Blu-ray-Rezension: „Direct Contact“

Der ehemalige Marine Mike Riggins (Dolph Lundgren) ist beim Waffenschmuggel erwischt worden und sitzt in einem Gefängnis im Ostblock fest. Eine Chance wieder in Freiheit zu kommen, bietet sich als ihm ein Mitarbeiter der US-Botschaft (Michael Paré) ein Geschäft anbietet: Mike soll im Gegenzug für seine Freiheit die Amerikanerin Ana Gale (Gina May) aus den Händen skrupelloser Entführer befreien. Bald schon entpuppt sich die Mission als Höllenkommando, denn Anas Entführer ist kein der brutale General Drago (Bashar Rahal), der mit seiner bewaffneten Armee das Land im eisernen Griff hat. Doch Mikes Mission gelingt. Allerdings muss er schnell feststellen, dass ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt wurde – und schon findet er sich mit Ana von Armee, Mafia und Killern gejagt…

Ich gebe zu, mit den Werken aus der Nu-Image-Fabrik kenne ich mich leider bisher noch gar nicht aus. Dass Nu Image die Nachfolge der legendären Cannon-Produktion antrat, habe ich erst aus Marco Siedelmanns Buch „Stories From the Trenches“ erfahren. Bei der Recherche merkte ich aber, dass ich doch schon einige Filme aus der Action-Schmiede gesehen habe. „Direct Contact“ stammt aus der Nu Image-Unterfirma Millennium Films, die gerne günstig in Bulgarien (wo man ein einheimisches Studio aufgekauft hat) und Südafrika filmen. Auch mit dem Alterswerk des Herrn Lundgren bin ich bisher nicht besonders vertraut. Wobei ich mir hier bereits auf die Fahnen geschrieben habe, mich hier etwas eingehender damit zu beschäftigen, da man über seine 2000er und 2010er Filme häufig gutes hört. Insbesondere, wenn er selber auch hinter der Kamera Platz genommen hat.

Im Falle von „Direct Contact“ hat er darauf verzichtet und dem leider bereits verstorbenen Nu-Image-Co-Gründer Danny Lerner den Regiestuhl überlassen. Was nicht unbedingt ein Vorteil ist. Denn Lerner ist kein besonders inspirierter Regisseur. Eher ein unambitionierter Handwerker. Es gelingen ihm zwar zwei-drei wirklich schöne Einstellungen, der Rest ist allerdings funktionale Routine. Zudem macht er sich auch nicht die Mühe, die Plotlöcher im Drehbuch zu kaschieren und der Film wimmelt von Anschlussfehlern. Immerhin versucht Lerner nicht mehr zu verkaufen als er im Bauchladen hat. Hier wird einfach mal das Gaspedal durchgedrückt und es links und rechts ordentlich krachen und rumsen lassen. Dass dabei einiges an Stock-Footage aus älteren Millennium-Produktionen verwendet wurden, ist mir während des Filmes nicht aufgefallen, und habe ich erst im Nachhinein gelesen. Das Alt-Material ist also ziemlich gut integriert.

Weniger gut integriert ist James Chalke als Bösewicht im Hintergrund. Chalke ist einer der schlechtesten Schauspieler, die ich in den letzten Jahren gesehen habe und man fragt sich ständig, wie er bloß in den Film geraten ist. Oder generell zum Film gekommen. Da er lediglich in Millennium-Produktionen und dort oft zusammen mit Dolph Lundgren auftritt, kann man persönliche Beziehungen vermuten. Dafür reißen Michael Paré und Bashar Rahal als weitere Fieslinge alles wieder raus. Paré passt sehr gut als hinterhältiger Intrigant von der CIA und spielt seinen Part abgeklärt und elegant im schwarzen Mantel runter. Rahal ist als General Drago wirklich hassenswert und ekelhaft. Man fiebert förmlich seinem finalen Abgang entgegen, der gerne spektakulärer hätte ausfallen können. Aber das bleibt dem größeren Namen Paré vorbehalten.

Hauptdarsteller Dolph Lundgren ist ja mittlerweile eine Institution aus den goldenen 80er Jahren, wie sein Kollege Van Damme. Er hünenhafte Schwede kommt hier etwas langsam und gerade in den Kampfszenen etwas hüftsteif rüber. Kein Vergleich mit bereits erwähnten Van Damme oder gar den B-Stars der nächsten Generation wie Scott Adkins. Aber er ist einfach ein sympathischer und sehr charismatischer Kerl, mit dem man gerne mal ein Bier trinken würde. Und dass er sich offensichtlich trotz genannter Defizite nicht doubeln lässt, macht die ganze Sache einfach ehrlicher und liebenswert. Zudem hat der gute Dolph auch schauspielerisch einiges mehr zu bieten als z.B. ein Steven Segal, um jetzt mal ein abschreckendes Beispiel zu nennen.

Gedreht wurde in Bulgarien und vor allem in der Hauptstadt Sofia, was für eine tolle Kulisse sorgt. Bulgarien ist hier allerdings nicht Bulgarien sondern ein fiktives Ostblock-Land namens Goma. Hier laufen die Menschen, welche gerade nicht Uniformen tragen und Menschen erschießen oder in Pelzmänteln zeigen, dass sie zur lokalen Mafia gehören, gerne in Kostümen herum, die wirken, wie aus einem Film über den Holocaust geklaut (was sie wahrscheinlich auch sind). Der Osteuropäer ist also entweder Gangster mit Herz, sadistischer Militär oder das chancenloses Opfer dieser beiden Stereotypen, welches in Armut und Bauernstall lebt. Es leben die Klischees. In den Szenen in den General Drago und seine Männer die wehrlose Landbevölkerung – und hier mit Vorliebe die um ihre Männer trauernden Witwen – ohne ein Zucken der Wimpern abknallen (ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein) weckt tatsächlich Erinnerungen an die unmenschliche Verbrechen der Deutschen im Faschismus. Wahrscheinlich war es auch so intendiert, wobei sich die alte Frage stellt, ob man den Schrecken des Holocaust für Unterhaltungsfilme ausbeuten darf. Ich enthalte mich hier mal.

Aber genug der Kritik. „Direct Contact“ macht Spaß. Er gönnt sich kaum eine Pause und geht immer in die Vollen. Die 91 Minuten verfliegen nur so, und es wird zu keiner Sekunde langweilig. Das alles ist zwar sehr simpel und stumpf, verhehlt dies aber auch nicht und umarmt seinen B-Film-Flair mit beiden Armen. Das Blut spritz in dieser ungekürzten Fassung meterweit, die Stunts sehen gut und spektakulär aus. Die Stimmung passt, und man gibt sich nicht cleverer als man ist. Und vor allem wird hier noch auf echt Handarbeit gesetzt. CGI findet man hier kaum, und wenn die bedauernswerten Stuntman durch die Luft wirbeln fragt man sich unwillkürlich, ob ein Leben in Bulgarien nichts zählt. Doch, „Direct Contact“ bietet guten Spaß für Action-Fans, die die härtere Gangart bevorzugen. Viel bleibt nicht hängen, aber das macht nichts. Kann man „Direct Contact“ dann eben gleich noch einmal gucken.

Das Bild der Blu-ray ist gut, der Ton, welcher auf Deutsch und Englisch vorliegt, dynamisch. Der Film ist SPIO/JK freigegeben worden und im Gegensatz zu einigen früheren Veröffentlichungen komplett ungeschnitten. Leider gibt es außer einigen Trailern keinerlei Extras. Aber das war bei solch einer Produktion auch nicht zu erwarten.

Dieser Beitrag wurde unter DVD, Film, Filmtagebuch abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.