Das Bloggen der Anderen (14-10-19)

– Karsten Munt berichtet auf critic.de über drei sehr unterschiedliche Filme über Mutterschaft auf dem Filmfest Hamburg. „Blow Up an der Isar – Eckhart Schmidts frühe Filme“ nennt Hans Schifferle sein sehr, sehr langes und gewinnbringendes Essay. Lese-Tipp! Lukas Foerster und Michael Kienzl haben sich die Giallo-Reihe in der Wiener Kinemathek angesehen und interessante zu jedem der Filme dort zu schreiben. Ebenfalls ein Gewinn!

– Alexander van Morgen war im letzten Jahr auf dem Porn Film Festival Berlin und hat nun die Zeit gefunden, sein Filmtagebuch in drei Teilen auf Eskalierende Träume zu veröffentlichen.

– Andreas Köhnemann erinnert auf kino-zeit.de an die Schauspielerin, Sängerin, Tänzerin und Autorin Janet Leigh, die vor genau 15 Jahren im Alter von 77 verstarb und weit mehr war als das Opfer in „Psycho“.

– Oliver Armknecht hat für film-rezensionen.de bei der Deutschlandpremiere von „Parasite“ beim Filmfest München 2019 Jong-ho Boon zu einem Interview getroffen. Außerdem sprach er mit Tom Sommerlatte über dessen Film „Bruder Schwester Herz“.

Filmlichtung denkt über „Skeptizismus im Horrorfilm“ nach.

– Patrick Holzapfel schreibt auf Jugend ohne Film über Margaret Tait.

– George A. Romeros eher unbekannterer „Knightriders“ liegt bei mir noch im Einkaufskorb. Nach Sebastians Kritik auf Nischenkino drücke ich vielleicht doch mal auf „Bestellen“ und warte nicht länger auf eine Rabatt-Aktion. Bluntwolf lässt sich sehr detailliert (was mir sehr gut gefällt) und kritisch über Mario Gariazzos „Play Motel“ aus.

– Vor langer, langer Zeit im TV gesehen und eine schmerzliche Lücke in meiner Truffaut-Sammlung: „Die amerikanische Nacht“. Hier von Flo Lieb auf symparanekronemoi besprochen.

– Oliver Nöding macht auf Remember It For Later Appetit auf „Nacht der Wölfe“ von Rüdiger Nüchtern.

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Wer erinnert sich noch an Cinemabilia? Interview mit dem damaligen Inhaber Jens Schmidt

Kürzlich stieß ich in einer Bremer Facebook-Gruppe (Bremen Gestern-Heute-Morgen) auf ein Posting von Jens Schmidt, der sich daran erinnerte, dass er vor genau 20 Jahren seinen Laden „Cinemabilia“ schloss. Einen Filmartikel-Laden, der damals in der Martinistrasse beheimatet war. Mit den Reaktionen hat er wohl nicht gerechnet. Schnell füllte sich die Kommentarspalte mit den Erinnerungen zahlreicher Bremer Film- und TV-Serienfans, die dort damals regelmäßig eingekauft haben und den Laden sehr vermissten. Es wurden Erinnerungen geteilt und so manche Insider-Information geteilt.

Ich habe selber noch lebhafte Erinnerungen an Cinemabilia. Dort hatte ich jedes Mal hineingeschaut, wenn ich mal in der Innenstadt unterwegs war. Der Laden war für mich ein Paradies. Man muss bedenken, dass es damals noch kein wirkliches Internet-Shopping gab. Wollte man Filmbücher, Zeitschriften, Filme oder Soundtracks kaufen, dann musste man ganz klassisch in ein Geschäft gehen und hoffen, dass die Sachen da waren. Und Geschäfte, die sich auf Filmartikel spezialisiert hatten, waren rar (ich kannte damals ein, zwei in Hamburg, aber da war der Weg halt lang). Umso größere Augen machte ich, als plötzlich ein Laden in Bremen (!) aufmachte, der genau das verkaufte, was ich immer gesucht habe. Hauptsächlich kaufte ich bei Cinemabilia Bücher und Zeitschriften. Alles andere war mir zu dieser Zeit (ich war damals noch Student) meist zu teuer. Was mich aber nie davon abhielt mit großen Augen zu stöbern und ab und zu auch ein „hochpreisiges“ Schätzchen mitzunehmen.

Eine meine schönsten Erinnerungen ist es, wie ich da immer wieder rein und raus bin und überlegt habe, ob ich wirklich das Buch „Das wilde Auge“ von Christian Keßler mitnehme. Mit 49 DM war das damals nämlich nicht gerade günstig (wobei es heute zu dreistelligen Euro-Beträgen gehandelt wird). Schließlich lief ich Fünfe gerade sein und knallte mein hart erspartes Geld auf den Tisch. Zuhause bemerkte ich, dass jemand bereits in das Buch rein gekritzelt hat. Ein Scherz eines Mitarbeiters oder der Autor selber? Damals wusste ich nicht, dass Christian auch in Bremen wohnte. So blieb der Schriftzug all die Jahre ein Geheimnis für mich, welches sich erst in diesem Februar aufklärte, als wir Christian in unserer Film-Reihe Weird Xperience im Cinema im Ostertor zu Gast hatten, wo er sein neues Buch „Endstation Gänsehaut“ vorgestellt hatte, und da hatte ich „Das wilde Auge“ natürlich im Gepäck und ihn bei den einleitenden Worten direkt danach gefragt. Er konnte sich da zwar nicht mehr wirklich dran erinnern, erkannte aber seine Handschrift.

Da ich diese ganzen Geschichten zu schade fand, um sie in einer Facebook-Gruppe versauern zu lassen, bat ich Jens Schmidt um ein kleines Interview, um seine Sicht auf die Zeit mit Cinemabilia zu schildern. Das Ergebnis finde ich ebenso faszinierend, wie in einigen Dingen schrecklich desillusionierend. Doch lest selbst.

Foto: Jens Schmidt

Filmforum Bremen: Wie bist Du damals auf die Idee gekommen, einen Filmladen in Bremen zu eröffnen?

Jens Schmidt: Die Idee zu einem Cinemabilia Filmladen war zunächst gar nicht meine eigene. Zwei Bekannte von mir betrieben seit Mitte der 80-er Jahre einen Filmladen mit dem Namen Cinemabilia in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs. Von diesem Filmladen erfuhr ich damals durch eine kleine Annonce in der Filmzeitschrift „Cinema“. Als ich den kleinen Laden in Düsseldorf besuchte, war ich sofort Feuer und Flamme. Cinemabilia hatte auch einen eigenen Versandkatalog und als „Star Wars“ Fan der ersten Stunde bestellte ich dort seit 1984 alle meine internationalen Fanartikel.

FFB: Wie waren die Anfänge von Cinemabilia ?

JS: Ich begann 1987 eine Ausbildung zum Bankkaufmann, doch schon während dieser Ausbildung begleitete mich mein Wunsch, mich nach der Ausbildung mit einem Filmladen, der dem von Cinemabilia aus Düsseldorf zumindest ähnlich sein sollte. 1990 waren meine Pläne konkret und ich fragte die Düsseldorfer Ladenbetreibern nach Kontakten zu Lieferanten. Sie boten mir an, die Marke Cinemabilia von ihnen zu übernehmen, da sie den Düsseldorfer Laden wegen neuer Projekte schließen wollten. Dieses Logo in Stil der Schrift des Filmlogos von „Der dunkle Kristall“ war beim Patentamt in München als Marke geschützt. Für 2000 D-Mark kaufte ich damals diese Marke. Mit rund einem Jahr Vorbereitungszeit eröffnete ich den Laden dann am 7. September 1991 hinter der ehemaligen Peek & Cloppenburg Filiale in der Bremer Innenstadt.

Foto: Jens Schmidt

FFB: Wie kam es, dass Cinemabilia in die Martinistr. gezogen ist?

JS: Unsere Ladenfläche von 25 Quadratmeter in der Kahlenstraße wurde bald zu klein. In der Martinistraße hatte das PC-Studio und zuletzt ein Teppichladen geschlossen. Also vergrößerten wir uns Anfang 1993 nach dem Umzug in die Martinistraße 57 auf 150 Quadratmeter.

FFB: Hast Du den Laden allein betrieben und konnte man davon tatsächlich leben?

JS: Ich war immer alleiniger Inhaber und konnte immer von dem Laden leben. In Spitzenzeiten haben bei mir über 20 Leute gearbeitet, davon fast die Hälfte in Vollzeit. Wir hatten damals einen der ersten funktionierenden Onlineshops im Internet und waren lange vor Stern, Spiegel und Amazon.de online. Mit unserem Katalog und dem Onlineshop haben wir neben dem Laden viele Tausend Kunden in ganz Deutschland bedient.

FFB: Ich erinnere mich noch lebhaft an die Soundtrack-Ecke und die Filmbücher. Was habt ihr noch alles verkauft?

JS: Mit Bild- und Tonträgern konnte man kein Geld verdienen. Diese Artikel dienten uns als Frequenzbringer. Lediglich mit den Videoimporten aus England haben wir, aufgrund guter Mischkalkulation, einen akzeptablen Profit gehabt. Mit der Auflösung der Firma 2003 habe ich alle abgestoßen.

FFB: Der Laden war damals ja recht Star-Trek/Star-Wars-Akte-X-lastig, wenn ich mich richtig erinnere. Wie kam das? Waren das damals auch Deine Hauptinteressen?

JS: Wir waren deshalb so X-Files-, Star Wars- und Star Trek-lastig, weil es zu diesen Themen die meisten Fanartikel und auch die größte Nachfrage gab. Die Mystery-Serien-Welle war Mitte der 90-er Jahre auf ihrem Höhepunkt – davon haben wir sehr stark profitiert.

FBB: Habt Ihr damals eigentlich auch irgendwelche Events mit Cinemabilia durchgeführt?

JS: Wir haben Tage der offenen Tür durchgeführt, jährlich den Firmengeburtstag gefeiert und versucht, an diesen Tagen besonders attraktive Preise zu machen. Unterm Strich waren das Kamikaze-Aktionen. Wir haben vieles sehr blauäugig entschieden, aber ich habe in dieser Zeit unglaublich viele Erfahrungen gesammelt, die mir in meinem weiteren beruflichen Schaffen enorm genützt haben – und immer noch nützen. Allerdings habe ich auch eine Menge Lehrgeld bezahlt. Unser zweiter Laden in Oldenburg erwies sich als finanzielles Desaster. Mit diesem Laden habe ich über 200.000 D-Mark Verlust eingefahren und konnte aufgrund langfristiger Verträge erst spät die Notbremse ziehen. Um ein Haar wäre ich damals in die Privatinsolvenz gerutscht. Nur durch harte Arbeit und viele Entbehrungen habe ich es damals geschafft. Auch diese Erfahrungen helfen mir heute.

FFB: Was sind Deine schönsten Erinnerungen an den Laden?

JS: Ich habe so unglaublich viele schöne Erinnerungen an die damalige Zeit gehabt! Wir waren in vielen Bereichen Pioniere. Online, mit dem, was wir gemacht haben, mit einem solchen Laden. Wir haben vielen Menschen Träume erfüllt, stundenlang gefachsimpelt über Filme, Kino und die Welt, ganz tolle Menschen kennengelernt, von denen einige wenige Freunde geworden sind. Insgesamt war es eine tolle Zeit. Ich hätte damals einen erfahrenen Coach gebraucht, einen Unternehmer, bestenfalls doppelt so alt wie ich damals, der mich mit Tipps und Hinweisen vor den größten unternehmerischen Fehlern bewahrt hätte. Den hatte ich nicht, ich musste für alle Fehler immer selbst einstehen, und davon machte ich eine Menge.

FFB: Warum habt ihr aufgehört?

JS: 1999 kündigte sich „Star Wars – Episode 1“ an, und wir waren die ersten, die den Trailer öffentlich in unserem Laden vorführten. Kurze Zeit später schlossen wir den Laden in der Martinistraße. Die Umsätze gingen deutlich zurück, der Markt war gesättigt. Jeder hatte inzwischen seinen Star Trek Communicator und sein Making-of-Star Wars-Buch. Gleichzeitig kamen Amazon und Ebay nach Deutschland. Plötzlich waren wir nicht mehr exklusiv, waren unsere Händlerverbindungen nichts mehr wert, weil plötzlich jeder ins Internet gehen und mit seiner Kreditkarte das einkaufen konnte, was uns als Händler und ein paar wenigen anderen vorbehalten war.

FFB: Ich meine mich zu erinnern, dass Cinemabilia später auch in der Nähe vom Breitenweg war. Oder bringe ich da etwas durcheinander?

JS: Wir zogen 1999 in eine Lagerhalle an den Weserpark, wo wir uns auf das Versandgeschäft konzentrierten. Doch auch hier wurde es immer schwerer – Amazon weitete sein Angebot aus, Ebay wurde immer beliebter. Unsere Kunden brauchten uns nicht mehr, kauften jetzt selbst zu den Preisen ein, zu denen wir bisher einkauften. Den größten Profit versprachen Poster, Starfotos und Postkarten. Also machte ich 2002 alleine weiter, reduzierte die Angebotspalette auf diese Artikel und ein paar auswählte Merchandise-Produkte und eröffnete „Filmplakate & Co.“ in der Hillmannstraße (hinter McDonald’s am Bremer Hauptbahnhof). Das ging eineinhalb Jahre gut, bis ich als Theaterleiter bei Cinemaxx (quasi auf der anderen Straßenseite) anheuerte.

FFB: Gab es damals irgendwann die Idee, den Laden als Shop im Internet weiterzubetreiben?

JS: Den Shop (und die Domain Cinemabilia.de) hat mir ein falscher Freund 2004 abgeluchst. Ich wurde betrogen, hintergangen und habe dann kampflos aufgegeben, weil ich ja eine Anstellung im Kino gefunden und meine Selbständigkeit aufgegeben hatte. Dort wurde der Shop noch einige Zeit weiterbetrieben, allerdings hatte ich damit nichts mehr zu tun.

FFB: Wenn Du zurückblickst: Wie würdest Du die Zeit damals heute beurteilen? Und glaubst Du, ein Laden wie Cinemabilia hätte heute, in den Zeiten unbegrenzter Verfügbarkeit im Internet, noch eine Chance zu existieren?

JS: Cinemabilia hatte seine Zeit, und ich habe gespürt, wie sich so ein Niedergang anfühlt. Am Ende kamen selbst Stammkunden nur noch zum Preisvergleich, oder um einmal vorab in Händen zu halten, was sie sich gestern selbst online bestellt hatten oder woanders bestellen wollten. Nein, Cinemabilia, so wie ich diesen Laden betrieben habe, hätte heute keine Chance mehr. Meine Ex-Freundin hat vor einigen Jahren in der Waterfront mit einem Filmshop versucht, die Grundidee wiederzubeleben – und ist kläglich gescheitert. Elbenwald ist gelungen, was ich sehr bewundere: Ein Filialsystem in zahlreichen deutschen Großstädten zu etablieren, das Film-Merchandise vertreibt. Ich kann mir immer gar nicht vorstellen, wie sich das bei der heutigen Kostenstruktur rechnet, aber es scheint zu gehen. Ich bin damals mit rund 60.000 EUR Schulden aus der Sache gegangen und habe erst vor wenigen Jahren, ich glaube 2013, die letzte Rate für Cinemabilia an die Bank bezahlt.
Meine Erfahrungen und die vielen Erinnerungen, positiv wie negativ, möchte ich allerdings nicht missen. Cinemabilia war eine tolle Erfahrung.

FFB: Vielen Dank, Jens, dass Du das alles hier so offen mit uns geteilt hast. Das war sehr interessant und spannend. Danke!

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Blu-ray-Rezension: „Five Fingers for Marseilles“

Die „Five Fingers“ sind eine Bande von halbwüchsigen, die in der kleinen Stadt Marseilles, irgendwo in den Weiten Südafrikas, mit Steinschleudern gegen die korrupte weiße Polizei antreten. Als die Polizei das Mädchen Lerato entführen, greift Tau, genannt „Der Löwe“, zu einer echten Waffe und erschießt zwei Polizisten. Tau flieht, schlägt das Leben eines Kriminellen ein und landet im Knast, aus dem er 20 Jahre nach der Tat entlassen wird. Tau (Vuyo Dabula) macht sich unerkannt auf den Weg zurück in seine Heimatstadt, wo er feststellen muss, dass sich nicht nur die Zeiten, sondern auch seine ehemaligen Freunde geändert haben. Zudem wird die Stadt durch den unheimlichen Gangsterboss Sepoko (Hamilton Dhlamini), bedroht….

Südafrika kennt man nicht unbedingt als Filmland. Zwar gibt es unzählige Co-Produktionen, zumeist im B-Filmbereich, wo die beeindruckende Kulisse des Landes genutzt wird, doch eigenständige Produktionen finden so gut wie nie den Weg in unsere Gefilde. „Five Fingers for Marseilles“ ist nun tatsächlich dank des großartigen Drop-Out-Verleihs auch in ausgewählten deutschen Kinos gestartet und jetzt auf Blu-ray erhältlich. Der Cast besteht fast ausschließlich aus farbigen Schauspielern und nimmt gleich zu Beginn Bezug auf die Geschichte Südafrikas mit seinem unsäglichen Apartheitssystem. Zwei weiße Polizisten machen Halt in dem kleinen Dorf Marseilles, um hier von den einheimischen Bewohnern abzukassieren. Die „Five Fingers“, eine Bande von Kindern an der Schwelle zur Pubertät wehren sich mit Steinschleudern gegen das Unrechtssystem. Nach einem Zeitsprung von 20 Jahren (wobei der Film seine Handlung nie konkret zeitlich verortet) hat sich nichts getan. Jetzt ist die korrupte Polizei schwarz – die Armen sind weiterhin die Opfer von Willkür und Gewalt. Ein Blick auf das heutige Südafrika, indem die Apartheid zwar abgeschafft wurde, aber die Probleme nicht beseitigt? Starke Bande, die gegen einen gemeinsamen Feind gekämpft haben, sind auseinander gefallen und bekämpfen sich jetzt gegenseitig. Gute Absichten verkehren sich ins Gegenteil. Wer vorher keine Macht hatte, nimmt sie sich jetzt. Ohne Rücksicht auf die, mit denen man einst zusammen herre Ziele verfolgt hat.

Regisseur Michael Matthews wählt für seinen Debütfilm die Form des Westerns. Und das passt ziemlich gut. Er bleibt vage, was die zeitliche Einordnung der Geschichte angeht. Sie kann in der Gegenwart, vor 10, 20 oder kurz nach Abschaffung der Apartheid vor 25 Jahren spielen. Im Grunde funktioniert sie aber auch Ende des 19, Jahrhunderts, den sie besteht aus klassischen Western-Motiven. Der Fremde der in die Stadt kommt, wo zwei Parteien um die Vormacht streiten (hier die Polizei des Bürgermeisters und die Bande des Verbrecher-Boss, genannt The Ghost). Das erinnert an „Für eine Handvoll Dollar“, ebenso die physische Pein, die der Held erleiden muss und die direkt aus einem Italo-Western stammen können. Die Art und Weise, wie er Verstärkung holt, was wiederum Erinnerungen an „Die glorreichen Sieben“ wachruft – auch wenn man geneigt ist an einen anderen, thematisch ähnlichen Neo-Western, nämlich Robert Rodriguez ‚ „El Mariachi“ bzw. das Remake „Desperado“ denken muss. Man merkt deutlich, dass Matthews seine Vorbilder kennt. Aber „Five Fingers for Marseilles“ verkommt nicht zu einem post-modernen Zitate-Zirkus, sondern nimmt diese Elemente nur, um daraus etwas eigenes zu schaffen, was zwar den Geist des Westerns atmet, dem es aber wichtiger ist, eine Geschichte um den Zerfall von Werten und Freundschaften, um menschliche Gier nach Macht und die Korrumpierbarkeit von schwachen Charakteren zu erzählen.

Michael Matthews verlässt sich ganz auf seine starken Bilder. Auf die Gesichter seiner Schauspieler, die karge, unwirkliche Wüste Südafrikas und die Mythen, die Land und Genre wie Geister durchziehen. Dabei hat er den Mut, dem Zuschauer die vermeidlich unausweichlichen Höhepunkte zu enthalten. Potentielle Showdowns werden schon im Keim erstickt oder beim großen Finale unspektakulär oder aus weiter Distanz abgehandelt. „Five Finger For Marseilles“ kann sich nicht vorwerfen lassen, Gewalt zu glamourisieren – so wie es bei einem Western, der um davon handelt, dass ein Fremder aufräumt und für Gerechtigkeit sorgt, durchaus die Regel ist. Hier ist nichts cool oder stylisch. Kein Kugelhagel in Zeitlupe oder durch-choreographierte Schusswechsel. Am Ende kommt der Film nicht nur wieder bei sich selber an, sondern zitiert auch den göttlichen „Zwei glorreiche Halunken“ (bzw. könnte es auch eines der Heroic Bloodshed-Epen aus Hongkong sein). Doch es ist keine Erlösung, kein Gut gegen Böse, sondern der tragische Schlusspunkt unter dem Verlust von Freundschaft, Werten und Zusammenhalt.

Die Bluray aus dem Hause Donau Film kommt in sehr guter Bildqualität daher. Auch der Ton ist sehr dynamisch und klar. Statt der deutschen Synchronisation sollte man meiner Meinung nach auf den O-Ton zurückgreifen in Bantu-Sprache (Sesotho) vorliegt und dem Film mehr Authentizität verleiht. Die deutschen Untertitel sind auch gut zu lesen. Leider sind die Extras nicht ganz so ergiebig: Es gibt neben Trailern noch drei kurze Featurettes zur Geschichte, Besetzung und Produktion.

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Das Bloggen der Anderen (07-10-19)

Hui, in dieser Woche war es aber sehr, sehr ruhig in der von mir beobachtet Blogger-Landschaft. Das liegt wahrscheinlich am Feiertag mit Brückentag. Da generell die Aktivitäten in den Blogs weniger zu werden scheinen, hier noch einmal der Aufruf: Wenn Ihr interessante, spannende Blogs kennt, die ich bisher noch nicht auf dem Radar hatte, schreibt mir das gerne in die Kommentare. Ich bin hier für Tipps immer dankbar.

Filmlichtung befasst sich in Teil 8 seiner „Spuktakulären Filmmonster“ mit dem Doppelgänger und hat dazu viele Filmbeispiele rausgesucht.

– Rochus Wolff macht sich in seinem Kinderfilmblog Gedanken darüber, ob Horrorfilme grundsätzlich etwas für Kinder sind und hat auch eine (extern verlinkte) Liste mit Filmen parat, die für die jüngeren Zuschauer seiner Meinung nach empfehlenswert sind.

– Oha, der liegt hier auch noch eingepackt. Felix und André Malberg schreiben auf Eskalierende Träume unter dem Motto 100 deutsche Lieblingsfilme über Schlöndorffs „Mord und Totschlag“ von 1967.

– Oliver Nöding hat auf Remember It For Later einige Tipps parat. Zumindest waren mir die Filme „Honeymoon“ und „Hounds of Love“ bisher vollkommen unbekannt.

– So sehr Schlombies Filmbesprechungen George A. Romeros vierter Zombie-Film „Land oft he Dead“ gefallen hat, mit dem sechsten Eintrag „Survival of the Dead“ hat er doch ziemliche Probleme.

– Normalerweise verlinke ich Reviews erst ab einer bestimmten Länge, aber da hier diese Woche eh kaum was los ist und es immerhin um einen Film von Béla Tarr geht, weise ich mal auf die „Verdammnis“-Besprechung im Tagebuch der Eule.

– Ach, süsse Erinnerungen. Den ziemlich abgedrehten „Kung Fu Hustle“ habe ich – glaube ich – mal auf dem Fantasy Filmfest gesehen und fand ihn damals so toll, dass ich mir gleich die DVD aus dem asiatischen Ausland bestellt hatte. Habe ich aber seitdem – glaube ich – nicht wieder gesehen. Totalschaden von Splattertrash frischt mein Gedächtnis auf.

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Bericht vom 26. Internationalen Filmfest Oldenburg – Teil 3

Der letzte Tag in Oldenburg. Wieder mit Stefan, der diesmal die Fahrerdienste übernahm. Den letzten Tag finde ich immer am Schönsten, da hier immer eine sehr entspannte Atmosphäre herrscht, die Kinos nicht mehr so voll sind und man selber den Tag quasi als „Absacker“ mitnimmt. Nachteil: Oftmals sind schon viele Gäste abgereist. Aber irgendwas ist ja immer. Sehr positiv fiel mir auch auf, dass an diesem Tag der organisatorische Ablauf wie am Schnürchen klappte. Lag es daran, dass offensichtlich einige alte Hasen dafür zuständig waren, deren Gesichter man aus den Vorjahren schon kannte? Oder daran, dass alle abends nach knapp einer Woche Festival pünktlich Feierabend machen wollten? Egal. Auf jeden Fall: Sehr angenehm.

The Gasoline Thieves – Der intensive „The Gasoline Thieves“ führt den Zuschauer nach Mexiko. Aber nicht in die Großstadt, sondern in eine kleine Stadt irgendwo in der Ödnis. Erzählt wird die Geschichte des 14-jährigen Lalo. Dieser geht vormittags in die Schule und verkauft nachmittags gestohlenes Benzin. Dieses stammt aus den endlosen Pipelines, die durch Mexikos Erde laufen und nachts von den „Gasoline Thieves“ angebohrt werden. Dass dies Geschäft ein sehr gefährliches ist, in dem tödliche Konkurrenz herrscht und man sein Leben riskiert, erfährt man beim brutalen Auftakt gleich am Anfang.

Lalo hat nur davon gehört, weiß aber nicht worauf er sich eigentlich einlässt, als er sich einer Bande von „Gasoline Thieves“ anschließt. Grund dafür ist einerseits, dass er Geld braucht, damit er einem Mädchen aus seiner Schule Weiterlesen

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Bericht vom 26. Internationalen Filmfest Oldenburg – Teil 2

Am Samstag machte ich mich erst einmal alleine nach Oldenburg auf. Da ich am Vortag schon alle Karten für die drei Tage besorgt hatte, war das auch alles herrlich entspannend. Erst einmal einen Kaffee und Proviant in der Kulturetage geholt, dann ins cineK Muvi. Das kleinste Festivalkino, und wie ich finde, das gemütlichste. An diesem Tag war ich zweimal dort, was mich sehr freute.

Tito – Tito, ein junger Mann mit Agoraphobie lebt in einem Haus irgendwo in einem Vorort. Eines morgens sitzt sein gutgelaunter Nachbar bei ihm in der Küche und bereit ihm ein Frühstück. Er habe gemerkt, dass Tito nicht so gut drauf sei und wolle ihn aufheitern. Bald schon weicht der Nachbar Tito nicht mehr von der Seite und quartiert sich in seinem Haus ein. Tito macht Weiterlesen

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Bericht vom 26. Internationalen Filmfest Oldenburg – Teil 1

Oldenburg, Oldenburg, Oldenburg. Jedes Jahr freue ich mich schon lange auf diese Zeit im Jahr, in der ich endlich einmal für drei Tage komplett im Kino abtauchen kann. Mittlerweile hat man auch eine große Routine entwickelt, was man machen sollte (nimm die Filme, die Du gleich kriegen kannst) und was nicht (darauf spekulieren, dass es an der Abendkasse noch ein Restkontingent gibt). Man weiß, was einen erwartet (vor dem ersten Film gut essen, danach hat man dazu keine Zeit mehr) und wie die besten Laufwege von Kino zu Kino sind.

Das Festivalzentrum war diesmal in der Innenstadt in einem Bereich, wo ich bisher noch nie war. Und auch die drei Tage nicht mehr hinkommen sollte, da er doch sehr weit ab von allen Abspielstätten liegt. Habe ich die letzten Jahre noch gedacht, dass Möbelhaus beim Pferdemarkt wäre etwas unglücklich gewählt, so muss ich dieses Jahr sagen, das war noch Gold (weil zumindest in der Nähe von Exerzierhalle und Casablanca) gegen die diesjährige Location. Aber gut, ich bewege mich meistens eh nur in der Bahnhofstr. und da ist das dann eigentlich auch egal. Nur manchmal seufzte ich innerlich, wenn ich daran denke, wie toll die Zeiten waren, als das Zentrum noch in der Kulturetage war, man Zeit hatte zum Verweilen und spannende Leute traf.

Am Freitag ging es für mich im Theaterhof los. Und gleich gab es eine gehörige Verzögerung. Etwas, was sich leider durch die ersten beiden Tage ziehen sollte. Die Türen wurden zu spät geöffnet, dann mussten erst noch die Abstimmkarten ausgelegt werden (was der Regisseur des ersten Filmes dann auch gleich persönlich übernahm) und schließlich begann der Film mit einer ziemlichen Verspätung.

Cuck – Der fast 30jährige Ronnie lebt noch immer bei seiner kranken Mutter. Er hält sich mit kleinen Jobs über Wasser, wenn er nicht gerade vor dem Rechner hockt oder in der Uniform seines verstorbenen Vaters den großen Mann spielt. Ronnies Leben ist ziemlich im Arsch. Er ist zutiefst frustriert, bekommt Weiterlesen

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Blu-ray Rezension: „Kosmokiller – Sie fressen alles“

Nachdem ein Meteor auf die Erde gekracht ist, entsteigt diesem eine fremde Lebensform, die sofort zwei Camper tötet. Danach versteckt es sich im Keller des abgelegenen Hauses von Sam (James Brewster) und Barb (Elissa Neil), die der außerirdischen Lebensform schnell zum Opfer fallen. Unbemerkt von ihren Kindern, dem Studenten Pete (Tom DeFranco) und seinem jüngerem Bruder Charles (Charles George Hildebrandt), einem großen Monster-Fan, und Tante Millie (Ethel Michelson) und Onkel Herb (John Schmerling), die gerade zu Besuch sind. Bald schauen auch noch Petes Klassenkameraden Ellen (Jean Tafler), Frankie (Richard Lee Porter), und Kathy (Karen Tighe) vorbei. Viel Futter für die gefräßigen „Kosmokiller“…

Die Low-Budget-Produktion „Kosmokiller – Sie fressen alles“ besitzt einen gewissen Kultfaktor und dies durchaus zu recht. Wieder einmal läuft eine Alien-Invasion aus Kostengründen in einem Haus irgendwo in der Pampa ab. Das kennt man ja schon aus Filmen wie dem Ultra-Low-Budget-Film „Ausgeburt der Hölle“ (Review übrigens hier). Wenn man als Schauplatz nur ein Haus und eine sehr überschaubare Anzahl von No-Name-Darstellern hat, dann spart das Geld, welches gut für andere Dinge ausgeben werden kann. In diesem Fall für die wirklich beeindruckenden und wundervollen Kreaturen. Die „Kosmokiller“ des deutschen Titels (im Original lautet er „The Deadly Spawn“ bzw. „The Return of the Alien’s Deadly Spawn“) gehören eindeutig zu den Höhepunkten des Grindhousekinos und wirken mit ihren unzähligen Zahnreihen und wurmgleichen, und trotzdem auch tatsächlich Gigers Alien nicht unähnlichem, Aussehen nicht nur sehr liebevoll gestaltet, sondern in der Tat recht bedrohlich..

Die Handlung beginnt wie einst „Der Blob“ – welcher hier vielleicht neben zahlreichen anderen Vorbildern ebenfalls Pate stand – mit zwei Campern, die beobachten, wie ein Meteorit zur Erde stürzt und dann bei der Untersuchung des außerirdischen Gesteins ein blutiges Ende finden. Daraufhin verlagert sich das Geschehen in das scheinbar sehr einsam gelegene Haus einer Familie, in dessen Keller die außerirdische Lebensform ihr Nest gebaut hat. Von dort aus fangen die Kosmokiller an ihre Opfer zu suchen, die überraschend blutig von dem Mutterwesen (?) zerkaut werden. Diese eine Location wird dann auch nicht mehr verlassen, abgesehen von einem Ausflug in das geräumige Wohnzimmer einer älteren Dame, wo die Kosmokiller gleich wieder anfangen zu wüten. Dass diese Szene aber tatsächlich irgendwo anders als im altbekannten Haus der Familie gedreht wurden, darf bezweifelt werden. Regisseur Douglas McKeown weiß aber sehr gut mit seinen knappen Ressourcen umzugehen und diese zielgerichtet einzusetzen. Was wieder einmal beweist, dass man nicht viel Geld zur Hand, sondern gute Ideen im Kopf haben muss.

Und die hat er. Zwar strotzt das Drehbuch von Klischees, aber das erwartet man ja auch irgendwie. Hier und dort wird ein kleiner Twist eingebaut, wobei die größte Überraschung einfach der Tatsache geschuldet war, dass eine Schauspielerin nicht mehr zur Verfügung stand und daher schnell aus der Handlung entsorgt werden musste. Ansonsten wird ordentlich Tempo gemacht und die Hauptattraktion des Films, die fiesen Kosmokiller, in den Vordergrund gerückt. Die Darsteller sind allesamt Unbekannte, die bis auf ihren Auftritt in „Kosmokiller“ nicht größer in Erscheinung getreten sind. Vermutlich stammen sie alle aus dem Bekanntenkreis der Macher hinter dem Film. Dafür machen sie ihre Sache sehr gut, auch wenn Tom DeFranco als Pete deutlich zu alt für seine Rolle ist, was ihr aber einen merkwürdigen Dreh gibt, wenn diese junge Mann, der offensichtlich Mitte Zwanzig ist, sich noch immer wie ein Teenager benimmt und Zuhause wohnt. Auch Charles George Hildebrandt als der kleine Charles macht seine Sache sehr gut. Bei Kinderdarstellern besteht ja immer die Gefahr, dass sie nervig sind. Hildebrandt spielt seine Rolle aber sehr gradlinig. Er verkörpert das Alter Ego des Regisseurs, der wohl ebenfalls in jungen Jahren von Horrorfilmen und selbst gebastelten Masken und Effekten fasziniert war. Mit dieser Obsession und den Streichen, die er damit anderen spielt, erinnert stark an eine Blaupause für den kleinen Tommy Jarvis aus dem ein Jahr später entstandenen „Freitag, der 13. Teil 4 – Das letzte Kapitel„.

Wo das Geld knapp ist, muss man dies kreativ kaschieren. Douglas McKeown hat mit Harvey M. Birnbaum einen guten Kameramann an seiner Seite, der überraschenderweise nur bei „Kosmokiller“ irgendwie in Erscheinung trat. Zumindest in dieser Film sein einziger IMDb-Eintrag. In dem ausgesprochen empfehlenswerten Buch „Nightmare USA“ von Stephen Thrower über den US-Independent-Horrorfilm behauptet McKeown in einem Interview, Birnbaum wäre kaum am Set gewesen und die meiste Kameraarbeit habe er zunächst selber erledigt. Bis er von den Produzenten des Filmes wegen Unstimmigkeiten gefeuert wurde und der Schöpfer der Kosmokiller-Effekte – und gleichzeitiger Co-Produzent – John Dods selber das Ruder übernahm, um noch weitere Szenen mit den Kosmokillern zu drehen). Auch der schöne 80er Jahre Synthie-B-Horror-Score gefällt und wurde von drei Jungs beigesteuert, von denen nur einer Michael Perilstein, danach im Filmgeschäft blieb und noch Scores zu ähnlich gelagerten Werken komponierte. Wahrscheinlich war dieser Film für alle Beteiligten ein großer Wochenendspaß, was sich durchaus auf den Zuschauer überträgt und diesen kleinen Film so sympathisch macht. Und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass „Kosmokiller“ auch andere Filme in den 80ern beeinflusst hat. Sieht das Hauptalien nicht verdächtig so aus, wie Audrey II aus „Der kleine Horrorladen“? Und erinnert die Handlung nicht stark an den viel geliebten „Critters“? Wer ein Herz für B-Horrorware aus den 80ern hat, der sollte „Kosmokiller“ zumindest einmal gesehen haben.

Die Blu-ray von CMV ist gelungen. Das Bild ist völlig in Ordnung und erinnert daran, dass man es hier mit keiner Hochglanz-Hollywood-Produktion,sondern einem kleinen, billigen Independent-Film aus den frühen 80ern zu tun hat. Der Ton ist auch gut und die deutsche Synchro wartet mit bekannten Sprechern auf. An Extras findet man auf der Blu-ray eine Widescreen-Fassung in 16:9 anamorph, den Audiokommentar von Produzent Ted A. Bohus und Editor Marc Harwood, das Featurette „Visit with the Deadly Spawn“, einen alternativen Anfang, Behind-the-scenes- und Probeaufnahmen, ein Prequel-Comic, sowie den Original Trailer, einen TV-Spot und eine Bildgalerie.

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Das Bloggen der Anderen (30-09-19)

Nachdem sich meine schöpferische Pause jetzt fast einen Monat hingezogen hat, wird nun wieder kräftig in die Tasten gehauen. Einiges liegt schon länger auf der Festplatte, anderes wird frisch geschrieben. Ganz frisch ist naturgemäß das „Bloggen der Anderen“. Und da kam es mir gut zupass, dass in der letzten Woche nicht besonders viel los war. Man will es ja auch nicht gleich mit der Arbeit übertreiben…

– Andreas Köhnemann hat sich auf kino-zeit.de Gedanken gemacht, wie Hollywood über Sex sprach, als es nicht darüber sprechen durfte.

– Dazu passend schreibt Lukas Foerster auf seinem Blog Dirty Laundry über den erotischen Reiz von Silhouetten.

– Sebastian stellt auf Das Magazin des Glücks die frühen Filme von Jiří Menzel vor.

„Vase de Noces“ ist der vielleicht bekannteste (und berüchtigtste Film) des Belgischen Filmkünstlers Thierry Zeno. Sebastian Schwittay stellt auf odd & excluded den Film und seinen Macher ausführlich vor.

– Ich freue mich ja schon sehr auf Robert Eggers neuen Film „Der Leuchtturm“ (auch, weil Leuchttürme auf mich eine unheimliche Faszination ausüben). Oliver Armknechts Besprechung auf film-rezensionen.de befeuert dies nur.

– „Horror für Halloween“ gibt es auf Die Nacht der lebenden Texte. Und das gleich mit zwei Filmen, die mir sehr ans Herz gewachsen sind: Terence Fisher „Ohne-Christopher-Lee“-Dracula-Fortsetzung „Dracula und sein Bräute“ und Jean Rollins „Dienerinnen des Satans“ (zwar ohne Leuchtturm, dafür mit vielen Szenen am nächtlichen, von Leuchtfeuern erhellten Strand) .

– Noch so ein Film, der mich schon seit drei Jahrzehnten (ja,ja) auf meinem Lebensweg begleitet und noch immer bezaubern kann: Stuart Gordons Lovecraft-Verfilmung „From Beyond“. Filmlichtung hat einen längeren Text über den Film verfasst.

– An dieser Stelle als allererstes Vorweg: Alles Gute zum heutigen Geburtstag „Schlombie“! Und der Hinweis auf seine Besprechungen der tollen „Toxic Avenger“-Teile Eins und Zwei. Natürlich auf Schlombies Filmbesprechungen.

– Oliver Nöding hat Karyn Kusamas (deren unheimlich spannenden „The Invitiation“ ich erst kürzlich die Freude hatte, sehen zu können) „Destroyer“ gesehen und auf Remember It For Later für gut befunden. Auch wenn ihn das Gewese um Nicole Kidmans „Mut zur Hässlichkeit“ auf die Nerven ging und ihn fast vom Film abgelenkt hätte. Überrascht war ich, als ich lass, dass „American Made“ für ihn ein Highlight seines persönlichen Filmjahres 2019 und ganz sicher einer der besten US-Filme der letzten Dekade. Sei. Gut, dann muss ich mir den wohl doch mal besorgen.

– Totalschaden von Splattertrash hat sehr wohlwollende Worte für Gérard Ourys Belmondo-Film „As der Asse“, den ich bei der Erstsichtung ja ziemlich anstrengend fand.

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DVD-Rezension: „Leuchtturm des Chaos & Der Havarist“

Sterling Hayden kennen die meisten Menschen lediglich als Hollywood-Star. Keiner von den ganz großen Namen, aber einer der einem immer wieder begegnet und welcher Hauptrollen bei Kubrick („Die Rechnung ging nicht auf“, „Dr. Seltsam“), Ray („Johnny Guitar“) und Houston („Asphalt Dschungel“) spielte. Doch das ist nur eine Facette eines Lebens, welches so unglaublich ist, dass es wirkt wie ausgedacht. Mit 15 Jahren fährt er zur See, wird Fischer, umsegelt die Welt, mit 22 ist er bereits Kapitän. Als sein Schiff in einem Sturm sinkt, geht er nach Hollywood, wo er der 1,93m große, attraktive blonde Mann sofort einen Vertrag und erste Filmrollen bekommt. Hayden bricht den Vertrag dann, um im zweiten Weltkrieg bei den Marines anzuheuern und zum Fallschirmjäger ausgebildet zu werden. Er organisiert im Mittelmeer eine Schmuggel-Flotte, die Titos Partisanen in Jugoslawien mit Waffen versorgt. Wieder zurück in Hollywood tritt er 1946 kurzzeitig der kommunistischen Partei bei, die er aber schon bald enttäuscht verlässt, weil im da zu viel geredet und zu wenig getan wird. Aufgrund seiner Mitgliedschaft landet er aber Anfang der 50er vor McCarthys Komitee für unamerikanische Umtriebe. Um sich und seine Karriere zu schützen denunziert er Kollegen, was ihm die Anerkennung von Hardliner wie Nixon und Reagan einbringt und seine Karriere kräftig ankurbelt. Scheinbar soll er für seinen Verrat belohnt werden. Hayden zerbricht aber an seinen Schuldgefühlen, zieht sich in den 60ern zurück auf See, schreibt erst ein autobiographisches Buch namens „Wanderer“, dann einen Seefahrerroman namens „Voyage“. Er tritt für die Bürgerrechtsbewegung ein und spricht auf Kundgebungen. Erst Ende der 60er kehrt er ins Filmgeschäft zurück und nimmt Nebenrollen in Filmen wie Altmans „Der Tod kennt keine Wiederkehr“ und Coppolas „Der Pate“ an. Sein Fernweh ist dadurch aber nicht gestillt. Er kauft sich 1969 in den Niederlanden eine Kanalschute, die er vier Jahre später nach Paris überführte, wo er zeitweilig auf ihr lebt. Auch später wird es ihn immer wieder nach Europa ziehen, wo er sich eine Auszeit von Hollywood nimmt und auf der Schute, die er „Pharos of Chaos“ nennt, die Binnengewässer Frankreichs befährt.

Dort spürten ihn die Dokumentarfilmer Wolf-Eckhart Bühler und Manfred Blank 1983 im Hafen von Besançon auf. Fünf Tagen lang sitzt Sterling Hayden vor der Kamera von Bernd Fiedler und erzählt sein Leben. Dabei säuft er, raucht Haschisch und macht generell nicht den Eindruck, als wäre der scheinbar jahrelange Alkoholmissbrauch spurlos an ihm vorbei gegangen. Die weißen Haare stehen wirr vom Kopf ab, der ungepflegte Rauschebart erinnert an Hemingway. Er trägt einfache Kleidung und läuft immer barfuß. Oftmals zucken seine Hände plötzlich in die Höhe, verrenken sich scheinbar unkontrolliert. Der Blick schweift ins Leere oder zu den anwesenden Filmemachern, die aber fast immer außerhalb des Bildes bleiben, was dem Blick etwas suchendes, verzweifeltes verleiht. Hayden spricht mit kräftiger, tiefer Stimme. Mal laut, dann wieder leise. Er macht lange, irritierende Kunstpausen. Am meisten verwirrt einen aber seine Angewohnheit seine Sätze mit einem fragenden „hmmm?“ zu beenden. So als suche er Bestätigung für das gerade Gesagte oder will sich absichern, dass sein unsichtbares Gegenüber ihn auch verstanden hat. Manchmal fängt er an, wegen eines Wortes wie „piss“ hysterisch zu lachen bis ihm die Luft wegbleibt.

Zunächst fühlt man sich etwas unwohl beim Anblick dieses offensichtlichen Alkoholikers, der sich im Rausch um Kopf und Kragen redet. Den man schlafend in seiner Kajüte liegen lässt, nachdem er am Vorabend im Vollrausch fast ertrunken wäre. Der offensichtlich die Anwesenheit der Filmemacher und die Möglichkeit von der See, seiner Schriftstellerei und seiner Sicht auf die Welt zu erzählen genießt, und dabei nicht merkt, dass er sich nicht unbedingt in einem präsentablen Zustand befindet. Ein Eindruck, der dadurch bestärkt wird, dass Bühler und Blank die Kamera weiterlaufen lassen, wenn das Interview stockt oder Hayden sich wiederholt und dieses „Schnittmaterial“ letztendlich im Film belassen. Wie die der Film anders ausgesehen und gewirkt hätte, sieht man an dem 45-minütigen Film „Vor Anker, Land unter“ (ebenfalls in diesder Edition enthalten), bei dem genau diese irritierenden Momente herausgeschnitten wurden und Hayden dadurch einen sehr viel „seriöseren“ Eindruck macht. Wodurch „Vor Anker, Land unter“ als Dokumentation aber auch glatter und dadurch auch beliebiger wirkt. Trotz oder gerade wegen des zeitweise Leerlaufs und Haydens immer wieder abbrechenden, dann wieder neu aufgenommenen, aber in andere Richtungen laufenden Gedankengängen, entwickelt „Leuchtturm des Chaos“ einen Sog, der einen in die ganze Interview-Situation hereinzieht. Bald schon glaubt man selbst, dem trotz allem höchst charismatischen Hayden auf seinem Boot gegenüber zu sitzen. Und gerade aufgrund der Unberechenbarkeit des Materials hängt man an seinen Lippen und lauscht gebannt.

Nach 75 Minuten kommt „Leuchttum des Chaos“ dann zu dem Punkt, der Bühler und Blank scheinbar von Beginn an besonders interessiert hat und der erklärt, welche Dämonen Hayden jagen, und ihn zu dem gemacht haben, was er ist. Seine Aussage vor dem Komitee und sein Verrat an den Freunden und Kollegen, welcher diesen Berufsverbot und den Verlust der Lebensgrundlage eingebracht haben. Der ihm aber eine – im Nachhinein verhasste – Hollywoodkarriere ermöglichte. „I was a shit“ sagt Hayden. Man merkt mit jedem Wort, wie sehr er sich dafür hasst, neben den Kollegen auch seine Ideale verraten zu haben. Wie ihn sein Verrat noch immer beschäftigt und innerlich zerstört. Von da an wird das Gespräch ernster, persönlicher. Hayden spricht nun offen über Depression, Einsamkeit und Selbstmordgedanken. Etwas, was er am Anfang des Gespräches noch machohaft beiseite gewischt hat.

Dieser Einschnitt in Haydens Leben, die Aussage vor dem Komitee, bildet auch das Zentrum von Bühlers zweiten Sterling-Hayden-Film „Der Harvarist“, den er nach Haydens autobiographischen Roman „Wanderer“ inszenierte. 25 Jahre vor Todd Haynes Bob-Dylan-Biographie „I’m Not There“ lässt er Hayden von drei sehr unterschiedlichen Schauspielern verkörpern. Rüdiger Vogler übernimmt die Rolle des jüngeren Hayden, der in die Kommunistische Partei eintritt, Burkhard Driest den Hayden, der vor dem Komitee aussagt und Liedermacher Hannes Wader den älteren, zurückblickenden Hayden. Begleitet wird dies von einem von Konstantin Wecker komponierten Score, welcher gleich zu Beginn wie aus einem französischen Polizeithriller der 80er Jahre wirkt.

Leider erreicht „Der Harvarist“ zu keinem Zeitpunkt die Wirkung, die „Leuchtturm des Chaos“ entwickeln konnte. „Der Havarist“ wirkt kühl, distanziert. Mehr ein artifizielles Kunstprojekt als ein emotionales Drama. Keine Spur der beeindruckenden Persönlichkeit Haydens. Die drei Darsteller wirken emotionslos, sagen ihre Texte mehr auf, als dass sie sie leben. Das wirkt dann wie stilisiertes Theater, nicht Kino und lässt ein leicht gelangweilt zurück. Zwar muss man Bühler zugute Halten, dass er immer wieder filmische Mittel sucht, wie lange Tracking-Shots, ungewöhnliche Zwischenschnitte oder Verfremdungen. Aber diese ergeben sich nicht zwingend, sondern wirken eher wie ein „Hier probiere ich mal was aus“. Dass die in Amerika spielende „Handlung“ komplett und offensichtlich an typisch deutschen Orten gedreht wurde, soll möglicherweise das Universelle an Haydens Geschichte betonen, wirkt aber eher so, als wäre für etwas anders kein Geld übrig gewesen. Selbiges gilt für die Szenen vor dem Komitee, die in einem kargen Konferenzraum gedreht wurden und sich bewusst keinerlei Mühe geben, die reale Situation von damals zu rekonstruieren. Darauf kommt es Bühler auch gar nicht an, trotzdem bewirken diese Verfremdungseffekte eine weitere Distanz zur Person Hayden, was den Film zu einem eher theoretischen Kopfprodukt macht, dem genau das fehlt, was „Leuchtturm des Chaos“ so besonders und unmittelbar gemacht hat: Das Herz.

Wie gewohnt hat die Edition Filmmuseum hier wieder ein perfektes DVD-Paket geschnürt, welches kaum Wünsche offen lässt. Neben Bühlers beiden Hayden-Filmen „Leuchtturm des Chaos“ und „Der Havarist“ ist noch der 45-minütige Fernsehfilm „Vor Anker, Land unter“ enthalten, der ein Jahr vor „Leuchtturm des Chaos“ entstand und quasi die TV-taugliche, glattere TV-Version des „Leuchtutms“ darstellt enthalten. Ferner gibt es ein 16-seitiges Booklet mit 16-seitiges zweisprachiges Booklet mit weiterführenden Texten von Alf Mayer und Wolf-Eckart Bühler, sowie einen 5-minütigen alternativen Filmanfang zu „Der Havarist“. Das Bild der DVD (in 1:1,33) ist in Ordnung und von der Qualität, die man bei einer fast 40-jährigen TV-Dokumentation erwartet. Nicht besser, aber auch nicht schlechter. Der Ton ist gut verständlich. Insgesamt eine sehr schöne Edition.

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