Nach dem Atomkrieg. Der Einzelkämpfer Rush (Bruno Minniti alias „Conrad Nichols“), wird von Victor (Werner Pochath) und seinen Männern entführt. Er soll für sie die Alpha-Basis aufspüren, in der sich wertvolles Uran befinden soll. Dies soll dabei helfen, die Zivilisation wieder aufzubauen. Zusammen mit Victor, der schönen Mara und dem knuddeligen Omar, macht sich Rush auf den Weg. Als er versucht, von seinem alten Freund-Feind Slash (Stelio Candelli) die Pläne für die Alpha-Basis zu bekommen, riecht dieser Lunte und möchte die Alpha-Basis selber ausnehmen. Rush aber stiehlt ihm die Pläne, und so beginnt die Verfolgungsjagd durch die Wüste…
Nachdem CMV erst vor einigen Wochen Tonino Riccis „Rush“ (Rezension hier) veröffentlicht hat, legt der sympathische Verlag aus Berlin jetzt mit einem Endzeit-Doppelpack nach. Neben Riccis „Fortsetzung“, wird als Bonus noch ein kompletter weiterer Film mit beigelegt. „1994 – Nur die Starken überleben“, der aufgrund eines permanenten Schadens im Bild keine eigenständige Veröffentlichung bekommt, sondern „nur“ als Bonus verwendet wird.
„Rush 2“ ist lediglich in Deutschland zur Fortsetzung von Riccis Endzeit-Klopper aus dem Jahre 1983 auserkoren worden. Im Rest der Welt heißt der Held Rage, und unter diesem Namen ist auch der Film in der englischsprachigen Welt bekannt. Allerdings ähnelt „Rage“ in so vielen Details dem Vorgänger, dass dieser kleine Marketingtrick absolut verzeihlich ist. Wieder spielt Bruno Minniti alias „Conrad Nichols“ die Hauptrolle, wieder ist die Welt durch einen Atomkrieg zerstört und wieder köchelt das Budget auf Sparflamme. Wobei „Rage“ möglicherweise ein paar Lire mehr gekostet hat, als der doch sehr billige „Rush“. Immerhin stehen hier etwa mehr Kulissen zur Verfügung und auch mehr Sprechrollen. Jeglicher Anspruch sollte allerdings ganz schnell über Bord geworfen werden.
„Rush 2“ ist ein comic-hafter Actionfilm, voller überzogener Cartoon-Charakter, die sich irgendwo zwischen Mad Max und Western positionieren möchten. Am Ende sie dann aber doch nur ein paar fantasievoll gewandete Typen, die sich gegenseitig durch die Wüste jagen. Unter ihnen der wie immer verlässliche und leider viel zu früh verstorbene Werner Pochath, der hier ausnahmsweise nicht den Bösewicht, sondern einen der Helden spielen darf. Tatsächlich stiehlt er dem nominellen „Star“ des Filmes, Bruno Minniti, die Show. Minniti tut allerdings auch nichts, um besonders im Gedächtnis zu bleiben. Eigentlich stolziert er nur in der Gegend herum und gibt Befehle. Ebenfalls auf Seiten der Guten, kämpfen die sehr appetitlich anzusehende Taida Urruzola (aka „Laura Trotter“), die von Tonnio Ricci in ein Kostüm gesteckt wurde, welches die Fantasie spielen lässt, und Cris Huerta, der zuvor als Bud-Spencer-Look-a-like in einigen Italo-Western auftrat.
Dieser bunten Truppe steht eine Gang gegenüber, die nicht wirklich furchteinflößend daherkommt. Angeführt wird sie von Stelio Candelli in einer zu groß geratenen Kapitänsjacke (oder was das auch immer ist) und weit geöffnetem Hemd. Links und rechts hat er ständig zwei dralle Damen im Arm, welche den Eindruck machen, sie würden sonst in spritzigen „Erwachsenenfilmen“ mitspielen. Da rutscht beim Abfeuern der überdimensionierten Handfeuerwaffen, auch schon mal die Brust aus dem Dekolleté. Dann gibt es noch ein paar Unterschergen, die mit Vokuhila-Frisur und Lippenspoiler so aussehen, als wären sie gerade aus der Dorfdisco geworfen worden. So wirken dann auch ihre schrecklichsten Grausamkeiten eher niedlich. Das kann man auch von ein einem Stamm „Endzeit-Indianer“ sagen, die plötzlich auftauchen und von einer Bande Mutanten, die, aus dem Nichts kommend, unsere Helden angreifen, von diesen kurzerhand verprügelt werden und auf Nimmerwiedersehen aus der Handlung verschwinden.
Gar unfassbar wird es, wenn die Helden eine übergroße, glitzernde und funkelnde Bibel entdecken und dazu noch ein paar pathetisch-kitschige Sprüche bereit haben. Wer dies ernst nimmt, wird sich gegen die Stirn, der Rest vor Lachen auf die Schenkel klopfen. Normalerweise mag ich diese Kategorisierung „Trash-Filmchen“ überhaupt nicht, hier trifft sie den Nagel aber genau auf den Kopf. Leider ist die Fassung, die CMV auf seine DVD gebannt hat, noch sehr viel trashiger und unnachvollziehbarer. Denn leider wurden hier wohl zwei Rollen vertauscht. Zwischen 0:37:28 und 0:49:15 kommt eine 12-minütige Szene, die eigentlich unmittelbar hinter 1:07:35 und damit vor 1:07:36 gehört. Im Internet konnte ich dazu bisher keine Bemerkungen finden, was mich einigermaßen stutzig macht. Sollte mein Exemplar das einzige sein, welches diesen groben Fehler aufweist? Oder ist das einfach sonst noch niemanden aufgefallen? Ob letzteres jetzt für oder gegen das Filmchen sprechen würde, bleibt dem Betrachter überlassen.
„Rush 2“ ist schwer unterhaltsamer Endzeit-Trash aus der kostengünstigen Italo-Küche. „Rage – Fuoco incrociato“, wie der Film eigentlich heißt, ist dabei weitaus vergnüglicher und kurzweiliger geraten, als sein „Vorgänger“ „Rush“. Leider trübt eine Fehler in der Rollenreihenfolge auf der DVD etwas den Spaß.
Als Extra zu „Rush 2“ ist noch eine erweiterte Dialog-Szene in schlechter Qualität zu finden. Der Hauptbonus besteht aus dem kompletten südafrikanischen Spielfilm „1994 – Nur die Starken überleben“ von Percival Rubens, der leider nur leidlich unterhaltsam ist und viel Potential verschenkt. Hier wirkt das Endzeit-Szenario aufgesetzt und nicht gerade überzeugend. Mit der aus „Mad Max“ entliehenen Rockerbande hätte man mehr machen können, und statt des blonden Helden sieht man die meiste Zeit dem leider recht propper gewordenen Gary Lockwood dabei zu, wie er sich um seine Familie kümmert und eine unvorteilhafte Frisur durch die Gegend trägt. Allerdings hat der Film auch seine Momente und ist kurz genug, um nicht zu langweilen. Und als Beigabe nimmt man ihn gerne mit. Auf den Schaden im Bild habe ich ja bereits eingangs hingewiesen. Dieser ist auffällig, nervt aber nicht so sehr, dass der Film unguckbar wäre. Als Extra gibt es erweiterte Szenen aus einer VHS-Quelle, bei denen mir allerdings nicht aufgefallen ist, was jetzt mehr war.
Ich muss es einmal loswerden: Ich liebe deine Trash-Rezis und die Filme, die du auswählst. Danke dafür!!!
Pingback: Media Monday #89 | couchmonster
Oh, Danke schön. Das hört man natürlich sehr gerne und das gibt der ganzen Arbeit auch den nötigen Schwung.