DVD-Rezension: “Frankenstein’s Army“

ChineseZumMitnehmen_DVDIm 2. Weltkrieg. Der sowjetische Kameramann Dimitri hat von oberster Stelle den Auftrag bekommen, eine kleine Einheit der Roten Armee zu begleiten und ihre Erlebnisse auf Film festzuhalten. Bald schon fängt die Truppe einen Notruf auf und macht sich auf den Weg, ihren Kameraden beizustehen. Doch der Notruf entpuppt sich als Falle und bald schon stehen die Männer den bizarren Kreaturen des wahnsinnigen Viktor Frankenstein gegenüber…

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Als wir am Anfang unserer Planung für das Bremer „Phantastival 2013“ standen, wollten wir unbedingt den niederländischen Horrorstreifen „Frankenstein’s Army“ im Programm haben. Bis dahin hatten wie nur vage etwas von dem Film gehört, aber was da zu uns durchgedrungen war klang sehr vielversprechend. Regisseur Richard Raaphorst hatte 2008 bereits den Promo-Trailer zu einem Film namens „Worst Case Scenario“ ins Netz gestellt und damit für etwas Aufsehen gesorgt, ging es doch um Nazi-Zombies. Allerdings kam die Finanzierung nicht zustande und nun kehrte Raaphorst (vermutlich auch unter dem Eindruck des zwischenzeitlich Furore machenden „Iron Sky“) fünf Jahre später wieder zu dem Thema zurück. Hier baut nun Frankensteins Enkel im Auftrag der Nazis Supermonster. Dann mussten wir erst allerdings zunächst feststellen, dass auch das Fantasy Filmfest „Frankenstein’s Army“ zeigen würde, und schließlich lasen wir, dass der Film lange vor dem im Dezember stattfindenden „Phantastival“ bereits auf DVD veröffentlicht sein würde. Damals haben wir uns darüber etwas geärgert.

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Heute, nachdem ich „Frankenstein’s Army“ gesehen habe, ist dieser Ärger verflogen und ich kann im Gegenteil aufatmen, dass wir Raaphorsts Film nicht zeigen werden. Der Hype im Vorfeld und die markigen Sprüche auf dem Cover, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film leider ziemlich in die Grütze gefahren wurde. Dies beginnt bereits mit der unseligen Entscheidung der Macher, das Ganze in die „Found-Footage“-Ecke zu schieben, was überhaupt nicht funktioniert. Laut Drehbuch handelt es sich beim Filmmaterial um „Originalaufnahmen“ eines sowjetischen Kriegsberichterstatters. Um das Material „alt“ aussehen zu lassen, wurden dem Film erst einmal Farbe und Schärfe entzogen und das Ganze mit einem leicht blau-grünlichen Anstrich versehen. Leider sieht das nicht im Geringsten authentisch aus. Auch die angeblich benutzte Kamera müsste ein wahres Wunderding gewesen sein, wird sie doch wie eine moderne Videokamera eingesetzt und sorgt mit viel Gewackel für gereizte Nerven.

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Auch die Darsteller sehen zu keiner Sekunde so aus, als wären sie sowjetische Soldaten. Eher wie ein Haufen Nerds, die sich am Wochenende die selbst genähten Uniformen überziehen, und damit über die Heide stapfen. Hinzukommen mit vorgetäuschtem russischem Akzent auf Englisch vorgetragenen Dialoge, die an Plattheit nur noch von dem gnadenlosen Overacting einiger Charakter überboten wird. So schaut man dann auch eher gelangweilt zu, wie dieser traurige Haufen eine Farm überfällt, sich betrinkt und gegenseitig anpöbelt. Ab und an werden merkwürdige Entdeckungen gemacht, die aber auch nicht besonders spektakulär sind, zieht man die wahren Gräuel in Betracht, die Nazi-Deutschland damals über die Welt brachte.

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Irgendwann erreicht der Trupp dann eine mysteriöse Kirche, in der sie eine angekettete, groteske Gestalt finden. Hier nun kann „Frankenstein’s Army“ seine einzige Stärke voll ausspielen. Das Design der bizarren Monster ist nicht nur ausgezeichnet gelungen, sondern auch ausgesprochen einfallsreich. Auch hat gegen Ende die „Found-Footage“-Ästhetik durchaus einen kleinen Mehrwert, denn man fühlt sich leibhaftig in einen PC-Ego-Shooter geworfen, und wenn plötzlich hinter jeder Tür und in jedem Gang die groteske Monster auftauchen, entsteht kurzzeitig tatsächlich so etwas wie Spannung. Vielleicht aber nur deshalb, weil man sich spontan an besonders schwierige Passagen aus „Doom“ erinnert fühlt. Leider hält dies nicht lange an und am Ende wird alles wieder einer schwachen Schluss-Pointe geopfert.

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„Frankenstein’s Army“ macht trotz der reizvollen Prämisse alles falsch. Die Idee, den Film als „Found-Footage“-Vehikel in Szene zu setzten, erweist sich schon nach wenigen Minuten als völlig missglückter Einfall, der gegen den Film arbeitet. Besonders in der drögen ersten Hälfte, erinnert der Film an ähnlich gelagerte Werke aus dem Amateur und semiprofessionellen Bereich. Das Monsterdesign ist allerdings sehr originell und hervorragend umgesetzt. Aber dies kann den Film leider nicht mehr retten.

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Wie immer bei „Found-Footage“-Geschichten, kann man zur Bildqualität dieser DVD nicht viel sagen, da diese extra „schlecht“ gemacht wurde, um Authentizität zu suggerieren. Als Extras ist ein 30-Minütiges „Making Of“ enthalten, welches recht interessant ist und zeigt, wie angestrebter Anspruch und finale Wirklichkeit auseinander klaffen. Man erhält auch noch einmal gute Einblicke in die schönen Monster-Designs, die im Film nur kurz oder verwackelt zu sehen sind.

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