DVD-Rezension: „Das Concorde Inferno“

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Eine Concorde-Maschine verschwindet bei einem Testflug spurlos über der Karibik. Wenig später erhält der Reporter Moses Brody (James Franciscus) einen Anruf von seiner Ex-Frau, die auf Martinique eine Bar betreibt. Sie bittet ihn, zu ihr zu kommen, da es auf Martinique eine große Geschichte für ihn geben würde. Bei Brodys Eintreffen ist seine Ex-Frau bereits tot. Brody beginnt mit Nachforschungen und findet bald heraus, dass die Concorde ins Meer gestützt ist und es eine Überlebende (Mimsy Farmer) gibt…

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Ausgelöst durch den Erfolg des Filmes „Airport„, starte in den 70er Jahren ein große Welle mit Katastrophenfilme: „Erdbeben„, „Das Poseidon Inferno“ und die drei Sequels von „Airport“ sind die bekanntesten Vertreter dieser Gattung. Der vierte Teil der „Airport“-Serie kam am 17. August 1979 in die Kinos und hieß „Airport ’80: Die Concorde„. Bereits ein halbes Jahr vorher hatte ein anderer Film Premiere. Die Italiener hatten unter der Regie von Ruggero Deodato den ähnlich klingenden „Concorde Affaire ’79″(deutscher Titel: „Das Concorde Inferno„) in die Kinos gebracht. In dem „Airport“-Film war es ein skrupelloser Industrieller, der den etwas komplizierten Plan fasst, die Concorde u.a. durch Beschuss von einem Phantom-Jäger zum Abstürzen zu bringen, um eine Journalistin mit ihn belastenden Papieren zu eliminieren. Im italienischen Film hat, der ebenfalls skrupellose, Industrielle einen etwas nachvollziehbareren Grund. Um die Concorde zu diskreditieren und damit die lästige Konkurrenz aus dem Weg zu räumen, will er ein Unglück herbeiführen, damit niemand mehr mit der Concorde fliegt. Was recht visionär ist, denn tatsächlich führte ein spektakulärer Concorde-Absturz 2000 dazu, dass das Concorde-Programm drei Jahre später eingestellt wurde.

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Hatte der amerikanische „Concorde“-Film Alain Delon und Sylvia Kristal in den Hauptrollen, sind es beim italienischen Pendant die beiden Amerikaner James Franciscus und Mimsy Farmer. Franciscus hatte bereits in „Die neunschwänzigen Katze“ von Dario Argento Erfahrung im italienischen Filmgeschäft gesammelt und war vor allem durch die Hauptrolle in „Rückkehr zum Planet der Affen“ bekannt geworden. Er spielt hier den Reporter Moses Brody routiniert und ohne große Anstrengungen. Mimsy Farmer war nach ihrem ersten großen Erfolg „More“ von Barbet Schroeder in Italien hängen geblieben, hatte ebenfalls mit Argento zusammengearbeitet (in „Vier Fliegen auf grauem Samt„) und in zahlreichen andren Genrefilmen, wie „Macchie solari“ oder „l profumo della signora in nero„, mitgespielt. „Concorde Inferno“ gehört leider nicht zu den Highlights ihrer Schauspielkunst. Tatsächlich geht sie einem mit ihrer hysterischen Passivität ziemlich auf den Geist. Insbesondere in der Szene, in der sie am Telefon versucht, den Flugsicherheitsleuten wichtige Informationen zukommen zu lassen, und ständig „Ich weiß es nicht! Ich kann mich nicht erinnern! Ich lege jetzt auf!“ schluchzt. Da möchte man sie gerne mal ordentlich durchschütteln. Interessanterweise scheint Mimsy Farmer nicht den ganzen Film über, zur Verfügung gestanden zu haben. In der Eröffnungsszene wird ihr Charakter nur von hinten gezeigt und trägt eine hässliche Perücke, die nichts mit Frau Farmers tatsächlicher Frisur gemein hat.

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Auf der Seite der Bösen befindet sich neben Joseph Cotton und Edmund Purdum – die ihren Part sicherlich an nur einem Tag runter gefilmt haben – noch Venantino Venantini, ein Veteran aus unzähligen Italo-Filmen, der eine gewohnt souveräne Vorstellung gibt. In der Rolle eines seiner Handlanger sieht man Ottaviano Dell’Acqua, einer der fünf Dell’Acqua-Brüder, die das Stunt-Geschäft in Italien wie niemand sonst geprägt haben. Er selber spielte in unzähligen Filmen kleine bis kleinste Rollen. Auch in amerikanischen Produktionen, die in Italien gedreht wurden – wie Scorseses „Gangs of New York„, war er für die Stunts zuständig und trat als Komparse auf. Kleine Trivia am Rande: Er „spielte“ auch den Zombie auf den Konquistadoren-Friedhof in Lucio Fulcis „Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies„, dessen wurmzerfressener Kopf die Kinoplakate zu diesem Film schmückte. Ebenfalls erwähnenswert ist Van Johnson, der auch als einer der Stars des Filmes beworben wird. Van Johnson war seit den 40er Jahren in Hollywood erfolgreich und war besonders in einer Reihe von Filmen um den Arzt Dr. Randall Adams bekannt geworden. Im „Concorde Inferno“ sitzt er als Pilot der zweiten Maschine im Cockpit, beschränkt sich darauf ein paar Grimassen schneiden und seinen Namen für das Filmplakat zur Verfügung stellen. Als Chef der Flugsicherung tritt übrigens Robert Kerman auf, Hauptdarsteller von Deodatos „Cannibal Holocaust“ und unter dem Pseudonym Richard Bolla Star zahlreicher US-Pornos.

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Wer einen lupenreinen Katastrophenfilm erwartet, dürfte vom „Concorde Inferno“, trotz des feurigen deutschen Titels, enttäuscht sein. So trifft der Original-Titel „Die Concorde Affäre“ auch weitaus besser zu. Zwar gibt es zu Beginn einen Absturz und auch beim Finale werden – wenn unter den Passagieren Panik ausbricht und der tapfere Pilot mit der Steuerung des Flugzeugs kämpft – Katastrophenfilm-Standards eingehalten,. Doch diese Momente stehen weniger im Zentrum des Filmes, als die Versuche des Reporters Brody, hinter das Geheimnis der verschwunden Concorde zu kommen. Was wahrscheinlich auch besser so ist, denn in den wenigen Szenen, in denen die Concorde zu sehen ist, kann nicht vertuscht werden, dass hier ein simples Spielzeugflugzeug verwendet wurde. So ist es eine gute Entscheidung von Regisseur Ruggero Deodato, die Actionszenen nur indirekt zu zeigen, und sich auf die Reaktionen der Betroffenen zu reduzieren.

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Die Abenteuergeschichte um Brody und seine Nachforschungen erinnert mit ihren vielen Tauchszenen, der exotischen Kulisse und den Unterwasserkämpfen leicht an einen frühen Bond-Film, insbesondere „Feuerball„. Wobei „Concorde Inferno“ in diesem Falle der arme, halbverhungerte Bruder von „Feuerball“ wäre. Aber „Das Concorde Inferno“ erfüllt seinen Zweck. Er unterhält sehr ordentlich und Regisseur Ruggero Deodato ist einfach ein zu guter Regisseur, um nicht auch eine simple Abenteuergeschichte sicher über die Ziellinie zu bringen. Zudem lässt er hier sein pessimistisches Weltbild durchscheinen, welches seinen im selben Jahr entstandenen Magenschwinger „Cannibal Holocaust“ so effektiv machte. Am Ende bleiben die wahren Schurken unbestraft und registriert das Scheitern ihrer finsteren Pläne mit einem Achselzucken. Es ist ja alles nur ein Spiel.

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„Das Concorde Inferno“ ist weniger Katastrophenfilm, als vielmehr ein Abenteuerfilm vor exotischer Kulisse, der manchmal an einen alten Bond-Film erinnert. Routinierte Darsteller und eine souveräne Regie bringen die unterhaltsame Geschichte locker über die Runden.

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Ascot Elite hat diesen Film im Rahmen seiner Cinema Treasures Reihe veröffentlicht. Das Bild ist gut, der Ton liegt auf Deutsch und Englisch vor. Eine italienische Tonspur fehlt. Ebenso wie leider auch jegliches Extra-Material.

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2 Antworten zu DVD-Rezension: „Das Concorde Inferno“

  1. Hab den damals direkt im Anschluß an die vier Airport Filme gesehen, so als Themennacht halt. Vielleicht hat es dem Deodato Film nicht gut getan, denn ich fand den doch etwas schleppend. Jedenfalls nichts, wo ich bisher den Antrieb hatte, den Film mal wieder aufzulegen. Quasi eine Bruchlandung irgendwo im Niemandsland des Durchschnitts.

  2. Marco Koch sagt:

    Nun, die „Airport“-Filme und das „Concorde Inferno“ unterscheiden sich ja deutlich. Insbesondere der vierte „Airport“ soll ja ziemlicher abgedrehter High-Budget-Trash sein. „Concorde Inferno“ ist da sicherlich betulicher, das stimmt. Ich denke mal, wenn man den aber losgelöst von den anderen Filmen (mit denen er ja auch nichts zu tun hat) sieht und unter der Prämisse Italo-Abenteuer-Film, dann kann man ihm mehr abgewinnen. Ich mochte den jedenfalls.

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