Nach dem die zweite „Italo-Western-Enzyklopädie“ recht flott auf die erste Box folgte, wurde sich nun bei der dritten Ausgabe etwas mehr Zeit gelassen. Die großen Klassiker des Genres sind mittlerweile alle irgendwo erschienen, aber es klaffen noch empfindliche Lücken, was die „B-Klassiker“ angeht. Einige können nun aber mit der dritten Box in liebevoller Ausstattung geschlossen werden.
Sartana (Mille dollari sul nero, 1966)
Nach zwölf Jahren im Gefängnis für einen Mord, den er nicht begangen hat, kehrt Johnny Liston (Anthony Steffen) heim. Doch dort haben sich die Dinge geändert. Sein Bruder Sartana (Gianni Garko) hat nicht nur Johnnys frühere Geliebte geheiratet, sondern tyrannisiert mit seiner Bande auch die ganze Gegend. Johnny stellt sich seinem brutalen und zunehmend psychopathischer agierenden Bruder entgegen, unterstützt von Jerry (Roberto Miali), dem stummen Bruder seiner ehemaligen Geliebten, der von Sartana zutiefst gedemütigt wird, und Joselita (Erika Blanc), der Tochter des angeblich von ihm Ermordeten…
1966 betrat eine Figur die Bühne des Italo-Western, die bald zu den beliebtesten überhaupt gehören sollte: Sartana. Doch mit dem Sartana, der in einem eleganten schwarzen Anzug und langem schwarzen Mantel, zahlreichen Gadgets im Gepäck und einem flotten Spruch auf den Lippen, den Wilden Westen aufmischen sollte, hat die hier eingeführte Figur nur den Namen und den Darsteller gemein. Dieser“ Sartana“ hier ist ein sadistischer Psychopath, ein Muttersöhnchen und skrupelloser Mörder. Auch kommt er nicht im Anzug, sondern einer alten, verschlissenen Armeeuniform daher und lässt sich von seiner Bande als „General“ ansprechen. Gespielt wird er von Gianni Garko, einem italienischen Theaterschauspieler, der hier seinen ersten Auftritt in einem Italo-Western hatte und sich danach zu einem der populärsten Darsteller dieses Genre entwickelte. Dass Garko – im Gegensatz zu vielen seiner Western-Kollegen – ein klassisch ausgebildeter Theaterschauspieler ist, merkt man deutlich. Er wirft sich mit viel Elan und Enthusiasmus in seine Rolle und spielt quasi „für die letzte Reihe“. Das ist dann teilweise etwas zu viel des Guten, besonders, wenn er seinem Sartana einige Ticks angedeihen lässt. Aber es sorgt auch dafür, dass die Psychosen dieser Figur förmlich von der Leinwand perlen. Im Gegenüber steht der Brasilianer Antonio De Teffè, besser bekannt als Anthony Steffen. Dieser verkörpert das komplette Gegenteil zu Garko. Seine Figuren zeichnen sich durch ein unbewegliches stone-face und minimalistische Gesten aus. So, wie der hier von ihm dargestellte Johnny Liston. Dieser extrem gegenteilige Schauspiel-Ansatz, lässt Garko noch wilder, Steffen noch cooler wirken. Ebenfalls erwähnenswert ist eine noch blutjunge (und blonde) Erika Blanc, die jede Produktion an der sie beteiligt ist, aufwertet.
Am Drehbuch dieser italienisch-deutschen Co-Produktion hat auch der, durch seine legendären St.-Pauli-Filme und den großartigen „Blutiger Freitag“, zu kultischer Verehrung gekommene Rolf Olsen mitgeschrieben. Ich hoffe, dass die komisch gemeinten Szenen mit der deutschen Dreingabe Chris Howland nicht auf sein Konto gehen. Diese mögen so gar nicht in den grimmig-finsteren Kontext des Filmes passen. Und finster ist dieser Film, denn Sartana lässt keinen Zweifel an seiner diabolischen Ader. Wie er den stummen Bruder seiner Geliebten immer wieder demütigt oder wahllos Leute erschießt, macht ihn zu einem der gemeingefährlichsten Antagonisten des Genres. Und Garko lebt jede dieser Gemeinheiten aus, lässt seinen Sartana schmeicheln, wimmern, brüllen, lachen und eiskalt töten. Größenwahnsinniger Sadist und kleiner Junge in einer Person. Besonders stimmungsvoll inszeniert und beinah in der Tradition des Gothic Horror, ist die Szene, in der ein Verräter verzweifelt versucht, irgendwo in der Stadt Zuflucht vor Sartana zu finden. Er rüttelt an Türen und verrammelten Fenster, doch nirgendwo lässt sich eine Seele blicken. Dazu heult der Wind durch die Straßen und füllt der Staub die Leinwand. Sartana wirkt dabei wie ein aus der Hölle aufgestiegener Todesengel.
Die bei den Dreharbeiten erst 40jährige – und damit nur drei Jahre älter als ihr Filmsohn Anthony Steffen – Carla Calò in der Rolle der Mutter, weckt Assoziationen zu einem Film wie „Psycho“, wenn sie grau geschminkt und mit strengen Blick in einem Schaukelstuhl sitzt und die Bildgestaltung dabei die ganze Palette an Farben und Schatten auffährt, die für die Gruselfilme der frühen 60er typisch waren. Ihre Figur ist durch eine deutlich sichtbare Verbitterung gezeichnet. Sie kann nicht verzeihen, dass die Reichen der Stadt sie noch immer als ein ihrer nicht würdiges Hausmädchen ansehen, dass sich hoch geschlafen hat. Dieser Zorn auf die eingebildeten, arroganten „besseren Leute“, führte erst dazu, dass sie die Hölle auf Erden, in Gestalt ihres Sohnes Sartana, entfesselt. Mythisch das Versteck der Sartana-Bande, in den Ruinen eines alten Azteken-Tempels. Interessant die Zeichnung der Bürger der von Sartana heimgesuchten Städte. Allesamt würdevoll, aber feige und auf ihre Sicherheit bedacht. Vielleicht sogar zu recht, denn als sie schließlich dann doch zu den Waffen greifen, erfüllen sich ihre tiefsten Ängste.
Die Koch Media-DVD weißt ein hervorragendes Bild im Originalformat von 2,35:1 auf. Auch der Ton kann sich hören lassen. Wie immer bei Koch Media gibt es interessante Beilagen. Einmal ein Interview mit Erika Blanc, welches im Rahmen des internationalen Symposions „Mark of the Devil – On a Classic Exploitation Film“ im österreichischen Tamsweg aufgenommen wurde: „Erika Blanc nel Western italiani“ (7 Minuten). Wie man von Augen- und Ohrenzeugen hörte, müssten aus diesem amüsanten Interview demnächst noch weitere Minuten das Licht des Tages erblicken. Dann gibt es noch ein informatives Feature namens „Viva Sartana“ mit einem noch im Alter verdammt gut aussehenden Gianni Garko und dem Drehbuchautor Ernesto Gastaldi (22 Minuten).
Lanky Fellow – der einsame Rächer (Per il gusto di uccidere, 1966)
Kopfgeldjäger Lanky Fellow wird Zeuge eines Überfalls auf einen Goldtransport. Er verfolgt einige der Räuber, erschießt sie und nimmt das Geld an sich. Dieses bringt er in die Stadt Omaha und kassiert dort eine Belohnung. Der Minenbesitzer Collins (Piero Lulli) bietet ihm daraufhin an, er solle die Belohnung von 10.000 Dollar in der Bank deponieren. Wird diese überfallen, ist sein Geld verloren. Falls er aber einen Überfalle verhindert, verdoppelt sich seine Belohnung. Lanky nimmt an. Tatsächlich wird die Bank überfallen, aber Lank hat das Geld schon in Sicherheit gebracht. Zudem stellt er fest, dass der Anführer der Banditen ein gewisser Gus Kennebeck (George Martin) ist, mit dem er noch eine Rechnung offen hat…
Toni Valerii hat in seiner Karriere einige der größten Italo-Western-Klassiker gedreht. Am Bekanntesten dürfte sein „Mein Name ist Nobody“ sein, in dem mit Terence Hill und Henry Fonda der neue und der alte Western aneinander geraten. Ein wunderbarer, tiefschichtiger Film über Legendenbildung und das Western-Genre an sich. Bei seinem Spielfilm-Debüt „Lanky Fellow – Der einsamer Rächer“ kann man den späteren Meister erahnen. „Lanky Fellow“ ist sehr routiniert umgesetzt und zeugt bereits von seinem ausgezeichneten Gefühl für Bildgestaltung und Figurenführung.
Die Hauptfigur wird von dem Amerikaner Craig Hill gespielt, der nach einer Karriere im US-Fernsehen Mitte der 60er in Italien landete. Wahrscheinlich aufgrund seiner entfernten Ähnlichkeit mit Clint Eastwood, an dessen „Fremden ohne Namen“ aus Leones Dollar-Trilogie, der Kopfgeldjäger Lanky Fellow offensichtlich angelehnt ist. Craig Hill agiert ebenso schlaksig, cool und professionell wie das Vorbild. Nur muss er im Unterschied zum „Fremden“, der ja in allen drei „Dollar“-Filmen gehörig Prügel bezieht und zum großen Leidens-Mann stilisiert wird, keine Phase der Schwäche durchleiden. Lanky Fellow ist jederzeit Herr der Lage und gerät niemals ernsthaft in Gefahr. Wofür schon das Gimmick sorgt, mit dem er ausgestattet wurde: Ein Gewehr mit Zielfernrohr, welches ihm gegenüber allen Anderen in eine ausgezeichnete Position bringt. Da Lanky von vornherein als überlegener und nur auf seinen eigenen Vorteil bedachter Kopfgeldjäger präsentiert wird, ist es eigentlich unnötig, ihm eine halbgare Rachegeschichte anzudichten. Besonders störend ist es, dass diese zwar ständig in unnötig langen Monologen thematisiert wird, aber für den Film völlig irrelevant ist. Vielleicht wurde sie auch nur eingeflochten, um aus Lanky Fellow einen etwas sympathischeren Charakter zu machen. Denn im Grunde ist er ein kaltblütiger Killer, der sich allein für sein Geld interessiert.
Valerii hat sich für sein Debüt einen ausgezeichneten Cast gesichert. Gleich zu Beginn trifft Hill auf Fernando Sanchez und José Manuel Martín, zwei immer wieder gern gesehene Gesichter, von denen man zunächst glaubt, sie würden eine größere Rolle in diesem Film spielen. Aber nach einem stimmungsvollen Beginn, der Lanky Fellow gleich als eine Art Übermensch etabliert, müssen die Beiden schon in den Staub beißen. Da Lanky Fellow augenscheinlich nur einen Blick für Geld und nicht für Frauen besitzt, wird noch eine etwas überhastet wirkende, und letztendlich nur sehr halbherzige, Liebesgeschichte zwischen der jungen Geisel und einem gutaussehenden Bandenmitglied eingebaut. So wird dem weiblichen Teil des Publikums (wenn es so etwas bei Italo-Western überhaupt geben sollte) auch etwas für das Herz zu bieten.
Sehr viel interessanter und vielschichtiger ist da schon die Beziehung zwischen George Martin und der glutheiße Rada Rassimov, woraus man allerdings etwas mehr draus hätte machen können. George Martin bemüht sich zwar, in den gemeinsamen Szenen seinen Gus Kennebeck ambivalent zu gestalten und als liebenden Vater zu präsentieren, doch lässt ihm das Drehbuch hierfür einfach zu wenig Zeit. Etwas gewagt ist der Versuch, dem Publikum den Chinesen George Wang als waschechten Mexikaner namens „Machete“ (!!!) zu präsentieren. Das Ganze wird vom späteren Actionfilm-Regisseur Stevio Massi, der in den 70er Jahren einige wilde Filme mit Maurizio Merli drehen sollte, kompetent in Bilder gefasst. Auch Musik und Titelsong können sich hören lassen.
Das Bild ist leider nur Durchschnitt. Die Farben sind stark ausgebleicht und das Bild obendrein sehr körnig, wodurch es manchmal etwas „grisselig“ wirkt. Dafür liegt es im korrekten Format von 2:35:1 vor. Passend zur schönen Musik gibt es als Extra unter dem Namen „Die Lust am Töten“ ein Interview mit dem Komponisten Nico Fidenco (24 Minuten).
Jonny Madoc (Due once di piombo, 1967)
Nach einem Überfall verschwindet ein Bandenmitglied mit dem erbeuteten Geld und versteckt es in der Stadt Houston. Da der Verräter aber bei einem Feuergefecht mit seinen ehemaligen Kameraden ums Leben kommt, kann er dem Bandenchef Joe Kline (Pier Paolo Capponi) nicht mehr sagen, wo er das Geld versteckt hat. Darum bleibt die Bande in der Stadt und verbreitet auf de rSuche nach dem Geld Angst und Schrecken. Als der geheimnisvolle Mexikaner Jonny Madoc (im Original Pecos Martinez, gespielt von Robert Woods) in die Stadt kommt, legt er gleich zwei von Klines Männern um und mischt sich aktiv in die Suche nach dem Geld ein. Wie sich herausstellt, hat Madoc seine ganz eigenen Gründe, Kline in die Suppe zu spucken…
Wie man in der deutschen Fassung auf den Namen „Jonny Madoc“ kommen konnte, ist mir ein Rätsel. Im Original heißt die Hauptfigur natürlich Pecos Martinez (als der Familienname Martinez auf dem Grabstein seiner Familie zu sehen ist, verbiegt sich die deutsche Synchro, um zu erklären, dass der Held aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen, den amerikanischen Namen Madoc angenommen hätte) und ist ein waschechter Mexikaner. Ein durchaus ungewöhnlicher Clou, da Mexikaner zuvor entweder Opfer oder immer leicht überdrehte Revolutionäre dargestellt wurden. Hauptdarsteller Robert Woods ist dann auch entsprechend hergerichtet, allerdings sieht er in seinem mexikanischem Make-Up eher nach einem Charlie-Chan-Darsteller aus den 40er Jahren aus. Mit anderen Worten als Mexikaner ebenso überzeugend, wie George Wang in „Lanky Fellow“. Davon abgesehen, macht Woods seine Sache aber sehr gut und gibt, trotz des eher missglückte Make-Up, einen ansehnlichen Helden ab.
Regisseur Maurizio Lucidi ist vor allem für seine oftmals humorvollen Italo-Western, aber auch den düsteren, von Hitchcock inspirierten, Giallo „Der Todesengel“ bekannt. Humorvoll geht es in „Jonny Madoc“ – im Gegensatz zur Fortsetzung – nicht zu. Im Gegenteil besitzt dieser Film stilistisch mehr Anteile beim Gothic Horror eines Mario Bava, als bei „Für eine Handvoll Dollar“, dem er inhaltlich nahe steht. Dies ist dem großartigen Kameramann Franco Villa geschuldet, der mit seiner Vorliebe für extreme Großaufnahmen verschwitzter Gesichter, einfallsreichen Farb- und Lichtspielen, sowie außergewöhnliche Kamerawinkeln, diese augenscheinlich höchst preisgünstige Produktion nach weitaus mehr aussehen lässt. Das geringe Budget, welches man an allen Ecken und Enden bemerkt, gereicht dem Film sogar zum Vorteil. Denn dass es in der Westernstadt scheinbar nur eine Handvoll Bürger geben soll, die Straßen ansonsten menschenleer und die Fenster allesamt verrammelt und verriegelt sind, verschafft dem Film eine merkwürdige, beinahe albtraumhafte Atmosphäre. Diese wird durch stimmungsvolle Nachtaufnahmen, in denen die Kulissen förmlich vom Dunkel verschluckt werden, noch gestützt.
Einige Szenen erinnern tatsächlich an einen Horrorfilm. Wenn ein Gehenkter im menschenleeren Saloon baumelt und ihm Geldstücke in die Augen geklemmt wurden. Oder wenn vor einem Haus zwei Banditen ein Brettspiel spielen, während man im Hintergrund überlebensgroße Schatten sieht, die einen Menschen verprügeln. Von der blassen und zwielichtigen Figur des Totengräbers, gespielt von Umberto Raho, ganz zu schweigen. Nein, Humor findet man hier keinen, nur Ingrimm und Brutalität. Die wenigen positiven Gestalten besitzen dann auch keine hohe Lebenserwartung und auch Pecos, ist kein klassischer Held, sondern ein von Rache Getriebener, der kein großes Mitleid mit den Opfern der Banditen zeigt, sondern seiner ganz eigenen Agenda unbeirrt folgt.
Neben der effektiven Kameraarbeit, kann sich Maurizio Lucidi auch auf sein hervorragendes Darstellerensemble verlassen. Mit Robert Woods steht wieder einen gelernten Theaterschauspieler vor der Kamera und Pier Paolo Capponi gibt einen großartigen Antagonisten mit großem Charisma. Dass Capponi seinen Joe Kline nicht als verrückten Psychopathen, sondern beherrschten und überaus professionellen Berufsverbrecher anlegt, macht diese Figur nur umso bedrohlicher. Zu seiner Bande gehören neben dem Deutschen Peter Carstens und dem damals noch unbekannten Peter Martell, noch ein sehr junger, und seltsam dünner, Lugi Montefiori alias „George Eastman“, dem eine lange Karriere im Genre-Kino bevorstand, die u.a. die Titelrolle im berüchtigten „Man-Eater“ umfasste. Aber auch der Rest der Besitzung agiert unter Lucidis Anleitung über dem Durchschnitt, insbesondere Cristina Iosani als selbstbewusste Estelle.
Die DVD besticht mit einem brillanten Bild. In den interessanten Extras referiert in „Pecos der Bastard“ zunächst der mit Filmhistoriker Fabio Melelli über den Film. Nebendarsteller George Eastman hat hierbei auch noch einige amüsante Anekdoten beizutragen (21 Minuten). Aus der amerikanischen „Wild East“-Veröffentlichung wurde ein Interview mit Robert Woods übernommen, in dem dieser sehr unterhaltsam von seiner Zeit als Westernheld in Italien berichtet. (22 Minuten).
Jonny Madoc rechnet ab (Pecos è qui: prega e muori!, 1967)
Die Mariachi Paco, Pepe und Pinto (Piero Vida, Luigi Casellato und Umberto Raho), werden Zeuge, wie eine Farm von den Banditen El Supremos heimgesucht wird. Der einzige Überlebende des Massakers übergibt ihnen kurz vor seinem Tod eine Karte, auf der das Versteck des sagenumwobenen Schatzes von Montezuma verzeichnet ist. Leider liegt der Schatz in dem Berg begraben, in dem El Supremo (Erno Crisa), der sich selbst für den letzten Nachkommen Montezumas hält, sein Hauptquartier errichtet hat. Die drei Musiker sichern sich daraufhin die Unterstützung des Revolverhelden Jonny Madoc (im Original wieder der von Robert Woods gespielte Pecos Martínez), der ihnen bei der Schatzsuche helfen und El Supremos Leute ausschalten soll…
Die Fortsetzung von „Jonny Madoc“, die hierzulande „Jonny Madoc rechnet ab“ heißt, kann die Versprechen des Vorgängers leider nicht erfüllen. Maurizio Lucidi, der auch diesen Film inszenierte, kehrt dem ursprünglichen Konzept eines harten und humorlose Rachewesterns mit Horror-Anleihen, komplett den Rücken zu und macht aus dem schweigsamen, zornigen Pecos einen gutgelaunten Abenteurer. Der grimmige Ton des ersten Teils geht „Jonny Madoc rechnet ab“ vollkommen ab. Gleich zu Beginn wird der Zuschauer mit drei lustigen Mariachi bekannt gemacht, von denen einer von Andreas Mankopff und der andere von Didi Hallervorden (!) synchronisiert wird. Was in der Tat hervorragend passt, aber auch deutlich macht, welchen Weg der Film einschlagen wird. Sieht man ganz genau hin, dann erkennt man bei dem vom Hallervorden gesprochenen Mariachi Umberto Raho wieder, der im Vorgänger noch den bösartigen und ein wenige unheimlichen Totengräber gespielt hat.
Zu den eher komischen Elementen gesellt sich eine Banditen-Chef hinzu, der sich selber für den letzten Nachkommen Montezumas hält und in einem Faschingskostüm auftritt. Spätestens hier ist klar, dass sich der Film nicht sonderlich ernst nimmt. Immerhin kann „Jonny Madoc rechnet ab“ für sich reklamieren, einer der ungewöhnlichsten Italo-Western zu sein, denn eine Suche nach einem alten Atztekenschatz kommt in diesem Genre doch eher selten vor. Die Bösen sind überraschenderweise recht differenziert gezeichnet und mit Ausnahme des durchgeknallten Comic-Bösewichts „El Supremo“ alles Profis, die für das richtige Geld vielleicht auch auf der anderen Seite des Gesetz stehen könnten. Wenn sie nicht jeder eine individuelle Schwäche hätten. Bei dem einen sind es die Frauen, bei dem anderen das Geld und beim Dritten Fasane. Letzterer ist dann auch ein dicker Mexikaner, der von Ignazio Spalla als eine Art Fernando-Sanchez-Parodie gegeben wird.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger zeigt „Jonny Madoc rechnet ab“ auch keinerlei unbedingten Willen zu einer stimmungsvollen Bildgestaltung. Die Kameraführung ist doch eher konventionell, obwohl wieder Franco Villa hinter der Kamera stand. Hier hält er sich merklich zurück und filmt zumeist aus der Halbtotalen heraus. Nur in der Höhle der Banditen gönnt er sich hier und da einmal eine kleine Extravaganz. Und während im ersten Teil mit der von Cristina Iosani gespielten Ester noch eine starke Frauenfigur präsentiert wurde, bleiben Luciana Gilli und die Deutsche Brigitte Wentzel hier nur hübsche Staffage. Tatsächlich sind beide Figuren für den Film nicht weiter relevant und dienen nur dazu, den Franzosen als romantischen Schürzenjäger dazustellen und mit der Geschichte um das Lösegeld Jonny Madoc einen Vorwand zu geben, die Bande zu infiltrieren. Der Dialoganteil der beiden Damen dürfte sich auf insgesamt zehn Sätze beschränken.
„Jonny Madoc rechnet ab“ plätschert ohne rechte Höhepunkte vor sich her. Selbst wenn Madoc mit den Bösen abrechnet, kommt keine rechte Spannung auf. Man merkt dem Film auch jederzeit seine kostengünstige Machart an. Außer der Höhle gibt es kaum andere Schauplätze. Ein paar Außenaufnahmen, ein Saloon von innen – das war’s dann auch schon. Nichtsdestotrotz bietet der Film dem Zuschauer anspruchslosen Unterhaltung für regnerische Sonntagnachmittage. Hinter dem ausgesprochen gelungen ersten „Jonny Madoc“-Film, bleibt er allerdings etliche Pferdelängen zurück.
Der Film hat leider die schlechteste Bildqualität in der Box. Gerade bei den Außenaufnahmen wirkt die Vorlage schon recht mitgenommen, auch wenn keinerlei Verschmutzungen oder Kratzer zu finden sind. Manchmal wirkt er hier wie von einer MAZ gezogen. Beim Extra „Pecos ist zurück“ erzählt wieder Filmhistoriker Fabio Melelli einiges über den Film (19 Minuten).