Kammerjäger Alex Mathis (Greg Grunberg) wird nach einem Spinnenbiss ins Krankenhaus eingeliefert. Als er hört, dass in der Leichenhalle eine ziemlich große spinne ihr Unwesen treiben soll, nutzt er die Gelegenheit die Rechnung für seine Behandlung gegen seine professionellen Dienste einzutauschen. Doch die Sache ist komplizierter als Alex dachte. Die Spinne ist das Nebenprodukt eines Experiments mit außerirdischer DNA und wächst mit rasender Geschwindigkeit. Auch das Militär scheint ohnmächtig gegenüber der Mega-Spinne, die bald schon so groß wie ein Haus ist und beginnt in L.A. Amok zu laufen. Alle Hoffnung ruht nun auf Alex‘ breiten Schultern…
Als 1996 Mike Mendez erster Film in die deutschen Videotheken kam, war ich einigermaßen verblüfft. Hierzulande hieß dieser nämlich großspurig „Mike Mendez‘ Killers„. Warum der Name eines Regiedebütanten, von dem man zuvor noch nie etwas gehört hatte, derartig marktschreierisch über den Filmtitel geknallt wurde, hatte sich mir damals schon nicht erschlossen. Und der Versuch, hier einen künstlichen Kult um Herrn Mendez zu erzeugen, dürfte auch gründlich misslungen sein, denn nach seinem zweiten Film „The Convent“ hörte man – bis auf ein kurzes Lebenszeichen 2006 mit „The Gravedancers“ – nichts mehr von ihm. Und obwohl bei seinem ersten Film seit 7 Jahren jetzt groß „Vom Regisseur von „Mike Mendez‘ Killers“ und „The Convent““ auf dem Cover prangt, muss man sagen, dass diese beiden Film nun auch keine Meisterwerke waren. Man merkte schon deutlich, dass Mike Mendez bei seinem Erstling erst 23 Jahre alt war und vor allem seinen großen Vorbildern nacheifern wollte. So war die Struktur des Filmes dann auch von dem Rodriguez/Tarantino-Film „From Dusk Till Dawn“ übernommen. Und seine Horror-Komödie „The Convent“ übertrieb dann so reichlich, dass gute Ansätze irgendwo in der coolen Pose stecken blieben. Trotzdem kann beiden Filmen ein gewisser Unterhaltungswert nicht abgesprochen werden.
Für seinem neuen Film „Big Ass Spider“ gilt dies ebenso. „Big Ass Spider“ ist kein guter Film, aber seine kurze Laufzeit von 77 Minuten sorgt dafür, dass man sich trotzdem unterhält. Allerdings muss festgehalten werden, dass jede weitere Minuten, den Film auch unnötig in die Länge gezogen hätte. Wie in seinem Filmdebüt „Killers“ gelingt es Mendez gleich mit der Eröffnungsszene, den Zuschauer auf seine Seite zu ziehen. War es in „Killers“ der unsterbliche Song “ In-A-Gadda-Da-Vida“ von Iron Butterfly, der die stimmungsvolle und unvergessliche Untermalung für eine ikonisierte Szene lieferte, so ist es hier eine langsame Cover-Version des Pixies-Klassikers „Where Is My Mind“, welche von Storm Large vorgetragen wird. Dazu gibt es Zeitlupenbilder von Zerstörung, panisch flüchtenden Menschen und einem stoischen Helden, der wie ein Fels in der Brandung sich gegen die Flüchtenden stemmt. Doch auch diese schöne Sequenz, die mehr verspricht als der Film dann hält, macht schon die Schwächen von „Big Ass Spider“ deutlich. Da sind einmal die unglaublich billig wirkenden CGI Effekte, und zum anderen der Versuch, mit ein paar aufgeregten Statisten panischen Menschenmassen zu simulieren. Und wie bei „Killers“ auch nach Jahren noch die “ In-A-Gadda-Da-Vida „-Szene im Gedächtnis bleibt, so wird es bei „Big Ass Spider“ wohl vor allem dieser Auftakt sein.
Doch schon kurz darauf flacht der Film ab. Eine etwas angestrengt komödiantische Szene führt den Helden des Filmes ein. Greg Grunberg spielt den Kammerjäger Alex Mathis als eine Mischung aus John Goodmans Berufskollegen in „Arachnophobia“ und dem „King of Queens„. Danach verlagert sich die Handlung zunächst in einem angeblich großen Krankenhaus, von dem man allerdings nur ein Behandlungszimmer, den kleinen Empfang, ein merkwürdig dunkles Patientenzimmer und die Leichenkammer zu sehen bekommt. Auch herrscht hier kein großer Trubel. Alles in allem, hätten die meisten Krankenhaus-Szenen auch im Appartement des Regisseurs gedreht werden können. So verwundert es auch nicht, dass es der Armee mit nur eine kleinen Handvoll Leuten gelingt, die Kontrolle des Krankenhauses zu übernehmen. Gerade in solchen Szenen wird das geringe Budget, welches Mendez zur Verfügung stand, erst richtig deutlich sichtbar. Immer wenn von dem die Riesenspinne jagendem Militär die Rede ist, bekommt man eine einstellig Anzahl von Soldaten zu sehen. Und wenn das Monster in einem angeblich vielbesuchten Stadtpark sein Unwesen treibt, reichen auch ein paar kreuz und quer durch die Gegend laufenden Statisten, um Massenpanik zu suggerieren. Da fällt es dann erst einmal auch nicht ins Gewicht, dass die schlecht animierte Spinne noch künstlicher ins Bild kopiert wirkt, als ihre Vorgänger in den B-Filmen der 50er Jahre.
Große Innovationen sollte man von „Big Ass Spider“ ebenfalls nicht erwarten. Er liefert nach Schema F genau das, was man von einem solchen Film erwartet. Vom „Working Class Hero“, über böses Militär, verrückten Wissenschaftlern, Spinnen-Attacken, Gefahr durch „Reproduktion“ und ein King-Kong-mäßiges Ende. Mendez hat hier Versatzstücke aus allen möglichen Monster-Tiere-Filmen zusammengebastelt, so dass man beinah das Gefühl hat, man hätte „Big Ass Spider“ schon einmal gesehen, auch wenn er gerade erst angefangen hat. Natürlich wird auch der obligatorische Sidekick und die ungleiche Romanze mit eingebaut. Wer also Lust auf ein „Best of“ hat, wird sich sicherlich gut unterhalten fühlen. Allerdings führt dieses beinahe schon krampfhafte Festhalten an einem schon zu oft durchgekauten Strickmuster dazu, dass so etwas wie Spannung zu keiner Sekunde aufkommt. Auch die coolen One-Liner und Comedy-Elemente ringen einem ein müdes Lächeln, aber keine übermäßig große Begeisterung ab. Auf der anderen Seite hält Mendez das Tempo hoch und obwohl man schon weiß, was gleich kommt, kann der angenehm kurze Film als Cheeseburger-Äquivalent den größten Hunger kurzzeitig stoppen. Zwar wird man nicht richtig statt, aber wenn man noch mehr davon in sich hinein stopft, würde einem davon nur schlecht werden. Oder kurzgesagt: Man kann „Big Ass Spider“ auch als den perfekten Bügel-Film für Sonntagnachmittag empfehlen.
„Big Ass Spider“ leidet einerseits an seinen dürftigen CGI-Effekten, andererseits an seiner Vorhersehbarkeit. Er folgt sklavisch ausgetretenen Big-Bug-Horrorfilm-Pfaden, die seit den 50er Jahren schon viel zu oft beschritten wurden. Sein augenscheinlich sehr geringes Budget sieht man dem Film jederzeit an und es gelingt „Big Ass Spider“ auch nicht, dieses durch gelungene Einfälle zu kaschieren. Immerhin sorgen das hohe Tempo, die kurze Spielzeit und der recht sympathische Hauptdarsteller dafür, dass man sich nicht über Gebühr langweilt.
Das Bild der Splendid-DVD wirkt etwas blass und leicht milchig. Was vielleicht von den Machern so gewollt ist, um die CGI-Elemente nicht so deutlich hervorstechen zu lassen (was ihnen dann aber nicht gelungen ist). Der Ton ist aber sehr gut. Die Extras sind ein Witz. Die „Interviews“ bestehen aus 1:20 Minuten, die noch mit reichlichen Filmausschnitten gestreckt sind. Und auch die „SXSW Premiere“ ( 4 Minuten 55) ist entbehrlich.