Bin ich froh, das die Berlinale jetzt vorbei ist. Den entsprechenden Blog-Beiträgen zu folgen, war wirklich weitaus mehr Arbeit, als ich mir zunächst vorgestellt hatte. Also noch einmal Zähne zusammenbeißen und los.
– Den Anfang macht Mehrfilm. Lida Bach hat „Test“ von Chris Mason Johnson gesehen, das HIV-Drama fand sie positiv unsentimental. Im Transgender-Film “52 Tuesdays” von Sophie Hyde fand sie feinen Humor und Unverkrampftheit. „Kraftidioten“ von Hans Peter Molland hält sie für eine „dumpfe Fascho-Farce“. Die Doku “Non-fiction Diary” von Jung Yoon-suk kommt dahingegen gut weg. Zu „Kumiko, the Treasure Hunter” von David Zellner schreibt sie „Ihre erzählerische Nuancierung ist jedoch eine ganz andere als die desorientierte, hitzige Wut des brutalen Kinderdramas“. Und einen ordentlichen Verriss gibt es bei “Tape_13″ von Axel Stein. “God Help the Girl” von Stuart Murdoch fand sie so la-la und wie sie den queeren „Praia do futuro“ fand, bin ich mir nicht so ganz sicher. Ich denke mal eher nicht so besonders. „To mikro psari – Stratos“ fand sie „blutleer“.
– Brigitte Häring war für Sennhausers Filmblog auf der Berlinale und sah „Boyhood“ von Richard Linklater, den sie für ein Meisterwerk hält. „To Mikro Psari“ von Yannis Economides ist für sie einer der stärksten Filme im Wettbewerb. „Kraftidioten“ von Hans Peter Molland ist für sie „ein ganz großes Vergnügen“. “Tui Na – Blind Massage” von Lou Ye hat sie berührt und ist hängen geblieben. Teddy-Award-Gewinner „Der Kreis“ von Stefan Haupt hat ihr auch sehr gut gefallen.
– Doreen Butze von Kino–German Film zeigt sich von „Die Zeit der Kannibalen“ sehr begeistert und auch „’71“ ist bei ihr sehr gut angekommen. Mit „Jack“ ist Edward Berger ein „wirklich guter Wettbewerbsbeitrag“ gelungen. Kritiker- und Publikumsliebling „Boyhood“ hat ihr auch sehr gut gefallen.
– Ein kurzer Kommentar zu Berlinale von Lukas Foerster gibt es auf Dirty Laundry.
– In der zweiten und dritten Folge seines Berlinale-Tagebuchs auf Negativ hat sich Michael Schleeh einige asiatische Beiträge vorgenommen.
– Frédéric Jaeger ärgert sich auf critic.de über die Politik der Berlinale, den Journalisten die Berichterstattung über den dort vorgeführten Rohschnitt der neuen Doku von Martin Scorsese zu verbieten und zieht sein persönliches Fazit. Eine interessante Aktion: Studierenden des Seminars „Schreiben über Film – Berlinale 2014“ verfassen Texte über Filme des aktuellen Berlinale-Programms. Acht kurze Texte hier und weitere Texte über den Film „Meine Mutter, ein Krieg und ich“ von Tamara Trampe dort und Johann Feindt und „Töchter“ von Maria Speth an dieser Stelle.
– Miriam Eck von Daumenkino empfiehlt „Iranien“ und „’71“ und hat „Vulva 3.0.“ gesehen, Philip Fürst nennt Dante Lams „Mo Jiing“ ein „kerniges Vergnügen“. Jennifer Ament ist etwas enttäuscht von „Butter on the Latch“. Florian Krautkrämer findet den Experimentalfilm „The Guests“ von Ken Jacobs interessant, gegenüber „Leaves Fall in All Seasons“ ist er eher zurückhaltend. Kristina Scholz war beeindruckt von „Patardzlebi“ und empfiehlt „Kumiko, the Treasure Hunter“. Arne Fischer hält „Night Flight“ für einen harten und ehrlichen Film. Alle „Daumenkinoler“haben Lars von Triers „Nymphomaniac Vol. 1“ gesehen und mit einem Satz kommentiert. Der Tenor: Alle mochten den Film auf einer Bandbreite von gut bis Meisterwerk. Zu diesem Film hat Florian Krautkrämer auch über die „Dialektik der Lust“ geschrieben. Und zu guter Letzt gibt es noch eine Top 10 aller Daumenkino-Blogger.
– Sehr begeistert zeigt sich Peter Gutting auf cinetastic.de von dem deutschen Beitrag “Zeit der Kannibalen“.
– Ausgesprochen verärgert ist Bernd Zywietz auf screenshot über George Clooneys „Monument Men“. Sehr viel mehr angetan ist er von den meisten der deutschen Beiträge auf der Berlinale, insbesondere Dietrich Brüggemanns „Kreuzweg“, den er detailliert bespricht.
– Eigentlich dürfte filmosophie, wie sie selbst schreibt, „Kreuzweg“ nicht mögen. Trotzdem hat er sie nachhaltig beeindruckt. „Things People Do“ von Debütant Saar Klein findet sie dumm. Cutrin sieht bei „Ieji (Homeland)“ von Nao Kubota leider viel verschenktes Potential. Den brasilianischen Film „The Man of the Crowd (O Homem das Multidões)“ findet sie hübsch, aber leer.
Und jetzt genug von der Berlinale! Es gibt ja noch andere Themen.
– Ein Film Vittorio De Sica mit Maximilian Schell und Sophia Loren der in Hamburg-Altona spielt? Das gibt es? Wusste ich auch nicht, aber dank Udo Rotenbergs L’Amore in cità bin ich jetzt auch etwas schlauer.
– Regisseur Christoph Hochhäusler hat einige Filmklassiker wiedergesehen und berichtet darüber auf seinem Blog Parallel Films.
– Jamal Tuschick hat „Dallas Buyers Club“ gesehen und auf Hard Sensations besprochen. So ganz klar wird es nicht, aber er scheint ihm gefallen zu haben.
– Nicht so gut scheint „Dallas Buyers Club“ demgegenüber dem Pärchen von Film im Dialog gefallen zu haben, was sie sich gegenseitig näher ausführen.
– Einen ganz wunderbaren Film stellt Oliver Nöding auf Remember It For Later vor: Giorgio Ferronis ungerechtfertigterweise relativ unbekannter „La Notte Dei Diavoli“. Den hatte ich einst als schraddelige VH-Kopie gesehen und hatte nichts erwartet. Umso mehr hat mich der Film damals ziemlich weggeblasen und auch Gianni Garko war dadurch stark in meiner Gunst gestiegen. Ganz toller Film, der weitaus bekannter sein sollte.
– Patrick Holzapfel hat „American Hustle“ gesehen und schreibt darüber auf Jugend ohne Film, „Man muss sich einlassen auf die pure Freude am Schauspiel, um den Film zu lieben und manchem mag das zu wenig sein.“. 2006 habe ich auf dem Filmfest Hamburg den Film „Day Night Day Night“ gesehen, der mich sehr stark beeindruckte und zu dem Besten gehörte, was ich in diesem Jahrgang (als ich noch sehr, sehr viel mehr Filme als heute schaute) gesehen hatte. Warum den so war, hat Patrick in seinem langen Review über den Film gut zusammengefasst. Und zuletzt gibt es noch ein sehr lesenswertes Essay über den „Geist im Kinosaal“.
– Sascha schreibt auf PewPewPew über das Luxus-Kino ArcLight in Luxemburg und sinnt darüber nach, ob dieses Modell auch in Deutschland eine Zukunft hätte. Und die „SciFi Short Collection“ geht in Runde 6.
– Der Titel „Twins of Evil“ hat für mich ja eine besondere Bedeutung, weshalb ich hier mal auf totalschadens Review auf Splattertrash verweise, auch wenn er den dazugehörigen Film nur durchschnittlich fand.
– Der, wie ich finde, schönste Artikel der Woche stammt vom Hofbauer Kommando und wurde auf Eskalierende Träume unter dem Titel „Hofbauer-Report, 2. Teil: Was Gourmets den Schlaf raubt“ veröffentlicht. Lesen, schmunzeln, genießen. Mahlzeit!
– Schön schmuddeligen Softcore-Trash von H.G.Lewis hat die Eule gesehen und auf Das Filmtagebuch der Eule verarbeitet. Und einen sehr frühen Kurosawa hat die Eule auch geschaut.
– Nach Oliver Nöding auf Remember It For Later, jetzt auch Sebastian Schubert auf Das Magazin des Glücks: „Derrick“!!!! Ich glaube, ich muss da wirklich mal die frühen Folgen gucken. Scheint sich ja sehr zu lohnen – ja geradezu elementar zu sein.
– Zum Abschluss noch ein „Das finstere Tal“-Special. Denn kein anderer Film wurde in dieser Woche so oft und zum Teil auch euphorisch besprochen. Gian-Philip Andreas von Mehrfilm schreibt noch verhalten „Leider gehen die beiden Ebenen des Films, der Rachewestern und das Dorfdrama, nicht sonderlich elegant zusammen. Und nach dem zentralen Plot-Twist in der Mitte des Films bleiben weitere Überraschungen aus. Dann wird Prochaska die Stimmung leider wichtiger als der Plot.“ Jamal Tuschick auf Hard Sensations: „Sporen klirren, Sattel knarren, Hufe klappern. Mitunter verlangsamt sich die Bildfolge. Andreas Prochaska schöpft aus dem Vollen des Westerngenre. Das muss man auch mit Humor sehen.“ Harald Steinwender vergibt auf Filmgazette 9 von 10 Punkten: „Wenn am Ende dann ein geradezu apokalyptisches Blutgericht über das Dorf niedergeht, sich Vater- und Brudermorde ereignen und eine Melange von Inzest, Wahn und Rachsucht aufgedeckt wird, dann hat dies zugleich die Wucht einer griechischen Tragödie wie die morbide Faszination eines Horrorfilms.“ Geht das noch besser? Ja, es geht. Ebenfalls auf Filmgazette gibt Lukas Schmutzer glatte 10 von 10: „Mit der Verfilmung von Thomas Willmanns Roman ist ein großer Wurf gelungen, der mit Nachdruck ans Herz gelegt sei – nicht nur den Liebhabern des Heimatfilms“.
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