DVD-Rezension: “Malabimba – Vom Satan besessen”

malabimbaWährend einer Séance, bei der Kontakt zu der verstorbener Ehefrau von Andrea Caroli (Enzo Fisichella) hergestellt werden soll, wird unglücklicherweise der Geist seiner Ahnin, der sexsüchtigen und bösartigen Lucrezia Borgia, freigesetzt. Dieser nimmt sogleich Besitz von Carolis junger Tochter Wanja (Katell Laennec).

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Man möchte ja gerne mal Mäuschen spielen, wenn ein beinharter Horrorfan sich den wunderbaren Bahnhofs-Reißer „Malabimba – Vom Satan besessen“ in den Player schiebt und aufgrund des Titels und dem ausgesprochen schönen DVD-Cover einen fiesen Gruseler erwartet. Denn wahrscheinlich weiß nicht jeder, dass dieses Werk einst unter dem Namen „Komm und mach’s mit mir“ in den Schmierbuden der Republik lief. Denn was wahrscheinlich einmal als echter „Exorzist„-Rip-Off geplant war, ist über weite Strecken ein veritabler Sexfilm, dem von geldgierigen Produzenten auch noch ein paar Porno-Inserts spendiert wurden. Wirklich gruselig ist das alles nicht, obwohl die Szenen, in denen der Geist der Lucrezia Borgia (die soll es zumindest in der deutschen Fassung sein) durch das Schloss fliegt und von der jungen Wanja (im Original Bimba) Besitz ergreift, recht stimmungsvoll umgesetzt wurden. Doch die Schauwerte sind weniger die entfesselten Kamerafahrten am Anfang, als vielmehr die prallen Brüste von Patrizia Webley. Auch führt die Besessenheit bei Wanja nicht zu drehenden Köpfen und Kotzorgien, sondern zu einer massiven Textilallergie.

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Was den Film so interessant macht ist, dass er unter all den wilden Zutaten, die Bianchi dazu schmeißt, tatsächlich eine nachvollziehbare Geschichte erzählt. Wanja steckt mitten in der Pubertät, entdeckt die eigene Sexualität und muss gleichzeitig feststellen, dass die Welt ihrer Familie keine heile ist, und die eigenen Eltern (bzw. hier der Vater) ein eigenes, reges Sexleben führen. Was sie verwirrt und zu extremen Gegenreaktionen veranlasst. Und das alles brav – wie einst beim „Exorzisten“ – unter dem Deckmäntelchen der Besessenheit, die hier wie dort als Metapher für die Veränderungen der zuvor noch kindlichen Seele und des Körpers stehen. Während „Der Exorzist“ allerdings einen konservativ-christlichen Ansatz verfolgt, steht „Malabimba“ für die Freiheit der Sexualität. Nachdem es jeder mit jedem getrieben hat, scheint die Sonne wieder und das Familienleben kann weiter gehen. Nur die katholische Nonne kann nicht mit ihren wahren Gelüsten stehen und bezahlt den Preis dafür. Interessanterweise funktioniert diese Geschichte auch noch trotz der billigen Schmiere, mit der Bianchi seinen Film einreibt.

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Das dem so ist, liegt zu einem guten Teil an Kameramann Franco Villa, der zuvor sehr eng mit Fernando de Leo zusammengearbeitet hatte und u.a. dessen Gangster-Klassiker „Milano Kaliber 9“, „Der Mafiaboss“ und „Der Teufel führt Regie“ fotografierte. Zur Zeit von „Malabimba“ arbeitete er für den Produzenten Gabriele Crisanti, der ihn neben „Malabimba“ noch für weitere Sleaze-Feste, wie den berüchtigten „Giallo A Venzia“, „Patrick lebt“ und „La Bambina de Satan“ (der ein Remake von „Malabimba“ darstellt, ebenfalls Mariangela Giordano als Nonne auffährt und Porno-Inserts enthält) als Kameramann verpflichtete. Villa weiß was er tut und es gelingt ihm auch, die eher karge Kulisse recht opulent in Szene zu setzten. Dass der Produktion vorne und hinten das Geld fehlt, ist offensichtlich. Der Film spielt ausschließlich in und vor dem Schloss, von dem auch nur wenige Zimmer als Drehorte benutzt werden. Das Personal ist mit sieben Schauspielern ebenfalls sehr übersichtlich. Für Stars oder zumindest Hauptdarsteller aus der zweiten Reihe fehlt sowieso das Budget. Die bekannteste Schauspielerin dürfte tatsächlich die schöne Mariangela Giordano in der Rolle der Schwester Sofia sein. Sie war damals mit Gabriele Crisanti verheiratet, dem es anscheinend ein sadistisches Vergnügen bereitete, seine damals schon über 40-jährige Ehefrau in seine besonders schmierigen Filme zu stecken, und dort möglichst grausam misshandeln zu lassen. Man denke nur an „Patrick lebt“, wo ihr eine riesige Eisenstange zwischen die Schenkel gebohrt wird oder Bianchis „Rückkehr der Zombies“, wo ihr von ihrem Sohn (gespielt von dem kleinwüchsigen Peter Bark) die Brustwarze abgebissen wird. Dagegen ist ihr Schicksal in „Malabimba“ geradezu human.

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Eine echte Entdeckung ist Katell Laennec in der titelgebenden Rolle als „schlechtes Kind“. Abgesehen davon, dass sie vor der Kamera recht freizügig mit ihrem knabenhaften Körper umgeht, kann man ihr sogar Ausstrahlung und – im Rahmen eines solchen Filmes – schauspielerisches Talent bescheinigen. In den Szenen in denen sie die Besessene gibt, erliegt sie nicht der Versuchung so gnadenlos zu Grimassieren, wie z.B. das Medium in der anfänglichen Séance-Szene, sondern durchaus glaubhaft, die teuflische Lolita zu spielen. Leider hat man nach diesem Film nichts mehr von Katell Laennec gehört. Christian Keßler stellt in dem Booklet zur DVD allerdings die Theorie auf, Katell Laennec könnte mit dem französischen Pornosternchen Francoise Perrot identisch sein. So oder so ist es schade, dass die in mehr als einer Hinsicht sehenswerte Katell Laennec nicht noch öfter auf der großen Leinwand agierte. Ansonsten fallen im Ensemble nur noch Enzo Fisichella als Vater und Patrizia Webley als dessen Schwägerin auf. Enzo Fisichella ist ein alter Veteran, der schon in Filmen der unterschiedlichsten Genres mitgemacht hat (u.a. hatte er eine größere Rolle in Georges Franjus „Der Mann ohne Gesicht“) und seine Rolle hier routiniert herunterspielt. Patrizia Webley hält mit großem Enthusiasmus ihre reichlichen vorhandenen, weiblichen Attribute in die Kamera und hat zuvor – wie übrigens auch Fisichella – bereits in dem ähnlich schmierigen „Play Motel“ mitgespielt.

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Andrea Bianchi ist ein guter Handwerker, dessen durchaus vorhandenes Talent von der schmuddeligen Art überdeckt wurde, mit der er seine Filme inszenierte. Bianchi zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er die ihm zur Verfügung stehenden Drehbücher mit allem anreichert, was dem geneigten Schmier-Freund Freude bereitet. In keinem Film z.B. sah man die bezaubernde Edwige Fenech so oft im Evaskostüm agieren, wie in seinem „Die Nacht der blanken Messer“, und die finale PO!inte dürfte auch recht einmalig in der Filmgeschichte sein. Die oben beschriebene Szene mit der abgebissenen Brustwarze und dem kleinwüchsigen Erwachsenen, der ein Kind doubelt ist ein anderer, typischer Bianchi-Einfall. Bianchi agiert häufig und mit großem Enthusiasmus knapp über der Grenze der Geschmacklosigkeit. Wenn am Anfang von „Malabimba“ eine Séance mit einem wilde Grimassen schneidendem Medium gezeigt wird, fährt der Geist der bösen Lucrezia Borgia natürlich nicht nur so durch den Raum, sondern öffnet auch Hosenschlitze und reißt die Oberbekleidung von Frau Webley hinfort. Der gelähmte Onkel vegetiert natürlich nicht in irgendeinem komfortablen Schlafzimmer des Schlosses vor sich dahin, sondern im Verlies. Und „Tod durch Fellatio“ ist auch mal eine kreative Art jemanden ins Jenseits zu befördern. Diese wilde Einfälle werden von der derben deutschen Synchronisation noch unterstützt, wobei man fairerweise sagen muss, dass diese nicht ganz bis auf das Niveau der Franco-Frauengefängnisfilme sinkt.

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Bianchi verteilt seine Schmiere nicht in kleinen Prisen, sondern mit der ganz großen Schöpfkelle. Wer Freude am schmuddeligen Bahnhofskino der späten 70er Jahre hat, ist hier allerbestes aufgehoben. Wer allerdings einen ernsthaften Horrorfilm erwartet, der dürfte die Scheibe spätestens beim ersten Porno-Insert mit hochrotem Kopf aus dem Playern reißen.

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Die filmART-DVD hat nicht das allerbeste Bild, aber es ist immer noch gut und der Art des Filmes durchaus angemessen. Der Ton ist gut, aber liegt nur auf deutsch vor. Als Bonus liegt noch die alte deutsche Kinofassung bei, die 1,5 Minuten länger ist als die Kopie, die der DVD zugrunde lag. Die Qualität ist aber ziemlich schlecht und ich konnte auf die schnelle auch nicht feststellen, wo die Unterschiede zur DVD-Fassung sind. 15 Minuten mit Deleted Scenes sind auf Italienisch mit deutschen Untertiteln. Dann gibt es noch den Original-Trailer und den deutschen Trailer und eine winzige Galerie mit 8 Bildern. Sehr schön ist das 8-seitige Booklet von Christian Keßler geworden, in dem er sich nicht nur mit dem Film, sondern auch Andrea Bianchi beschäftigt. Beim Lesen merkt man noch einmal, wie sehr man doch seine „Splatting Image“-Artikel vermisst. Das tolle Bild auf dem Pappschuber der DVD stammt übrigens von Graham Humphrey. Schade, dass es die 20-minütige Doku „Malabimba Uncovered“ von der US-DVD nicht auf diese Veröffentlichung geschafft hat, sonst wäre sie wirklich perfekt gewesen.

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