Das Bloggen der Anderen (07-07-14)

bartonfink_type2– Sano Cestnik schreibt auf Eskalierende Träume eine Liebeserklärung an den Film „Schleppzug M17“, den Heinrich George und Werner Hochbaum 1933 in Szene setzten. Sano: „Vor allem aber weht ein Hauch von Jess Franco durch das deutsche Kino der 30er, ein Hauch von Freiheit, Faulheit, Lust, diese ganz eigene Mischung aus Ambition und Sorglosigkeit, Besessenheit und Entspannung, Fürsorge und Vernachlässigung. Der Film als Rumpelkammer, als Material, in dem lange gewühlt worden ist und in dem man sich bereitwillig ausgebreitet hat.“

– Marian Wilhelm war auf den Edinburgh Film Festival und berichtet darüber als Gastautor auf filmosophie.

– Das Ernst Hofbauer mehr konnte als man bei seinen späten Schulmädchen-Report-Filmen vermuten sollte, dürfte dem einen oder anderen bekannt sein. Wer es noch nicht wusste, der möge sich Udo Rotenbergs Besprechung des frühen Hofbauer-Films „Schwarzer Markt der Liebe“ durchlesen, den er auf Grün ist die Heide veröffentlicht hat.

– Die großartige Interview-Reihe „Reden über Schreiben über Filme“ auf Hard Sensations erhält mit dem 9. Eintrag eine neue Facette. Nachdem Oliver Nöding die Ehre hatte, den ersten Teil als Befragter zu bestreiten, hat nun selber einen Blogger befragt. Und zwar den Amerikaner „Outlaw Vern“, der den (mir vorher völlig unbekannten) Blog „Then fuck you, Jack: The Life and Art of Vern“ betreibt.  Andreas Poletz schreibt über den Film „Ouanga“ von 1933, der nicht nur einer der ersten Filme mit einer Liebesgeschichte zwischen Schwarz und Weiß war, sondern auch mit Zombies aufwartet.  Und eine neue Autorin auf Hard Sensations, namens Patricia Donassy-Derek, hat einen sehr langen Aufsatz über den (eigentlich von diversen Gorehounds schon zu Tode gerittenen) „Braindead“ geschrieben, zu dem sie aber eine ganz eigene Sichtweise und viele kluge Gedanken beitragen kann. Sie sieht den Fun-Splatter-Klassiker ein „Märchen von der ewigen Liebe“. Leseempfehlung!  Alex Klotz über „Das seltsame Kätzchen“: „Wundervolles Kino, das die kleinen Momente des Lebens feiert und menschlichen Unzulänglichkeiten mit Herzenswärme und absurdem Witz begegnet.“

– Exotisches gibt es wieder auf Alex Klotz eigenen Blog hypnosemaschinen. Dort findet er den 1964 in Südkorea entstanden Horrorfilm „The Devil’s Stairway“ ziemlich toll.  Wer es gerne etwas wilder mag, der ist bei „Curse of Evil“ aus Hongkong sicherlich gut aufgehoben.

– Patrick Holzapfel beschäftigt sich auf Jugend ohne Film mit Alain Resnais‘ letzten Film „Aimer, Boire et Chanter“ und schreibt: „Die Lockerheit und Verspieltheit ist zudem aufregend und wie offen sich Resnais hier (…) mit dem Tod und dessen Folgen beschäftigt, ist äußerst interessant. Der Film wirkt so als würde ihn Resnais nach seinem Tod auf der Welt gelassen haben, um das Publikum zu beobachten.“

– Über Resnais letzten Film schreibt auch Sebastian Schubert auf Magazin des Glücks und kommt zu dem Schluss: „Also ein überflüssiger Film? Ja. So überflüssig wie lieben, trinken und tanzen.“  Ferner: Fassbinders BRD-Trilogie.

– Robin Schröder empfiehlt auf Mise en cinéma den chinesischen Spielfilm „Kekexili – Mountain Patrol“ von 2004.

– Auf new filmkritik hat Werner Sudendorf einen interessanten Artikel über „Die Dritte von rechts“, dem ersten deutschen Revuefilm nach dem Krieg, geschrieben.

– Was zur Hölle soll ein „Soft Reboot“ sein? Alex Matzkeit auf real virtuality kennt die Antwort.

– Überraschend viele und tiefgründige Gedanken kommen Oliver Nöding auf Remember It For Later zu Antonio Margheritis Vietnamfilm „Im Wendekreis des Söldners“ ein, den ich auch schon mal hier besprochen habe.

– Michael Schleeh analysiert auf Schneeland Mikio Naruses Film „Kimi to Wakarete“, „ganz einfach ein wunderschöner Film mit etlichen berührenden Szenen, den durchweg eine sanfte Zurückhaltung und eine melancholische Traurigkeit durchzieht.“

Splattertrash bespricht nicht nur den großartigen „Im Blutrausch des Satans“ und den weniger großartigen F.J. Gottlieb Komödie „Lady Dracula“ (der liegt hier auch schon ewig, ich muss den mal gucken), sondern auf Christian Keßlers wegweisendes Buch „Willkommen in der Hölle“, meiner Meinung nach das bisher beste deutschsprachige Buch über den Italo-Western. Und wenn man schon mal dabei ist, möchte ich kurz einen Werbeblock einschieben und Christian Keßlers Krimi-Groteske „Aalglatt über Leichen“ empfehlen. Bitte kaufen, dann gibt es vielleicht irgendwann den zweiten Band.

– Der iranische Film ist hierzulande fast gänzlich unbekannt. Okay, das stimmt so vielleicht nicht, da immer wieder tolle iranische Filme auf diversen Festivals und manchmal sogar im TV (arte, wo sonst?) laufen. Aber die Masse der Kinogänger stellt sich wohl bei den Stichworten „Iran“ und „Kino“ religiös verbrämte Propagandaschinken mit Frauen in Burkas vor. Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt. Manfred Polak hat viel über den iranischen Film und die beiden Filmemacher Forugh Farrokhzad und Ebrahim Golestan zu sagen und dies wie immer hochspannend auf Whoknows presents zusammengetragen. Danke dafür!

– Der Abspannsitzenbleiber war beim Filmfest in München und hat dort einige Filme gesehen. Von seinem zweiten Tag berichtet er hier und vom dritten Tag dort.

– Das Filmfest München widmete den großen, alten Rebellen des deutschen Filmes eine Retrospektive: Klaus Lemke. Harald Mühlbeyer nutzt dies für ein Portrait des Außenseiters auf Screenshot.

– Wie im letzten Jahr, berichtet auch diesmal wieder Michael Sennhauser auf seinem Blog Sennhausers Filmblog von dem sehr interessanten Neuchantal International Fantastic Filmfest, welches zum größten Teil anspruchsvolle Genre-Filme jenseits des deutschen FFF zeigt. In dieser Runde gibt es Besprechungen zu dem australischen Endzeitfilm „These Final Hours“, dem Slasher „It Follows“ und John McNaughtons neuem Film „The Harvest“ mit dem tollen Michael Shannon.

– reda ist auf Der breite Grad gar nicht begeistert von Bruno Corbuccis „Isabella – Mit blanker Brust und spitzen Degen“, dafür aber umso mehr von dem japanischen „Wet Weekend“ von Kichitaro Negishi.  Außerdem schreibt er über seine Erfahrung mit „Lilja 4-Ever“, den er nur einmal gesehen hat und ihn danach immer wieder abgebrochen hat, weil er ihn nicht ertragen konnte. Ein guter Text über persönliche Grenzen. Der von ihm empfohlene russische Kultfilm und 50er-Jahre-Retro-Rock-Musical „Hipsters“ ist da dann von fröhlicherer Natur.

– stu hat auf Die drei Muscheln den neuen Actionfilm von Peter Hyams vorgestellt, in dem Jean-Claude Van Damme einen durchgeknallten Schurken gibt. „Enemies Closer“ klingt dabei recht interessant und der alte Hyams ist ja auch ein Guter.

– Letztes Jahr lief „…und vor Lust sterben“ als Auftaktfilm zu „Monster machen mobil“ in Hamburg. Und wie man hört – ich war selber da noch nicht anwesend – fand die Mehrheit des Publikums den etwas schnarchig. Oder wie Sascha Nolte auf Die seltsamen Filme des Herrn Nolte ausdrückt: „Insgesamt ist Et mourir de plaisir ein schöner Bilderreigen in den wundervoll prallen Farben des Technicolor, in der sich aber der Regisseur leider nur selten traut mal so richtig auf den Busch zu klopfen.“

Final Frontier Film ist nun bei John Fords 20. Tonfilm angekommen: „Maria von Schottland“.

– Jochen Plinganz empfiehlt auf dem neu gestalteten Komm & Sieh den französischen Action-Thriller „Colt 45“.

– Michael Rademachers „Godzilla“-Filmkritik auf Daumenkino spricht mir in vielen Punkten aus der Seele.

– „Wir sind Könige“ ist laut Peter Gutting auf cineastic.de richtig gutes, deutsches Genrekino. Ich freue mich drauf.

– Von „Das letzte Einhorn“ erinnere ich mich vor allem an den Titelsong, den ich auf einer von der „Cinema“ Anfang der 80er herausgegeben Schallplatte hatte, die ich rauf und runter hörte. Und natürlich an Christopher Lees dunkle Bass-Stimme. Der Rest der Erinnerung kam beim Lesen von Oliver Armknechts Review auf film-rezensionen.de wieder.

– Apropos Anfang der 80er. Da kamen TV-Serien auf Spielfilmlänge zusammengeschnitten hier in die Kinos. Z.B. „Kampfstern Galactica“. Das auf der olle „Airwolf“ solch ein Schicksal hatte, wusste ich gar nicht mehr. Wieder was gelernt bei Deep Red Radio.

– Schlombie hat auf Schlombies Filmbesprechungen eine neue Folge „Die Filmbesprechungen der Anderen“ online gestellt. An dieser Stelle Danke für die freundliche Erwähnung meiner „Gorgo“-Besprechung.

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6 Antworten zu Das Bloggen der Anderen (07-07-14)

  1. Also mal ganz herzlichen Dank fürs Erwähnen in Deiner Liste von Blogs. Abgesehen davon, dass ich mich natürlich geschmeichelt fühle, dass mich jemand anderes zur Kenntnis nimmt, finde ich es lobenswert und super informativ, was Du so zusammenträgst. Deine DVD-Besprechungen lese ich übrigens auch gerne.

    Gruß vom Außenseiter

  2. Vielen Dank für die wiederholte und sogar recht ausführliche Erwähnung!

    Neuere iranische Filme verirren sich sogar manchmal zu Mainstream-Sendern, z.B. lief der tolle DAS LIED DER SPERLINGE von Majid Majidi vor vielleicht zwei Jahren in der ARD. Natürlich mitten in der Nacht, aber besser als nichts.

  3. Aus irgendwelchen Gründen wird mein Kommentar nicht angezeigt.

    Ich versuche es noch mal:

    Also mal ganz herzlichen Dank fürs Erwähnen in Deiner Liste von Blogs. Abgesehen davon, dass ich mich natürlich geschmeichelt fühle, dass mich jemand anderes zur Kenntnis nimmt, finde ich es lobenswert und super informativ, was Du so zusammenträgst. Deine DVD-Besprechungen lese ich übrigens auch gerne.

  4. Marco Koch sagt:

    Hi Außenseiter,

    dieses merkwürdige Phänomen mit den scheinbar verschwunden Kommentaren hatte ich kürzlich schon einmal. Mir wird auch der Kommentar auf jeden Fall angezeigt.

    Danke für die netten Worte und ich freue mich sehr darüber, dass Dir auch die Rezensionen gefallen.

    @Manfred: Auf dem Filmfest Hamburg liefen immer wieder iranische Filme. Einer, ich kenne den noch unter „Fireworks Wednesday“, lief vor Kurzem im TV. Damals lief in Hamburg noch einer, den ich leider verpasst hatte, der aber sehr interessant klang. Es ging darum, dass im Iran angeblich (keine Ahnung, ob das stimmt) bei einer Todesstrafe die Angehörigen des Opfers die Exekution ausführen. Wenn sie darauf verzichten, dann wird die Todesstrafe nicht ausgeführt. So habe ich das aus Erzählungen zumindest im Gedächtnis. Im Film ging es dann wohl um den Konflikt des Angehörigen. Sagt Dir das was? Den würde ich gerne sehen, kenne den Titel aber nicht mehr. Der müsste von 2005 oder 2006 sein.

  5. @Marco: DAME SOBH (DAY BREAK).

    @Außenseiter: Wenn Du Firefox oder einen anderen Mozilla-artigen Browser benutzt, lies mal meinen Kommentar hier. Trifft dann wahrscheinlich auch auf dich zu.

  6. Marco Koch sagt:

    Ja, genau der ist das, Manfred. Dank Dir!

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