Mein ganz persönlicher Jahresrückblick 2015

2015 geht langsam, aber sicher, seinem Ende entgegen. Endlich, möchte ich ausrufen, denn 2015 war für mich kein gutes Jahr. Ganz im Gegenteil. Viele Dinge, die mein Leben seit vielen Jahren prägten, haben ein abruptes Ende gefunden. Und dies leider nicht nur gegen meinen Wunsch, sondern auch aus heiterem Himmel. Noch weiß ich nicht, wie es 2016 weitergehen soll. Ich hoffe einfach, dass sich meine Regel bestätigt und nach einem schlechten ungeraden Jahr, ein gutes gerades Jahr folgt. Auf jeden Fall wird 2016 ein Jahr der Neuanfänge und Veränderungen. Aber ich habe meine Familie, die mich stärkt, und deshalb bin ich sicher, dass ich irgendwann auf dieses verdammt schwere Jahr zurückblicke und sage: Es sollte wohl alles so sein.

Dass mich die ganzen Einschläge Kraft gekostet haben, wird der ein oder andere Leser wohl daran gemerkt haben, dass ich mir öfter mal Auszeiten vom Bloggen gegönnt habe. Und ich irgendwann auch die O-Ton-Rubrik eingestellt habe, weil mir Stress und Ärger im Beruf keine Zeit mehr gegönnt haben, eine regelmäßige, arbeitsintensive Kolumne zu führen. Auch „Das Bloggen der Anderen“ hat ein ums andere Mal darunter gelitten. Was mich besonders ärgert ist es aber, dass ich Bremen so stark vernachlässigt habe. Ich habe kaum Events angekündigt, sogar die eigenen oftmals viel zu spät nachgeschoben. Dabei sollte dies doch der Kern eines Blogs sein, der sich „Filmforum Bremen“ nennt. Hier muss ich schauen, dass ich im nächsten Jahr eine besser Balance finde.

Dafür habe ich dieses Jahr so viele Filmbücher wie noch nie besprochen. Mit dem Nebeneffekt, dass ich 2015 auch gar nichts anderes mehr gelesen habe. Auch hier muss ich schauen, dass ich das etwas zurückfahre, um auch mal wieder Zeit für andere literarische Interessen zu haben. Na ja, zwei Bücher liegen hier noch, danach sollte es aber erst einmal eine Pause geben.

Schaue ich zurück, was ich vor einem Jahr an dieser Stelle geschrieben habe, dann steht da: „Ich möchte hier ein paar mehr Interviews unterbringen.“. Daraus ist leider nichts geworden. Zwar habe ich ein-zwei Anläufe gestartet, aber das ist irgendwie im Sande verlaufen, und dann hatte ich auch die Lust verloren. Mal schauen, ob da 2016 dann was kommt.

Außerdem schrieb ich: „Generell hoffe ich auch, dass ich 2015 auch etwas mehr Schreibarbeit jenseits des Blogs unter die Leute bringen kann. Vor allem würde ich hier gerne wieder im Bereich „Gedrucktes“ etwas machen.“ Das hat sehr gut geklappt. Ich habe regelmäßig lange Artikel in dem Print-Magazin „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“ unterbringen dürfen und bin dort mittlerweile auch in den Kreis der redaktionellen Mitarbeiter geholt worden. Was zwar ein Haufen Mehrarbeit zum Bloggen darstellt, aber auch Freude macht. Ferner habe ich gerade zwei Beiträge für ein Buch fertiggestellt, welches im nächsten Jahr erscheinen soll. Und bin in zwei weitere Buchprojekte aus dem selben Haus involviert. Dieser Vorsatz ist also in Erfüllung gegangen, worüber ich mich wirklich sehr, sehr freue.

Was mich auch sehr glücklich gemacht hat, war unsere Filmveranstaltung „Weird Xperience“ in diesem Jahr. Nicht nur haben wir in der etage 3/Kulturzentrum Lagerhaus eine neue Heimat gefunden, wo wir sehr freundlich und mit vielen Freiheiten aufgenommen wurden, sondern wir waren auch beim Open-Air-Kino am Schlachthof aktiv, wo wir so viele Zuschauer wie noch nie begrüßen konnten, und ebenfalls mit sehr netten und sympathischen Menschen zu tun hatten. Einziger Wermutstropfen war das „Obscure Filmfestival“ im City 46, wo wir es trotz eines tollen Filmprogramms nicht geschafft habe, die Menschen ins Kino zu locken. Bremen ist eben für außergewöhnliche Filme ein verdammt hartes Pflaster und wenn dann noch draußen der Sommer ausbricht, hat man schlechte Karten. Mein Dank geht an dieser Stelle auch noch einmal an meinen großartigen Mitstreiter Stefan!

Meine zwei cineastischen Höhepunkte im Jahr waren wieder das Internationale Filmfest in Oldenburg und das Deliria-Italiano-Forentreffen. Während Oldenburg mir diesmal irgendwie unspektakulär und kühl vorkam (was vielleicht auch daran lag, dass es genau in einer extrem stressigen und frustrierenden Phase auf meiner Arbeit lag, und es mir einfach nicht gelang, richtig abzuschalten), war das Forentreffen, welches in diesem Jahr in Wien stattfand, mal wieder ein Traum. Hervorragende Filme, supernette Leute, viel Spaß, tolle Gespräche und alles wieder viel zu schnell vorbei. Dazu noch eine umwerfende Stadt, die ich das erste Mal richtig besucht habe. Perfekt.

Was meinen Filmkonsum angeht, war dieser in diesem Jahr so niedrig, wie nie zuvor. Meine bisherige Tiefmarke aus dem letzten Jahr, habe ich noch einmal um 14 Filme unterboten und komme nur noch auf magere 132. Das ist weit weniger als die Hälfte von dem, was ich noch vor fünf Jahren in einem Jahr angeschaut habe. Bedenkt man allerdings den Stress und Ärger, den dieses Jahr bot, dann wundert es mich nicht so sehr. Entsprechend „dünn“ fällt dieses Jahr auch meine Top10 aus. Hier unterscheide ich in diesmal wieder zwischen aktuellen und älteren Filmen. Bei den aktuellen Filmen habe ich mal alles rein geworfen, was 2014 und 2015 produziert wurde, ohne nachzuprüfen, ob der Film auch erst 2015 seine Deutschland-Premiere hatte. Im Kino erlebte Filme kommen dabei fast gar nicht vor, da ich es – Festivals außen vor – nur ganze 3x ins Kino geschafft habe. Ja, ich schäme ich. Auch das muss nächstes Jahr anders werden.

Top 10 aktuelle Filme (Produktionsjahr 2014/2015)

 

1. Mad Max: Fury Road (George Miller, 2015)
2. Ich seh, ich seh (Severin Fiala & Veronika Franz, 2014)
3. The Guest (Adam Wingard, 2014) – meine Kritik
4. Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance) (Alejandro González Iñárritu, 2014)
5. Young Ones (Jake Paltrow, 2014) – meine Kritik
6. The Voices (Marjane Satrapi, 2014) – meine Kritik
7. Dixieland (Hank Bedford, 2015) – meine Kritik
8. Spectre (Sam Mendes, 2015)
9. Among the Living (Alexandre Bustillo & Julien Maury, 2014) – meine Kritik
10. German Angst (Jörg Buttgereit, Michal Kosakowski & Andreas Marschall, 2015)

Da ich Freunde habe, die meine Nr. 3, 4, 5, 8 und 9 so richtig, RICHTIG mistig finden, behaupte ich mal, das meine Liste in diesem Jahr durchaus kontrovers ausgefallen ist. Kann ich aber gut mit leben. Ich habe halt auch nicht viel gesehen.

Top 10 ältere Filme (nur Erstsichtungen)

LoveExposuresiesindverdammtMiami_Blues

1. Love Exposure (Shion Sono, 2008) – meine Kritik
2. Sie sind verdammt (Joseph Losey, 1963) – meine Kritik
3. Miami Blues (George Armitage, 1990) – meine Kritik
4. Der Tod weint rote Tränen (Hélène Cattet & Bruno Forzani, 2013)
5. On the Job (Erik Matti, 2013) – meine Kritik
6. Tag ohne Ende (Anthony Mann, 1957)
7. Coherence (James Ward Byrkit, 2013) – meine Kritik
8. Only Lovers Left Alive (Jim Jarmusch, 2013)
9. Von Pferden und Menschen (Benedikt Erlingsson, 2013) – meine Kritik
10. Welt am Draht (Rainer Werner Fassbinder, 1973)

Die mochte ich alle sehr gerne. Weitaus mehr, als viele der Filme in der „Top10 aktuelle Filme“-Liste. Und ich bin gerade selber ziemlich überrascht, dass die Hälfte aus 2013 ist. War wohl doch ein guter Jahrgang.

Ein „Worst of“ gibt es nicht, denn ich möchte das Jahr auf einer positiven Note enden lassen.

Das war es mit 2015. Ich strecke diesem Jahr den Mittelfinger entgegen und breite meine Arme aus, um 2016 in Empfang zu nehmen.

Ich wünsche allen meinen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr!

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