DVD-Rezension: “WolfCop”

WolfcopDer versoffene und faule Polizist Lou Garou (Leo Fafard) schiebt seinen Dienst in einer kanadischen Kleinstadt. Nachdem er eines Nachts zu einem Einsatz im nahegelegenen Wald gerufen wird, ändert sich sein Leben. Am nächsten Morgen erwacht er mit einem Pentagramm auf seiner Brust und geschärften Sinnen. Doch Lou kümmert das zunächst wenig, und er säuft erst einmal weiter. Als er sich dann aber bei Vollmond in ein haariges Monster verwandelt, sieht sich selbst Lou Garou dazu gezwungen, nach den Hintergründen zu fahnden. Unterstützt wird er dabei von seinem kauzigen Kumpel Willie (Jonathan Cherry) und seiner ehrgeizigen Kollegin Tina (Amy Matysio). Als Wolfcop gerät er dabei in eine finstere Verschwörung, die weit zurück reicht und Lou in tödliche Gefahr bringt…

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Es ist heutzutage durchaus eine Wohltat, wenn sogenannte „Trash“-Filme (ein fürchterliches Wort) einmal nicht mit dem ironischen Zwinker-Zwinker in den Augen daherkommen. Wenn sie sich nicht in ihrer eigenen Schlechtigkeit suhlen und Fließbandware als „Kult“ (noch so ein Unwort) verkaufen wollen, weil sie ja so crazy und billig gemacht sind. Ab und zu guckt doch mal ein B-Filmchen um die Ecke, welches sein Herz auf dem rechten Flecken hat und eine verrückte Idee nicht in billiges Zellophan, sondern festes Geschenkpapier wickelt. „WolfCop“ ist solch ein B-Filmchen. Einen Polizisten zum Werwolf mutieren zu lassen, und diesen dann noch auf Streife zu schicken, ist eine dieser Ideen, bei denen man sich fragt, warum zuvor noch niemand auf diese Idee gekommen ist. Okay, Vampire als Polizisten gab es schon, aber gegen ein haariges Monster haben die blassen Blutsauger hier in Sachen Originalität keine große Chance. Der Werwolf in Polizeiuniform ist dann auch das prägnante Element in diesem mit 76 Minuten recht kurzen Film. Und man darf es Regisseur und Drehbuchautor anrechnen, dass er seine dünne Geschichte nicht künstlich aufbläht, sondern knackig zum Ende führt. Ob das in dem, bereits vor dem Abspann angekündigten, „WolfCop 2“ auch der Fall sein wird, bleibt abzuwarten.

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„WolfCop“ fühlt sich an, wie eine dieser Direct-to-video-Produktionen, die Ende der 80er/Anfang der 90er in die Videotheken kamen. In einer Zeit also, in der gerade noch statt billiger, lebloser CGI, Geld in gute, alte Handarbeit gesteckt wurde. So sind die Masken und Special Effects in „WolfCop“ dann auch kostengünstig, aber atmen den Charme von etwas Echtem, Anfassbaren. Und man spürt förmlich die Freude, mit der die Maskenbildner und Special Effects Leute sich hier austoben. Latex, Prothesen, Kunstblut. Die ganze Palette altehrwürdiger Maskenkunst wird hier aufgefahren und mit sichtlichem Spaß und Kreativität eingesetzt. Man sollte nur keine atemberaubenden Transformationen wie in „American Werewolf“ oder „Das Tier“ erwarten. Dafür stand augenscheinlich auch nicht das Budget zur Verfügung. Aber mit einigen geschickten Kameraeinstellungen zaubert Lowell Dean hier durchaus überzeugende und angenehm altmodische Effekt-Szenen. Nur bei einigen Explosionen und kurzen Verwandlungsszenen ganz am Ende, kommt auch Dean nicht umhin, auf den Computer zurückzugreifen, was ihm aber verziehen werden darf.

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Auch wenn der haarige Polizist durchaus eine Innovation darstellt, die Geschichte tut es nicht. Sie bleibt dünn, vorhersehbar und offenbart auch ein paar Durchhänger. Jedoch wird gar nicht erst versucht dies Mängel durch ein übergroßes Spektakel zu kaschieren, sondern man steht in bester B-Film-Tradition dazu, was den Film näher an die Grindhouse-Filme der 70er und 80er rückt, als so manches gewollt cooles Neo-Retro-Filmchen. Zwar wird „WolfCop“ als Horrorkomödie vermarktet, aber der Komödienanteil ist dankenswerter Weise bis auf zwei-drei Stellen nicht übermäßig forciert, sondern ergibt sich aus der Absurdität der Geschichte, die von den Darstellern ernsthaft und ohne Parodiecharakter gespielt wird. Dies gilt insbesondere für den Hauptdarsteller Leo Fafard, der zwar „im wahren Leben“ seine Brötchen als „generator operator“ hinter der Kamera verdient, sich aber als Idealbesetzung für Lou Garou (kleines Wortspiel mit loup-garou, dem französischen Wort für Werwolf) entpuppt. Selbst ohne Make-Up hat er schon etwas „wölfisches“ an sich und spielt seine Rolle, die durchaus auch als Slapstick-Charakter hätte angelegt werden könnte, ernsthaft und mit starker physischer Präsenz. Auch seine Mitstreiter schlagen sich recht gut, vor allem Amy Matysio als Hilfssheriff Tina, eine Rolle, die in falschen Händen auch schnell zu einer nervigen Witzfigur hätte geraten können. Nicht vergessen sollte man auch Sarah Lind als überaus heiße Jessica, deren Auftritte man – nicht unbedingt durch ihre Schauspielkünste, aber immerhin – nicht so schnell vergisst. Nur Jonathan Cherry als Lous etwas verrückter Kumpel und Aidan Devine als Sheriff neigen dazu, die Grenze zur Albernheit ein paar Mal zu überschreiten.

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„WolfCop“ wurde mit Hilfe der Cinecoup film accelerator competition finanziert. So etwas wie einer Online-Casting-Show für Filmfinanzierungen. Er setzte sich aufgrund eine 2-minütigen Trailers gegen 89 Konkurrenten durch und erhielt eine Fan-Finanzierung, die den Dreh des Filmes erst möglich machte, und noch die Garantie dafür, dass der Film in seiner Heimat Kanada einen Kinostart bekam. Und der Film liefert dann auch das, was die Fans aufgrund der Prämisse erwarten durften. Leichte, und überraschend blutige, Unterhaltung, die keinen großen Anspruch erhebt, außer seinem Publikum eine gute Zeit zu bescheren. Was ihn ungleich sympathischer macht als die sterilen CGI-Monsterfilme, die eiskalt auf den Geldbeutel ihrer Zuschauer starren und dabei vergessen, warum es im sogenannten „Trash“-Film geht: Nämlich das Herz am rechten Fleck zu haben, und sein Thema soweit ernst zu nehmen, dass man mit dem Film, statt über ihn lacht.

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Der kanadische Low-Budget-Film „WolfCop“ erweist sich als sympathisches und ganz und gar anspruchsloses Party-Filmchen, dass zugunsten von guten, alten handgemachten Effekten, fast vollständig auf billige CGI verzichtet. Ein gut besetzter Hauptdarsteller, schöne Frauen und literweise Kunstblut runden das positive Bild ab, in dem Komödie über weite Strecken nicht mit albernen Plattheiten gleichgesetzt wird.

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Die Bildqualität der Ascot Elite DVD ist gut. Die Farben an manchen Stellen wunderbar kräftig. Hier und Dort weist das Bild allerdings einen gewissen „Video-Look“ auf, der etwas billig wirkt. Die Synchronisation ist okay, aber die Originaltonspur ist eindeutig zu bevorzugen, da die wunderbar tiefe Stimme des Hauptdarstellers in der deutschen Fassung zu hell und beliebig ist. Die Extras der DVD sind nicht besonders spektakulär. Es gibt eine 5-minütiges Featurette in dem der Cast bei den Dreharbeiten herumalbert und mehrere Takes eine alternativen Szene zu finden sind, in der Hilfssheriff Tina statt eines abgerissenen Gesichts einen Penis findet. Dann gibt es noch ein Musikvideo, drei kurze Videos über „Cinecoup – The Film Accelerator“, worüber der Film finanziert wurde und letztendlich noch sechs „Missions Videos“, die zusammen eine Laufzeit von knapp 13 Minuten ergeben. Das aufschlussreichste Feature ist aber ein Audiokommentar mit Lowell Dean (Autor und Regisseur) und Emmersen Ziffle (Spezial Make-up). Gegenüber der von mir gesichteten DVD, soll die Blu-ray noch ein 45-minütiges „Making Of“ enthalten.

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2 Antworten zu DVD-Rezension: “WolfCop”

  1. Oliver sagt:

    „Einen Polizisten zum Werwolf mutieren zu lassen, und diesen dann noch auf Streife zu schicken, ist eine dieser Ideen, bei denen man sich fragt, warum zuvor noch niemand auf diese Idee gekommen ist.“

    Ist schon jemand: Anthony Hickox mit seinem FULL ECLIPSE.
    https://funkhundd.wordpress.com/2012/11/27/full-eclipse-anthony-hickox-usa-1993/

  2. Marco Koch sagt:

    Ach, verdammt. Stimmt, den habe ich total vergessen. Dabei mochte ich den damals sehr gerne – wie fast alles von Hickox Jr. Besonders an die John-Woo-mäßigen Shoot-Outs erinnere ich mich noch gut. Könnte man auch mal wieder gucken.

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