Hollywood Chainsaw Hookers (1988)
Der heruntergekommene Privatdetektiv Jack Chandler (Jay Richardson) erhält den Auftrag, die von vermisste Samantha (Linnea Quigley) aufzuspüren. Bald schon findet Jack heraus, dass Samantha möglicherweise mit einer bizarre Mordserie in Verbindung steht, bei der Prostituierte mit einer Kettensäge ihre Kunden zerkleinert und über die ganze Stadt verstreut werden. Die Spur führt dabei zu einer gewissen Mercedes (Michelle Bauer), die ihn mit einem präparierte Whiskey außer Gefecht setzt. Am nächsten Morgen wacht Jack an ihr Bett gefesselt wieder auf und soll als nächstes Opfer einer merkwürdigen Sekte dienen, die Kettensägen anbetet und ihrer Göttin Menschenopfer darbringt…
Mit einem Titel wie „Hollywood Chainsaw Hookers“ und dem Bild der leicht bekleideten Michelle Bauer, die eine riesige Kettensäge in den Händen hält, auf dem Cover, ist die Neugierde des Zielpublikums schon einmal geweckt. Und tatsächlich macht der Film den sicherlich nicht ganz falschen Eindruck, als hätte es zunächst nur diesen Titel und das ikonische Bild gegeben, und erst dann hätte sich jemand hingesetzt, um irgendwie eine Geschichte Drumherum zu stricken. Anders lässt sich die ebenso hirnverbrannte, wie geniale Idee eines ägyptischen Kettensägen-Kults, der sich mörderischer Prostituierter bedient, um männliche Opfer für die Wiedererweckung ihrer Göttin zu suchen, nicht erklären.
Wie man merkt, „Hollywood Chainsaw Hookers“ nimmt sich nicht ernst und das ist auch ganz gut so. Vielmehr nutzt Regisseur und Drehbuchautor Fred Olen Ray seine krude Story, um seinen Film mit netten , wenn auch schon damals recht abgenutzten Anspielungen an den klassischen Film Noir und unzähligen sexuellen Doppeldeutigkeiten – zumindest in der Originalfassung – anzureichern, bei denen das Wort „dick“ eine ganz besonders zentrale Rolle spielt. Was „Hollywood Chainsaw Hookers“ von ähnlich gelagerten Billig-Schnellschüssen unterscheidet ist es, dass er ganz offensichtlich mit Herz gemacht wurde, und sich die Waagschale niemals zum totalen, niveaulosen Klamauk hin neigt. Die Darsteller sind alle mit Herzblut bei der Sache und insbesondere Hauptdarsteller Jay Richardson bemüht sich wacker, eine professionelle Darbietung abzuliefern. Was ihm mal mehr, mal weniger erfolgreich gelingt. Immerhin sieht man ihm zu jeder Sekunde an, welchen Spaß er dabei hat, den großmäuligen hard-boiled detective zu mimen. Ein Spaß, der sich durchaus auch auf den Zuschauer überträgt.
Der Clou des Filmes ist dabei natürlich die Besetzung des Anführers des Kettensägen-Kults mit ausgerechnet Gunnar Hansen, dem Original-“Leatherface“ aus Tobe Hoopers Klassiker „The Texas Chain Saw Massacre“, welcher selbstverständlich Pate für den Titel dieses Filmes stand. Wobei dieser gelungene Gag sicherlich vor allem für Kenner des Genres gedacht ist. Die Schauwerte – im wahrsten Sinne des Wortes – liefern aber die beiden weiblichen Stars. Linnea Quigley hatte Mitte der 80er bereits einen gewissen Kult-Status als „Scream Queen“ in preisgünstig hergestellten Direct-to-video-B-Filmen erlangt. Ihren bekanntesten Auftritt hatte sich als Punkerin, die in „Return of the Living Dead“ nackt auf den Gräbern der Untoten tanzt. Allein für diese eine Szene wird sie immer im kollektiven Gedächtnis der Horrorfans bleiben. Auch in „Hollywood Chainsaw Hookers“ hat sie eine Szene, in der sie halbnackt den „Jungrauen-Tanz der zwei Motorsägen“ aufführt. Dieser bleibt, was Grazie und Erotik angeht, zwar weit hinter ihrer unvergesslichen Darbietung in „Return of the living Dead“ zurück. Doch wie sie da mit zwei sichtlich viel zu schweren Hand-Kettensägen versucht, einen aufreizenden Tanz aufzuführen, das ist genauso wie der ganze Film: Recht ungelenk und amateurhaft, dafür aber auch irgendwie ziemlich niedlich und in seiner Hilflosigkeit absolut sympathisch.
Der eigentliche Star des Filmes ist aber die ehemalige Pornodarstellerin Michelle Bauer, die sich hier mit sehr viel Elan und Augenrollen in die Rolle der bösen Mercedes wirft. Nachdem sie bereits auf dem Filmposter prominent zu sehen war, reißt sie in ihrer freizügigen Nebenrolle jede Szene, in der sie auftritt, an sich. Natürlich overacted sie dabei ganz fürchterlich, aber – wie auch im Falle von Linnea Quigleys Motorsägen-Tanz – man kann ihr einfach nicht böse sein. Wie man auch generell gerne über die sehr offenkundige Tatsache hinwegsieht, dass viele Szenen im gleichen Zimmer gedreht wurden, welches nur jeweils unterschiedlich dekoriert ist, und dass Fred Olen Ray seinen eh schon angenehm kurzen Film mit zahlreichen Autofahrten durch das nächtliche Los Angeles aufplustert. „Hollywood Chainsaw Hookers“ ist einfach das was es ist: Ein kleines, formal nicht besonders gelungenes, dafür umso liebenswerteres Stück Film, welches über seine vollen 75 Minuten gut unterhält und mehr eben auch nicht will.
Die auf 500 Stück limitierte CMV Blu-ray ist sehr schön aufgemacht. Das Bild ist für solche eine preisgünstige Produktion sehr gut, der Ton liegt auf Detusch und Englsich, jeweils in Stereo 2.0. vor. Besonders hervorzuheben ist das Bonusmaterial: Neben einem Audiokommentar von Fred Olen Ray und David Decoteau gibt es ein zweitgenössisches, informatives Making Of von 23 Minuten und noch einmal ein ein 21-minütiges Featurette mit dem Titel „Remembering Chainsaw Hookers – 27 Years Later“, welches zwar einige Anekdoten aus dem alten „Making Of“ wiederholt, aber nichts destotrotz unterhaltsam und interessant ist. Neben Trailern und einer Bildgalerie findet sich dann noch ein spassiger, 5-minütiger Ausschnitt aus „Fred Olen Ray’s Nite Owl Theatre“. Offenbar ein Format, in dem Fred Olen Ray seine eigenen Filme im Rahmen einer kleinen, freizügigen Rahmenhandlung anmoderiert.
Als Michael (Rick Burks) und George (Carl Crew) noch Kinder waren, wurde ihnen von ihrem serienmordenden Onkel das Amulett der Göttin Sheetar anvertraut. 20 Jahre später sind beide stolze Besitzer eines Diners für vegetarische Spezialitäten. Sie graben die Leiche ihres Onkels aus und stecken sein noch lebendes Gehirn in ein Glas mit Nährflüssigkeit. Von dort aus fängt es an, ihnen Befehle zu geben. Michael und George sollen Frauen töten, um aus deren Einzelteilen einen Körper für die Göttin zu erschaffen. Was übrig bleibt wird an die Kunden des Diners verfüttert. Währenddessen versuchen die Polizei-Detektive Mark (Roger Dauer) und Sheila (LaNette La France) verzweifelt den Fall der sich häufenden Leichen zu lösen…
Der ein Jahr vorher entstandene „Blood Diner“ weist viele Gemeinsamkeiten mit „Hollywood Chainsaw Hookers“ auf. Hier wie dort wird versucht Splatter und Komödie zu mixen, es stand ganz augenscheinlich nicht viel Geld zur Verfügung, und es geht um einen bizarren alt-ägyptischen Kult. Doch im Gegensatz zu „Hollywood Chainsaw Hookers“ will „Blood Diner“ nicht so recht funktionieren. Dies liegt sicherlich teilweise daran, dass keiner der Beteiligten diesen Film irgendwie ernst genommen hat. „Hollywood Chainsaw Hookers“ versuchte sich immerhin noch als Film-Noir-Parodie, die das von ihr persiflierte Genre auch irgendwo respektierte. Auch spürte man bei „Hollywood Chainsaw Hookers“ eine Liebe zum Film und das Bemühen, bei aller Albernheit noch eine richtige Geschichte in einem richtigen Film zu erzählen. Bei „Blood Diner“ hat man hingegen das Gefühl, an einem hysterischen Kindergeburtstag teilzuhaben, der langsam aber sicher vollkommen aus dem Ruder läuft.
Sicherlich hatten die Beteiligten auch hier ihren Spaß, aber es scheint so sehr der eigene Spaß im Vordergrund zu stehen, dass dieser nicht so recht überzuspringen vermag. „Blood Diner“ wurde zwar für das kurzlebige B-Film-Label PMS Filmworks produziert, doch man fühlt sich zu jeder Sekunde an die Sachen erinnert, die Troma in den 80ern auf den Markt warf. Die Darsteller überbieten sich im chargieren. Einer ist schlimmer als der andere, alle scheinen unter einem Bewegungs- Tourette zu leiden. Die Gags pendeln zwischen pubertär und geschmacklos, ohne dabei eine anarchistische Note zu haben. Alles ist nur vollkommen überdreht und krampfhaft auf Provokation getrimmt. Man fühlt sich so etwas an einen Teenager erinnert, der seiner Umwelt beweisen muss, wie cool er ist, indem er sich penetrant daneben benimmt – und dabei alles andere als cool wirkt, sondern viel mehr wie ein verzogenes Gör.
„Blood Diner“ ist vor allem dafür bekannt, dass er einer der wenigen Splatterfilme ist, die von einer Frau – Jackie Kong – inszeniert wurden. Womit der Film beweist, dass hysterisch pubertärer Humor kein alleiniges Vorrecht der Männer ist. Gedacht war „Blood Diner“ ursprünglich als Sequel zu Herschell Gordon Lewis‘ Splatter-Urvater „Blood Feast“, und obwohl dies schon bald zugunsten einer eigenständigen Splatterkomödie verworfen wurde, sind noch rudimentäre Elemente aus „Blood Feast“ enthalten. Somit würde sich „Blood Diner“ als gutes Double-Feature mit „Blood Feast“ anbieten. Auch um einmal zu sehen, was der Unterschied zwischen originärem „Trash“ und gewolltem Trash wie „Blood Diner“ ist. Der eine hat Seele, der andere lässt einen dicken Mann unmotiviert im Strahl kotzen und findet das lustig.
Es muss aber auch festgehalten werden, dass „Blood Diner“ auch seine Fans hat. Sogar das Lexikon des Internationalen Films, welches ansonsten nicht viel mit solcher Art Film anfangen kann ist voll des Lobes und schreibt: „Mit beißendem, treffsicherem Witz amerikanische Lebensart und -philosophie verhöhnende Horrorfilm-Parodie, die mit Geschick Motive des Trivialkinos rekonstruiert. Eine wüste Satire für ein einschlägig interessiertes Publikum“. Und der von mir sehr geschätzte Jochen „jogiwan“ Kulmer schreibt auf project-equinox: “Blood Diner” bzw. die Geschichte von Drehbuchautor Michael Sonye funktioniert (…) ganz gut, wenn man auf etwas abgeschmackte Horrorfilme mit viel debilen Humor abfährt.“ Das trifft es wohl. Mir jedenfalls hat sich die Begeisterung für den Film trotz deftiger Splatter-Einlagen und viel nackter Haut nicht erschlossen.
Als ich „Blood Diner“ vor vielen Jahren erstmals auf VHS sah, war das Tape noch ab 18 und um über 6 Minuten gekürzt. 2009 wurde der Film von der FSK neu bewertet und ab 16 Jahren freigegeben, woraufhin Anfang 2010 die DVD-Premiere folgte. Nun liegt er ertmals auch als Blu-ray vor. Das Bild ist so gut, wie man es von einer Low-Budget-Produktion des Jahres 1987 erwartet. D.h. die Farben wirken etwas entsättigt, das Bild leicht bläulich und der Kontrast nicht besonders stark ausgeprägt. Besser wird das immer noch gute Bild aber nicht zu haben sein, und die Blu-ray stellt auch eine deutliche Verbesserung dar. Der Ton ist gut, die detusche Synchro leider sehr schwach. Besser den O-Ton gucken, der ebenfalls in 2.0. vorliegt. Extras gibt es leider keine.