Gast-Rezension: „Im Banne des Kalifen“

von Carsten Henkelmann

Der Junge Majeed (Puneet Sira) kommt in eine Stadt, über die der Kalif Alquazar (Christopher Lee) herrscht. Mit magischen Fähigkeiten und gnadenloser Härte macht er sein Volk untertan. Als der Prinz Hasan (Oliver Tobias) in die Stadt kommt und um die Hand der hübschen Stieftochter Zuleira (Emma Samms) bittet, gewährt Alquazar ihm diese nur, wenn es Hasan gelingt ihm eine magische Rose zu bringen, die Alquazar selber nicht pflücken kann. Natürlich hat Alquazar niemals vor, dem Prinzen seine Stieftochter zur Frau zu geben. Derweil hat Majeed Ärger mit Banditen in der Stadt und kann nur durch eine Fee gerettet werden. Ungewollt landet er auf dem fliegenden Teppich, mit dem Hasan zu seiner Reise aufgebrochen ist, außerdem ist auf Wunsch Alquazars der angebliche Leibwächter Khasim (Milo O’Shea) noch dabei. Zu dritt versuchen sie nun, diverse Gefahren zu überleben und die Rose zu finden.

Auch wenn vieles an den großartigen Fantasy-Klassiker DER DIEB VON BAGDAD (The Thief of Bagdad, 1940) erinnert, so hat man es doch nicht mit einem direkten Remake zu tun. Viele Handlungselemente sind ähnlich, aber variieren doch noch sehr stark. Wer allerdings den alten Film mag, wird sich sicher auch mit diesem Werk anfreunden können. Es beginnt ganz klassisch mit einem Märchenbuch, das den Titel des Films auf seiner Vorderseite eingedruckt hat, und einer Figurenkonstellation, die so ganz typisch Märchen ist. Der tapfere Held, der böse König bzw. Kalif, die schöne, aber unterdrückte Prinzessin, der zwielichtige Gehilfe des Herrschers und der stets gutgelaunte Begleiter des Heldes sind allesamt keine unbekannten Charakterzüge. Tricktechnisch arbeite man vor allem viel mit Miniaturen und Rückprojektionen, wobei man allerdings manchen Effekten auch ansieht, dass ihnen ein wenig mehr Budget nicht unbedingt geschadet hätte. Gerade wenn aus der Ferne Menschen auf fliegenden Teppichen gezeigt werden, sieht es doch ein wenig nach Puppentheater aus und die orientalische Stadt, über die öfters hinweg geflogen wird, wäre mit mehr Detailarbeit etwas glaubwürdiger gelungen. Aber sei’s drum, dafür gibt es eine Geschichte, die zwar relativ vorhersehbar und altbekannt abläuft, aber immerhin gut zu unterhalten weiß und es gibt Luftkämpfe auf fliegenden Teppichen! Mir ist bislang kein anderer Film bekannt, der sowas zu bieten hat!

Auf Seiten der Darsteller sticht natürlich Christopher Lee heraus, der zwar mal wieder “nur” den Bösewicht mimt, aber nicht so blass wirkt wie sein filmischer Gegenspieler Oliver Tobias in der Rolle des Hasan. Zwar ein gutaussehendes Kerlchen und sportlich, allerdings fehlt es ihm deutlich an Leinwandpräsenz. Emma Samms darf vor allem hübsch aussehen, verkörpert aber allzu erwartbar nur die “Damsel in Distress”. Und auch wenn Puneet Sira mit damals 12 Jahren seinen Majeed mit viel Witz und Empathie verkörpert, ist er aber auch kein Sabu, der Hauptdarsteller aus dem 1940er Film. Dafür ist Majeed noch etwas zu sehr Kind und ängstlich, aber definitiv der Sympathieträger des Films. In einer kleinen Nebenrolle ist außerdem noch Peter Cushing zu sehen, als ins Verlies geworfener ehemaliger Großwesir der Stadt und kurzzeitiger Mithäftling Hasans. Allerdings haben er und Christopher Lee leider keine gemeinsame Szene in diesem Film.

Auf Blu-ray gibt es den Film mittlerweile von Cinestrange, eine eigentlich eher ungewöhnliche Wahl für dieses Label. Erhältlich ist er bislang in drei Mediabook-Varianten, wobei Covervariante A nur in einem wattierten, und damit auch teureren, Mediabook angeboten wird. Gegen die Bild- und Tonqualität gibt es nichts zu sagen, beides sieht und hört sich gut an. Neben der deutschen Synchronisation werden auch der englische Originalton und optionale deutsche Untertitel angeboten. Beim Bonusmaterial gibt es eine gut 40-minütige Dokumentation namens “Exploring an Arabian Adventure” sowie die Super-8-Version, die ca. 31 Minuten lang ist. Weitere Infos werden abschließend noch in dem dicken, 52-seitigem Booklet vermittelt.

Wer auf klassische Abenteuer in klassischer Inszenierung steht, der wird mit IM BANN DES KALIFEN sicher seinen Spaß haben. Er ist vielleicht nicht wirklich gut gealtert, sorgt aber an einem entspannten Sonntagnachmittag für gute Unterhaltung und ist auch ein Film, den Kinder sich ohne Probleme anschauen können. (Carsten Henkelmann)

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