Filmbuch-Rezension: „Der Schulmädchen-Report: Von Aufklärung und anderen Räuberpistolen“

Den Regisseur, Autor und Filmjournalisten Christian Genzel kenne ich schon überraschend lange. Seinen Film „Die Muse“ hatte ich bereits 2014 die Freude zu rezensieren. Seinem Blog Wilsons Dachboden folge ich ähnlich lange. Später waren für kurze Zeit sogar Redaktionskollegen bei der „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“ und schafften es sogar zweimal, uns beim Filmfest Braunschweig persönlich zu treffen. Auf seinen hoffentlich bald abgeschlossenen Dokumentarfilm „Finding Planet Porno“ über Howard Ziehm habe ich auf diesen Seiten auch bereits hingewiesen. Nun hat er auch ein Buch geschrieben und veröffentlicht. Erschienen ist es in der neuen „Edition Popkultur“, die Christian Genzel zusammen mit dem Journalisten Patrick Torma herausgibt, und die (Zitat) „mit Witz, aber auch mit Blick fürs Detail verschiedene Facetten der Populärkultur zwischen Mainstream und Nischenspleen bespricht“. „Der Schulmädchen-Report: Von Aufklärung und anderen Räuberpistolen“ war zunächst nur als reines eBook erhältlich, jetzt gibt es das Ganze auch in gedruckter Form.

„Der Schulmädchen-Report: Von Aufklärung und anderen Räuberpistolen“ gibt auf 144 Seiten einen Einblick in 10 Jahre und 13 Folgen „Schulmädchen-Report“. Um gleich einmal Erwartungsmanagement zu betreiben: Wer Hintergründe zu den Report-Filmen sucht, ausführliche Biographien der Macher und Beteiligten oder eine soziologische/historische Einbettung in die Geschichte der Bundesrepublik wird hier nicht unbedingt fündig. Christian Genzel biegt zwar öfters mal kurz auf diese Pfade ab, aber das alles steht nicht im Mittelpunkt des Buches. Vielmehr werden die einzelnen Folgen detailliert beschrieben und mit teilweise informativen, teilweise sarkastischen Kommentaren versehen.

Das liest sich locker und unterhaltsam weg, und so komprimiert hintereinander kann man nur den Kopf schütteln über die Einfallslosigkeit der Macher, die über den Verlauf der 10 Jahre dem Publikum immer wieder neue Variationen der immer gleichen Geschichten unterjubelten. Und auch über die generelle Verklemmtheit, Bigotterie, Zynismus und Onkelhaftigkeit der einzelnen Episoden innerhalb der Reihe. Darüber verzweifelt auch der gute Christian Genzel im Verlauf des Buches auch immer mehr, und ich glaube er war froh, als die Serie nach 13 Teilen endete. Selbst wenn ihm das Wiedersehen offenkundig viel Spaß bereitet hat.

Andere Report-Filme werden zwar am Rande immer mal wieder gestreift, aber das Hauptaugenmerk gilt den 13 Schulmädchenfilmen. Und das ist auch ganz gut so. Wobei ein kritischer Vergleich all dieser Reportfilme und ihren unterschiedlichen (oder auch formelhaft gleichen) Herangehensweisen und Produktionsbedingungen ganz interessant sein könnte. Aber das ist ein Thema für ein ganz anderes Buch.

Was schade ist, aber bei dieser Art von Publikationen aufgrund der teuren Rechte leider meistens unvermeidlich: Es gibt leider keine Bilder. Die müssen aus den ausführlichen Beschreibungen oder der Erinnerung im Kopf entstehen. Wen das nicht stört, und wer kein wissenschaftliches Werk erwartet, der kann sich mit diesen Schulmädchen trotzdem ein paar unterhaltsame Stunden machen.

Christian Genzel, ,„Der Schulmädchen-Report: Von Aufklärung und anderen Räuberpistolen“, Edition Popkultur, 144 Seiten, € 9,90

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