Die „Gondel“ öffnet heute wieder ihre Türen – und weitere Gedanken zum Thema Kino

Der Umbau des Kinos „Gondel“ im Stadtteil Schwachhausen ist abgeschlossen. Heute soll das Kino nach knapp zweiwöchiger Renovierung wieder eröffnet werden – und zwar mit der Ambition ein „Luxuskino“ zu sein, wie der „Weser Kurier“ plakativ auf seiner Online-Seite berichtet. Demnach wurde die komplette Einrichtung des 176 Plätze fassenden Saals komplett erneuert. Was auch nötig war. Ich erinnere mich noch gut daran, wie es war dort einmal im tiefsten Winter bei ausgefallener Heizung, mit einem Heizlüfter und dem Hinweis besser nicht zu weit vorne zu sitzen, einen Film schaute.

Wie das „Luxuskonzept“ aussehen soll, wird aus dem Artikel nicht so ganz klar. Die Bezeichnung „Luxuskino“ könnte auch irreführend sein. Ein Projekt wie das hochpreisige Luxuskino „Residenz-Kino“ in Köln, mit Portier, Clubsesseln und Bedienung, ist hier sicherlich nicht zu erwarten. So wird Besitzer Manfred Brocki auch nur mit den Worten zitiert, die Gondel sei seine Version eines Luxuskinos, und der Zuschauer wolle eben etwas Besonderes geboten bekommen. Gegen das heraufbeschworene Bild vom teuren „Luxuskino“ sprechen Gottseidank auch die Eintrittspreise, die weiterhin identisch mit denen von Schauburg und Atlantis sind.

Damit spricht er mir aus dem Herzen. Ich vertrete schon seit Jahren die These, dass ein Kino heute nur noch erfolgreich sein kann, wenn es sich als Event, und nicht als bloße Abspielstätte inszeniert. Bei der Gondel scheint dieses „Event“, welches auch vom Publikum angenommen wird, scheinbar durch die geschickte Anbindung der Gastronomie gefunden worden zu sein. Laut dem „Weser Kurier“-Artikel sei die Zahl der Zuschauer sprunghaft um 25 Prozent gestiegen, als im Foyer der Gondel ein Café errichtet wurde, welches im vergangenen Jahr noch erweitert wurde. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass dieses Café auch tatsächlich zum Verweilen einlädt. Es ist nett eingerichtet. An den Wänden hängen stilvolle Bilder aus klassischen Filmen und auch das Essen ist in Ordnung. Man kann sich hier also gemütlich mit anderen Leuten treffen, etwas essen, gemeinsam einen Film anschauen und danach noch bei einem Getränke in netter Atmosphäre über den Film plaudern. Dazu kommt eine Filmauswahl, die einem Publikum, welches gerne gemeinsam einen netten Abend verbringen möchte, sehr entgegenkommt.

Das ist das Herausstellungsmerkmal der Gondel, die – auch das darf man nicht vergessen – das letzte Stadtteilkino Bremens ist und eben nicht im Zentrum, sondern etwas abseits liegt – und trotzdem überlebt, weil sie ihrem Publikum ein auf sie zugeschnittenes Event bietet. Davon können andere Kinos lernen, auch wenn ich mir natürlich wünsche, dass dann nicht abgekupfert, sondern mit einer ganz eigenen, innovativen Idee, wie aus dem Kinobesuch etwas besonderes gemacht werden kann, um die Ecke gekommen wird. Genau so kann der Betrieb Kino auch heute noch funktionieren.

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