Das Kinojahr 2012 in Zahlen: Mehr Kinobesucher, höhere Preise, weniger Kinos

vis_logoGerade hat die Filmförderanstalt die finalen Zahlen für das Kinojahr 2012 veröffentlicht. Wie es in der Natur der Sache liegt, wird dabei ein Umsatzplus von 7,8% gegenüber dem Vorjahr abgefeiert. Das mag für die Branche zwar schön sein, ist aber zum großen Teil den 3D- und Überlängenzuschlägen zu verdanken. Immerhin, wenn es nach nackten Besucherzahlen geht (meiner Meinung nach der wichtigere Indikator), so kann erfreulicherweise verkündet werden, dass für 2012 auch 4,2% mehr Kinobesuche als im Vorjahr zu vermelden sind. Mehr noch: Mit 135,1 Mio. Besuchern wurde auch der höchste Stand seit dem Rekordjahr 2009 (146,3 Mio.) erreicht. Guckt man mal auf die erfolgreichsten Filme 2012, dürfte der Grund klar sein: Der Spitzenreiter „Ziemlich beste Freunde“ (8,9 Mio. Besucher) hat selbst in meinem Be- und Verwandtenkreis durch hervorragende Mundpropaganda viele (vor allem mittelalte bis ältere) Leute ins Kino gezogen, die schon seit Jahren keine Leinwand mehr aus der Nähe gesehen haben. Platz 2 geht an den neuen Bond „Skyfall“. So ein typischer Fall von „Vater und Sohn“-Tradition. Zumindest kenne ich viele Familien, wo der turnusmäßige Bond ein willkommener Anlass für einen generationsübergreifenden Kinoausflug ist. Auf Platz 3 folgt der erste 3D-Film, „Ice Age 4“. Auch etwas für die ganze Familie.

Trauriger sieht es beim Deutschen Film aus. Platz 1 belegt mit „Türkisch für Anfänger“ die Kinofortsetzung einer Vorabend-TV-Serie. Dann kommt eine große internationale Co-Produktion mit Hollywoodstars, die man nur mit viel Augenzudrücken als deutschen Film bezeichnen kann: „Cloud Atlas“. Neben dem obligatorischen Kinderfilm („Fünf Freunde“, auch keine neue Idee), kann nur noch Detlev Bucks „Rubbeldiekatz“ mit Publikumsliebling Matthias Schweighöfer die 1-Mio.-Besucher-Grenze knacken. Traurig, aber wahr: Wenn Til Schweiger keine Komödie ins Rennen schickt und Bully Herbig die Kamera im Schrank lässt, sinkt augenblicklich der Anteil deutscher Filme an den Kinobesuchen. 2013 wird das dann dank Schweigers „Kokowääh 2“ und seinem Kronprinz Schweighöfer mit „Schlussmacher“ sicherlich wieder anders aussehen. Was deutsche Filme angeht, scheinen beim Publikum nur flache Mainstream-Komödien anzukommen. Zwar war jetzt 2012 sowieso nicht der stärkste Jahrgang, was deutsche Filme angeht, aber mit z.B. „Barbara“, „Oh Boy“ oder „Fraktus“ waren doch einige Highlights am Start. Aber Anspruchsvolles oder etwas neben der seichten Norm Liegendes, wird eben von den deutschen Kinogängern (wenn überhaupt) nur dann angenommen, wenn es aus dem Ausland stammt. Der Prophet im eigenen Lande gilt weniger als nichts. Es ist zum Heulen.

Weiter geht auch das Kinosterben. Zwar kam es zu 104 Neu- oder Wiedereröffnungen, doch dem stehen 127 Schließungen gegenüber. Seit 2008 ist die Anzahl der Spielstätten damit von 1.812 auf 1.652 gesunken. Auch die Zahl der Standorte ist im letzten Jahr weiter gesunken: Mindestens ein Kino gab es Ende letzten Jahres nur noch in 909 Städten und Gemeinden, 17 weniger als 2011 – und 92 weniger als noch vor fünf Jahren. Der durchschnittliche Eintrittspreis liegt dank 3D und Überlänge bei 7,65 Euro (2007: 6,04).

Apropos 3D. Die FFA jubiliert, dass 2012 mehr als jeder fünfte Kinobesucher (21,8%) ein Kinoticket für einen 3D-Film (Vorjahr: 22,8%) gekauft hat. Obwohl im letzten Jahr „nur“ 40 Produktionen in 3D in den deutschen Kinos anliefen. Das sind sechs weniger als im Jahr davor. Die Frage ist, ob die Besucher auch wirklich die Kinokarten lösten, WEIL der Film in 3D war oder OBWOHL. Kaum ein Hollywood-Blockbuster kommt doch noch in 2D, oder zumindest in einer 2D-Alternative, heraus. Wer Hollywood-Kino sehen will, MUSS ja schon zu 3D greifen. Ob er/sie/es will oder nicht. Und damit auch den höheren Ticket-Preis zahlen. Jetzt könnte ich noch seitenlang über die galoppierende Digitalisierung schreiben, aber das schone ich mir für ein anderes Mal auf.

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