Blu-ray-Rezension: “Karate-Killer Triple Feature Volume 2“

Seit „Der Mann mit dem Karateschlag“ 2013 erstmal bei filmArt erschien, war ich gespannt auf den Film „Der Mann mit dem Karateschlag“. Ein Martial-Arts/Giallo-Hybrid aus Hongkong. Mit Bolo Yeung! Das klang spannend. Leider war ich den vergangenen elf Jahren nie dazu gekommen, mir den Film in die Sammlung zu stellen. Abhilfe schuf jetzt eine 3-Filme-Box namens „Karate-Killer Triple Feature Volume 2“. Das Volume 1 scheine ich verpasst zu haben. Was aber auch nicht schlimm ist, denn die dort enthalten Filme kenne ich bereits alle.

Von den drei Filmen in Volume 2 habe ich bislang nur einen bereits auf diesem Blog besprochen: „Die Todeshand des schwarzen Panthers“ (Rezension hier). Fehlen also noch „Der Mann mit dem Karateschlag“ und „„Shaolin – Rache der gelben Teufel“. Dies kann nun nachgeholt werden.

DER MANN MIT DEM KARATESCHLAG

Im Umfeld eines Nachclubs geht ein Serienmörder um, der seine weiblichen Opfer mit Vorliebe mit dem Rasiermesser meuchelt. Stehen die Morde in Zusammenhang mit dem Unfall-Tod eines der drei Besitzer des Clubs? Zumindest verlangt dessen attraktive Witwe, nun schnell ausgezahlt zu werden. Schnell werden einer der Teilhaber und seine Freundin, die als Journalistin arbeitet, in den Fall hineingezogen und beginnen auf eigene Faust zu ermitteln.

Ich gebe zu, die Erwartungen waren hoch. Vielleicht nicht unbedingt für ein Meisterwerk, aber zumindest für gute Unterhaltung. Das Meisterwerk ist es dann auch nicht geworden. Wie es um die gute Unterhaltung steht, da kann man durchaus zweigeteilter Meinung sein.

Beginnen wir mit dem Positiven: Die Giallo-inspirierten Szenen sind echt schön gemacht und generell ist es interessant, einmal die typischen Zutaten eines italienischen Thrillers mit der subjektiven Kamera, den Nahaufnahmen der Augen und dem Rasiermesser samt schwarzen Handschuhen in einer komplett anderen Umgebung zu sehen. Auch die Story ist sehr Giallo-inspiriert inklusive verrückter Auflösung, Stil-vor-Logik und einem Außenstehenden, der in das Geschehen hineingezogen wird und plötzlich Detektiv spielt. Ebenfalls sehr hübsch ist die Musikbegleitung, die zwischen fluffigen Easy Listing und beatlastiger Pornomusik pendelt. Ob diese tatsächlich aus der Feder des angegebenen Eddie Wang stammt oder irgendwo zusammengeklaut wurde – wie es in Hongkong ja bei den preiswerten Produktionen durchaus häufig der Fall war – mag ich nicht zu sagen. Erkannt habe ich keines der Stücke. Und dann ist da noch Bolo, der auch auf dem Cover prominent platziert wurde. Leider spielt er hier nur eine kleine und im Grunde komplett unwichtige Rolle. Nämlich die eines aus einer psychiatrischen Klinik entflohenen Geisteskranken, der mit einem Hackebeil und seinem beeindruckenden Bodybuilder-Körper für Bedrohung und eine falsche Fährte sorgt. Sein Signature-Move ist es, wie ein wilder Stier mit nach vorne gestreckten Kopf direkt auf seine Gegner zuzustürmen. Aber immerhin dient sein kurzes Auftauchen dazu, ein wenig Martial Arts und (nicht sonderlich spektakuläre) Kämpfe in den Film einzuflechten.

Weniger positiv sind die zahlreichen Sex-Szenen, die in regelmäßigen Abständen den Film unterbrechen. Diese sind weder besonders erotisch (eher im Gegenteil), noch künstlerisch gestaltet. Plötzlich befinden sich die Liebenden in einem schwarz ausgeschlagenen Raum mit rotem Licht, um dort sehr mechanisch mit der Kamera oftmals auf den nackten Pobacken des Mannes einen sehr mechanischen Liebesakt zu simulieren. Dabei hat der Mann keinerlei Ähnlichkeit mit dem zuvor gesehen Schauspieler. Auch die Dame scheint plötzlich einen andere Körper mit weitaus größerem Brust- und Po-Umfang zu besitzen – obwohl auch immer wieder Bilder vom Kopf der Darstellerin eingeblendet werden. Das riecht alles sehr nach nachträglichen Inserts. Insbesondere, da die sehr langen Szenen auch nichts weiter zur Story beitragen. Zugegeben, dies taten sie in den italienischen Originalen auch nicht immer – waren aber immerhin visuell ansprechend umgesetzt. Ein weiteres Manko ist der seltsam beliebige Schnitt, der dem Film leider auch seinen Rhythmus nimmt.

Leider passen sich die Schauspieler dem an und wirken etwas hilflos. Vielleicht wussten sie auch nicht, was genau ihre Rolle ist. Was man ihnen nicht verübeln kann, denn die erzählte Geschichte macht keinen großen Sinn und wirkt teilweise, wie aus unterschiedlichen Drehbüchern zusammengeklebt. Da kann es dann auch schon mal vorkommen, dass der eigentlich sympathisch gezeichnete Held, seiner Freundin aus dem Nichts einige saftige Backpfeifen verpasst. Oder immer wieder die scheinbar lustig gemeinte und auch ziemlich drüber gespielte Figur des voyeuristischen Nachbarn an allen möglichen und unmöglichen Stellen auftaucht, um dann ein Liebesabenteuer mit einer der attraktiven Hauptdarstellerinnen zu haben und später ohne weitere Erklärung im Leichenschauhaus endet. Die Liste könnte man jetzt noch fortführen. Natürlich sieht man gerne mal über solche Dinge hinweg (dass jemand Morde für ein Negativ begeht, ihm die zahlreichen überall herumgereichten und sogar in der Zeitung abgedruckten Abzüge aber herzlich egal sind, könnte so auch aus einem waschechten Giallo stammen). Bei diesem massiven Auftreten werden aber nicht nur die Opfer des geheimnisvollen Killers, sondern leider auch komplett die Spannung und das Interesse getötet. Dass die Morde allesamt im Off passieren, macht es nicht besser.

Ob man nun wie ich von „Der Mann mit dem Karateschlag“ enttäuscht ist oder ihn sich in einer Gruppe Gleichgesinnter mit Bier und Chips eben gerade aufgrund seine Schwächen ansehen möchte, sei dahin gestellt. „Der Mann mit dem Karateschlag“ ist sicherlich ein interessantes Experiment zwei auf dem ersten Blick eigentlich nicht vereinbare Genres miteinander zu vermischen. Wobei die Filme eines Yuen Chor, wie beispielsweise „Das unbesiegbare Schwert der Shaolin“, durchaus – wenn auch in einem ganz anderen Setting – gialloesque Elemente haben. Man muss allerdings sagen, dass hier sehr viel mehr drin gewesen wäre. So ist es ein eher konfuser, billiger und – trotz einiger weniger durchaus unterhaltsamer Momente – ein wenig langweiliger Film geworden, den man besser finden möchte als er eigentlich ist. Die deutsche Synchro ist solide und interessanterweise einigermaßen seriös. Hier wäre man aber nicht böse gewesen, wenn dem Film eine Volldampf-Kalauer-Synchro der Marke Brandt/Brunnemann zuteil geworden wäre.

Scheinbar ist der Film so ultrarar, dass es kein vernünftiges Master mehr gab. Was die Entscheidung ihn nur auf DVD zu veröffentlichen locker rechtfertigt. Das Bild sieht aus, als wäre es von einer MAZ gezogen worden, die in der digitalen Steinzeit – schätzungsweise dem VHS-Zeitalter – eine alte deutsche 35mm-Kopie gesichert hätte. Dementsprechend ist das Bild recht unscharf und sieht tatsächlich mehr nach VHS als nach DVD aus. Besser geht es wahrscheinlich heute nicht mehr, wenn man den Film veröffentlichen möchte. Die These von der deutschen 35mm-Kopie wird auch dadurch unterstützt, dass es hier keinen Originalton, sondern nur eine etwas dumpfe deutsche Tonspur gibt. Als Extra ist noch eine „restaurierte Fassung“ an Bord, bei der ich allerdings um ehrlich zu sein, keinen Unterschied zum Hauptfilm gefunden habe. Ferner gibt es einen Trailer zum Film und eine kleine Trailer Show.

SHAOLIN – DIE RACHE DER GELBEN TEUFEL

Der Bodyguard Tseng (Casanova Wong) wird angeheuert, um eine wertvolle Jade-Statue in einem speziell versiegelten Kästchen zu dem Herrn Lu zu transportierten. Am Ende seine Reise muss Tseng allerdings feststellen, dass obwohl er das Kästchen nie aus der Hand gegeben hat, die Jadefigur gegen einen Stein ausgetauscht wurde. Als Strafe, muss Tseng seine gesamtes Hab und Gut Lu überschreiben. In einer Kneipe trifft er auch die beiden Trickbetrüger Li Chun-Feng und Lung, die ihm erklären dass und wie er reingelegt wurde. Diese Erkenntnis treibt Tseng direkt in den Wahnsinn. Li und Lung versprechen ihm aber, sich um die Sache zu kümmern. Und hoffen gleichzeitig, den reichen Herrn Lu dabei ausnehmen zu können.

„Die Rache der gelben Teufel“ wird in der IMDb u.a. unter dem Schlagwort „Slapstick“ geführt und das passt (leider) ganz gut. Denn neben Kampfkunst-Akrobatik wird hier auch sehr viel Fokus auf Gesichtsakrobatik gelegt. Was heißt, dass am Laufenden Band Grimassen geschnitten werden. Wer mit dieser sehr speziellen Art der Komik (die auch die Italiener so „gut“ beherrschten) nicht so viel anfangen kann, für den kann „Die Rache der gelben Teufel“ zu einer wahren Geduldsprobe werden. Das beginnt mit den beiden Hauptdarstellern Yuen-Man Meng und Ching Siu-tung, die wahrscheinlich sympathische Taugenichts sein sollen, aber eher wie nervige Kinder mit einem hyperaktiven Bewegungsdrang und dummen Ideen im Kopf daherkommen. Noch schlimmer ist es mit Casanova Wong, der hier einen Kung-Fu-Kämpfer spielt, der leider aufgrund eines bösen Tricks, der ihm gespielt wird, dem Wahnsinn anheim fällt. Und das lebt er auch intensiv mit sich verrenkenden Gesichtern aus. Der Südkoreaner Wong ist eigentlich ein recht gut aussehender Mann, der hier allerdings unter einer grauenvollen Frisur leidet und einem durchgehend dümmlichen Gesichtsausdruck.

Was Casanova Wong aber wirklich kann, kommt allenfalls in den Kampfszenen zum Ausdruck. Wong ist ein Experte in Taekwondo und hat den Spitznamen „Human Tornado“, was seinen Kampfstil gut beschreibt. Was der mit seinen Füssen und Beinen anstellt, ist schon sehr beeindruckend. Wong konnte zur Zeit von „Die Rache der gelben Teufel“ bereits auf eine lange Filmkarriere zurückblicken, in deren Laufe er es auch schon mal mit Bruce Lee als Gegner zu tun bekam (in „Sein letzter Kampf“). Seine Partner in diesem Film sind Yuen-Man Meng, der leider nur eine kurze Karriere hatte, nachdem ihm 1982 ein Herzinfarkt zum Rücktritt zwang, sowie Ching Siu-tung. Letzterer ist hier auch für die Kampfchoreographie zuständig und heute eher bekannt als einer der wichtigsten Regisseure Hongkongs Ende der 80er/Anfang der 90er – als eine neue Welle von Filmen aus Hongkong noch einmal die ganze Welt eroberten. U.a. die von Ching Siu-tung in Co-Regie, bzw. später im Alleingang inszenierten Filme der „A Chinese Ghost Story“-Reihe oder der „Swordsman“-Filme mit Brigitte Lin. Später verlegte er sich wieder auf Action Choreographie und war international gefragt. Gerade Ching Siu-tungs Action Choreographie in „Rache der gelben Teufel“ macht den Film sehenswert, denn sie ist schnell, ideenreich und in ihrer Akrobatik oftmals bewundernswert. Gerade der über 10-minütige Schlusskampf ist völlig unglaublich.

Dem Gegenüber steht allerdings ein Drehbuch, welches an keiner wirklich mitreißenden Story interessiert ist. Stattdessen werden Episoden aneinandergereiht. Darunter eine mit einem „Beggar So“-Verschnitt, der den beiden „Helden“ Kung Fu beibringen soll, was allerdings nicht von langer Dauer ist. Die Szenen sind natürlich vom Jackie-Chan-Erfolg „Drunken Master“ inspiriert. Allerdings in dieser Version sehr platt und für die eigentliche Handlung, wie so viele andere Episoden auch, ohne großen Belang. Was schade ist, denn hätte man sich auf diese etwas mehr mehr konzentriert und die extremen Albernheiten ein wenig zurückgefahren, dann hätte der Film vielleicht gewinnen können. Denn mit Yen Shi-Kwan hat man einen gestandenen Schurken mit an Bord, der die ganze Sache auch ernst nimmt und einen wahrhaft skrupellosen und fiesen Charakter offenbart. Einmal kämpft er gegen Eddie Ko. Wobei auch dies einfach so in den Film und große Erklärung rein geworfen wird und ebenfalls nichts zur Entwicklung der Story beträgt. Aber der Kampf ist eben ganz hübsch. Ansonsten braucht man aber schon starke Nerven, um die hysterische und dabei nicht wirklich lustige Comedy durchzustehen. Schade.

Die Bildqualität der DVD ist nicht wirklich gut. Es sieht aus, wie eine VHS-Kopie. Voller Artefakte und Abnutzungserscheinungen. Zudem scheint das Format nicht ganz zu stimmen. Schaut man nach links und rechts, wirkt es, als ob es breiter sein müsste. Teilweise werden Lücken mit sehr schlechten Material, wie von einer uralten Hongkong-VHS aufgefüllt. Interessanterweise haben diese dann aber die deutsche Synchro. Der Ton ist auch nicht optimal, aber anhörbar. Der Film wird immer wieder (zu recht!) für seine Kampfszenen hoch gelobt. Von daher ist es okay, dass filmArt ihn auch in dieser schlechten Verfassung herausbringt, damit man ihn hierzulande überhaupt zu Gesicht bekommt. Extras gibt es keine nennenswerten.

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