Nachruf: Christopher Lee (1922-2015)

Christopher-LeeeugenieHeute wurde bekannt, dass Christopher Lee bereits am 07. Juni im Alter von stolzen 93 Jahren verstarb. Ein Schock. Denn Christopher Lee begleitet mich schon so lange in meinem Leben, dass ich das Gefühl hatte, der Mann wäre unsterblich. Was natürlich Quatsch ist. Aber gerade Lee, der in den letzten Jahrzehnten noch in Blockbustern wie den „Der Herr der Ringe“/“Der Hobbit“-Trilogie oder sogar „Star Wars“ mitgespielt hatte, war irgendwie immer um einen herum und schien immer so voller Energie und Lebenskraft, von solch einer beeindruckenden Aura, dass überhaupt nicht daran zu denken war, dass er irgendwann nicht mehr da ist. Jetzt ist er tot.

Ich erspare mir seine biographischen Details. Das kann jeder in Wikipedia nachlesen. Oder in einem der zahlreichen Nachrufe überall. Heute war der News-Stream meines Facebook-Accounts fast ausschließlich mit Postings zu seinem Tod gefüllt. Seitenweise haben meine Facebook-Freunde ihrer Bestürzung Ausdruck verliehen. Christopher-Lee007Was mir einerseits zeigt, dass ich die richtigen Facebook-Freunde habe und andererseits, welche große Rolle Christopher Lee in deren Leben gespielt hat. Welche gewaltige Wertschätzung dieser – wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf nicht immer einfache – Mann genossen hat. Nein, noch immer genießt. Lee gehörte zu denjenigen, die die große Gabe besitzen, allein durch ihre Anwesenheit eine Leinwand vollkommen auszufüllen.

Denkt man an Lee, denkt man nicht primär an einen Schauspieler. Man denkt eher an seine ungeheure Präsenz. An seine Autorität, seine dunklen, alles durchdringenden Augen, seine imposante Gestalt, seine zugleich furcht- wie respekteinflößende Aura, seine tiefe Stimme, die man einmal hörte und dann nie wieder vergaß, seine Erotik und – ja auch seinen Humor. Letztes Jahr sah ich ihn auf dem Internationalen Filmfest in Oldenburg in Philippe Moras „The Return of Captain Invincible“. Christopher-Lee_draculaIch wurde gefangengenommen von seiner parodistischen, aber nicht albernen Darstellung des finsteren Schurken Mr. Midnight und – mal wieder – zutiefst beeindruckt von seinem enormen Sangeskünsten. Es gab augenscheinlich nichts, was dieser Mann nicht konnte. Schauspielen, Singen, fünf Sprachen fließend sprechend, vier weitere so, dass es zur Konversation reicht. Unter anderem Mandarin. Er war aristokratischer Abstammung, mit James-Bond-Vater Ian Fleming verwandt – und machte dann auch als Bond-Schurke eine hervorragende Figur. Es war ausgebildeter Opern-Sänger und nahm eine Heavy-Metal-Scheibe auf. Und er war natürlich der ewige Dracula, aber auch Fu-Manchu. Er spielte für Tim Burton und Billy Wilder ebenso, wie für Jess Franco. Und selbst in den schlechtesten Filmen blieb er immer würdevoll und unantastbarChristopher-Lee_Wicker. Eigentlich gab es auch keine schlechten Filme mit ihm, den er veredelte sie alle mit seiner Gegenwart.

Nun ist Christopher Lee nicht mehr da. Man sollte heute Abend „The Wicker Man“ schauen. Einen Film, den er selbst produzierte und sehr mochte. Oder einen anderen seiner über 250 Filme. Und sich dann ein Glas guten Weines einschenken, zum Himmel hoch schauen und diesem großen Mimen noch einmal zuprosten.

 

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2 Antworten zu Nachruf: Christopher Lee (1922-2015)

  1. Ein würdiger Nachruf. Danke für diesen schönen persönlichen Text zu diesem leider sehr unschönen Anlass.

  2. Marco Koch sagt:

    Danke schön Mauritia. Freut mich sehr, dass er Dir gefallen hat.

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