Nachbetrachung: Das 10. Filmfest Bremen

Mittlerweile ist das 10. Filmfest Bremen auch schon wieder seit einem Monat vorbei. Schön war es. Es begann mit einer gelungenen Eröffnungsgala im Theater Bremen. Ich bin normalerweise eher zurückhaltend, was solch ein Rahmenprogramm angeht. Diesmal war ich allerdings neugierig. Und es hat sich gelohnt. Nicht nur, dass die Reden in diesem Jahr kurz, auf den Punkt und durchaus unterhaltsam waren. Nein, die Laudatio auf den diesjährigen Träger des Bremer Filmpreises (den goldenen Mops), den großartigen britischen Regisseur Stephen Frears, wurde von einem geheimen Überraschungsgast gehalten. Und das war niemand anderes als Hugh Grant! Ein Wahnsinn. Da klappten einige Kinnladen (inklusive meiner) runter. Ohnmachtsanfälle habe ich aber keine gesehen. Die Laudatio war dann auch sehr charmant, eloquent und humorvoll. Aber auch Frears selbst war sehr charismatisch.

Ein großes Kompliment geht auch an den Moderator des Abends, Felix Krömer, der souverän und schlagfertig durch den Abend führte. Nach diesem ersten Teil gab es eine Pause und dann Frears neustes Werk „Brian and Maggie„. Ein TV-Zweiteiler, der hier zu einem Film zusammengeschnitten wurde. Ein sehr runder, schöner Abend mit viele bekannten Gesichtern und guten Gesprächen.

Moderator Felix Krömer, Festivalleiter Matthias Greving, Künsterlische Leiterin Ilona Rieke

Ähnliches gilt auch für die Preisverleihung, die dann in einem deutlich kleineren und familiäreren Rahmen ohne Stargäste und Starmoderatoren im gut gefüllten Kleinen Haus des Theaters Bremen stattfand. Ich habe gar nicht mehr gezählt, wie viele Preise da vergeben wurden. Es waren eine Menge. Dazu gab es teilweise berührende, teilweise sehr herzerwärmende Dankesreden. Gerade die Dankesrede der Gewinnerin des Best International Feature „Songs of Slow Burning Earth„, der Ukrainerin Olha Zhurba, berührte sehr. Die Preisverleihung zog sich dann mit Pause und musikalischem Zwischenspiel auch über mehreren Stunden. Weshalb mein Mitstreiter Stefan und ich dann auch kurz vor Ende gehen mussten, um den ersten Film des Tages in der Schauburg ansehen zu können. Und – wie wir später erfuhren – leider das gemeinsame Foto mit allen Sichtungskommissionen (mehr dazu gleich) auf der Bühne verpassten.

Matthias Greving, Ilona Rieke, Festivalkoordinator Marc Sifrin

Zugeschaltet aus den USA: Callie Hernandez und Courtney Stephens

Olha Zhurba

Auf dem Filmfest selbst durfte ich zweimal den polnischen Film „Horror Story“ moderieren und anschließend die Q&A mit dem sympathischen Regisseur Adrian Apanel führen. Ebenfalls zweimal waren mein Kollege Stefan und ich mit unserer monatlichen Reihe Weird Xperience dabei und führten in den spannenden Kurzfilm „The Eggreores‘ Theory“ und den schönen „Invention“ ein. Letzter hatte uns schon überzeugt, als wir ihn in der „Sichtungskommission Innovation/Experimental“ sahen. Denn erstmals waren wir beide eingeladen worden, an einer der vier Sichtungskommissionen teilzunehmen. Eine sehr spannende und lohnende Erfahrung, die sehr viel Freude bereitet hat. Auch durch die konstruktiven und immer fair, freundlich und harmonisch geführten Diskussionen mit den anderen Kommissionsmitgliedern. Am Ende gewann „Invention“ auch noch den Preis für „Best Narrative Innovation“, was uns natürlich sehr gefreut hat.

Moderation mit Adrian Apanel (rechts)

Das Weird-Xperience-Team bei der Arbeit

Höhepunkt war für mich die Panel-Diskussion „Male Nightmares, Female Nightmares“ zur Frage, was sind die Unterschiede zwischen female und male night­mares (also von Frauen und von Männer inszenierte Horrorfilme) – und wie kann Genre zur Gleichberechtigung beitragen? Gäste im Brauhauskeller (interessante Location, in der ich zum ersten Mal war) waren Jörg Buttgereit und Fahrah Bouamar. Sehr spannend und gewinnbringend. Fahrah Bouamar hat mit einer Freundin in Berlin eine Filmproduktion nur für Horrorfilme namens Lost Film gegründet. Die Ausschnitte aus zwei Kurzfilmen von Lost Film sahen schon sehr interessant aus. Besonders schön war ein gemeinsames Essen im Anschluss mit Jörg, meinem Weird-Xperience-Kollegen Stefan und einigen Bekannten aus dem Kommunalkino mit vielen interessanten Gesprächen.

Jörg Buttgereit, Farah Bouamar, Jenni Zylka

Generell Gespräche. Es war wunderschön so viele nette und filmbegeisterte Menschen zu treffen. Sei es als Betreuung im Kino, seien es Filmschaffende, seien es einfach Zuschauer. Es ergaben sich viele Möglichkeiten sich freundschaftlich auszutauschen und auch neue, spannende Perspektiven aufzunehmen. An dieser Stelle noch einmal ein fettes DANKE an alle Beteiligten, die hier etwas ganz Fantastisches auf die Beine gestellt haben, und speziell an Ilona Rieke und Marc Sifrin, denen ich es verdankte, ein aktiver Teil dieses wunderbaren Filmfests zu sein.

Zuschauermäßig war es in diesem Jahr gefühlt auch voller als im Vorjahr, was auch durch die offizielle Statistik bestätigt wurde. Einmal (beim Kurzfilmblock „Barriers (and how to break them)“ der Sparte Humor/Satire im City46) musste ich sogar auf eine Warteliste, da das Kino bei meiner Ankunft schon offiziell ausverkauft war. Da einige reservierten Karten nicht abgeholt wurden, klappte es dann aber.

Kurzfilmblock „Barriers (and how to break them)“ im City46

Ach ja, und die Filme, die ich sah, waren auch durch die Bank sehenswert. Dazu wird es noch einen separaten Post geben.

Fazit: Es war schön, hat viel Spaß gemacht, und ich freue mich schon sehr auf die 11. Ausgabe, die dann wieder im April (15.-19.4.) stattfindet und dann hoffentlich nicht – wie im Vorjahr – mit der ebenfalls immer im April stattfindenden Jazzahead kollidiert.

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