Erinnerungen an alte Bremer Kinos – Teil 1: „Regina“, „Söge“, „Stern“

Vor einigen Tagen veröffentlichte Spiegel-Online in seiner manchmal sehr lesenswerten Reihe „Eines Tages“ unter dem Titel: „Gefangen im Lichtspiel-Labyrinth“ einen Artikel von Robert Bernnat. Darin ging es um den furchtbaren „Schachtelkino“-Wahnnsinn Ende der 70er bis Mitte der 80er Jahre. Der Artikel ist gefällig geschrieben, wobei mir die Arroganz gegenüber dem damaligen (im Gegensatz zu heute sehr viel bunteren) Filmprogramm sauer aufstößt. Diese permanente „Na, damals hatten die Menschen halt keinen Geschmack „-Haltung kann ich als glühender Verehrer europäischer Exploitation-Filme aus eben dieser Zeit, und skeptischer Beobachter der heutigen Hollywood-Bockbuster-Eintönigkeit, so absolut gar nicht nachvollziehen.

Was der Artikel aber in mir bewegt hat, war ein melancholisches Stechen in der Brust. Mit einer Träne im Auge erinnerte ich mich an die damals schon arg reduzierte, aber doch im Gegensatz zu heute, weitaus vielfältigere Bremer Kinolandschaft meiner Kindheit. Namen wie: „Regina“, „Europa“, „Stern“, „Söge“ oder „U.T.“ schossen mir zusammen mit wohligen Erinnerungen an zahllose Kinobesuche durch den Kopf.  Ich will den versunkenen Lichtpalästen noch einmal die letzte Ehre erweisen und die, die mir noch in lebhafter Erinnerung sind, hier vorstellen.

Beginnen möchte ich mit dem „Regina“, dem „Söge“ und dem „Stern“. Die Tage folgen dann noch das „Europa“, das „U.T.“, der „Ufa-Palast“ und das „Filmstudio“.

Wem noch andere „untergegangene“ Kinos einfallen, oder wer noch eine nette Geschichte zu den genannten auf Lager hat, bitte bei mir melden oder einfach unter dem Artikel einen Kommentar hinterlassen. Ich würde mich freuen. Möglicherweise hat auch noch jemand Fotos?!?

Das „Regina“ in Utbremen hatte damals die größte Leinwand in Bremen. Ein Schlüsselerlebnis für mich war dort der Besuch von „Das Imperium schlägt zurück“. Ich war 11 und der Film war damals noch ab 12 Jahren freigeben (jep, heute hat er eine FSK 6 Freigabe). Was habe ich geschwitzt, ob man mich da auch wirklich hineinlässt. Auch als die Werbung schon lief, war ich immer noch sicher, dass die Platzanweiserin (das gab es damals noch) mich gleich entdecken und mit einem Fusstritt hinaus befördern würde. Tat sie aber natürlich nicht. Ich glaube, denen war es ziemlich egal, ob da einer erst 11 oder tatsächlich schon 12 war. Das änderte sich erst 1986 im U.T., aber da komme ich später noch drauf zu sprechen. „Flash Gordon“ habe ich da auch noch gesehen, aber zu diesem Zeitpunkt klebte der Fussboden schon höchst eklig und die Kinosessel waren im Begriff sich langsam, aber sicher, vollkommen aufzulösen. Bald danach versuchte sich das Kino mit Wiederaufführungen von Filmen wie „Die 10 Gebote“ und „Lawrence von Arabien“ über Wasser zu halten. Dies misslang jedoch und heute befindet sich ein „Penny“ dort, wo ich das erste Mal den „Rasenden Falken“ in Aktion gesehen habe.

Das erste Kino, an dessen Schließung ich mich lebhaft erinnere, ist das „Söge“ gewesen. Das „Söge“ war – wie der Name schon sagt – in der Sögestrasse ansässig und zwar genau dort, wo sich heute Thalia befindet. Das „Söge“ war recht günstig und ich weiß noch, wie ich entsetzt war, als der Kinobesuch plötzlich unglaubliche 6 DM, statt der üblichen 5, kostete. Dort sassen einmal in dem Film“Auf dem Highway ist die Hölle los“ meine Tante, die das ganze Tohuwabohu auf der Leinwand furchtbar langweilte, und ich als die einzigen Zuschauer. Das fand ich damals total blöd und konnte den Film ohne das Johlen und Juchzen eines großen Kinopublikums gar nicht geniessen. Wenn ich heute an einem Samstagabend zwischen Labberköpfen und Handytelefonierern im Cinemaxx sitze, denke ich manchmal wehmütig an diesen Kinobesuch zurück.

Als nächstes Kino schloss, glaube ich, das „Stern„-Kino, welches in der Carl-Rönning-Str. hinter der Sögestrasse zu finden war. Leider war es zu meiner Zeit auch schon in ein „Schachtelkino“ mit kleinen Sälen und kleinen Leinwänden umgebaut worden. Trotzdem hatte es (im Gegensatz zum U.T.) noch etwas. Besonders das Kino im Keller, welches an den Wänden mit Filmfiguren aus „Moonraker“ und anderen Filmen bemalt war. Die Decke war ausgesprochen niedrig und die Reihen nur von einer Seite zu betreten. Wer direkt an der Wand gepfercht war und zwischendurch einmal aufs Klo musste, der machte sich viele Feinde. Trotzdem mochte ich den kleinen Saal im Keller. Passend zum Ambiente wurden dort auch vor allem Horror- und Actionfilme gezeigt. „Tanz der Teufel 2“, „Der City Hai“, „Nightmare 2“. Das war hier das vom halbstarken Publikum gern gesehene Programm. Lange Zeit waren die Überreste des Stern-Kinos eine hässliche Ruine, die keinen Käufer fand. Heute befindet sich in dem Gebäude die Stern-Klinik.

Teil 2: Das „Europa“ 

Teil 3: Das „Ufa“ und „U.T.“

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7 Antworten zu Erinnerungen an alte Bremer Kinos – Teil 1: „Regina“, „Söge“, „Stern“

  1. robpl sagt:

    Bin erst heute, nach dem googeln meines Namens, auf diese Seite getoßen. Schöner Blog übrigens – ich wünsche mir, daß sich mehr Kinobegeisterte aufraffen das Leinwandgeschehen und die Geschichte in ihrer Stadt in dieser Weise zu dokumentieren.
    Der Spiegel-Online Artikel stammte von mir; wurde allerdings durch die Eines-Tages-Redaktion vor Veröffentlichung etwas verändert.
    Natürlich hatte ein Teil des Publikums damals keinen oder einen sehr schlechten Geschmack und das ist heute nicht anders. Dies soll auch nicht arrogant gemeint sein sondern gehörte dazu. Was leider meinem Ursprungstext in der im Spiegel erschienenen Form abhanden gekommen ist ist, daß diese Filme nachwievor existieren aber sich deren Auswertung in den Videomarkt (heute natürlich DVD etc.) verschoben hat.

  2. Pingback: Filmforum Bremen » Internet-Tipp: “Regina Filmtheater 1957-1983″ | Das Filmforum für Bremen und Umzu

  3. Thomas sagt:

    War im Keller des Stern wirklich nur ein Saal? Ich war kurz vor dem Abriss nochmal im Gebäude und habe einige „Andenken“ bergen können. Für mich sah der Keller, der ja eine ehem. Tiefgarage war, eher nach 2-3 Sälen aus.

  4. Arkadin sagt:

    In meiner Erinnerung kam man die Treppe runter und konnte nur geradeaus zu dem kleinen Kino am Ende des Ganges gehen. Aber das ist ja mittlerweile auch gut 20 Jahre her, dass ich da das letzte Mal gewesen bin. Du scheinst aber wohl recht zu haben, denn auf dieser Seite hier: http://www.allekinos.com/BREMEN%20Stern.htm steht auch etwas von 3 Sälen im Keller.

  5. Stefan sagt:

    Im Stern gab es definiv mehrere Säle.

  6. Safi sagt:

    „Das „Söge“ war – wie der Name schon sagt – in der Sögestrasse ansässig und zwar genau dort, wo sich heute Thalia befindet. “

    Sicher, dass die Thalia-Buchhandlung sich im ehemaligen „Söge“ befand? Nach meiner Erinnerung war Thalia im ehemaligen Dörrbecker, und im „Söge“ eröffnete später eine Montanus-Filiale.

  7. Marco Koch sagt:

    Hi, ich habe mal etwas geforscht. Die Adresse war Sögestr. 46. Das ist das Gebäude rechts von Café Knigge. Als letztes war da scheinbar „Kult“ drin. Und wir haben beide recht: „Im März 1997 hatte Thalia seine Filiale im ehemaligen Dörrbecker-Haus in der Sögestraße eröffnet – die erste des Buchhandelsunternehmens außerhalb Hamburgs, wo Thalia zu dem Zeitpunkt bereits zwölf Filialen betrieb. 2003 folgte eine weitere Bremer Filiale an der Obernstraße.“ Da hat dann die Filiale in der Nr. 46 auch dicht gemacht und danach gab es bis 2014 Thalia in der Sögestr. nur noch in der 36-38. Allerdings: Bevor Thalia aber in der Nr. 46 eröffnete, war da Montanus drin, das stimmt.

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