DVD-Rezension: „Die Sex-Abenteuer der drei Musketiere“

sexabenteuer der drei musketiereNachdem der junge D’Artagnan (Peter Graf) seine ersten sexuellen Erfahrungen gemacht hat, macht er sich auf den Weg nach Paris, um seinen Kindheitstraum zu erfüllen: Er will Musketier werden. Auf dem Weg dorthin trifft er nicht nur die drei Musketiere, sondern auch einige Damen, die es auf seine Manneskraft abgesehen haben…

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Der Kniff, Sexfilme in einen Kostümfilm-Kontext zu setzen, gerne auch nach einer populären literarischen Vorlage, wird auch heute noch gerne im horizontalem Genre angewendet. Die Vorteile liegen ja auch auf der Hand. Das Publikum freut sich auf frivole Dinge, die scheinbar in den Kontext einer bekannten Geschichte eingebettet sind und damit zumindest einen Hauch von Anspruch haben, und nicht im Hinterhof und Wohnzimmer des Produzenten entstanden sind. Kostüme und alte Schlösser erwecken zudem den Eindruck, dass hier eben etwas mehr Mühe und Sorgfalt aufgewandt wurde, weil ja ein höheres Budget dahinter zu stecken scheint. Darüber hinaus versprechen die bekannten literarischen Figuren eine freche Parodie und eben nicht improvisiertes Gerammel mit Anhalterin und Porsche-Fahrer. Zumindest war so meine Erwartungshaltung bei Erwin C. Dietrichs „Die Sex-Abenteuer der drei Musketiere„. Schließlich ist Dietrich nicht nur ein Routinier in Sachen Sexfilm, sondern hatte im Vorjahr einen der schönsten deutschsprachigen Filme der frühen 70er gedreht – den bitteren Flower-Power-Abgesang „Ich – ein Groupie„, ebenfalls mit Ingrid Steeger, die auch bei den Musektieren als Star geführt wird. Doch „Die Sex-Abenteuer der drei Musketiere“ erweist sich dann doch als ziemlich uninspirierter Fließband-Film, der sich gar nicht erst die Mühe macht, seine Armseligkeit zu verstecken, sondern sie – das immerhin nötigt Respekt ab – ganz offensiv präsentiert.

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Obwohl Ingrid Steeger das große Zugpferd des Filmes ist, be- bzw. entkleidet sie hier nur eine Nebenrolle und verschwindet nach knapp einer halben Stunde aus der Handlung. Davor besteht ihre einzige Aufgabe darin, sich in einem nicht näher definierten Kornfeld mit dem Darsteller des D’Artagnan im Getreide zu wälzen. Einmal darf sie immerhin barbusig den Degen ziehen und in dem einzigen erotischen Momente des Filmes entblättert sie gedankenverloren einen Maiskolben. Viel mehr darf sie hier nicht zeigen, wobei ihr komisches Talent sicherlich einer „echten“ Kostümfilm-Parodie sehr gut zu Gesicht gestanden hätte. Doch „Die Sexabenteuer der drei Musketiere“ ist eben keine Parodie, sondern nur ein platter Sexfilm. Zwar kündigt das Plakat schon an, dass es sich hier um einen Film handelt, der „sehr sehr frei nach Dumas“ gedreht wurde, doch tatsächlich nutzt er keine der Kernelemente der Vorlage, bis auf die Namen der Musketiere und die Tatsache, dass der junge D’Artagnan nach Paris möchte, um dort Musketier zu werden. Aber das war’s auch schon mit Dumas. Dabei hätten sich viele Szenen des berühmten Romans (und seiner vielen Verfilmungen) für eine freizügige Verballhornung angeboten. Hier aber treffen D’Artagnan und die Musketiere nur einmal nach gut nach der Hälfte der Spielzeit aufeinander. Statt aus diesem Zusammentreffen aber etwas zu machen, raten die Musketiere dem jungen D’Artagnan, seine Karriereplanung noch einmal zu überdenken und dann trennen sich die Wege wieder. Lustig ist das alles zu keinem Zeitpunkt.

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Befremdend ist es auch, wie wenig Sorgfalt bei dem Film an den Tag gelegt wurde. Selbst Peter Baumgartner, dessen Kamera so manche Dietrich-Produktion veredelte, scheint an dem Film und seinen Motiven gänzlich desinteressiert zu sein. Im Schnitt folgt ein Anschlussfehler nach dem anderen. In den Szenen, in denen die drei Musketiere hoch zu Pferde gezeigt werden, bemühen sich die Darsteller nur halbherzig einen sanften Trab zu simulieren. Dass sich dabei der immer gleiche Hintergrund keinen Millimeter bewegt, ist zunächst noch amüsant, doch der Scherz (?) hat sich spätestens bei dritten Mal erschöpft. Wenn dann noch aus der Distanz und von hinten echte Reiter gezeigt werden, diese überhaupt keine Ähnlichkeit mit den Musketieren haben, lockt dies nur noch ein müdes Lächeln hervor. Überhaupt scheinen einem aus den Kostümen unserer drei Freunde förmlich die Motten entgegen zu fliegen, und die übertriebenen Perücken erwecken auch zu keinem Zeitpunkt die Illusion, es könnte sich um echtes Haupthaar handeln. Auch D’Artagnans Kleidung macht keinen sonderlich gepflegten Eindruck, aber vielleicht war das ja so in der Zeit Louis XIII und Dietrich ist hier nur ein unerbittlicher Realist.

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In dem auf der DVD enthaltenen Interview mit Raphael Britten und Erwin C. Dietrich, verraten die beiden, dass es bei den Dietrich-Filmen zumeist kein Drehbuch gab und quasi jeden Tag auf’s Neue überlegt wurde, was man so filmt. Dies ist in „Die Sex-Abenteuer der drei Musketiere“ ganz besonders evident, da sich nicht einmal die Mühe gemacht wird, so etwas wie eine Geschichte zu erzählen oder zumindest einen Spannungsbogen zu generieren. Fast eine Stunde lang besteht der Film aus Szenen, in der D’Artagnan es bei Tage mit der Steeger und in der Nacht mit einer unbekannten Dunkelhaarigen treibt, während die drei Musketiere in einem Lokal sitzen und sich Zoten erzählen. Diese drehen sich um irgendwelche Klosterbrüder und ihre neckischen Spiele, was aber nur mäßig amüsant ist. Später kommt es zu einer unangenehmen Szene, in der die drei Musketiere das Schloss des Grafen de Voyeur (haha) stürmen, den Grafen unter großem Gelächter umbringen und sich dann mit dessen Frau verlustigen, die das aber ganz toll findet, da ihre Ehemann aufgrund einer Verletzung seinen ehelichen Pflichten nicht mehr nachkommen konnte. Wie hier Mord und Vergewaltigung als fröhlicher Witz inszeniert werden, stößt doch etwas sauer auf.

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Außer Ingrid Steeger tauchen im Film keine bekannten Namen auf. Hauptdarsteller Peter Graf (nicht verwandt mit dem Steffi-Vater) verschwand nach dem Film spurlos von der Bildfläche. Warum sein D’Artagnan eine trotz des angeblich so jungen Alters bereits eine weiße Strähne im Haupthaar trägt, bleibt unbeantwortet. Dass Herr Graf untenherum allerdings sehr gut ausgestattet war, wird überraschenderweise in einigen Szenen sehr offensichtlich. Die Musketiere werden von Achim Hammer, Jürg Coray und Thomas Larisch gegeben, die ebenfalls keinen Eindruck hinterlassen. In einer Szene jedoch wird Achim Hammer von einer der Damen derartig der Rücken zerkratzt, dass man zumindest festhalten muss, dass er mit großem körperlichen Einsatz dabei war. Was die holde Weiblichkeit angeht so bleibt – bis auf die Steeger – auch niemand im positiv im Gedächtnis oder fällt durch besonders große Attraktivität auf. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

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„Die Sex-Abenteuer der drei Musketiere“ ist ein ziemlich öder Film, ohne eine wirkliche Geschichte, Witz und erst recht nicht Erotik. Einziges Highlight bleiben die spärlichen Auftritte von Ingrid Steeger in der ersten Hälfte des Filmes. Auffällig ist insbesondere die lieblos-schludrige Art, mit der der Film hergestellt wurde. Leider eine Enttäuschung.

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Die in der „New Ingrid Steeger Collection“ erschienene DVD bietet ein fehlerfreies Bild, welches allerdings auch nicht mehr aus dem gräulich-blass wirkenden Filmmaterial herausholen kann. Der Film wirkt durch die Bank weg billig. Das Interessanteste an der DVD ist das Extra. Ein Interview mit Raphael Britten und Erwin C. Dietrich, in dem beide einige interessante Anekdoten zu den gemeinsamen Filmen zum Besten geben. Zudem beantwortet es auch eine Frage, die ich selber einmal für eine Einführung in den Film „Ich – ein Groupie“ erfolglos recherchiert habe: „Wer ist der Typ der die nackte Ingrid Steeger bei einer schwarzen Messe umbringt?“. Jetzt weiß ich es endlich, dass es Raphael Britten ist und freue mich, dass sich das andere Leute auch gefragt habe. Des weiteren gibt es noch eine Fotogalerie und es wurde ein italienisches Sexmagazin namens „Cinestop“ abgefilmt, in dem der Film als schwarz-weißer Foto-Comic erschienen war.

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1 Antwort zu DVD-Rezension: „Die Sex-Abenteuer der drei Musketiere“

  1. Balancetist sagt:

    Die Filme mit den Musketieren habe ich auch immer gerne gesehen.

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