Blu-ray-Rezension: „3 Minutes“

3minutesJack Tramell (James Parks) moderiert sehr erfolgreich die immens populäre Quizshow „3 Minutes“. Als er eines Tages von einem arbeitsreichen Tag nach Hause kommt, wird er im Aufzug zu seinem Apartment von einer ihm unbekannten Frau (Caroline Goodall) attackiert. Die Frau, die sich ihm als Kathryn vorstellt, stoppt den Fahrstuhl und fesselt Tramell. Dann beginnt sie mit ihm ein schmerzhaftes Spiel, welches auf den Regeln von „3 Minutes“ fußt. Bald schon entwickelt sich ein tödlicher Psychokrieg zwischen den Beiden, bei dem man nicht weiß, zu welcher Seite man halten soll. Ist Jack unschuldiges Opfer oder gibt es in seiner Vergangenheit ein finsteres Geheimnis?

Mit „3 Minutes“ hat OFDb Filmworks wieder einmal einen kleinen, eher unbekannteren Thriller mit überraschenden Wendungen auf den Markt geworfen. Doch im Gegensatz zum exzellenten „The Body“ (Rezension hier) oder dem feinen „Cold Blooded“ (Rezension hier), will das Rezept hier nicht so ganz aufgehen. Dabei besitzt „3 Minutes“ alle Zutaten, um für spannende 90 Minuten zu sorgen: Eine mysteriöse Handlung, ein fieses Spielchen bei dem man nie weiß, wer nun der Gute und wer der Böse ist, sowie gute Schauspieler, die das Kammerstück durchaus über die volle Laufzeit tragen könnten. Doch irgendwie scheint Regisseur Massimo Coglitore seinem Drehbuch nicht zu trauen und versucht es doch verschiedene Eskalationen noch zu beschleunigen und spektakulärer zu gestalten. Dabei verliert er allerdings immer wieder den roten Faden und was ihm besonders anzulasten ist: Er torpediert ständig seine eigene, gar nicht uninteressante Prämisse.

Dass der Quizmaster hier in einer pervertierten Version seiner eigenen Show um sein Leben kämpfen muss, verspricht einige Spannung. Coglitore entscheidet sich allerdings dafür, dies damit zu konterkarieren, dass nach der ersten Runde klar ist, dass die Fragen, die dem TV-Star Jack gestellt werden, recht belanglos und einfach zu beantworten sind – wenn die Lösung nicht völlig abstrus und unter die Rubrik „Hat sich der Drehbuchautor halt so ausgedacht“ fällt. Ein Beispiel dafür ist die Frage, welcher Film („Misery“, „Machete“, „Kill Bill“ oder „Million Dollar Baby“ ) nicht in diese Reihe gehört, welche lediglich platt mit vorgegaukeltem Filmwissen ala Tarantino kokettiert, aber letztendlich höchst einfallslos, gezwungen und in der Auflösung vollkommen an den Haaren herbeigezogen daherkommt. Auch wird schnell deutlich, dass es eigentlich völlig egal ist, welche Antworten Jack gibt, da sie zum Teil gar nicht nachvollzogen werden können und seine Peinigerin offensichtlich auch kein großes Interesse daran hat, das Spiel durch Jacks Tod vorzeitig abzubrechen.

Erschwerend kommt hinzu, dass Jack zwar leidet, aber keine ernsthaften Konsequenzen tragen muss. Ein herausgerissener Fußnagel schmerzt sicherlich höllisch, ist aber ein Witz gegenüber dem, was Jack sonst angedroht wird, aber in letzter Konsequenz dann doch nicht geschieht. Ebenfalls irritiert es, wenn Dinge, die auch dem unbedarftesten Zuschauer relativ schnell klar sind, einem als plötzliche Überraschung und große Sensation verkauft werden. Wenn sich im Laufe der Spielzeit dann auch noch herausstellt, dass die Motivation der Frau, diesen hohen Aufwand zu betreiben, um Jack zu foltern, auf ganz, ganz tönernen Füssen steht, macht sich beim Zuschauer eine gewisse Gereiztheit breit, die von dem sich ganz besonders clever gebenden Ende nicht unbedingt gelindert wird.

Immerhin kann sich Coglitore aber auf seine beiden Hauptdarsteller verlassen. Insbesondere die Engländerin Caroline Goodall wirft sich mit großem Enthusiasmus in ihre Rolle und agiert durchaus überzeugend als Frau, bei der man nie so recht weiß, ob es jetzt Verzweiflung oder schon purer Wahnsinn ist, der sie zu ihren Taten treibt. Auch Tarantino-Stammschauspieler James Parks bringt die richtige Mischung aus schmieriger Arroganz und Angst mit, um seine Rolle durchaus ambivalent zu gestalten, was dem Film sehr gut tut. Ein totaler Ausfall ist allerdings der Gaststar des Filmes, Burt Young. Wahrscheinlich geholt, um mit einem „großen Namen“ werben zu können, spielt er den Nachtwächter mit Boxkarriere (ein Hinweis auf die „Rocky„-Reihe, die ihn berühmt machte?) im Halbschlaf und merklich ohne große Lust.

„3 Minutes“ ist kein vollkommener Fehlschlag. Tatsächlich kann er streckenweise gut, wenn auch oberflächlich, unterhalten und profitiert deutlich von seinen beiden spielfreudigen Hauptdarstellern. Umso ärgerlich ist es, mit anzusehen, wie er sein durchaus vorhandenes Potential verschwendet und auf dem Weg zum Geheimtipp immer wieder ausrutscht und auf dem Hintern landet.

Wie von OFDb Filmworks gewohnt, bietet auch diese Blu-ray ein hervorragende Bildqualität. Auch beim Ton gibt es wieder einmal nichts zu meckern. Neben der deutschen Tonspur, ist auch eine englische O-Tonfassung mit an Bord (der Film ist zwar eine italienische Produktion, allerdings mit englischsprachigen Darstellern auf Englisch gedreht). Hierbei ist trotz guter Synchronisation die englische Tonspur zu empfehlen, um Caroline Goodalls herrlichen, britischen Akzent genießen zu können. Extras gibt es, außer einem Trailer, leider keine.

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