Mein ganz persönlicher Jahresrückblick 2021

Vielleicht ist es keine so brillante Idee, den üblichen Jahresrückblick zu verfassen, wenn man sich gerade in einer eher melancholisch-ausgelaugten Phase befindet. Aber 2021 geht zu Ende und irgendwie hat man ja das Gefühl, man müsste noch vor dem 31.12. Bilanz ziehen.

Fangen wir gleich mal mit dem offensichtlichsten Thema an: Dieser Blog. Den habe ich in letzter Zeit sehr vernachlässigt. Vor allem „Das Bloggen der Anderen“ musste in den letzten Wochen wieder dran glauben. Diese Rubrik, die gleichzeitig Segen und Fluch ist. Segen, weil ich dadurch einige Blogger kennengelernt habe und viele den Blog nur wegen dieser Rubrik kennen/ansehen. Fluch, weil sie mich dazu zwingt, jeden Montag recht viel Zeit dort hinein zu investieren. Ob ich gerade Lust habe oder nicht. Okay, dadurch zwingt man sich, etwas zu schreiben – ansonsten wäre es hier wohl noch ruhiger geworden. Aber gerade in diesem Jahr war wieder zu beobachten, dass die Anzahl der Kolleg*innen, die sich regelmäßig hinsetzen, um ihre Blogs mit originellem Inhalt zu füllen, nochmal wieder abgenommen hat. Geblieben sind größtenteils nur die reinen „Rezensionen-Seiten“. „Nachwuchs“ ist nicht in Sicht. Auch das Interesse an „Das Bloggen der Anderen“ ist merklich erlahmt. Sodass ich mich oft gefragt habe: „Hat das überhaupt noch Sinn?“ Vor allem, da ich einerseits familiär und beruflich stark eingespannt war, andererseits aber auch so recht viel über Film geschrieben oder mich anderweitig verwirklicht habe.

Dieses Jahr habe ich fünf Booklets geschrieben (drei davon sind leider noch immer nicht erschienen, da die Veröffentlichung – Stand jetzt – in das 2. Quartal 2022 verschoben wurde), drei Videofeatures produziert, vier Audiokommentare (mit)eingesprochen (da kommen zwei ebenfalls erst 2022 auf den Markt). Zwei Beiträge für ein wahrscheinlich 2022 erscheinendes Buch verfasst. Zwei Podcasts für die 35MM aufgenommen. Gast in zwei weiteren Podcasts gewesen. Mit meinem Weird-Xperience-Kollegen Stefan vier YouTube-Sendungen aufgenommen. Den Chefredakteur-Posten bei der 70MM übernommen. Für die 35/70MM insgesamt sieben Artikel und noch ein paar Kleinigkeiten verfasst. Daneben im Kino diverse Einleitungen gehalten und mich noch um weitere Sachen gekümmert.

Das war vielleicht etwas viel, denn ich fühle mich derzeit ziemlich ausgelaugt und kämpfe damit, endlich mit dem nächsten 35MM-Artikel zu beginnen. Vielleicht liegt diese allgemeine Müdigkeit (neben dem Corona-Frust und andern Ärgernissen), aber auch daran, dass ich mich mit all diesen Dingen ja auch öffentlich mache und damit aus dem Schutz der eigenen, sicheren Höhle heraustrete. Und da draußen wird man halt auch nicht immer umarmt. Tatsächlich musste ich in 2021 einiges aushalten, was mich zutiefst frustriert und traurig gemacht hat. Das ging im Januar gleich damit los, dass ich aufgrund einer Buchrezenion vom Herausgeber/Autoren übel angegangen und beleidigt wurde. Dachte ich erst, ich stecke diesen Kinderkram so weg, habe ich doch gemerkt, dass das ziemlich Substanz gekostet hat. Im Mai gab es noch einmal ein sehr unerfreuliches Ereignis, welches mich ebenfalls sehr verletzt und lange auf unangenehme Weise beschäftigt hat. Zudem muss man natürlich auch mit scharfer Kritik zu Sachen leben, die man mit viel Liebe und Herzblut erstellt hat. Und da ich eher eine auf Ruhe und Harmonie bedachte Seele bin, frage ich mich immer häufiger: Warum tust Du Dir das alles an? Vielleicht sollte man das alles lassen, sich „ins Private“ zurückziehen und lediglich mit guten Freunden mal in gemütlicher Runde über Filme quatschen. Etwas was in diesem zweiten Seuchen-Jahr auch viel zu kurz gekommen ist. Zumal es über die ganzen Filmsachen hinaus noch mehr gibt, womit ich mich beschäftige (beispielsweise um mir einen letzten großen Lebenswunsch zu erfüllen) oder ich mich hier im Stadtteil engagiere. Andererseits liebe ich Film noch immer über alle Maßen, und muss mich aus dieser tiefen Liebe hinaus einfach damit beschäftigen und möchte mich darüber auch mit Gleichgesinnten austauschen. Und sind diese ganzen Sachen, die ich da mache, nicht auch genau das, wovon ich früher immer geträumt habe? Es bleibt schwierig. Schauen wir mal, wie es aussieht, wenn sich die Stürme des Jahres 2021 gelegt haben, wieder die Sonne scheint und hoffentlich irgendwann der schreckliche Corona-Wahnsinn auf ein erträgliches Maß zurückgegangen ist. Ich ruhe mich jetzt erst einmal ein paar Tage aus.

Dass ich den Blog immer wieder habe schleifen lassen, schlägt sich auch auf die Besucherzahlen nieder, wenn auch nicht so stark, wie ich erwartet hätte. Immerhin stehen 2021 nur ganze 49 Artikel den 68 Artikeln gegenüber, die ich 2020 veröffentlicht habe. Da sind knapp 12% weniger Besucher und eben soviel weniger Sitzungen gegenüber 2020 gar nicht so schlimm. Wobei es auch wieder drei extreme Tage gab, die aber wohl auf Hacker-Versuche zurückzuführen sind, da dort jeweils hunderte von Seitenzugriffe innerhalb nur einer Stunde stattfanden. Ansonsten sind die erfolgreichsten Artikel des Jahres 2021 alles alte Bekannte: Der „Erfahrungsbericht Imax“ von 2011, das Interview mit Cinemabilla-Besitzer Jens Schmidt von 2019 und die „Maliza“-Rezi aus 2017.

Höhepunkte des Jahres waren einmal das Internationale Filmfest in Oldenburg, welches nicht nur qualitativ sehr hochwertig war, sondern wo man aufgrund der vielen Gäste und Zuschauer das Gefühl hatte, Corona nähere sich dem Ende und die Normalität hält wieder Einzug (welch ein Trugschluss). Und dann natürlich das Deliria-Italiano-Forentreffen in Freiburg, bei dem einfach alles gestimmt hat: Die Leute, die Location, die Filme und letztendlich auch die wunderbare Stadt. Davon zehre ich heute noch. Dafür ist aber auch viel wieder ausgefallen. Besonders betrüblich: Der Mondo-Bizzar-Weekender in Düsseldorf. Und zum Buio Omega habe ich es aus diversen Gründen auch wieder nicht geschafft.

Unsere Reihe Weird Xperience im Cinema Ostertor hat es auf gerade mal drei Vorstellungen in 2021 gebracht. Die waren aber toll. Besonders unser „Comeback“ mit „Zombie – Dawn of the Dead“, bei dem eine Superstimmung herrschte und es ein großes Hallo gab. Und dass so viele zu „Sexual-Terror der entfesselten Vampire“ gekommen sind, war natürlich auch etwas, was mir noch immer ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubert. Nicht zu vergessen das 2. HyperHorrorHapping in unserer alten Wirkungsstelle dem City46, bei dem wir eingeladen worden waren um eine Einführung zu „Videodrome“ zu halten und dann bis sehr spät in der Nacht noch mit anderen Filmfreunden zusammensaßen und quatschten. Das war auch sehr, sehr schön.

Erstaunlicherweise habe ich in diesem Jahr unglaubliche 224 Filme geschaut. Wow. Das sind nochmal 13 mehr als letztes Jahr und das war schon außerordentlich gewesen. Tja, man merkt daran halt auch, dass andere Freizeitaktivitäten aufgrund der Pandemie wegfallen. Hier die obligatorischen Listen:

Top 10 aktuelle Filme (Produktionsjahr 2020/2021)

1. Titane* (Julia Ducournau, 2021) – meine Rezension
2. The Green Knight* (David Lowery, 2021)
3. Pig* (Michael Sarnoski, 2021) – meine Rezension
4. Harmur* (Anton Kristensen & Ásgeir Sigurðsson, 2021) – meine Rezension
5. Anchorage* (Scott Monahan, 2021) – meine Rezension
6. Dune: Part One* (Denis Villeneuve, 2021)
7. The Suicide Squad* (James Gunn, 2021)
8. The Mitchells vs the Machines (Michael Rianda & Jeff Rowe, 2021)
9. Felkészülés meghatározatlan ideig tartó együttlétre (Lili Horvát, 2020)
10. Ulbolsyn (Adilkhan Yerzhanov, 2020)

* im Kino gesehen

Top 10 ältere Filme (nur Erstsichtungen)

1. Voyna i mir (Sergey Bondarchuk, 1965) – meine Rezension
2. O.K. (Michael Verhoeven, 1970) – meine Rezension
3. Hagazussa (Lukas Feigelfeld, 2017)
4. Dragged Across Concrete (S. Craig Zahler, 2018)
5. Przesluchanie (Ryszard Bugajski, 1989)
6. Kladivo na carodejnice (Otakar Vávra, 1970)
7. Turksib (Victor A. Turin, 1929)
8. Unter den Brücken (Helmut Käutner, 1946)
9. Act of Violence (Fred Zinnemann, 1948)
10. Run All Night (Jaume Collet-Serra, 2015)

Ich wünsche allen meinen Leser*innen einen guten Rutsch ins neue Jahr! Bleibt gesund! Wir lesen/sehen uns wieder in 2022!

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