Das Bloggen der Anderen (15-07-19)

– Die halbe Belegschaft von critic.de war auf einem jener großartigen Filmfestivals, welches mich ausgesprochen reizen würde. Vergesst Berlin oder Cannes, mich würde es gerne mal nach Bologna zum Il Cinema Ritrovato ziehen. Was da alles Großartiges gezeigt wird, verraten u.a. Andrey Arnold, Michael Kienzl und Silvia Szymanski.

– Dass mich allerdings auch Neuchâtel International Fantastic Film begeistern könnte, habe ich ja schon letzte Woche verlauten lassen. Sennhausers Filmblog berichtet diesmal über die dort gezeigten Filme „Daniel Isn’t Real“ (mit Schwarzenegger-Sohn Patrick in der Titelrolle), dem sehr interessant klingenden „Les Particules“ von Blaise Harrison und dem No-Budgetfilm „Das Höllentor von Zürich“ von Cyrill Oberholzer (inklusive Link zum kompletten Film).

– Mit einiger Verzögerung setzt Elmar Podlasly auf Retrospect Magazine seinen sehr lesenswerten Bericht von den internationalen Stummfilmtagen in Bonn 2017 (!) mit den Teilen 5 bis 9 fort.

– Rüdiger Suchsland schreibt auf out takes über das Filmfest München und fordert: „Wir brauchen eine Revolution im deutschen Film! Eine Revolution der Filme gegen die Funktionäre, der Filmemacher gegen die Amigo-Klüngel, der Filmproduzenten gegen die Allianzen der Verhinderung und des Weiter So, des Kinos gegen die Streaming-Dienste, der neuen Ideen gegen die Krise.“

– Noch einmal Filmfest München. Patrick Holzapfel auf Jugend ohne Film über den dort gelaufenen „A Vida Invisível de Eurídice Gusmão“ von Karim Aïnouz.

– Und Filmfest München zum Dritten: Die Redakteure von kino-zeit.de stellen ihre Favoriten vor (Achtung: Klick-Strecke). Elisabeth Hergt erinnert in einem schönen Portrait an Dennis Hopper. Und Katrin Doerksen nimmt Shelley Duvalls 70. Geburtstag zum Anlass, um sich über Machtmissbrauch am Filmset Gedanken zu machen.

– André Malberg schreibt auf Eskalierende Träume in der Kolumne „100 deutsche Lieblingsfilme“ über Frank Wisbars letzten Film: „Marschier oder krepier“ von 1962.

– Beim Konzert von Fabio Frizzi in Hamburg vor einigen Monaten, spielte der Meister auch seine Titelmusik aus „Puppetmaster: The Littlest Reich“. Die im Hintergrund laufenden Bilder machten uns kollektiv Neugierig. Funxton hat den Film jetzt gesehen. Außerdem stellt er den gerade bei Cinema Obscura rausgekommenen „Una Farfalla Con Le Ali Insanguinate“ von Duccio Tessari vor.

Schattenlichter ist diesmal nicht im Italo-Gefilde unterwegs, sondern verbindet Kindheitserinnerungen mit einer Besprechung von „Link, der Butler“.

– Oliver Nöding hat auf Remember It For Later noch immer die 80er Teenie-Filme am Wickel und hat sich diesmal „Risky Business“ mit Tom Cruise und „Revenge of the Nerds“ vorgenommen. Außerdem hat er eine sehr interessante und lesenswerte Kritik zu Panos Cosmatos‘ „Mandy“ geschrieben.

– Interessanter Zufall. Anlässlich meiner Ausführungen zur neuseeländische Filmgeschichte, die ich anlässlich meiner Einführung beim Weird-Xperience-Screening von „Mega Time Squad“ hielt, stolperte ich über den in Neuseeland tierisch erfolgreichen, hierzulande aber ziemlich unbekannten „Wo die wilden Menschen jagen“. Bullion von moviescape hat ihn gesehen.

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DVD-Rezension: „Godzilla und die Urweltraupen“


Nach einem gewaltigen Storm treibt ein gigantisches Ei vor der Küste Japans. Während Militär und Wissenschaftler noch nicht genau wissen, was sie damit anfangen sollen, haben die geschäftstüchtigen Küstenbewohner es bereits an den Geschäftsmann Kumayama (Yoshifumi Tajima) verkauft. Dieser handelt im Auftrag des finsteren Jiro Torahata (Kenji Sahara), der aus dem Ei eine große Show-Attraktion machen will. Der Reporter Ichiro Sakai (Akira Takarada), seine Fotografin Junko Nakanishi (Yuriko Hoshi) und der Professor Miura (Hiroshi Koizumi) treffen unterdessen auf zwei Mini-Feen (The Peanuts), die sie darüber aufklären, dass das Ei den Nachwuchs der Riesenmotte Mothra in sich trägt und dieses umgehend an Mothra zurückgeben werden muss. Doch alle Versuche das Ei von Torahata zurückzubekommen schlagen fehl. Die Sache kompliziert sich noch als plötzlich Godzilla auftaucht und eine gewaltige Zerstörung anrichtet. Das Helden-Trio macht sich auf zu Mothras Insel, um Mothras Unterstützung gegen den König der Monster zu erbitten…

Nachdem die Riesenmotte Mothra mit ihrem Debüt 1961 gut angekommen war, folgte drei Jahre später ein weiterer Mothra-Film, in dem sie mit dem ebenfalls immens populären Godzilla zusammengesteckt wurde. Weshalb „Godzilla und die Urweltraupen“ heute auch eher als Godzilla-, denn als Mothra-Film rezipiert wird. Tatsächlich aber hat Godzilla hier eher einen erweiterten Gastauftritt. Im Mittelpunkt stehen wieder Mothra und die beiden Feen-Zwillinge, sowie ein geheimnisvolles Riesenei, welches sich später als Motten-Nachwuchs (die Urweltraupen des deutschen Titels) entpuppt. Diese beiden Raupen sehen zwar aus wie zwei große Kackwürste, wissen sich aber bereits gut zur Wehr zu setzen. Dies ist meines Wissens nach dann auch die letzte Gelegenheit, Mothra im Larvenstadium zu sehen. In den folgenden Filmen bekommt der Zuschauer nur noch eine ausgewachsene Mothra vorgesetzt und da diese zu den schönsten Kaiju überhaupt gehört, ist das auch ganz gut so.

Ihr Gegner Godzilla darf in „Godzilla und die Urweltraupen“ noch einmal der böse Vernichter sein. Allerdings ist hier schon die Vermenschlichung und „Verniedlichung“ der Figur zu erahnen, die bereits im nächsten Film voll ausgeprägt daher kommen sollte. In „Frankensteins Monster im Kampf gegen Ghidorah“ benimmt sich Godzilla dann wie ein jugendlicher Rowdie, spielt Rhodan Streiche und bekommt von diesem dafür einen Energiestrahl auf den Hintern gebrannt. Was dann nichts mehr mit der bedrohlichen Naturgewalt zu tun hat, die 1954 Tokio platt machte. Dafür aber das Bild von Godzilla in den nächsten Jahrzehnten prägen sollte. Hier ist Godzilla zwar der Zerstörer, den es gilt aufzuhalten. Doch wirklich böse ist er nicht mehr. Vielmehr ist er ein – wie man hier in Norddeutschland sagt – echter „Töffel“. Dass er mal wieder eine ganze Stadt den Erdboden gleich macht, resultiert nicht aus unbedingten Zerstörungswillen, sondern draus, dass er über Erdkanten stolpert, sich sein Schwanz in einem riesigen Sendemast verfängt und er einfach gerade ausrutscht. Der erster Schritt zur Vermenschlichung der Riesenechse ist getan, Dass der mächtige Godzilla sich dann am Ende recht hilflos zeigt, wenn er von den „Urweltraupen“ eingesponnen wird und diesen generell nicht viel entgegenzusetzen hat, passt dann ins Bild eines eher tolpatschigen Monsters.

Dafür ist das Design Godzillas eines der schönsten der ganzen Showa-Staffel. Schlank und mit einem bösartigen Blick kommt er daher. Auch Mothra steht in voller Pracht. Leider ist die Kampfszene zwischen den Beiden etwas hektisch geschnitten und statt der Totalen wird hier (zu) viel mit Nahaufnahmen eines der beiden Kontrahenten gearbeitet, was der Übersichtlichkeit schadet und die tolle Motte nicht richtig zur Geltung kommen lässt. Andererseits war es damals sicherlich auch nicht ohne weiteres möglich einen Mann im Gummianzug überzeugend gegen riesige Mottenpuppe kämpfen zu lassen. Das hätte dann wahrscheinlich ausgesehen, wie der Schlusskampf Godzillas gegen die Urweltraupen, der auch eher lustig anzuschauen ist, weshalb sich die Regie dann vermutlich entschlossen hat, mehr Zeit auf das Einspinnen Godzillas zu verwenden. Nichtsdestotrotz sind alle Kämpfe und Zerstörungsorgien des Filmes natürlich ausgesprochen unterhaltsam und lassen dem geneigten Kaiju-Fan das Herz aufgehen. Vor allem, da sie sich logisch entwickeln und nicht – wie in späteren Filmen – zu Nummernrevue werden.

Auf der Seite der menschliche Darsteller gibt es wieder einmal einen vor Selbstbewusstsein strotzenden Reporter und einen anpackenden Wissenschaftler. Die Rolle der jungen Foto-Journalistin könnte man heutzutage so aber nicht mehr bringen. Als eher lästiges Anhängsel, welches bei jeder unpassenden Gelegenheit das Falsche tut und sich dem Macho-Journalisten um den Hals wirft, verkörpert sie genau jenes Frauenbild, welches heute Gottseidank nur noch sehr selten in Filmen anzutreffen ist und einem dann eher als peinliches Relikt aus anderen Zeiten aufstößt. Auch die Bösewichte sind wieder klischeemäßig mit dem finsteren, kühlen Intriganten (der allerdings nicht die abstoßenden Qualitäten eines Jerry Itô in „Mothra bedroht die Welt“ einbringen kann) und seinem überschwänglich jovial agierenden, schleimigen Helfer besetzt. Wobei eine Szene erstaunlich ist, in der sich beide eine Schlägerei liefern und tatsächlich deutlich Blut fließt. Eine Seltenheit in den Godzilla-Filmen, wo in der Regel auf roten Lebenssaft verzichtet wird. Ein Wort noch zur Musik, die hier – nachdem in „Mothra bedroht die Welt“ Yûji Koseki übernommen hatte – wieder von Godzilla-Stammkomponist Akira Ifukube stammt und zu dem Besten gehört, was innerhalb der Reihe ertönte.

Mit Godzilla als Gast und Rangel-Partner geht es in den zweiten und letzten Teil der Mothra-Saga. Während Mothras Mythologie noch etwas ausgebaut wird und sich der Film letztendlich u ihre Nachkommen dreht, werden an Godzilla erste „Vermenschlichungs“-Tendenzen festgemacht. Getrieben von der großartigen Musik Akira Ifukubes bleibt „Godzilla und die Urweltraupen“ vielleicht etwas hinter dem ersten Mothra-Film zurück, bietet aber immer noch eine Menge bunten Spaß für die ganze Familie.

Diesmal ohne HD-Bild reiht sich „Godzilla und die Urweltraupen“ ganz in die vorangegangenen, sehr gelungen Veröffentlichungen der „Kaiju Classics“-Reihe von Anolis ein. Wie gehabt ist auf DVD 1 die längere japanische Fassung (mit dem japanischen Vorspann und einer etwas längerer Laufzeit), bei der die einst geschnittenen Szenen im Original mit deutschen Untertiteln belassen wurden und auf DVD 2 die etwas kürzere deutschen Kinofassung mit dem deutschen Vorspann. Das Bild ist bei beiden Fassungen für eine DVD sehr gut und auch beim Ton muss man keine Abstriche machen. Neben dem gewohnt unterhaltsamen Audiokommentar der bestens aufgelegten Jörg Buttgereit, Bodo Traber und Alexander Iffländer, ist auch wieder eine Tonspur mit einem Kommentar von Florian Bahr dabei. Ein Schatz ist das halbstündige Interview, welches mit Akira Takarada, dem star nicht nur des Original-“Godzilla“ und eben „Godzilla und die Urweltraupen“, sondern auch noch drei weiterer Godzilla-Filme. Eine Super-8-Fassung, Trailer und Werberatschläge runden die Extras ab, wobei es laut ofdb.de auf der zweiten DVD noch ein 19-minütiges Easter Egg geben soll, welches ich allerdings nicht entdeckt habe. Das informative Booklet von Ingo Strecker sollte mit seinen 20 Seiten auch nicht unerwähnt bleiben.

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Das Bloggen der Anderen (08-07-19)

– Das Morbid Movies Festival in Nürnberg ging in die vierte Runde und Oliver Nöding schreibt auf Remember It For Later über die gezeigten Filme, welche von Zulawskis wunderbaren „Nachtblende“ über Slasher-Klassiker wie „The Burning“ und Video Nasties wie „Don’t Go in the House“ reichen.

– Das Neuchâtel International Fantastic Film Festival finde ich jedes Jahr höchst spannend und würde sehr gerne selber einmal in die Schweiz fahren, um dran teilzunehmen. Denn hier werden phantastische Filme gezeigt, die weit weg sind von unserem teutonischen Fantasy Filmfest-Einerlei. Z.B. der neue Film von Veronika Franz und Severin Fiala: „The Lodge“ und der aktuelle Streich von Quentin Dupieux: „Le Daim“. Dies und mehr nachzulesen auf Sennhausers Filmblog.

– Noch ein Filmfest. Diesmal München. Sophie Charlotte Rieger berichtet auf Filmlöwin aus feministischer Sicht über die Filme „Late Night – Die Show ihres Lebens“ von Nisha Ganatra und „Judy and Punch“ von Mirrah Foulkes.

– Ein noch immer viel zu unbekannte Legende des Deutschen Films wird 80. Thomas Groh ehrt Roland Klick auf seinem Logbuch.

Filmlichtung berichtet über die Karl-Struss-Technik mit der der Namensgeber in den 30er, 40er und 50er Jahren für erstaunliche Make-Up-Effekte sorgte.

– Andreas Köhnemann stellt auf kino-zeit.de die leider recht unbekannte Regisseurin Kristine Peterson und vor allem ihr Debüt „Träume des Wahnsinns“ von 1988 vor, sowie ihr weiteres Werk im Genrefilm. Spannend und die Dame und ihre Filme sind es sicherlich wert, der Vergessenheit entrissen zu werden. Katrin Doerksen scheibt über weibliche Film-Noir-Pionierinnen. Dies anlässlich einer aktuellen Retrospektive im Berliner Kino Arsenal.

– Und noch einmal dasselbe Thema: Auch Lukas Foerster stellt die Retrospektive der Pionierinnen des Film Noir vor und gibt auf critic.de ergänzende Hinweise.  Zwei Genrefilme (oder so) aus Deutschland: Silvia Szymanski hat einen wunderbaren Text über Fatih Akins tollen „Der goldene Handschuh“ geschrieben und Robert Wagner lobt noch einmal „Luz“.

– Und noch ein neuer deutscher Film, wenn auch für das ZDF produziert. Klaus Lemke hat wieder zugeschlagen. Oliver Armknecht von film-rezensionen.de findet „Neue Götter in der Maxvorstadt“ im Gegensatz zu vielen anderen allerdings recht fürchterlich. Dafür ist Rouven Linnarz hingerissen von „Das weiße Rentier“, einem finnischen Klassiker des phantastischen Films, den ich letztes Jahr auf dem Filmfest in Braunschweig kennen und lieben lernen durfte.

– Flo Lieb auf symparanekronemoi über Tarkovskis ebenso erschütternde, wie traurige Debüt „Ivans Kindheit“.

– Auf new filmkritik findet sich ein schöner Text von Werner Sudendorf über Josef von Bakys „Das doppelte Lottchen“-Verfilmung von 1950.

– Christian beschließt auf Schlombies Filmbesprechungen seine kleine Stallone-Retro mit „Assassins“ und „Copland“ und fragt sich am Ende: „Gerade nach seiner überraschend guten, aber auch unterschätzten 90er Jahre-Phase hätte ich ihm gegönnt, dass ihm aufgrund des Erfolges von „Copland“ reizvolle Projekte angeboten worden wären. Wie stattdessen mit ihm umgegangen wurde, macht die traurige Entstehungsgeschichte des Filmes „Driven“ deutlich.

– Oha, dass „Our Hospitality“ hierzulande auf DVD erschienen ist, habe ich als Verehrer des großen Meisters Buster Keaton gar nicht mitbekommen. Wie Volker auf Die Nacht der lebenden Texte schreibt, gab es aber bei dieser Veröffentlichung leider auch kein Grund zum Jubeln.

– Schwanenmeister weist auf Negative Space auf einen 3-Stunden-Podcast von Quentin Tarantino himself hin.

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Blu-ray-Rezension: „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“


Kommissar Giacomo Bonavia (Martin Balsam) setzt alles daran, dass der Kleinkriminelle Michele Li Puma (Adolfo Lastretti) aus einer Heilanstalt für Geistesgestörte Kriminelle entlassen wird. Li Pumas Weg führt geradewegs zum Büro des Bauunternehmers Ferdinando Lomunno (Luciano Catenacci), wo er ein Massaker anrichtet, bei dem er selber ums Leben kommt. Lomunno selber ist aber an diesem Tag nicht im Büro. Die Bluttat ruft Staatsanwalt Traini (Franco Nero) auf den Plan. Dieser vermutet bald, dass Bonavia in die Sache involviert ist. Während Bonavia dem jungen Staatsanwalt die Welt der Mafia und die Ohnmacht der Polizei zu erklären versucht, glaubt Traini unerschütterlich an die Macht des Rechtsstaats und versucht Lomunno mit legalen Mitteln beizukommen. Eine Schlüsselfigur komm dabei Li Pumas Schwester Serena (Marilù Tolo) zu, der Ex-Geliebte Lummons.

Anmerkung: Alle Screenshots stammen von der ebenfalls enthaltenen DVD, nicht der Blu-ray.

Wenn man Damiano Damiani als König des italienischen Mafia-Films bezeichnet, werden einige vielleicht noch mit Francesco Rosi kontern, doch es dürfte ein Konsens darüber bestehen, dass es Damiani wie kaum einem anderen gelang, politische Anklage und hervorragende Unterhaltung auf das Beste miteinander zu vereinen. Unvergessen seine TV-Serie „Allein gegen die Mafia“, welche 1984 auch in deutschen Haushalten ein echtes Ereignis und Tagesgespräch war. „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“ war der Auftakt einer kleinen Reihe von Filmen, die ihn hierzulande bekannt gemacht haben. Sein ebenfalls 1971 entstandener Film „Das Verfahren ist eingestellt – vergessen sie’s!“ in dem auch Franco Nero die Hauptrolle spielt, wurde erst kürzlich von Koch Media auf Blu-ray veröffentlicht, sein „Warum musste Staatsanwalt Traini sterben“ (!!!) ist schon länger auf DVD erhältlich. Bereits vor „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“ hatte sich Damiani mit politischem Kino (wie in seinem außerordentlichen Italo-Western „Töte Amigo“) und der Mafia („Der Tag der Eule“, seiner ersten Zusammenarbeit mit Franco Nero) beschäftigt. Doch „Der Clan, der seine Feine lebendig einmauert“ ist der erste Film, an den man sich erinnert, wenn das Gespräch auf Damiani kommt.

Das mag auch an dem ausgesprochen markigen deutschen Titel liegen, der weder etwas mit dem Originaltitel (dessen Übersetzung „Geständnis eines Polizeikommissars vor dem Anwalt der Republik“ heißen müsste) zu tun hat, noch der Wahrheit entspricht. Zwar wird wirklich jemand eingemauert, ist aber zu diesem Zeitpunkt bereits mausetot. Wobei angedeutet wird, dass sich in den Stützpfeilern so mancher Neubauten Italiens die Opfer der Mafia befinden. Dass diese bei der Versenkung in Beton noch lebten wird aber nicht erwähnt – wobei es bei der Brutalität mit der die „ehrenwerte Gesellschaft“ zuwege geht, durchaus im Rahmen des Möglichen liegt. Damiano erliegt nicht eine Sekunde der Versuchung seine Mafia zu glorifizieren. Es sind ungehobelte, unflätige Menschen, die auch nicht davor zurückschrecken Kinder zu ermorden, wenn es ihrer Sache dient. Die erst einen Menschen brutal abstechen, um sich dann wie Kinder an einer Komödie zu ergötzen. Auch zeigt er auf, wie sich die Korruption gleich einem Geschwür in der italienischen Gesellschaft ausbreitet. Wie alles miteinander zusammenhängt und letztendlich nur der unersättlichen Gier einiger weniger Männer dient.

Dass Damiani auf Seite seines Kommissars steht, ist jede Sekunde klar. Er versteht dessen Frustration und Wut. Aber im Gegensatz zu einem Maurizio Merli weiß Bonavia, dass er mit den Konsequenzen seines Handelns leben muss. Dass er sich auf das Niveau derer herabbegibt, die er verachtet. Dass er sich mit seinen Taten selbst ein Todesurteil ausstellt. Dazu braucht es keinen Staatsanwalt. Sein von Franco Nero verkörperter junger, idealistischer Gegenpart Traini wird dabei nicht lächerlich gemacht, wie das so gerne mal der Fall ist, wenn man im Film den pragmatischen harten Hund mit dem idealistischen, regelstrengen Neuling zusammensteckt. Beide Seiten haben gute Argumente für ihr vorgehen. Während Franco Neros Traini noch die Kraft und den Glauben an die Gerechtigkeit besitzt, so ist Martin Balsams Bonavia von seinem langen, erfolglosen Kampf ausgebrannt und hat seinen Glauben schon lange verloren. Obwohl Martin Balsam nicht die erste Wahl für die Rolle des Bonavia war (favorisiert wurden Anthony Quinn oder John Cassavettes), kann man sich heute keine besser Besetzung als ihn vorstellen. Die gedrungene Gestalt, der so gar nichts heroisches anhaftet, die dunklen, irgendwie melancholischen Augen Balsams und diese kompromisslose Härte, die Balsam trotz alledem ausstrahlt. Auf der anderen Seite der schöne Franco Nero. Immer kerzengerade, gut angezogen, athletisch. Leicht hätte Staatsanwalt Traini zu einer Klischeefigur werden können. Doch Neros Schauspielkunst verhindert dies. Wie Balsam strahlt er einen unbarmherzigen Willen aus. Und unterschwellig erste Zweifel an seinem bedingungslosen, optimistischen Glauben an den Rechtsstaat. So unterschiedlich beide äußerlich sind – der Weg Trainis zu einem Bonavia ist bereits vorgezeichnet.

Damiani inszeniert seinen Film wie unerbittliches Uhrwerk oder eine sich langsam zuziehende Schlinge. Dabei legt er kaum Wert auf Action. Diese wird gleich zu Beginn des Filmes abgehandelt, ansonsten beschränkt sie sich auf kurze, wenn auch heftige Ausbrüche. Damianis Film treibt die Handlung immer vorwärts, unaufhaltsam auf ihr pessimistisches Ende zu. Die Spannung entsteht vor allem an der Reibung der Paarung Franco-Balsam und der Frage, welche „Glaubensrichtung“ sich durchsetzen wird. Ob Bonavia etwas vom jungen, idealistischen Traini annehmen wird oder Traini ins frustrierte Innere von Bonavias Seele gezogen wird. Da verzeiht man auch kleinere Holprigkeit, wenn z.B. für die Rückblenden den beiden haarlosen Balsam und Luciano Catenacci einfach Perücken aufgesetzt wurden und die Augen mit Kajal umrandet werden, und beide dabei noch immer wie Männer fortgeschrittenen Alters aussehen, die man mehr schlecht als recht auf jung getrimmt hat.

„Der Clan, der seine Feine lebendig einmauert“ ist ein Klassiker des italienischen Mafia-Films. Er lebt von seinen ausgezeichneten Darstellern und der ruhigen, aber zielstrebigen Inszenierung Damiano Damiani, die von der Korruption und Gewalt in der italienischen Gesellschaft erzählt und den tiefen Verletzungen, die diese in den Seelen von Männern hinterlässt, die kein legales Mittel gegen sie finden.

Endlich wieder Nachschub in der Polizieschi-Reihe von filmArt. Nachdem „Der Clan, der seine Feine lebendig einmauert“ bereits 2005 und 2009 bei Koch Media als DVD erschienen ist, kommt jetzt eine Blu-ray-/DVD-Kombi von filmArt. Dabei muss man die Blu-ray ein wenig suchen, denn zunächst sieht man lediglich die DVD. Die Blu-ray befindet sich in einem Papp-Schuber, der über dem Booklet liegend auf der linken Seite eingeklemmt wurde. Bild- und Tontechnisch macht der Film einen guten Eindruck. Die Blu-ray ist wie die alte Koch-DVD gegenüber der Kinofassung ungeschnitten, weshalb damals nicht synchronisierte Stellen im italienischen Original mit Untertiteln verbleiben. Neben der ungekürzten Version wurde noch die deutsche Kinofassung mit dazu gepackt, welche dann auch den deutschen Vorspann aufweist. Als neue Extras kommt noch ein 4-minütiges Interview mit Franco Nero dazu. Das 20-minütige Featurette „Franco Nero in His Own Words“ der Koch-Media-Version fehlt leider. Das 12-seitige und sehr lesenswerte Booklet stammt von Udo Rothenberg, dessen fantastischen Blog „L’Amore in città“ ich hier schon desöfteren verlinkt habe.

Kleiner Bildvergleich zwischen der alten Koch-DVD und der neuen filmArt-DVD

Koch (2005)

filmArt (2019)

Koch (2005)

filmArt (2019)

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Das Bloggen der Anderen (01-07-19)

– Es ist schon interessant, wenn ein Thema kurz hintereinander in zwei völlig unterschiedlichen Blogs abgehandelt wird. Rajko Burchardt macht sich auf kino-zeit.de über das neue „Sub-Genre“ des „elevated horror“ Gedanken. Ein Genre, welches sich, wie die Überschrift sagt, „selbst verachtet“. Horrorfilme von Menschen, denen es peinlich ist, Horrorfilme zu drehen. Ein neues Prädikat für Zuschauer, die „ja eigentlich keine Horrorfilme gucken“. Zufälligerweise haut Filmlichtung einen Tag später (fairerweise muss man sagen, dass der Autor betont, dass sein eigener Text schon vor mehreren Wochen geschrieben, jetzt aber erst veröffentlicht wurde) mit dem Artikel „Elevated Horror – Marketingbuzz oder Scham vor dem eigenen Genre?“ in dieselbe Kerbe und kommt bei seiner „persönlichen Abrechnung“ zu gleichen Ergebnissen wie Rajko Buchardt.

– André Malberg von Eskalierende Träume zeigt sich positiv überrascht von Robert Zions neuem Buch „Roger Corman – Die Rebellion des Unmittelbaren“.

– In den 70er Jahren wurden aus Hongkong unzählige mal groß, mal mittel, mal klein, mal fast gar nicht budgierte „Kung-Fu-Filme“ in die deutschen Bahnhofskinos gespült. Bluntwolf hat auf Nischenkino einmal eine kleine Geschichte dieser Filme und ihre Folgen für die filmische Gegenwart zusammengetragen.

– Oliver Armknecht von film-rezensionen.de hat auf dem Filmfest München ein Doppelinterview mit Regisseur Riley Stearns und Hauptdarsteller Jesse Eisenberg über den Eröffnungsfilm „The Art of Self-Defense“ geführt.

– Noch einmal München, jetzt aber das Kinderfilmfest, auf das Rochus Wolff auf seinem Kinderfilmblog einen ersten Vorgeschmack gibt.

– Ich freue mich in dieser Woche besonders darüber, mal wieder ein Lebenszeichen zweiter Blogs zu lesen, die diese Kolumne seit ihren anfangstagen begleitet haben. Zunächst Die seltsamen Filme des Herrn Nolte, in denen es um den Spät-80er-Slasher „Blood Rage“ geht.

– Und dann zum zweiten: Das Magazin des Glücks. Dort gibt es zwar nur eine Liste der im ersten Halbjahr gesehenen Filme, dies aber – und das muss man mal loben, weil leider nicht selbstverständlich – mit kurzen Kommentaren.

– Ebenfalls kurz aus der Versenkung wieder aufgetaucht: Der schöne Schattenlichter-Blog. Diesmal mit einem eher unbekannteren Giallo, aber mit der wundervollen Edwige Fenech: „Das Geheimnis der blutigen Lilie“.

– Christian wühlt sich auf Schlombies Filmbesprechungen weiter durch das eher schlechter beleumdet Oeuvre Sylvester Stallones: Das Sly/Sharon-Stone-Vehikel „The Specialist“ findet kaum Gnade bei ihm, „Stop! Oder meine Mami schießt“ schon etwas mehr. Nicht wirklich verstehen kann er dann, dass „Judge Dredd“ so hart floppte, mag er doch dieses „kunterbunte und harte, wie hintergründige Meer an Schauwerten, Tempo und Einfallsreichtum“.

– Okay, bei den Wochenend-Temperaturen MUSS ich diese Besprechung einfach verlinken: „Brennender Tod“ (OT: Night of the Big Heat) von Terence Fisher mit Cushing und Lee! Ich fand den ja eher lahm, aber man kann ja trotzdem mal lesen, was Volker Schönenberger von Die Nacht der lebenden Texte dazu schreibt.

– Zum Abschluss etwas, was mich wirklich freut: totalschaden von Splattertrash nimmt sich dem wohl unbekanntesten (und auch erfolglosesten) Film Charlie Chaplins an: Das Melodram „Die Nächte einer schönen Frau“, in dem der selber keine Rolle übernahm und 1923 auch einmal andere Wege einschlagen wollte. Gedankt wurde es ihm nicht und auf solche Experimente verzichtete er später dann auch. Schön, dass sich aber trotzdem jemand an den Film erinnert und ihn lobpreist.

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Filmbuch-Rezension: „Helmut Käutner – Freiheitsträume und Zeitkritik“

Helmut Käutner ist mir natürlich schon seit meiner Kindheit ein Begriff. Wobei ich ihn damals vor allem als Regisseur von Heinz-Rühmann-Filmen wahrgenommen habe. Was mich heute verwundert, da er mit Rühmann nur zwei Filme gedreht hat: „Der Hauptmann von Köpenick“ und „Das Haus in Montevideo“. Erst später wurde mir Käutner von enthusiastischen Filmfans als einer der großartigsten Regisseure der Nachkriegs-BRD näher gebracht. Grade seine Filme „Unter den Brücken“ und „Große Freiheit Nr. 7“ wurden mir mehr als einmal ans Herz gelegt. Noch später dann aus anderen Mündern „Schwarzer Kies“ und „Die Rote“.

Ich gebe zu meiner Schande zu, dass ich es bis heute nicht geschafft habe, die meisten dieser Filme auch wirklich zu sehen. Zwei Dinge erhöhen nun aber den Druck, sich eingehend mit Käutners Werk zu beschäftigen. Zum einen ein „Erweckungserlebnis“, als ich vor drei Jahren „Große Freiheit Nr. 7“ im Rahmen eines Hamburger VHS-Kurses für Schüler sehen konnte, den mein Freund Elmar abhielt und bei dem ich zu Gast war, um ein wenig über das Bloggen über Filme zu erzählen. Da traf mich die Wucht dieses Meisterwerkes einigermaßen unvorbereitet und gerade Elmars Ausführungen zu einem seiner Lieblingsfilme ließen mich „Große Freiheit Nr. 7“ noch mehr lieben.

Das zweite Erlebnis war meine Lektüre des Buches „Helmut Käutner – Freiheitsträume und Zeitkritik“ von René Ruppert. Ruppert widmet hier jedem der Kinofilme Käutners ein Kapitel, indem er detailliert auf die Umstände der Entstehung des Filmes, die Einordnung in Käunters Gesamtwerk und Zeitkontext (so werden immer wieder zeitgenössische Kritiken und Artikel über die Filmarbeiten zitiert), die wiederkehrenden Motive und Techniken Käutners. Bei den Literaturverfilmungen wird auch auf die Unterschiede zwischen Quelle und Film herausgearbeitet und näher untersucht. Das Privatleben Käutners wird ausgespart (und ist auch für die Analyse seines Werkes unerheblich), seine Wurzeln im Kabarett aber immer wieder betont.

Ruppert belegt auch immer wieder, wie weit Käutner immer wieder seiner Zeit voraus war, seine Lust an Experimenten und der Mut, Anfang der 60er in Deutschland einen ganz eigenen „Film Noir“ etablieren zu wollen – was sich leider als kommerzieller Selbstmord herausstellte. Dass Käutner von den „jungen Wilden“ des deutschen Films dann auch noch ziemlich radikal in die „Opas Kino“-Ecke gestellt und angefeindet wurde, ist ein weiteres trauriges Kapitel.

René Ruppert untersucht sowohl die Filme, die Käutner als Regisseur verantwortet hat, als auch die für die er nur das Drehbuch schrieb oder mitschrieb. D.h. Seine Fernseharbeiten werden nicht erwähnt. Was ich schade finde, da mich hier besonders seine Arbeiten bei „Der Kommissar“ und „Derrick“ interessiert hätten.

Sehr gut gefiel mit der Umgang Rupperts mit den Filmen, die Käutner während der NS-Zeit gedreht hat. Hier wahrt er kritische Distanz ohne zu verurteilen oder zu verdammen und hält die Balance zwischen Käutner, der versuchte ein „unpolitischer“ Regisseur zu bleiben, wie aber auch seine Rolle in einem System, in dem es den „unpolitischen“Regisseur nicht gab. Und in dem auch ein Käutner einen Propaganda-Film gedreht hat. Auch findet Ruppert klare Worte, wenn Käutner bei einem Film mal nicht voll bei der Sache war oder lieblose Stangenware geliefert hat. Dies aber stets respektvoll. Besonders interessant ist Käutners Ausflug nach Hollywood, der mir bisher gänzlich unbekannt war.

Dass es sich bei „Helmut Käutner – Freiheitsträume und Zeitkritik“ um eine Dissertation handelt, merkt man an der scharfen und präzisen Analyse, aber nicht an der Sprache, die gehoben, aber auch erfrischend lesbar ist und nicht mit Fremdwörtern gespickt. So, dass auch der Nicht-Akademiker das Buch mit Gewinn und Genuss lesen kann. Für mich eines der besten Filmemacher-Portraits der letzten Jahre.

René Ruppert Helmut Käutner – Freiheitsträume und Zeitkritik, Bertz+Fischer, 424 Seiten, € 29,00

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Zu Gast beim Podcast „Filme zum Dessert“

Für den recht neuen, aber nichtsdestoweniger sehr empfehlenswerten Podcast „Filme zum Dessert“ des Hamburger Filmemachers Christian Grundey habe ich mal die Tastatur gegen das Mikrofon getauscht und mich mit Christian in Hamburg getroffen, um mit ihm über zwei ungewöhnliche Jekyll&Hyde-Verfilmungen zu sprechen.

Einmal haben wir uns „Dr. Jekyll und Sister Hyde“ aus der Hammer-Schmiede vorgenommen und danach noch „The Strange Case of Dr. Jekyll and Miss Osbourne“ vom großen Walerian Borowczyk. Nachzuhören hier: https://anchor.fm/filmezumdessert/episodes/Filme-zum-Dessert-Episode-6-Dr–Jekyll-und-Schwester-Hyde-1971-und-The-Strange-Case-of-Dr–Jekyll-and-Miss-Osbourne-1981-e4e1kh

Generell aber möchte ich hiermit den Podcast „Filme zum Dessert“ – von dem es mittlerweile bereits sechs Folgen gibt – allen Podcast-Hörern ans Herz bzw. ans Ohr legen. Insbesondere die erste Folge, in der sich Christian mit dem „ABC of Superheroes“-Regisseur und Produzenten Jens Holzheuer über diversen „Insel des Dr. Moreau“-Verfilmungen und die Unterschiede zur literarischen Vorlage unterhält, hat mir ausgesprochen gut gefallen.

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Das Bloggen der Anderen (24-06-19)

– Zurück aus dem Urlaub und draußen brennt die Sonne. Irgendwie passt dazu hervorragend das Thema, welchem sich Oliver Nöding derzeit auf Remember It For Later annimmt: Der US-amerikanischen Teenie-Sex-Komödie der 80er, Dazu mal exemplarisch verlinkt: „Preppies“ vom „Erwachsenen-Film-Regisseur“ Chuck Vincent und „Losin‘ It“ mit einem blutjungen Tom Cruise.

– Vielleicht eher ein TV-Phänomen: True Cime ist wieder en vogue. Sonja Hartl macht sich auf kino-zeit.de dazu Gedanken.

Jugend ohne Film befasst sich derzeit mit einer ganzen Reihe von Artikeln mit unterschiedlichen Begegnungen von Kino und Poesie: Verfilmte Gedichte, Kinosprache, Poetinnen im Film, poetische Ausbrüche und ihre Kontexte, kinoschaffende Poeten oder poetische Annäherungen an das Kino. Ich verlinke mal das „Editorial“. Von dort aus kann man sich dann ja weiterklicken.

– Ich mag ja analytische Bildstrecken. Eine findet man gerade bei Lukas Foerster auf Dirty Laundry, wo er beschreibt, wie die Hauptfigur des Films „Waterloo Bridge“ von 1940, sich dazu entschließt, ihren Lebensunterhalt mit Sex zu verdienen und dies über ihren Blick kommuniziert.

– Was erwartet uns alles im Kinosommer 2019? Der Kinogänger weiß Bescheid.

– Lustig. Ich erinnere mich noch genau als ich vor längerer Zeit den Trailer zu „Mortal Engines“ sah und dachte: Ja, sieht doch eigentlich gar nicht schlecht aus. Geworben wurde mit Produzent Peter Jackson (weshalb ich erst glaubte, es sei wirklich sein neuer Film). Danach hörte ich nichts mehr drüber und habe ihn bis jetzt auch komplett vergessen. Dabei scheint der im Dezember tatsächlich einen Kinostart gehabt zu haben. Dass ich den verpasst habe ist aber scheinbar weniger schlimm, wenn ich mir die Kritik von kitschkultklassisch durchlese.

– An „V/H/S: Viral“ erinnere ich mich noch gut. So gut, dass ich neulich die Blu-ray im Euro-Shop habe liegen lassen. Warum, das fasst Heiko von Allesglotzer gut zusammen.

– Die Finger habe ich bisher auch von „The Expendables 3“ gelassen, und nach der Besprechung von totalschaden auf Splattertrash bleibt es auch dabei.

– Apropos Sly Stallone. Christian von Schlombies Filmbesprechungen hat sich zwei seiner Spät-80er/Früh-90er-Werke angesehen. Und kommt zu dem Schluss: „Demolition Man“ hui und „Tango & Cash“ eher pfui.

– Einer der besten Polizei-Film-Thriller aller Zeiten: William Fridkins „Leben und Sterben in L.A.“. Volker Schönenberger von Die Nacht der lebenden Texte sieht das ähnlich.

– Bodo Traber hat auf critic.de einige interessante Zeilen zu „Die Schreckenskammer des Dr. Thosti“ hinterlassen.

– Die Box „Hammer House of Horrors“ (aka „Gefrierschocker“) liegt schon seit vielen Jahren und noch in ihrer ersten Inkarnation von Koch Media bei mir auf dem „Ungesehen“-Stapel. Vielleicht ändere ich das nach Bluntwolfs Besprechung auf Nischenkino mal bei Zeiten.

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DVD-Rezension: „Das Monster mit der Teufelsklaue“

England im 18. Jahrhundert. Julia (Marguerite Hardiman), die Tochter des Bürgermeisters eines kleinen Dorfes ist in Ralph (Stephen Bradley) einen armen Bauern verliebt. Natürlich sind ihre Eltern gegen die Verbindung mit dem „Bauernlümmel“. Trotzdem schwören sich die beiden ewige Liebe, indem sie sich in die Finger ritzen und ihr Blut vermischen. Dummerweise fällt dabei ein Tropfen von Julias Blut genau auf die Stelle, wo der Selbstmörder und Teufelsanbeter Lord Asher (Mike Raven) liegt. Dieser kehrt so auf die Erde zurück und scharrt rasch eine Gruppe untoter Jüngerinnen um sich. Sein eigentlich Ziel ist aber, Julia zu seiner satanischen Braut zu machen…

Im Netz kann man einen schönen Satz über „Das Monster mit der Teufelsklaue“ finden. Da steht, der Film wäre „so incoherent that it comes across as a Dada nightmare“. Das trifft es ziemlich gut. Wer einen „normalen“ Horrorfilm in der britischen Tradition solcher Studios wie Hammer oder Amicus erwartet, ist hier definitiv an der falschen Adresse. Wer sich für solche Laien-Stücke wie die von Andy Milligan begeistern kann, kommt der Sache schon näher. Obwohl der Vergleich etwas hinkt, denn Regisseur Tom Parkinson konnte auf gestandene Schauspieler zurückgreifen. Einer von ihnen – Ronald Lacey – hatte sogar die Ehre, den teuflischen Nazi-Bösewicht in einem der beliebtesten und erfolgreichsten Blockbuster der 80er Jahre zu spielen: Den Toht in „Jäger des verlorenen Schatzes“. In diesem Film hier ist er aber ganz weit weg von Hollywood. Der damals 37jährige spielt einen Priester, der um einiges älter sein soll, eine viel zu große, weiße Perücke trägt und in der deutschen Synchronisation durch die Stimme von Herbert Weicker („Mr. Spock“) noch einmal ein paar Jahre auf den Buckel gepackt bekommt. Von den anderen Darstellern machte niemand die große Karriere, es handelt sich aber durchgehend um gestandene Fernseh-Schauspieler. Die hier aber teilweise ihre Kunst vergessen haben. Oder bereits während des Drehs bemerkten, in was sie da geraten sind und dementsprechend dachten: „Ach, jetzt auch egal“.

Dass der Film im 18. Jahrhundert spielen soll, nimmt man ihn zu keiner Sekunde ab. Alles schreit: 70er Jahre! Inklusive seltsamer Regie-Entscheidungen, wie die, den Bürgermeister und Vater der Heldin in eine Karikatur zu verwandeln, deren üppige Augenbrauen bis zum Scheitel gekämmt sind. Oftmals denkt man sich nur: Was haben die sich dabei gedacht? Warum muss der Dämon aus der Hölle als Trachten tragender Kleinwüchsiger daher kommen? Wobei man gestehen ist, dass diese Figur allein durch ihre Unfassbarkeit recht creepy daherkommt. Auch muss ich gestehen, dass mir das extreme Make-Up des untoten Lord Asher und seiner willenlosen Dienerinnen gut gefallen hat, weil es so seltsam ist. Allein die Entscheidung, die bleichen Gesichter nicht mit schwarz umrandeten Panda-Augen (wie man das normalerweise gemacht hätte) als Zombies darzustellen, sondern die Augenumrandung blutrot zu machen, hat einen merkwürdig schaurigen Effekt. Und bei der Figur des unheimlichen Lord Asher verfuhr man nach dem Motto: Viel hilft viel und kleisterte sein Gesicht derartig mit Schminke zu, dass man eigentlich lachen müsste. Allerdings hat die Schminke eine solch ungesunde grau-blau-silberne Farbe, dass es wirklich krank-schaurig aussieht. Da sieht man gerne darüber hinweg, dass für Arme und Hände nichts mehr übrig war.

Über die Geschichte des Filmes legt man besser den Mantel des Schweigens und verdeckt die gewaltigen Fragezeichen, die einem aus dem Kopf wachsen. Ich will hier dann auch gar nicht auf die zahlreichen Ungereimtheiten eingehen, denn da wäre ich erstens noch lange beschäftigt und zweitens macht es auch gar keinen Sinn, da der Film sich eh nicht um Logik schert. Da macht einem eher schon die oben bereits zitiere Inkonsistenz zu schaffen. Regisseur Parkinson schafft es an einigen Stellen tatsächlich eine, wenn schon nicht besonders schreckliche, so doch interessante Atmosphäre zu schaffen. Dies gilt insbesondere für die Szenen, wenn der Lord in der Nacht auftaucht und diejenigen, die ihn bei seinen blutigen Ritualen mit seinen Dienerinnen zeigen. Andere wirken so, als ob das Bauernstadl eine Horrorfilm-Parodie einstudiert. Mal findet Kameramann William Brayne (später selber ein vielgefragter TV-Serien-Regisseur) besondere, ungewöhnliche Einstellungen, dann wieder sieht es aus, als habe er einfach lustlos seine Kamera in die Gegend gehalten. Mal wird schnell geschnitten und Tempo gemacht, dann wieder mäandern die Protagonisten endlos durch die englische Landschaft. Und dies alles zu Johann Sebastian Bachs Toccata, welche manchmal klingt wie von einem besoffenen Organisten gespielt und bald schon kolossal nervt. Für Regisseur Tom Parkinson sollte „Das Monster mit der Teufelsklaue“ die einzige Spielfilmregie bleiben. Er konzentrierte sich danach vor allem auf die Produktion, vor allem im Fernsehen. Das war vielleicht auch besser so.

Eine faszinierende Gestalt ist Hauptdarsteller Mike Raven, mit bürgerlichem Namen Austin Churton Fairman. Raven hatte bereits ein bewegtes Leben hinter sich, bevor er Mitte der 60er Jahre als Radio DJ bekannt wurde. Er diente im 2. Weltkrieg als Leutnant, wurde nach Kriegsende zunächst Balletttänzer, dann Fotograf, Innendekorateur und schrieb einen erfolgreichen Reiseführer über Spaniens unentdeckte Seiten. Ende der 50er Jahre arbeitete er als Schauspieler, Regisseur und Produktionsmanager beim Fernsehen, bevor er Anfang der 60er seine wahre Berufung fand: Er begann erst bei der BBC als Radiomoderator zu arbeiten und wurde dann einer der populärsten DJs der damaligen britischen Piratensender, wo er vor allem seiner Leidenschaft für Rhythmn & Blues frönte. Dieser Erfolg führte zu Festanstellungen bei einigen offiziellen Radiostationen. Trotz seiner Popularität kehrte er dem Radio 1971 den Rücken, um als Horrorfilmstar Karriere zu machen. Zu dieser Zeit war er schon fasziniert vom Okkulten und bemühte sich ein entsprechendes Image aufzubauen. Tatsächlich wurde er schnell in Hammers „Nur Vampire küssen blutig“ und Amicus „I, Monster“ gecastet. Dann trat er als Star in dem von Tom Parkinson produzierten „Der Leichengießer“ auf und dann in dem von ihm mitfinanzierten „Das Monster mit der Teufelsklaue“. Letzterer floppte allerdings so gewaltig, dass Raven seine Filmkarriere nach nur vier Filmen in knapp zwei Jahren beendete und Holzschnitzer und Schäfer wurde. Er starb 1997. In „Das Monster mit der Teufelsklaue“ merkt man leider, dass Raven mit Parkinson niemanden an seiner Seite hatte, der ihn hätte führen können. Zwar kann man Raven ein gewissen Charisma und einnehmende Präsenz nicht absprechen, doch Parkinson weiß nicht viel mit ihm anzufangen und lässt ihn wie eine laienhafte Mischung aus Bela Lugosi und Christopher Lee erscheinen.

„So incoherent that it comes across as a Dada nightmare“ trifft es sehr gut. Der englische Film kann seine Low-Budget-Herkunft und die Unerfahrenheit des Regisseurs zu keiner Sekunde verleugnen und wirkt wie das Werk eines engagierten Amateuer-Theaters. Darin liegt durchaus ein gewisser Charme. Aber auch trotz einiger stimmungsvoller Szenen und krauser Ideen, die völlig over-the-top sind, kann man hier nicht wirklich von einem guten Film sprechen.

Die filmArt-DVD kann man nur als dem Film angepasst beschreiben. Sie kommt nicht wirklich über VHS-Qualität hinaus. Das Bild ist leicht unscharf, die Konturen schwammig und die Farbe meistens eher dumpf. Netter ausgedrückt: Es besteht ein gewisser Retro-Effekt. Da man davon ausgehen kann, dass es kein anderes Master gab, ist die Entscheidung den Film lediglich auf DVD und nicht auf Blu-ray zu veröffentlichen gut nachvollziehbar. Das sieht schon sehr, sehr billig und eigentlich gar nicht nach filmArt aus. Dazu kommt noch, dass als Tonspur lediglich die deutsche Synchro vorliegt, die zwar mit bekannten Sprechern und einigen sprachlichen Kuriositäten daherkommt, allerdings auch nicht recht zu überzeugen weiß. Wer die englische Tonspur hören möchte, muss auf die als Extra enthaltende US-Grindhouse-Fassung zurückgreifen, die zwar das scheinbar korrekte 1,33:1-Format besitzt, jedoch qualitativ noch mal einige Stufen unter der 1,66:1-Fassung der deutschen DVD steht. Schade. Dazu gibt es noch den deutschen Trailer und das war es. Ein Booklet gibt es auch nicht.

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Nachbericht: 5 Jahre „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“ – Die Geburtstagsfeier in Magdeburg

Es ist immer schön, wenn man sich als Teil von etwas fühlen kann, was einem viel bedeutet und nah am Herzen liegt. In der Ausgabe #7 wurde mein erster Text in der „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“ veröffentlicht. Seit der Ausgabe #11 im Oktober 2015 bin ich festes Mitglied der 35MM-Redaktion und ab Ausgabe #17 sogar stellv. Chefredakteur. Nun wurde die „35 Millimeter“ unglaubliche 5 Jahre alt. Unglaublich, weil dieser lange Atem für ein professionell gemachtes Heft, welches allein von ehrenamtlichen Redakteuren und Gastautoren getragen wird, nicht unbedingt selbstverständlich ist. Bedenkt man dann noch, dass es nur per Online-Bestellung auf der Webseite des Magazins zu beziehen ist, wird das Wunder gleich noch größer. Dass sich das Magazin bis heute trägt und auf eine stetig wachsende Leserschaft bauen kann, macht mich sehr stolz.

Und wenn man auf etwas Gutes stolz ist, soll man es auch feiern. Die Redakteure des Heftes sind in ganz Deutschland verteilt, auch wenn sich in den letzten beiden Jahren ein Übergewicht im Norden gebildet hat. Als unser Chefredakteur Clemens Williges die Idee hatte, den 5. Geburtstag in etwas größerer Runde zu feiern, war daher klar, dass die Location dafür irgendwo in mehr oder weniger nördlichen Gefilden stattfinden würden, um möglichst vielen Redakteuren und Weggefährten die Teilnahme zu ermöglichen. Am Ende lief es auf Bremen oder Magdeburg hinaus. Da unser Redakteur Lars Johansen – seines Zeichens bekannter Magdeburger Kabarettist – u.a. Vereinsvorsitzender des Moritzhofs in Magdeburg ist, und wir damit direkt einen Mann für Werbung und Organisation vor Ort hatten, waren die Würfel schnell gefallen.

So machte ich mich zusammen mit Holger (Bremer Filmfreund und Stammleser) auf, um am Samstag, den 1. Juni Richtung Osten zu fahren. Zwar war der Plan vor dem Treffen mit den „35ern“ noch etwas von der Stadt Magdeburg zu sehen, doch ein schier endloser Stau zwischen Bremen und Hannover, sowie eine seltsame Entscheidung meines Navis, machten diesem Vorhaben einen dicken Strich durch die Rechnung. Mit mehr als 1,5 Stunden Verspätung trafen wir im sommerlichen (und recht leergefegten) Magdeburg ein, bezogen unsere Zimmer im zweckmäßig-spartanischen B&B und eilten dann mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln Richtung Moritzhof. Dieser ist mir seit dem Delira-Italiano.de-Forentreffen 2013 wohlbekannt. Wer einmal in Magdeburg weilen sollte, dem sei ein Besuch empfohlen. Der Hof ist tatsächlich ein geräumiger Hof, in dem man wunderbar sitzen und klönen kann, direkt an der freundlichen Gastronomie. Der Moritzhof besitzt drei Kinos: Eins in der großen Scheune, ein kleines direkt am Hof und dann noch das eher winzige „Kino unterm Dach“, welches seinem Namen alle Ehre macht. Dort war unsere Veranstaltung einquartiert.

Doch zunächst begrüßte man sich mit einem großen Hallo, und es war sehr schön die Redakteure einmal persönlich zu treffen/wiederzutreffen. Carsten aus Osnabrück hatte ich das letzte Mal vor 19 Jahren gesehen, Robert aus Gelsenkirchen kannte ich noch gar nicht. Clemens und Christoph aus Braunschweig sehe ich hingegen öfter. Aber mein besonders Highlight war es, nach all den Jahren endlich einmal unseren Herausgeber und den Vater der „35 Millimeter“ persönlich kennenzulernen! Jörg Matthieu hatte den weiten Weg aus Saarbrücken auf sich genommen. Ich glaube, darüber hat sich jeder von uns Redakteuren sehr gefreut. Schade, dass es diese Gelegenheit sich zu sehen, aufgrund der großen räumlichen Distanz, nicht öfter gibt. Aber ich hoffe sehr, es war nicht das letzte Mal, dass wir uns getroffen haben. Wie man sich vorstellen kann, wurde viel miteinander gesprochen, gefachsimpelt oder auch ganz persönliche Dinge ausgetauscht. Man fühlte sich gleich wie in einer großen Familie, was mich sehr angenehm an die von mir so geliebten Forentreffen mit Deliria-Italiano.de erinnerte.

Bald schon war es aber Zeit, die Zelte im Hof abzubrechen und das „Kino unter dem Dach“ zu beziehen. Leider war der Zuspruch der „normalen Zuschauer“ nicht besonders groß. Außer Holger und Dän (einem guten Deliria-Italiano.de-Bekannten aus der Gegend), waren nur noch zwei ältere Ehepaare anwesend. Aber darum ging es ja auch nicht, sondern darum, etwas gemeinsam zu machen und unseren Zeitschriften-Geburtstag zu feiern. Los ging es mit zwei experimentellen und stummen italienischen Kurzfilmen von 1934 resp. 1936, die beide auf Erzählungen von Edgar Allan Poe basieren. Ich hatte dabei die große Freude in den ersten, „Il cuore rivelatore“, einzuführen (siehe Bild unten rechts), über den ich bereits in der Jubiläumsausgabe schrieb. Christoph Seelinger tat selbiges für den zweiten Film, „Il caso Valdemar“. Aber dies war nicht seine einzige Aufgabe. Zusammen mit dem Musiker Jakob Gardemann war er auch für die Musik zuständig. In diesem Falle für die elektronischen Töne, während Jakob Gardemann auf der E-Gitarre die kongenialen, düster-atmosphärischen Klänge zauberte. Eine wundervolle Performance, die zurecht stürmischen Applaus erntete und hoffentlich irgendwann in ähnlicher Form wiederholt wird. Danach lass Robert Zion aus seinem gerade erschienenen Buch „Roger Corman – Die Rebellion des Unmittelbaren“, welches von unserem Chefredakteur Clemens in Ausgabe 30 überschwänglich besprochen wurde. Unterfüttert wurde die Lesung durch Filmausschnitte.

Nach dem letzten Satz der Lesung war dann auch der Sauerstoff im Kino unter dem Dach aufgebraucht, weshalb wir vor dem „Überraschungsfilm“ alle schnell an die frische Luft flüchteten. Zu dem Zeitpunkt flüchteten auch die beiden älteren Ehepaare, aber nicht aufgrund des Programms, sondern ob der mittlerweile fortgeschrittenen Stunde. Der angekündigte „Überraschungsfilm“ wurden daraufhin nach kurzer Beratung aller Beteiligten kurzentschlossen abgesagt, sodass sich die Verblieben, also die sieben 35er, Holger und Dän, plus Musiker Jakob und ein Freund von ihm gemütlich auf den Stühlen im von der Sonne noch warmen Moritzhof niederließen und die Gelegenheit nutzten, sich näher kennenzulernen und miteinander zu fachsimpeln, diskutieren, Infos auszutauschen und einfach den raren Moment zu genießen, dass man sich mal persönlich gegenüber sitzt. Kein Wunder, dass es dann irgendwann 1 Uhr wurde, alle anderen Menschen die Moritzhof schon lange verlassen hatten und unser Mann mit der Schlüsselgewalt, Lars, die Tür abschloss. Während sich die Braunschweiger auf den Weg in die recht nahe gelegene Heimat machten, fuhr der Rest zum Hotel, um am nächsten Morgen die Gespräche beim sehr einfachen Frühstück weiterzuführen. Doch irgendwann muss man sich dann eben doch trennen, und man merkte durchaus, dass dies allen schwerfiel. Und so setzten Holger und ich die Filmdiskussion auf der Rückfahrt (die diesmal staubedingt „nur“ 45 Minuten länger dauerte – wieder war die Strecke Hannover–Bremen schuld) einfach fort. Und insgeheim macht sich wohl jeder, der in Magdeburg dabei war, Gedanken darüber, wann und wie man solch eine angenehme Runde wiederholt. Vielleicht zum 10jährigen und dann sogar mit etwas mehr Zuschauern.

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