2018: Eine neue Mondmission, bestehend aus dem afroamerikanischen Model James Washington (Christopher Kirby) und einem anderen Astronauten, stößt auf der dunklen Seite des Mondes zufällig auf eine Kolonie Nazis. Diese flohen 1945 mit Reichsflugscheiben hierher und planen nun schon seit Jahrzehnten die Rückeroberung der Erde. Washingtons Begleiter wird erschossen, er selber gefangengenommen. Sein Smartphone scheint für die Mondnazis der fehlende Schlüssel zu sein, um ihre gewaltigste Waffe, das Raumschiff „Götterdämmerung“, zu starten. Der ehrgeizige Klaus Adler (Götz Otto) und seine junge Frau Renate (Julia Dietze) fliegen im Auftrag des neuen Führers Wolfgang Kortzfleisch (Udo Kier) zusammen mit dem mittlerweile „albinosierten“ Washington zurück zur Erde, um dort genug Smartphones für den Start der Invasion zu sammeln…
Wenn man etwas über „Iron Sky“ schreibt, muss man die unglaubliche Vorgeschichte erzählen, die zur Produktion dieses Filmes führte. Die Macher Timo Vuorensola und Samuli Torssonen haben zuvor nur eine Handvoll Amateurfilme namens „Star Wreck“ gedreht, die „Star Trek“ parodierten. Samuli Torssonen interessierte hierbei vor allem der technische Aspekt. So wurden die Filme mit der Zeit immer aufwändiger und hatte schnell eine große Schar Fans hinter sich. „Star Wreck“ blieb dabei aber immer noch eine Amateurproduktion ohne echte Schauspieler, die vor allen Dingen vom Elan und Enthusiasmus aller Beteiligten lebte. Dann kamen Vuorensola und Torssonen auf die Idee, ein neues Projekt in Angriff zu nehmen: Ein Film über Mondnazis. Die Grundidee für „Iron Sky“ war geboren und schon bald schwärmten erste Teaser im Netz, um für den Film Reklame zu machen. Und das mit Erfolg: Via Crowdfounding fanden sich schnell zahlreiche Unterstützer und große Produktionsfirmen wurden auf die ambitionierten Finnen aufmerksam. Dass der Film allerdings zum größten Teil durch die Gelder von Fans realisiert wurde, ist ein gerne geglaubtes Märchen. Gerade einmal 10% kamen auf diese Weise in die Kasse, den Rest schossen die Produktionsunternehmen aus Finnland, Deutschland und Australien dazu. Im Netz war der Hype um „Iron Sky“ bereits vor seiner Premiere so groß, dass der große Kassenerfolg (fast eine halbe Million Zuschauer allein in Deutschland) nicht besonders überrascht.
Aber kann „Iron Sky“ die großen Erwartungen erfüllen? Die Antwort lautet leider: Nein. Dazu setzt er sich einfach zu sehr zwischen alle Stühle. Für eine Komödie ist er nicht lustig genug, für einen SF-Film allerdings zu albern. Einige gute Ansätze werden nicht konsequent verfolgt und scharfe Satire wechselt mit albernem Klamauk, aber für reinen Trash ist er dann doch z.T. zu ernsthaft inszeniert und sieht zu gut aus, wobei man aber trotzdem deutlich das relativ schmale Budget erkennt. Der Film schlingert hin und her ohne sich konkret für eine Richtung zu entscheiden. Im Netz wird kolportiert, dass die Fans am Drehbuch mitschreiben durften. Ob dies nun der Wahrheit entspricht oder nicht, der fertige Film macht in seiner Unentschiedenheit durchaus diesen Eindruck.
Vielleicht liegt es auch daran, dass mit Timo Vuorensola kein Profi hinter der Kamera stand. Seine Erfahrungen beim Film beschränken sich eben auf eine Rolle in der „Star Wreck“-Serie und die Inszenierung deren letzter Folge, die als erste Spielfilmlänge hatte. Und das merkt man leider auch. Es fehlt einfach an Disziplin und einer klaren Vorstellung davon, wie der Film aussehen soll. Zumindest hat er die Unterstützung seiner Darsteller, die sichtlich mit Freude bei der Sache sind. Und mit Julia Dietze, die ihre Sache gut macht, ist ein hübsches, unverbrauchtes Gesicht an Bord, das man gerne wiedersehen würde. Auch die alten Haudegen Udo Kier (immer wieder gerne gesehen) und Götz Otto machen genau das Richtige und spielen lediglich überspitzte Versionen der Rollen, die man von ihnen gewohnt ist. Die restlichen Darsteller stören nicht, werden aber von der Regie ziemlich im Stich gelassen und treiben im luftleeren Raum ohne eine Erdung zu finden.
Die guten Momente sind durchaus vorhanden. Z.B. wenn bei der UNO-Versammlung der nordkoreanische Botschafter behauptet, die UFOs hätte sein mächtiger Führer persönlich entworfen und gebaut. Oder die Sarah-Palin-mäßige Präsidentin mit Nazi-Propaganda in den Wahlkampf zieht und vor allem die tiefschwarze und pessimistische Schlusspointe. Doch sie sind zu sehr im Film verstreut. Man hat das Gefühl, dass sich die Macher zunächst an ihrer trashigen – und nicht unoriginellen – Idee berauscht haben, aber dann irgendwann einen „richtigen“ Film drehen wollten. So sehr man das fertige Produkt auch mögen möchte, so sympathisch einem die Nerd-Geschichte drumherum auch erscheinen, „Iron Sky“ schmeckt – trotz der richtigen Zutaten – irgendwie fade. Selbst die Musik von „Laibach“ klingt nicht so, wie man sich das im Vorfeld vorgestellt hatte. Ihre Brachialität klingt zwar immer mal wieder an, doch wie so vieles hier, ist es zu punktuell.
„Iron Sky“ wird den hohen Erwartungen bedauerlicherweise und trotz aller Sympathie nicht gerecht. Es ist weder das gut gelaunte Trash-Spektakel, das man erhoffte, noch der große Effekte-Film, der er sein möchte. Uneinheitlich und nicht konsequent genug, leidet er vor allem an der Unerfahrenheit seiner Macher. Darüber können leider auch einige gelungene Pointen, der ungeheure und detailverliebte technische Aufwand und Leute wie Kier, Otto oder die schöne Julia Dietze nicht hinwegtäuschen. „Iron Sky“ bleibt am Ende doch nur der teuerste und aufwändigste Amateurfilm aller Zeiten.
Da mir die BluRay vorliegt, muss ich leider auf Screenshots verzichten und auf Pressebilder zurückgreifen. Die BluRay ist – wie man es von Splendid kennt – technisch wieder einmal in Bild und Ton hervorragend. Vielleicht sogar zu gut, denn durch die hohe Schärfe kann man die Künstlichkeit der Umgebung leider nur allzu gut erkennen. Als Extras hat die BluRay einen Audiokommentar von Timo Vuorensola. Besonders interessant ist das 8-minütige Feature „Iron Sky“: How it all started“, welches in kurzer Zeit viele interessante Fakten über die Entstehung des Filmes und den Hintergrund seiner Macher beleuchtet. Ferner gibt es noch ein Feature über „Story & Charakter“ (15 Minuten) und ein Special über die Premiere auf der Berlinale (12 Minuten), welches scheinbar von einem Fan (?) aufgenommen wurde, denn am Anfang steht die Kamera mitten in der Menge und nimmt auch die Gesprächsfetzen der umstehenden Leute mit auf.