Mein ganz persönlicher Jahresrückblick 2019

So, jetzt verschwinde endlich 2019! Nein, auf persönlicher Ebene war 2019 wahrlich kein schönes Jahr. Todesfälle, extrem teure Baustellen, viele Sorgen und kaum Zeit zum Durchatmen haben mich des Öfteren an den Punkt gemacht, wo ich einfach nur noch die Decke über den Kopf ziehen und den Rest des Jahres einfach verschlafen wollte. Die globale Großwetterlage macht es nicht besser. Wo man hinschaut, hat man das Gefühl, es wird alles nur noch schlimmer, die Menschen immer hasserfüllter und skrupelloser. Und was noch schlimmer ist: Dem Rest scheint das inzwischen egal zu sein. Ich setzte meine Hoffnung nur noch in den Nachwuchs, die junge Generation. Bei uns alten, bequemen Säcken habe ich langsam (fast) alle Hoffnung verloren.

Vielleicht liegt die miese Grundstimmung für 2019 auch daran, dass ich gerade dieses Jahr das Gefühl hatte, nicht vorwärts zu kommen und ständig wieder zurückgeworfen zu werden. Einige Projekte, die ich mir fest vorgenommen habe, sind einfach nicht fertig geworden, oder ich habe sie gar nicht erst angefangen. Was teilweise daran lag, dass ich dieses Jahr stark anderweitig eingebunden war (siehe oben), aber auch, weil einige Leute einfach nicht mitzogen, Dinge verschoben, vertröstet und sich dann nie wieder gemeldet haben. In diesem Zusammenhang traf mich sicherlich am stärksten das böse Ende eines Buchprojekts, in welches ich viel Arbeit und Hoffnung gesteckt hatte. Wer mich kennt weiß, welches gemeint ist. Gegenüber allen anderen möchte ich hier keine dreckige Wäsche waschen. Nur so viel: Das Verhalten einiger Beteiligter, die ganz bewusst nicht mit offenen Karten gespielt haben, hat mich da sehr traurig gemacht. Andere Dinge haben sich auch wieder nicht ergeben, vielleicht auch, weil ich da dieses Jahr nicht die Kraft hatte, mich dort mit letzter Konsequenz hinter zu klemmen. Mal gucken, wie das nächstes Jahr wird.

Nun aber zu den erfreulichen Dingen, denn auch die gab es. Die Filmreihe “Weird Xperience”, die ich zusammen mit Stefan im Cinema Ostertor mache, hat sich ein treues Stammpublikum erspielt, und über zu wenige Gäste müssen wir uns keine Sorgen mehr machen. Auch merken wir, dass die Reihe so wie sie ist, sehr gut angenommen und vor allem gemocht wird. Die vielen netten Worten nach den Vorstellungen sind da ein schöner Lohn für die Arbeit, die wir beide dort (gerne) hineinstecken. Beim Open Air Kino am Schlachthof waren wir dieses Jahr nur einmal, was an Terminfindungsschwierigkeiten lag. Aber auch hier war der tolle Zuspruch des Publikums reiner Balsam für die Seele.

Auch ins Kino habe ich es wieder etwas öfter geschafft. Gerade in den ersten Monaten des Jahres. Das ist alles noch weit von dem entfernt, was ich gerne hätte – aber auch eine ziemliche Steigerung zu den Jahren davor. Dass das möglich ist, dafür danke ich meiner Familie. Wie auch dafür, dass ich in diesem Jahr fünf Mal in die Ferne ziehen konnte. Erst wie jedes Jahr zum Mondo-Bizarr-Weekender in Düsseldorf, was wieder tierischen Spaß gemacht hat. Dann zum 5-Jährigen Geburtstag unserer „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“ nach Magdeburg, wo ich endlich mal einige Redaktionskollegen und unseren Herausgeber Jörg Matthieu persönlich kennenlernen konnte. In der zweiten Jahreshälfte ging es erst zu meinem Lieblingsfilmfestival nach Oldenburg, dann zum 10. Deliria-Italiano-Forentreffen nach Hamburg, was wieder eine ganz wundervolle Sache in familärer Atmosphäre war, mit liebgewonnen Leute und einer hervorragendenden, abwechslungsreichen Filmauswahl. Und schließlich ging es noch zum Internationalen Filmfest in Braunschweig.

Wie sah es mit diesem Blog aus? Eigentlich so wie immer. Es gab immer mal Zeiten, in denen ich mir eine Auszeit gönnen musste. Aber am Ende gelang es mir dann doch, regelmäßig zu posten. Und sei es nur bei „Das Bloggen der Anderen“. Von den Besucherzahlen war das Jahr wieder etwas enttäuschend. Knapp 2% weniger Aufrufe. Wobei aber allerdings ein Tag heraussticht. Am 28. September wollten fast 800 Leute meine Besprechung des Filmes „Ende“ lesen. Wow. Wermutstropfen: Ziehe ich die noch mal von den Besuchern 2019 ab, dann wären es beinah 6% weniger Besucher. Allerdings vor dem Hintergrund, dass ich in 2019 mit 78 Artikeln auch genau 6% unter den 83 aus 2018 lag. Dann passt das wieder. Schön: Meine Stammleserbleiben konstant bei 7%. Merkwürdigkeit des Jahres: Die meisten Besucher kamen aus Chicago (???), nämlich 1.516 (????). Gefolgt von Berlin (1.485), Hamburg (1.381) und München (1.092). Bremen liegt auf Platz 5. Hier habe ich aber gegenüber 2018 22% an Besuchern verloren. Da muss ich mal dran arbeiten, dass das wieder besser wird. Der Blog heißt schließlich „Filmforum BREMEN“.

Zum Abschluss die obligatorischen Listen. Gegenüber dem Vorjahr habe ich mit 177 Filmen 14 mehr gesehen als im Vorjahr und weitaus mehr als in den letzten sechs Jahren. Mehr habe ich nur vor 2013 sehen können. Also vor der Geburt der Kinder. So langsam normalisiert sich hier die Lage wieder.

Top 10 aktuelle Filme (Produktionsjahr 2018/2019)

1. Parasite (Bong Joon Ho, 2019)
2. Once Upon a Time Hollywood (Quentin Tarantino, 2019)
3. Der Goldene Handschuh (Fatih Akin, 2019)
4. Climax (Gaspar Noé, 2018)
5. Joker (Todd Philipps, 2019)
6. Cold War (Pawel Pawlikowski, 2018)
7. Corpus Christi (Jan Komasa, 2019) – meine Besprechung
8. Border (Ali Abbasi, 2018)
9. The Lighthouse (Robert Eggers, 2019)
10. Mandy (Panos Cosmatos, 2018)

Weitere Empfehlungen: Donnybrook (Tim Sutton, 2018 – meine Besprechung), Gasoline Thieves (Edgar Nito, 2019 – meine Besprechung), Patrick (Tim Mielants, 2019 – meine Besprechung), The Guilty (Gustav Möller, 2018)

Top 10 ältere Filme (nur Erstsichtungen)

1. Pod mocnym aniolem (Wojciech Smarzowski, 2014)
2. The Wild Boys (Bertrand Mandico, 2017) – meine Besprechung
3. Sorcerer (William Friedkin, 1977)
4. Wind River (Taylor Sheridan, 2017)
5. Polytechnique (Denis Villeneuve, 2009)
6. Arrival (Denis Villeneuve, 2016)
7. Die Farbe des Granatapfels (Sergei Parajanov, 1969)
8. Lola Montez (Max Ophüls, 1955) – meine Besprechung
9. Chato’s Land (Michael Winner, 1972)
10. One Cut of the Dead (Shin’ichirô Ueda, 2017)

Weitere Empfehlungen: Das Luftschiff (Rainer Simon, 1983 – meine Besprechung), Opfergang (Veit Harlan, 1944), Um Kopf und Kragen (Budd Boetticher, 1957)

Ich wünsche allen meinen Lesern frohe, besinnliche und vor allem entspannte Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Bleibt gesund! Wir lesen/sehen uns wieder in 2020!

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