Nachruf: Sidney Lumet (1924-2011)

 

Am vergangenen Samstag verstarb wieder einer der ganz Großen: Sidney Lumet.

Lumet gehört zu einer Zwischen-Generation von Regisseuren, die nicht mehr zum „Golden Zeitalter“ der großen Studios gehörten, sondern sich in den 50ern mühsam durch die Mühlen des Fernsehens nach oben gekämpft haben und dann zu jung für Hollywood und zu alt für das „New Hollywood“ waren. Sam Peckinpah war auch so einer. Dabei steht Lumet für alles, was das „New Hollywood“ ausgemacht hat: Aktualität, soziale Schärfe und harte Realität. Wenn ich heute an Lumet denke, fallen mir auch sofort seine großen Werke aus den 70ern ein. Klassiker wie „Hundstage“ (einem meiner Lieblingsfilme), „Serpico“, „Network“ oder „Sein Leben in meiner Gewalt“. In seiner Konsequenz ging Lumet sogar noch weiter als die Stars eines „neuen Hollywoods“, die bald den Boden unter den Füssen verloren und deren einstige „Rebellion“ in Gigantomanie umschlug.

Da fällt es schwer, sich daran zu erinnern, dass Lumet seinen ersten Spielfilm schon 1957 gedreht hat : „Die zwölf Geschworenen„, der sofort ein Klassiker des Gerichtsfilms wurde und sofort mit drei Oscar-Nominierungen bedacht wurde. Auch Lumet wurde gleich für sein Debüt nominiert, sollte den Oscar aber im Laufe seiner Karriere, trotz weiterer vier Nominierungen, nie gewinnen. Ein Ehren-Oscar für das Lebenswerk 2005 war da zumindest ein kleiner Trost.

In den 60ern lieferte Lumet einige interessante kleine Filme ab, die heute leider überwiegend in Vergessenheit geraten sind. Das böse und pessimistische Nuklearkrieg-Szenario „Fail Safe“ mit Henry Fonda und Walter Matthau, „Der Pfandleiher“ ein düsteres Drama mit Rod Steiger oder das brutale Kriegsdrama „Ein Haufen toller Hunde“ mit Sean Connery.

Nach einem kleinen Durchhänger mit eher belanglosen Filmen Ende der 60er, startete er dann 1971 mit dem Gangsterfilm „Der Anderson Clan“ und dem Polizei-Thriller „Sein Leben in meiner Gewalt“ (1972), beide mit Sean Connery, der hier erfolgreich gegen sein James-Bond-Image anspielte, so richtig durch. In der Folgezeit jagte bis Anfang der 80er ein Klassiker den nächsten: „Serpico“ (1973), „Hundstage“ (1975), „Network“ (1976), „Equus – Blinde Pferd“ (1977), „Prince of the City“ (1981) und schließlich „Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ (1983). Erwähnt werden soll auch noch eine, wenn nicht DIE, gelungenste Agatha-Christie-Verfilmung „Mord im Orient-Express„. Über das „Zauberer von Oz“-Remake „The Wiz“ mit Diana Ross und Michael Jackson legen wir einmal das Mäntelchen des Schweigens.

Ab Mitte der 80er schien Lumet etwas an Biss verloren zu haben. Aber mit seinem (leider) letzten Film „Tödliche Entscheidung„, meldete er sich noch einmal eindrucksvoll zurück und setzte einen beeindruckenden Schlusspunkt unter ein großes Lebenswerk.

Hier eine meiner Lieblingszenen, nicht nur aus einem Sidney-Lumet-Film, sondern auch überhaupt. ATTICA! ATTICA!

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