Mein persönlicher Jahresrückblick 2012

Alle Jahre wieder heißt es kurz vor Silvester innehalten und das Jahr Revue passieren lassen. Was war gut, was war schlecht. Ich selber kann sagen: Sehr viel war gut, nur weniges schlecht. In der Tat war 2012 für mich ein sehr schönes und erfolgreiches Jahr, voller schöner Erinnerungen.

Der Blog läuft ausgesprochen gut und findet immer mehr Leser, was mich sehr freut. Dabei hat vielleicht auch geholfen, dass er zweimal in der Zeitung auftauchte. Insgesamt bin ich mit der Entwicklung zur Zeit mehr als zufrieden. Nur die Interaktion mit den Lesern könnte etwas mehr sein. Aber darüber beklage ich mich ja jedes Jahr. Also, Feedback und Kommentare sind ausdrücklich erwünscht. 🙂

Ein persönliches Highlight war sicherlich zunächst einmal das dritte Deliria-Italiano-Forentreffen, welches in diesem Jahr in Bremen stattfand, und bei dem ich daher weitaus mehr als bei den vorherigen involviert war. Umso mehr freut es einen dann, wenn alles wie am Schnürchen läuft und man überall glückliche Gesichter sieht. Überhaupt war es wieder eine große Freude, die Leute vom Deliria-Italiano-Forum wiederzusehen. Ein wirklich sympathischer und begeisterungsfähiger Haufen, den ich nicht missen möchte.

Dann gab es ja aber auch noch das Phantastival, das ich zusammen mit Alfred und Stefan auf die Beine gestellt habe. Auch ein absolutes Highlight für mich und ein großer Spaß.  Vier tolle Tage mit großartigen Menschen! Da freue ich mich schon auf eine mögliche Wiederholung im nächsten Jahr.

Ferner geht nun das erste Jahr „Weird Xperience“ zu Ende. Morgen wird es das letzte Mal auf dem alten Platz um 22:30 Uhr eine Vorstellung mit Einführung geben. Ab nächstes Jahr sind wir dann sonntags um 18:00 Uhr auf Sendung. Da  bin ich schon gespannt, wie sich das auf die Besucherzahlen auswirkt. Gerade in der zweiten Hälfte des Jahres ließen diese ja etwas nach. Trotzdem, ich fand jeden Abend schön und hoffe sehr, dem Publikum hat es ebenso viel Spaß gemacht, wie Stefan und mir, sich den „merkwürdigen Erfahrungen“ hinzugeben.

Als viertes war dann noch das Internationale Filmfest in Oldenburg, welches auch wieder ein schönes Happening mit vielen netten Leuten war. Mir macht es wirklich von Jahr zu Jahr mehr Spaß.

Und da sind dann natürlich auch noch die Filme. Was wäre ein Jahresrückblick ohne die obligatorischen „Bestenlisten“. Wobei ich darauf hinweisen möchte, dass es sich bei den nun folgenden „Top“-Listen natürlich NICHT um die besten Filme des Jahres handelt. Dafür habe ich a) zu viel verpasst und b) bin ich dieses Jahr besonders subjektiv bei der Bewertung.

Zwei Regisseure habe ich 2012 für mich entdeckt, auf deren weitere Werke ich extrem gespannt bin:  Nicolas Winding Refn und Quentin Dupieux, die es beide sowohl in die Kino-, als auch in die Neu-/Wiedergesehen-Liste ganz nach oben geschafft haben.

Los geht’s:

Mein Top 10-Kinofilme:

Hugo Cabret

1. Hugo Cabret (Martin Scorsese) – Ein zauberhafter Film über die Liebe zum Kino und zum Geschichtenerzählen. Ein endlich mal großartiger Einsatz von 3D und eine magische Atmosphäre. Ein Kinderfilm für große Kinder.

2. Drive (Nicolas Winding Refn) – Ein Film, der mich quasi in die Leinwand gesaugt hat. Perfekt in der Inszenierung, gradlinig, schnörkelos und mit einem genialen Soundtrack.

3. Wrong (Quentin Dupieux) – An diesem Film ist alles falsch und das macht ihn so großartig. Urkomischer Surrealismus, wie ich ihn liebe. Hier steht weiter unten was drüber.

4. Moonrise Kingdom (Wes Anderson) – Ähnlich wie “Hugo” eigentlich ein Kinderfilm. Und gleichzeitig schön nostalgischer Wes-Anderson-Quatsch mit einem Soundtrack zum Verlieben. Ganz großes Nostalgiekino über eine Vergangenheit, die es so nie gab, aber hätte geben sollen.

5. A torinói ló (Béla Tarr) – 2,5 Stunden mit nur 30 Einstellungen, schwarz-weiß, monotone Musik, es passiert fast nichts und die täglichen Handlungen (wie Anziehen, Essen, Kochen, Wasser holen) werden in aller Ausführlichkeit wieder und wieder gezeigt. Schwere Kost, die sich aber lohnt, denn hat man die 2,5 Stunden überstanden und haben sich die apokalyptischen Bilder im Hirn festgesetzt, kann man sich ihnen nicht mehr entziehen und der Film fängt an zu wachen und zu wachsen, bis er das ganze Hirn ausfüllt. Hypnotisch trifft es wohl ganz gut.

6. Holy Motors (Leos Carax)- Auf Platz 6, weil ich bisher noch nicht weiß, was das eigentlich war… und es mir einfach nicht aus dem Kopf geht.

7. Skyfall (Sam Mendes)– Bond is back. Review hier

8. Onna no kappa (Shinji Imaoka) – Der Beweis, dass man mit etwas Fantasie und Respektlosigkeit, einer abgedrehten Geschichte und toller Musik auch für sehr wenig Geld einen tollen Film machen kann. Nicht perfekt, aber sehr sympathisch.

9. Cabin in the Woods (Drew Goddard) – Ist zwar nicht das Meisterwerk, das so mancher herbei schreiben möchte, aber ein sehr gelungener und intelligenter Genrefilm. Review hier.

10. The Dark Knight Rises The Avengers (Christopher Nolan / Joss Whedon)– So müssen Mainstream-Comicverfilmungen heute aussehen. Reviews hier und hier

 

Top 10 – DVD-Premieren (draufklicken, dann geht es zu meiner Review)

shame

1. Shame (Steve McQueen)
2. Ichimei (Takashi Miike)
3. Rampart (Oren Moverman)
4. Svinalängorna (Pernilla August)
5. Sons of Norway (Jens Lien) – Review folgt
6. Twixt (Francis Ford Coppola)
7. V/H/S (Diverse)
8. The Hunter (Daniel Nettheim)
9. Livide (Alexandre Bustillo & Julien Maury)
10. Doomsday Book (Jee-woon Kim & Pil-Sung Yim)





 

Top 10 Dokumentationen

Searching-For-Sugarman

  1. Searching for Sugar Man (Malik Bendjelloul, 2012) – Feel-Good-Movie of the Year. Absolute Empfehlung!!!
  2. Kovasikajuttu (Jukka Kärkkäinen & Jani-Petteri Passi, 2012)
  3. Woody Allen: A Documentary (Robert B. Weide, 2012)
  4. Gegenschuss – Aufbruch der Filmemacher (Dominik Wesseley, 2008)
  5. Bébé(s) (Thomas Balmès, 2010)
  6. Der andere Blick (Johanna Heer & Werner Schmiedel, 1991)
  7. Machete Maidens Unleashed! (Mark Hartley, 2010)
  8. Schlock! The Secret History of American Movies (Ray Greene, 2001)
  9. Corman’s World: Exploits of a Hollywood Rebel (Alex Stapleton, 2011)
  10. Christopher Lee – Gentleman des Grauens (Oliver Schwehm, 2010)

 

Top 10 Wieder- oder Neugesehen

Valhalla-Rising

1. Valhalla Rising (Nicolas Winding Refn, 2009)  – Wow, was für ein Monster von einem Film. Pure Hypnose, Bildgewaltiges Minimalkino, ein Tritt in den Magen, ein merkwürdiger Traum. Das alles und noch viel mehr. Meisterwerk.

2. Picnic at Hanging Rock (Peter Weir, 1975)  – Noch ein Meisterwek. Wunderschöner Film und kreuzunheimlich, obwohl.. tja.. was passiert da eigentlich? Ganz weit oben in meiner Gunst gerutscht.

3. Sanatorium pod klepsydra (Wojciech Has, 1973) – Meisterwerk, die Dritte. Wer eine stringente, leicht nachzuvollziehende Handlung bevorzugt, den möchte ich hier eindrücklich warnen. Alle Szenen reihen sich völlig assoziativ aneinander und folgen eine absoluten Traumlogik. Um alles zu erfassen oder auch nur ansatzweise zu verstehen, braucht es sicherlich mehrere Sichtungen. Aber was für Bilder! Was für ein Sound-Design! Was für eine im wahrsten Sinne des Wortes „traumhafte“ Stimmung!

4. Spalovac mrtvol (Juraj Herz, 1969)- Grandioser „New Czech Wave“-Film. Kameraarbeit, Schnitt (!), Musikuntermalung, Schauspieler.. alles perfekt.

5. Incident at Loch Ness (Zak Ness)- Großartige „Mockumentary“ mit Werner Herzog, der auch das Drehbuch mitgeschrieben und produziert hat. Hier ist die Grenze zwischen Wahrheit und Unsinn wirklich sehr schmal. Gleichzeitig ein intelligenter Kommentar auf die Verlässlichkeit des Erzählens und Werner Herzogs Methode der „Ekstatischen Wahrheit“.

6. Rubber (Quentin Dupieux, 2010)-  Telekinetische Killer-Reifen, dazu mindestens zwei Metaebenen und vielerlei merkwürdiges, wirres Zeugs, das in einem unglaublich gemächlichen Tempo abgespielt wird. Worum es eigentlich geht? „No reason“!

7. Rekopis znaleziony w Saragossie (Wojciech Has, 1965)- Drei Stunden Geschichten in Geschichten in Geschichten. Visuell extrem beeindruckend, und das verschachtelte, erzählerische Labyrinth zieht einen immer tiefer in den Bann, bis man fast gar nicht mehr aus dem Film herausfindet.

8. Essential Killing (Jerzy Skolimowski, 2010)–Ähnlich radikal minimalistisches Kino wie „Valhalla Rising“, hier allerdings ganz der Vorwärtsbewegung unterworfen.

9. Mais ne nous délivrez pas du mal (Joël Séria, 1971)- Ein böser Film aus Frankreich. Review hier.

10. Shin jingi no hakaba (Takashi Miike, 2002)- Die Miike-Version des Yakuza-Klassikers „Graveyard of Honor“  von 2002. Hält sich von der Story her relativ eng ans Original, holt es aber ins neue Millennium. Grandioser Film über ein Arschloch, von dem man eigentlich von Anfang an hofft, dass ihm jemand endlich eine Kugel in den nutzlosen Schädel jagt.

 

Worst 8 (draufklicken, dann geht es zu meiner Review)

Archeo

1. Arheo (Jan Cvitkovic)
2. Legendary Amazons (Frankie Chan)
3. Piranha 3DD (John Gulager)
4. Battleship (Peter Berg)
5. Guitar Men: The Darkest Secret of Rock’n Roll (Thomas Wind) – Die richtigen Zutaten sind alle da, aber die Inszenierung macht leider alles falsch. Sehr, sehr schade.
6. Snow White and the Huntsman (Rupert Sanders)
7. John Carter (Andrew Stanton)
8. Machete (Robert Rodriguez) – Weniger wäre mehr gewesen… und wenn sie dieses widerliche „Hach, bin ich ein cooler Film“ weg gelassen hätten auch. Potential ist nämlich da, wird aber komplett durch den computeraminierten Schornstein geblasen.



Die größte Enttäuschung:

Prometheus (Ridley Scott)

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