Interview mit dem „OFDb filmworks“-Chef Sascha Imme

Vor einiger Zeit bin ich mit Ralph Schröder von dem neuen Bremer DVD-Label „OFDb filmworks“ in Kontakt gekommen. Die OFDb dürfte ja als Filmdatenbank und Shop den Allermeisten bekannt sein. Vor knapp vier Jahren gab es auch schon mal unter dem Titel „Eine Bremer Erfolgsgeschichte“ einen großen Artikel im „Weser Kurier“, auf den ich hier damals hingewiesen hatte. Nun steigt die OFDb auch ins Filmgeschäft ein und wird unter dem Namen „OFDb filmworks“ selber Filme auf DVD und Blu-ray herausbringen. Den Anfang macht am 13. September Stuart Gordons Lovecraft-Verfilmung „From Beyond“, ein Klassiker von 1986, dessen Director’s Cut  „OFDb filmworks“ mit Tonnen an Extras veröffentlicht.

FromBeyond__Digipak_AnsichtIch bat Ralph um ein kurzes Interview über die OFDb und das neue Projekt „OFDb filmworks“. Ralph verwies mich daraufhin an den Gründer und Chef der OFDb, Sascha Imme, der dann auch bereitwillig Rede und Antwort stand.

Zwischenzeitlich hatte auch Sebastian vom Review Corner ein Interview mit Sascha geführt, welches hier zu lesen ist. Sebastian hat dort  auch noch einmal die Geschichte der OFDb aufgerollt, und sein Interview konzentriert sich dann auch eher auf die Filmdatenbank und den Hintergrund der OFDb. Ich empfehle seinen Artikel als ideale Ergänzung zu meinem Interview unten, welches besonders im zweiten Teil dann mehr auf „OFDb filmworks“ eingeht. Und auf screen/read gibt es ebenfalls ein kurzes Portrait von „OFDb filmworks“.

Aber genug geschnackt. Hier nun das Interview mit Sascha Imme, Inhaber von „OFDb filmworks“ – einem Unternehmen aus Bremen.

Fimforum Bremen: Die OFDb dürfte jedem Filmfreund in Deutschland ein begriff sein. Aber für diejenigen, die die OFDb doch noch nicht kennen, worum geht es dort?

Sascha Imme: Vom Ursprungsgedanken her ist die OFDb eine Filmdatenbank, deren Wurzeln im Gegensatz zur IMDb nicht in den Filmographien (also den Personen) liegen, sondern in den medienübergreifenden Fassungen bzw. Veröffentlichungen des jeweiligen Films. Auch wenn OFDb und IMDb Filmdatenbanken sind, so ergeben sich hieraus dann doch fundamentale Unterschiede, die beiden Seiten allerdings ihre jeweiligen Stärken verschaffen.

Nach der Filmdatenbank kam der Shop und der Marketplace. Wann und warum habt Ihr Euch zu diesem Schritt entschlossen?

Ich wollte schon immer einen „Rundum-Service“ im Bereich Film anbieten. Damals gab es „nur“ den Bereich Information, d.h. man konnte sich in erster Linie über Filme und deren Fassungen informieren. Alle weiteren neuen Features sind dann logische Fortführungen: Im OFDb-Shop kann man Filme kaufen, in der Filmsammlung kann man sie online verwalten und im Marktplatz wieder verkaufen.

Alle diese Funktionen standen auch bereits sehr früh auf meiner persönlichen „Wunschliste“, konnten dann aber natürlich nur schrittweise eingeführt werden. Der Shop war allerdings mit das Erste, was nach Gründung der Firma im Jahr 2004 in Angriff genommen wurde – immerhin erwirtschaftet der Shop Geld, das für den Fortbestand der OFDb auch notwendig ist.

Wie viele Leute arbeiten heute für das Unternehmen OFDb?

Das Team in Bremen besteht aus sieben Leuten. Allerdings kann man die OFDb nicht allein auf die Mitarbeiter vor Ort beschränken. Neben den Co-Admins, die ehrenamtlich unermüdlich an der OFDb mitarbeiten, tragen ja auch Tausende von Besuchern zur OFDb bei, indem sie die Datenbank mit Inhalten bereichern.

Habt Ihr auch schon mal daran gedacht, auch ein stationäres Geschäft in Bremen zu eröffnen? Früher gab es ja mal „Cinemabillia“ in der Martinstr., heute kann man ausgefallenere Filme bei „Hot Shots“ kaufen. Trotzdem fehlt ein Filmgeschäft in dem man Stöbern und Klönschnack halten kann.

Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich befürchte auch, daß der Bremer Raum nicht der beste Ort für Geschäfte dieser Art ist. Natürlich gibt es auch in und um Bremen genügend Filmfans, aber um ein Ladengeschäft am Leben zu erhalten, ist wohl doch ein größeres Einzugsgebiet erforderlich.

Jetzt steigt ihr auch in die Produktion und den Vertrieb von DVDs und Blu-rays ein. Wie kam es dazu?

Auch hier geht es in gewisser Weise um die Fortführung des „Rundum-Service“, d.h. wir veröffentlichen künftig auch selber Filme, die wir als „gut“ erachten. Dennoch spielt auch ein weiterer Aspekt eine große Rolle: Als Filmfan sehe ich mir gerne Filme an. Warum sollte ich dies also nicht auch „beruflich“ machen?! Das Gefühl, Zeit und Liebe in eine Veröffentlichung zu investieren, die es unserer Ansicht nach verdient hat, empfinde ich als sehr positiv. Geben uns dann letztendlich auch die Verkaufszahlen recht, ist dies natürlich Lob und Belohnung gleichermaßen. Ob es dazu kommt, muß aber natürlich erst einmal die Zukunft zeigen…

Habt Ihr, angesichts des hart umkämpften Marktes auf dem gefühlt fast täglich neue Anbieter auftauchen, keine Angst, dass ihr Euch mit dem eigenen Verleih zu weit aus dem Fenster lehnt und letztendlich das ganze Unternehmen OFDb, so wie es heute ist, aufs Spiel setzt?

Jede unternehmerische Aktivität stellt grundsätzlich ein Risiko dar. Das Label-Geschäft ist zudem sicher etwas weiter von den bisherigen Aktivitäten der OFDb entfernt – dennoch ist man meiner Ansicht nach als Filmfan, der das Verleihgeschäft nicht allein durch die kaufmännische Brille sieht, durchaus ganz gut für diese Aufgabe geeignet. Oder zumindest erhoffe ich mir das…

Wir lehnen uns auch nur so weit aus dem Fenster, wie es die übrigen Geschäftsfelder zulassen. Sollte sich das Label nicht wie erwartet entwickeln, so wäre das zwar mindestens eine persönliche (und auch finanzielle) Enttäuschung. Die Existenz der OFDb würde aber nicht gefährdet werden; dies ist mir persönlich natürlich stets auch ein besonderes Anliegen bei allen Entwicklungen rund um die OFDb.

Wie seit Ihr auf „From Beyond“ als erste OFDb filmworks Veröffentlichung gekommen? Der Film ist ja noch immer indiziert und somit ein noch höheres Risiko als andere. Vor allem, weil ihr dadurch ja im Vertrieb eingeschränkt seit.

„From Beyond“ ist ein Klassiker, der mir selber schon immer sehr gut gefallen hat. Dass dies unser erster Titel werden wird, war im Grunde genommen ein sehr glücklicher Zufall, den ich durchaus auch als gutes Omen für die Zukunft sehe.

Eine Indizierung ist grundsätzlich ein erhebliches (vom Gesetzgeber gewolltes) Verkaufshemmnis. Dennoch liegt uns die Veröffentlichung sehr am Herzen und wir wollten von Anfang an keine Kompromisse eingehen. Ob mit oder ohne Indizierung, das Produkt soll so umfangreich werden wie möglich und dem Fan alles bieten, was die Studios hergeben. Zudem sind wir zuversichtlich, daß der geneigte Fan sich nicht durch eine Indizierung vom Kauf abhalten lassen wird.

Wo werden Eure Veröffentlichungen zu kaufen sein? Nur im eigenen Shop oder dann später bei „harmloseren“ Titeln auch bei den großen Internetversendern und den Elektro-Märkten?

Alle unsere Titel werden ganz normal in den Handel kommen; auch „From Beyond“ kann theoretisch überall bestellt werden, doch wird hier der größte Teil aufgrund der Indizierung und Limitierung wohl über die einschlägigen Online-Shops verkauft werden.

Unsere Neuheiten werden aber großflächig vertrieben und dann beispielsweise auch in den Videotheken zum Ausleihen zu finden sein.

Die zweite Veröffentlichung wird ja Ralph Bakshis eher unbekannterer Film „Coonskin“ sein. Wie seit ihr auf den Titel gekommen?

Auch hier war es mehr ein Zufall. Der Film war nicht geplant und uns ehrlich gesagt auch nicht wirklich bekannt. Nach einer kurzen Recherche sahen wir aber das Potential und konnten dann relativ spontan den Deal machen.

Auf dem Fantasy Filmfest seit ihr auch mit zwei Titeln („I Declare War“ und „Cold Blooded“) vertreten. Kannst Du darüber etwas sagen?

Ehrlich gesagt sind wir inzwischen sogar mit drei Titeln beim Fantasy Filmfest vertreten, von denen sogar zwei beim „Fresh Blood Award“ teilnehmen.

Dass wir als neues, kleines Label so stark beim Fantasy Filmfest vertreten sind, macht uns sehr stolz. Es ist eine schöne Bestätigung, dass auch andere Personen Gefallen an unseren Titeln finden. Das erste Feedback zu den Titeln ist zudem erfreulich positiv, d.h. unsere Titel gefallen offenbar nicht nur uns selber und den Organisatoren, sondern auch vielen Zuschauern.

In diversen Foren wird zur Zeit sehr hart über den Preis der „From Beyond“ Veröffentlichungen diskutiert. Viele denken, die Entscheidung, den Film nur als Blu-ray/DVD-Kombo raus zu bringen wäre pure Geldschneiderei. Was sagst Du den Leuten?

Ich denke, wir brauchen uns mit dem Preis nicht zu verstecken. Der UVP liegt bei 27,99 EUR. Bedenkt man, daß „From Beyond“ als ziemlich üppiges Paket mit sämtlichen erhältlichen Bonusmaterialien daherkommt und dass „nackte“ Österreich-Uncut-Mediabooks inzwischen schon häufig über 30 EUR kosten, dann finde ich den Preis durchaus angemessen.

Durch die Indizierung ist die Auflage natürlich zwangsläufig etwas geringer; eine höhere Auflage hätte vielleicht einen insgesamt niedrigeren Preis ermöglichen können.

Die Aufteilung in DVD und Blu-ray (darüber hatten wir tatsächlich auch nachgedacht) bringt die Schwierigkeit mit sich, die Mengen möglichst passend zu wählen – und das ist in der heutigen Zeit nicht ganz so einfach und hätte andererseits auch wieder die Kosten erhöht (zwei Produkte statt eines). Der jetzt gewählte Weg – ein wirkliches „Premium-Produkt“ zu einem konkurrenzfähigen Preis – schien uns daher der beste Weg zu sein.

Werden die kommenden Veröffentlichungen sich in einer ähnlichen Preisregion bewegen?

Man kann (wenn man dem Kunden gegenüber fair ist) nicht pauschal Preise festlegen. Bei „From Beyond“ haben die ganzen Extras aus verschiedenen Quellen die Kosten deutlich in die Höhe getrieben. Beim nächsten Titel kann dies wieder ganz anders aussehen. Anders gesagt: Wir legen unsere Preise produktbezogen fest und nicht „verpackungsbasiert“. Sorgen dieser Art sind also unnötig.

Gerade bei „From Beyond“ habt ihr ja sehr viel Wert auf die Extras gelegt, wodurch diese Veröffentlichung, die weltweit umfangreichste ist. Wird das bei den künftigen Veröffentlichungen so bleiben?

Wir werden grundsätzlich versuchen, ein möglichst umfangreiches Paket anzubieten. Natürlich legt nicht jeder Käufer auf Extras wert, aber viele Fans eines Films schätzen das Vorhandensein von Hintergrundinformationen. Bei „From Beyond“ hatten wir tatsächlich Glück, dass wir alles bekommen konnten, was der Markt her gab. Ich weiß nicht, ob das jedes mal gelingen wird, aber wir werden es zumindest jedes mal versuchen.

Gibt es schon Pläne für 2014?

Insgesamt haben wir 8 Titel in der Pipeline, die nach und nach erscheinen werden. Wir schauen uns zudem laufend nach Nachschub um, denn langfristig wollen wir mindestens eine Veröffentlichung pro Monat vorweisen.

Das Vorhaben, neben Neuheiten auch immer wieder Klassiker zu veröffentlichen, bleibt auch weiterhin bestehen.

Da drücke ich natürlich auch weiterhin kräftig die Daumen und bedanke mich für das interessante Gespräch.

 

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