Bei meiner Recherche nach den in Bremer Kinos gezeigten Originalfassungen in der aktuellen Woche, war ich auch wieder auf der Homepage des Kino 46 unterwegs. Zu meiner großen Überraschung hat sich dort etwas unter dem Programmpunkt „Filmland Polen“ geändert. Statt dem dort von mir erwarteten Film „Rewers“ waren nur noch zwei kürzere Werke des Rewers-Regisseurs Borys Lankosz zu finden. Ich bin dann gleich zur Homepage des Filmlands Polen weitergesurft und tatsächlich… „Rewers“ wurde, zum meinem großen Bedauern, von der Festivalleitung kurzfristig aus dem Programm genommen.
Hier die Erklärung im Wortlaut:
Mit Freude, und dennoch mit tränenden Augen Informieren wir Sie, dass wir leider nicht mit der Vorführung des Films „Revers” von Borys Lankosz beginnen können. „Revers” wurde für ein großes europäisches Filmfestival Klasse A qualifiziert und die Vorführung bei uns die Möglichkeit der Teilnahme verbauen würde. Dieses haben wir vor wenigen Tagen erfahren …
Wir zeigen daher zwei andere Filme dieses Regisseurs: Dokumentarfilm – RADEGAST i Fernseh-Spielfilm: Der Fremde VI.
Quelle: Filmland Polen
Sehr, sehr schade. Ich hatte mich sehr auf den Film gefreut und habe für ihn im nahen und entfernten Bekanntenkreis auch ordentlich die Werbetrommel gerührt. Ich gebe zu, ich bin jetzt etwas gefrustet. Ich hoffe, dass der Film zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt wird. Ich werde heute Abend gleich einmal eine entsprechende Email an die Veranstalter schicken. Ein Festival des neuen polnischen Filmes ohne den Film, der in Polen als der Beste des vergangenen Jahres gilt, ist irgendwie… blöd.
Zudem will mir auch nicht in den Kopf, wieso der Film nicht auf einem anderen Filmfestival gezeigt werden kann, wenn er schon auf dem kleinen, regional sehr begrenzten „Filmland Polen“-Festival lief. So neu ist der Film ja nicht. Immerhin haben ihn schon einige Millionen Polen gesehen und er war auch der polnische Beitrag zur Oscar-Nominierung, um den besten nicht-englischsprachigen Film.
Immerhin konnte ich auf dem April-Flyer des Kinos 46 schon einmal spicken, welcher Film für den April geplant ist. Das wäre dann „Wojna polsko-ruska“ von Xawery Zulawski, dem Sohn des großen Andrej Zulawski. Der Film lief im Herbst letzten Jahres auf dem Filmfest Oldenburg und ist in Polen schon auf DVD zu haben. Ich habe den Film bereits gesehen und bin etwas zwiegespalten. Wunderbar verrückte Szenen wechseln mit eher platten Albernheiten ab. Wirklich Sinn macht das alles zwar nicht, dafür gibt es ein wundervoll surreales Ende. In Presseberichten wir der Film oft mit „Trainspotting“ verglichen, was meines Erachtens stark hinkt. Wenn schon, dann erinnert mich der Film eher an „Fear and Loathing in Las Vegas„, aber auch das nur bedingt. In wie weit der Film mit der literarischen Vorlage übereinstimmt, die übrigens in Polen ein absolutes Kult-Buch ist, kann ich mangels Kenntnis des Buches nicht sagen. Der Reiz des Buches liegt wohl in der Milieu-Beschreibung und dem speziellen Jugendslang, der natürlich beim Film in den Untertiteln verloren geht. Interessanterweise war die Autorin Dorota Masłowska ein 18-jähriges Wunderkind, das für seine derb-vulgäre Jugendsprache und harte Erzählweise bewundert und vielen Preise ausgezeichnet worden. Also quasi eine polnische Helene Hegemann, allerdings ohne einflussreichen Vater, 9 Jahre eher und sie hat wohl auch alles selber geschrieben.
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