Zwischen dem 07. und 10.Februar findet im City 46 das erste „Musikfilmfestival Bremen“ statt.
Zusammengestellt wurde die Filmauswahl von den beiden Musikerinnen Julie Comparini (Barock-Sängerin, Schauspielerin, Kooperationen mit dem Ensemble Weser-Renaissance und dem Bremer Kaffeehausorchester) und Alina Rotaru (Cembalo-Spielerin und zur Zeit Lehrbeauftragte an der HfK Bremen für Cembalo, Korrepetition und historische Stimmung).
Schwerpunkte sind bei dieser ersten Auflage Klassik und Punk (!). Das finde ich erst einmal ganz großartig, da mir nichts mehr zuwider ist, als die Einteilung von Musik in seriöses „E“ und populäres (unseriöses?) „U“. Deswegen finde ich es sehr schön, dass beide, mir am Herzen liegenden, Musikrichtungen hier neben-/miteinander präsentiert werden. Schließlich war so manches „Klassische“ zu seiner Zeit Punk und mancher Punk ist heutzutage „klassisch“.
Vorab gab es scheinbar einen Videoclip-Wettbewerb, der aber komplett an mir vorbeigegangen ist. Hier wäre etwas mehr Werbung sicherlich hilfreich gewesen, zumal ich gehört habe, dass es durchaus Leute gab, die gerne mitgemacht hätten, aber davon im Vorfeld nichts wussten.
Insgesamt gibt es vier Programmblöcke:
Musik, Moral und Alter
Zu diesem Bereich werden am Fr. 8.2. zwei Filme des Regisseurs Christopher Nupen gezeigt, die er auch persönlich vorstellt: »Everything is a Present«, ein rührendes Porträt der 109-jährigen Pianistin Alice Sommer-Herz, die während ihrer Gefangenschaft im KZ Theresienstadt über 100 Konzerte gegeben hat; und »We Want The Light«, der sich mit den komplexen Beziehungen zwischen jüdischen MusikerInnen und deutscher Musik auseinandersetzt. In der Matinee am So. 10.2. zeigen die Mitglieder des besonderen Chors »Young@Heart« mit dem Durchschnittsalter von 81 Jahren ihr bevorzugtes Repertoire von Soul, Punk und Pop. Motto: »You’re never too old to rock!«
Geschichte des Punk
Drei Dokumentarfilme zur »Geschichte des Punk« machen die Verbindungen zwischen Musik, Gesellschaft und Politik sichtbar: Am Fr. 8.2. zeigt »The Day the Country Died« die wachsende Anarchopunk-Szene in England der 1970-80er Jahre; am Sa. 9.2. erleben wir den Höhepunkt der Riot grrrl- und Queercore-Bewegung in »She’s Real (Worse Than Queer)« und am So. 10.2. zeigt »Noise and Resistance« die Gegenwart und Zukunftsträume einer modernen, internationalen Punk-Szene.
Klassik neu verfilmt
Dass Punk und Klassik wiederum nicht so unterschiedlich sind, wie man meinen könnte, zeigt Derek Jarmans experimentelle Verfilmung des »War Requiem« von Benjamin Britten (9.2.). Wie verfilmt man klassische Musik, wie kann Oper als Film funktionieren? Antworten darauf geben der Berlinale-Preisträger »U-Carmen eKhayelitsha« am So. 10.2. und Kenneth Branaghs üppige Filmadaption von Mozarts »Zauberflöte« am Sa. 9.2.
Kinderfilme
Zauberhaft ist auch das magische Buch, das der kleine Junge in dem Kinderfilm »Die vier Jahreszeiten des Antoine« zum Leben erweckt. Der Film wird zusammen mit Suzie Templetons Oscar-prämierter Neuerzählung von »Peter und der Wolf« am Sa. 9.2. und So. 10.2. vorgeführt – mit einer musikalischen Einführung von Florian Donderer, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen.
Für mich am Interessantesten scheinen „The Day the Country Died„, „Noise and Resistance“ (lief allerdings gerade vor zwei Wochen auf Arte) und „War Requiem“ bei dem der von mir verehrte Derek Jarman Regie führte. Wenn es meine leider wie immer sehr knappe Zeit zulässt, werde ich mir zumindest diesen Film anschauen.
Der Blog des Musikfilmfestivals befindet sich hier.