und das erklärt auch seinen etwas skurrilen Auftritt am Ende des Filmes, wenn er dem jungen Nikolaj gute Ratschläge gibt. Das wirkt dann doch etwas weit hergeholt und wurde scheinbar nur eingebaut, um Herrn Rotten, der hier als Chefvordenker der Punk-Bewegung glorifiziert wird, einen Gefallen zu tun. Andererseits sind die vielen Pistols-Songs aber auch effektvoll in den Film eingebaut, da kann man diese Eindimensionalität auch mal verzeihen,

„Sons of Norway“ ist ein sehr gefühlvolles, sympathisches – aber auch trauriges Coming-of-Age-Drama. Die zahlreichen humorvollen Szenen sind dabei kein Selbstzweck, sondern fügen sich nahtlos in die Geschichte ein, wobei man jederzeit die Verzweiflung des jungen Protagonisten Nikolaj spüren kann. Lediglich das Punk-Umfeld wird zum Teil zu stereotyp gezeichnet, was aber auch in der Absicht des Regisseurs gelegen haben kann.

Ich hätte hier gerne die DVD von Alamode besprochen, leider lag mir nur eine Presse-DVD im falschen Bildformat, auf Norwegisch mit englischen Untertiteln und ohne Extras/Menue etc. vor.

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Originalfassungen in Bremen: 03.01.13 – 09.01.13

Ich wünsche allen meinen Leser ein frohes neues Jahr! Ich hoffe, Ihr seid alle gut reingekommen. Es geht auch in Sachen O-Fassungen gleich relativ gut los. Mal schauen, wie sich das dann so übers Jahr entwickelt. Highlights der Woche: Sowohl „Silver Linings“ als auch „For Ellen“ klingen, als ob man hier einen Blick riskieren sollte.

Der Hobbit – Cinemaxx, Do., Sa. und Di. immer 20:00 (in „normalen 3D), Fr. um 20:00 in 3D und HFR – Ich mochte den. War in etwa so, als ob man „Herr der Ringe“ noch einmal guckt. Keine großen Überraschungen und alles so wie gewohnt. Also, wer „Herr der Ringe“ mag, wird auch mit dem „Hobbit“ viel anfangen können. Wer „Herr der Ringe“ nicht mag, wird auch durch den „Hobbit“ nicht zum Fan. Martin Freeman als Bilbo fand ich super, aber das habe ich auch so erwartet.

F Tipi Film – Typ-F – Der Film – Cinemaxx, Do.-Mi. immer 21:10 – Türkischer Episodenfilm, in dem neun Regisseure Schicksale von Häftlingen in sogenannten Typ-F-Hochsicherheitsgefängnissen schildern. Initiiert wurde das Projekt von der politisch engagierten Band Grup Yorum.

CM101MMXI – Fundamentals – Cinemaxx, Do.-Mi.. immer 22:20 – Türkischer Comedy-Episodenfilm mit dem in seiner Heimat scheinbar sehr populären Komiker Cem Yilmaz.

Evim Sensin – Du bist mein Zuhause – Cinemaxx, Do., Sa., Mo.-Mi. um 16:30 und Fr./So. um 23:20 – Türkisches Liebesdrama um ein ungleiches Paar, dessen gemeinsames Glück bedroht wird.

Life of Pi – Cinemaxx, So. 6.1. um 20:00 (in 3D) und So. 6.1. Schauburg, 21:30 – Viel gelobte Verfilmung des Bestsellers „Schiffbruch mit Tiger“ durch den Ang Lee. Besonders der Einsatz von 3D wird hier immer wieder als herausragendes Merkmal angegeben, weshalb es sich wohl lohnt, hier ins Cinemaxx zu gehen.

Silver Linings – Schauburg, Mi. 9.1. um 21:00 – Ungewöhnlich romantische Komödie um einen bipolar gestörten Mann, der nach acht Monaten in einer Anstalt zu seinen Eltern zieht und einer depressiven Frau, die ihren Ehemann bei einem Unfall verloren hat. Regie führt David O. Russell, der schon mit dem tollen „Three Kings“ und „I Heart Huckabees“ bewiesen hat, dass er „normale“ Stoffe ungewöhnlich und intelligent umsetzen kann.

[youtube width=“640″ height=“299″]http://www.youtube.com/watch?v=EI_3ywJLQio[/youtube]

For Ellen – City 46, Do.-Sa. um 20:30 und So.-Mi. um 18:00 – Drama um einen Musiker, der sich noch nie um seine 6-jährige Tochter gekümmert hat, doch jetzt – wo ihm der Verlust des Sorgerechtes droht – anfängt, sich für sie zu interessieren. Er erpresst sich einen gemeinsamen Tag mit ihr… US-Indie-Drama der südkoreanischen Filmemacherin So Yong Kim mit dem großartigen Paul Dano („There Will Be Blood„, „Ein gutes Herz„) in der Hauptrolle.

[youtube width=“640″ height=“299“]http://www.youtube.com/watch?v=x82jpTOlDYQ[/youtube]

Sneak Preview 3D – Cinemaxx, Mo., den 07.01. um 20:00

Sneak Preview – Schauburg, Mo., den 07.01. um 21:45

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Mein persönlicher Jahresrückblick 2012

Alle Jahre wieder heißt es kurz vor Silvester innehalten und das Jahr Revue passieren lassen. Was war gut, was war schlecht. Ich selber kann sagen: Sehr viel war gut, nur weniges schlecht. In der Tat war 2012 für mich ein sehr schönes und erfolgreiches Jahr, voller schöner Erinnerungen.

Der Blog läuft ausgesprochen gut und findet immer mehr Leser, was mich sehr freut. Dabei hat vielleicht auch geholfen, dass er zweimal in der Zeitung auftauchte. Insgesamt bin ich mit der Entwicklung zur Zeit mehr als zufrieden. Nur die Interaktion mit den Lesern könnte etwas mehr sein. Aber darüber beklage ich mich ja jedes Jahr. Also, Feedback und Kommentare sind ausdrücklich erwünscht. 🙂

Ein persönliches Highlight war sicherlich zunächst einmal das dritte Deliria-Italiano-Forentreffen, welches in diesem Jahr in Bremen stattfand, und bei dem ich daher weitaus mehr als bei den vorherigen involviert war. Umso mehr freut es einen dann, wenn alles wie am Schnürchen läuft und man überall glückliche Gesichter sieht. Überhaupt war es wieder eine große Freude, die Leute vom Deliria-Italiano-Forum wiederzusehen. Ein wirklich sympathischer und begeisterungsfähiger Haufen, den ich nicht missen möchte.

Dann gab es ja aber auch noch das Phantastival, das ich zusammen mit Alfred und Stefan auf die Beine gestellt habe. Auch ein absolutes Highlight für mich und ein großer Spaß.  Vier tolle Tage mit großartigen Menschen! Da freue ich mich schon auf eine mögliche Wiederholung im nächsten Jahr.

Ferner geht nun das erste Jahr „Weird Xperience“ zu Ende. Morgen wird es das letzte Mal auf dem alten Platz um 22:30 Uhr eine Vorstellung mit Einführung geben. Ab nächstes Jahr sind wir dann sonntags um 18:00 Uhr auf Sendung. Da  bin ich schon gespannt, wie sich das auf die Besucherzahlen auswirkt. Gerade in der zweiten Hälfte des Jahres ließen diese ja etwas nach. Trotzdem, ich fand jeden Abend schön und hoffe sehr, dem Publikum hat es ebenso viel Spaß gemacht, wie Stefan und mir, sich den „merkwürdigen Erfahrungen“ hinzugeben.

Als viertes war dann noch das Internationale Filmfest in Oldenburg, welches auch wieder ein schönes Happening mit vielen netten Leuten war. Mir macht es wirklich von Jahr zu Jahr mehr Spaß.

Und da sind dann natürlich auch noch die Filme. Was wäre ein Jahresrückblick ohne die obligatorischen „Bestenlisten“. Wobei ich darauf hinweisen möchte, dass es sich bei den nun folgenden „Top“-Listen natürlich NICHT um die besten Filme des Jahres handelt. Dafür habe ich a) zu viel verpasst und b) bin ich dieses Jahr besonders subjektiv bei der Bewertung.

Zwei Regisseure habe ich 2012 für mich entdeckt, auf deren weitere Werke ich extrem gespannt bin:  Nicolas Winding Refn und Quentin Dupieux, die es beide sowohl in die Kino-, als auch in die Neu-/Wiedergesehen-Liste ganz nach oben geschafft haben.

Los geht’s:

Mein Top 10-Kinofilme:

Hugo Cabret

1. Hugo Cabret (Martin Scorsese) – Ein zauberhafter Film über die Liebe zum Kino und zum Geschichtenerzählen. Ein endlich mal großartiger Einsatz von 3D und eine magische Atmosphäre. Ein Kinderfilm für große Kinder.

2. Drive (Nicolas Winding Refn) – Ein Film, der mich quasi in die Leinwand gesaugt hat. Perfekt in der Inszenierung, gradlinig, schnörkelos und mit einem genialen Soundtrack.

3. Wrong (Quentin Dupieux) – An diesem Film ist alles falsch und das macht ihn so großartig. Urkomischer Surrealismus, wie ich ihn liebe. Hier steht weiter unten was drüber.

4. Moonrise Kingdom (Wes Anderson) – Ähnlich wie “Hugo” eigentlich ein Kinderfilm. Und gleichzeitig schön nostalgischer Wes-Anderson-Quatsch mit einem Soundtrack zum Verlieben. Ganz großes Nostalgiekino über eine Vergangenheit, die es so nie gab, aber hätte geben sollen.

5. A torinói ló (Béla Tarr) – 2,5 Stunden mit nur 30 Einstellungen, schwarz-weiß, monotone Musik, es passiert fast nichts und die täglichen Handlungen (wie Anziehen, Essen, Kochen, Wasser holen) werden in aller Ausführlichkeit wieder und wieder gezeigt. Schwere Kost, die sich aber lohnt, denn hat man die 2,5 Stunden überstanden und haben sich die apokalyptischen Bilder im Hirn festgesetzt, kann man sich ihnen nicht mehr entziehen und der Film fängt an zu wachen und zu wachsen, bis er das ganze Hirn ausfüllt. Hypnotisch trifft es wohl ganz gut.

6. Holy Motors (Leos Carax)- Auf Platz 6, weil ich bisher noch nicht weiß, was das eigentlich war… und es mir einfach nicht aus dem Kopf geht.

7. Skyfall (Sam Mendes)– Bond is back. Review hier

8. Onna no kappa (Shinji Imaoka) – Der Beweis, dass man mit etwas Fantasie und Respektlosigkeit, einer abgedrehten Geschichte und toller Musik auch für sehr wenig Geld einen tollen Film machen kann. Nicht perfekt, aber sehr sympathisch.

9. Cabin in the Woods (Drew Goddard) – Ist zwar nicht das Meisterwerk, das so mancher herbei schreiben möchte, aber ein sehr gelungener und intelligenter Genrefilm. Review hier.

10. The Dark Knight Rises The Avengers (Christopher Nolan / Joss Whedon)– So müssen Mainstream-Comicverfilmungen heute aussehen. Reviews hier und hier

 

Top 10 – DVD-Premieren (draufklicken, dann geht es zu meiner Review)

shame

1. Shame (Steve McQueen)
2. Ichimei (Takashi Miike)
3. Rampart (Oren Moverman)
4. Svinalängorna (Pernilla August)
5. Sons of Norway (Jens Lien) – Review folgt
6. Twixt (Francis Ford Coppola)
7. V/H/S (Diverse)
8. The Hunter (Daniel Nettheim)
9. Livide (Alexandre Bustillo & Julien Maury)
10. Doomsday Book (Jee-woon Kim & Pil-Sung Yim)





 

Top 10 Dokumentationen

Searching-For-Sugarman

  1. Searching for Sugar Man (Malik Bendjelloul, 2012) – Feel-Good-Movie of the Year. Absolute Empfehlung!!!
  2. Kovasikajuttu (Jukka Kärkkäinen & Jani-Petteri Passi, 2012)
  3. Woody Allen: A Documentary (Robert B. Weide, 2012)
  4. Gegenschuss – Aufbruch der Filmemacher (Dominik Wesseley, 2008)
  5. Bébé(s) (Thomas Balmès, 2010)
  6. Der andere Blick (Johanna Heer & Werner Schmiedel, 1991)
  7. Machete Maidens Unleashed! (Mark Hartley, 2010)
  8. Schlock! The Secret History of American Movies (Ray Greene, 2001)
  9. Corman’s World: Exploits of a Hollywood Rebel (Alex Stapleton, 2011)
  10. Christopher Lee – Gentleman des Grauens (Oliver Schwehm, 2010)

 

Top 10 Wieder- oder Neugesehen

Valhalla-Rising

1. Valhalla Rising (Nicolas Winding Refn, 2009)  – Wow, was für ein Monster von einem Film. Pure Hypnose, Bildgewaltiges Minimalkino, ein Tritt in den Magen, ein merkwürdiger Traum. Das alles und noch viel mehr. Meisterwerk.

2. Picnic at Hanging Rock (Peter Weir, 1975)  – Noch ein Meisterwek. Wunderschöner Film und kreuzunheimlich, obwohl.. tja.. was passiert da eigentlich? Ganz weit oben in meiner Gunst gerutscht.

3. Sanatorium pod klepsydra (Wojciech Has, 1973) – Meisterwerk, die Dritte. Wer eine stringente, leicht nachzuvollziehende Handlung bevorzugt, den möchte ich hier eindrücklich warnen. Alle Szenen reihen sich völlig assoziativ aneinander und folgen eine absoluten Traumlogik. Um alles zu erfassen oder auch nur ansatzweise zu verstehen, braucht es sicherlich mehrere Sichtungen. Aber was für Bilder! Was für ein Sound-Design! Was für eine im wahrsten Sinne des Wortes „traumhafte“ Stimmung!

4. Spalovac mrtvol (Juraj Herz, 1969)- Grandioser „New Czech Wave“-Film. Kameraarbeit, Schnitt (!), Musikuntermalung, Schauspieler.. alles perfekt.

5. Incident at Loch Ness (Zak Ness)- Großartige „Mockumentary“ mit Werner Herzog, der auch das Drehbuch mitgeschrieben und produziert hat. Hier ist die Grenze zwischen Wahrheit und Unsinn wirklich sehr schmal. Gleichzeitig ein intelligenter Kommentar auf die Verlässlichkeit des Erzählens und Werner Herzogs Methode der „Ekstatischen Wahrheit“.

6. Rubber (Quentin Dupieux, 2010)-  Telekinetische Killer-Reifen, dazu mindestens zwei Metaebenen und vielerlei merkwürdiges, wirres Zeugs, das in einem unglaublich gemächlichen Tempo abgespielt wird. Worum es eigentlich geht? „No reason“!

7. Rekopis znaleziony w Saragossie (Wojciech Has, 1965)- Drei Stunden Geschichten in Geschichten in Geschichten. Visuell extrem beeindruckend, und das verschachtelte, erzählerische Labyrinth zieht einen immer tiefer in den Bann, bis man fast gar nicht mehr aus dem Film herausfindet.

8. Essential Killing (Jerzy Skolimowski, 2010)–Ähnlich radikal minimalistisches Kino wie „Valhalla Rising“, hier allerdings ganz der Vorwärtsbewegung unterworfen.

9. Mais ne nous délivrez pas du mal (Joël Séria, 1971)- Ein böser Film aus Frankreich. Review hier.

10. Shin jingi no hakaba (Takashi Miike, 2002)- Die Miike-Version des Yakuza-Klassikers „Graveyard of Honor“  von 2002. Hält sich von der Story her relativ eng ans Original, holt es aber ins neue Millennium. Grandioser Film über ein Arschloch, von dem man eigentlich von Anfang an hofft, dass ihm jemand endlich eine Kugel in den nutzlosen Schädel jagt.

 

Worst 8 (draufklicken, dann geht es zu meiner Review)

Archeo

1. Arheo (Jan Cvitkovic)
2. Legendary Amazons (Frankie Chan)
3. Piranha 3DD (John Gulager)
4. Battleship (Peter Berg)
5. Guitar Men: The Darkest Secret of Rock’n Roll (Thomas Wind) – Die richtigen Zutaten sind alle da, aber die Inszenierung macht leider alles falsch. Sehr, sehr schade.
6. Snow White and the Huntsman (Rupert Sanders)
7. John Carter (Andrew Stanton)
8. Machete (Robert Rodriguez) – Weniger wäre mehr gewesen… und wenn sie dieses widerliche „Hach, bin ich ein cooler Film“ weg gelassen hätten auch. Potential ist nämlich da, wird aber komplett durch den computeraminierten Schornstein geblasen.



Die größte Enttäuschung:

Prometheus (Ridley Scott)

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Das Ende der gedruckten „Splatting Image“ und ziemlich viel Nostalgie

SI 92Eigentlich wollte ich nur einen kurzen Hinweis darüber schreiben, dass die von mir sehr geschätzte „Splatting Image“ ab der nächsten Ausgabe nicht mehr gedruckt, sondern nur noch digital als PDF verschickt wird. Herausgekommen ist aber ein nostalgischer Trip in meine Vergangenheit, in der die „Splatting Image“ immer eine große Rolle gespielt hat und für 15 Jahre eine der Konstanten meiner Filmliebhaberei war. Lange habe ich überlegt, ob ich den daraus entstandenen Text online stelle, aber ich denke, der 4. Advent ist eine gute Zeit für nostalgische Besinnlichkeit und ein wenig Sentimentalität. Ich lasse den langen Text mal ganz bewusst eingeklappt. Wen es interessiert, der kann jetzt gerne auf „Weiter lesen“ drücken.

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DVD-Rezension: “Blood Letter – Schrift des Blutes”

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Tran Nguyen Vu überlebt als Kind das Massaker an seiner Familie durch die Königinmutter Tuyen Tu Hoang. Er wächst bei einem Mönch auf, der ihm die Kunst des Kampfes beibringt. Als Nguyen Vu die Wahrheit über das Schicksal seiner Familie erfährt, beschließt er sich zu rächen. Zu selben Zeit machen Gerüchte über die Existenz eines Blutbriefes die Runde. Geschrieben wurde dieser von einem sterbenden Eunuchen des Palastes, und sein brisanter Inhalt würde Tu Hoang kompromittiert und vom Thron stoßen. Nguyen Vu macht sich zusammen mit der Kämpferin Hoa Xuan auf, den Blutbrief zu finden. Doch auch andere Parteien sind bereits auf der Suche und kennen keine Skrupel, um ihr Ziel zu erreichen…

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Blood Letter“ wird als erstes großes Martial-Arts-Epos aus der Volksrepublik Vietnam angepriesen. Tatsächlich scheint es die erste große, und für vietnamesische Verhältnisse recht hoch budgetierte, Produktion aus dem asiatischen Land zu sein. Vietnam ist nun nicht gerade für seine Filmindustrie berühmt. Vielleicht gingen die Macher dieses Filmes deshalb auf Nummer Sicher und orientierten sich deutlich an dem, was aus den international erfolgreichen asiatischen Filmländern Hongkong/China, Südkorea oder sogar Taiwan kommt. Ein eigenständiges Flair besitzt „Blood Letter“ nämlich leider nicht. Im Gegenteil, statt auf eine innovative Geschichte zu setzen, werden vor allem Standards aus Filmen wie „Hero“, „House of Flying Daggers“ oder „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ kopiert. So hat man vor allem das Gefühl, all das schon tausendmal gesehen zu haben. Allein die beeindruckende vietnamesische Landschaft erinnert daran, dass dieser Film eben nicht aus einem der oben genannten Länder kommt.

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Die durch zahlreiche Nebencharaktere unnötig verkomplizierte, aber an sich recht simple, Rachegeschichte ist ein alter Hut. Diese leidet außerdem zu Beginn noch darunter, dass in einem mythischen Prolog so schlechte CGI – und Spezialeffekte eingesetzt werden, dass man am liebsten erschrocken den Aus-Knopf drücken möchte. Danach läuft die Geschichte dann aber wieder auf altbekannten Bahnen weiter und verzichtet erst einmal auf solche technische Sperenzchen. Leider schafft es Hauptdarsteller Huynh Dong dabei aber, zu keiner Zeit echtes Charisma zu entwickeln. Er wirkt dafür zu brav und uninteressant. Seine beiden weiblichen Mitspielerinnen machen ihre Sache nur geringfügig besser, wobei zumindest die junge Midu in der Rolle einer jungen, rachesuchenden Schwertkämpferin, neben einem gewissen Nervfaktor, auch ein sehr süßes Aussehen mitbringt. Heimlicher Star des Filmes ist der (leider trotz intensiver Recherche im Internet namenlos gebliebene) Darsteller des bösen Schurken. Der glatzköpfige und durch eine Narbe im Gesicht entstellte Handlanger der bösen Königin ist ein echtes Highlight. Jederzeit bedrohlich und von einer geierhaften Aasigkeit, stiehlt er dem Helden locker die Schau. Jeder Auftritt dieses – irgendwie an Darth Maul aus „Star Wars: Episode 1“ erinnernden – Bösewichts ist von exquisiter Gefährlichkeit. Alle andern Nebendarsteller spielen solide, ohne großartig zu glänzen.

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Während andernorts vor allem die von Johnny Tri Nguyen choreographierten Kampfszenen gelobt werden, fand ich diese doch eher enttäuschend. Zum einen sieht man deutlich, dass die Darsteller nicht aus dem „Genre“ stammen und ihre Bemühungen leicht ungelenk wirken, andererseits wird aber auch übermäßig häufig versucht, diesen Makel durch einen unverhältnismäßigen Einsatz von Seilen, erhöhter Geschwindigkeit und Computertricks zu kaschieren. Natürlich wirken einige dabei entstandene Bilder dynamisch, z.B. wenn der Getroffene nach einem Schlag, wie in einem Zeitlupen-Ballett durch die Luft segelt. Andererseits fehlt den Kämpfen aber auch jede Bodenhaftung und sie wirken nicht spielerisch leicht, wie z.B. ihr chinesisches Pendant. Die Regie unternimmt auch gar nicht erst den Versuch, die Figuren so wirken zu lassen, als ob sie tatsächlich meterhoch durch die Luft springen könnten. Es sieht ganz einfach nach dem aus, was es ist: Menschen, die an einem Seil durch die Luft gezogen werden. Leider gilt dieses Manko auch für viele teurere Produktionen aus China und Südkorea, und man sehnt sich doch sehr danach, endlich mal wieder einem echten Kampf-„Künstler“ bei der Arbeit zusehen zu können. Dazu muss man aber wohl nach Thailand ausweichen, wo ein Tony Jaa gerade durch die beeindruckende Echtheit seiner Kämpfe Furore macht.

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Das erste große Martial-Arts-Epos aus Vietnam bewegt sich auf ausgetretenen Pfaden. Innovationen oder einen eigenständigen Stil sucht man vergebens. Dafür kann der Film mit einem hervorragenden Schurken und der eindrucksvollen vietnamesischen Landschaft punkten.

Das Bild der Splendid-DVD ist ein Tick schlechter als bei anderen Produktionen, was aber einerseits am Ausgangsmaterial liegen dürfte und andererseits immer noch sehr gut ist. Die Synchronisation ist gewohnter Standard. Extras sucht man (bis auf den Trailer) allerdings vergeblich.

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