Die Mutter von Nicole und Annie ist gestorben. Nicole kümmert sich um das Begräbnis und den Nachlass der Mutter, die den beiden Schwestern eine harte und traumatische Kindheit beschert hatte. Als Nicole sich abends allein im Haus der Mutter aufhält, verschwindet sie urplötzlich. Als Annie eintrifft, macht sie sich sogleich auf die Suche nach Nicole und bemerkt dabei, dass in dem unheimlichen Haus etwas nicht stimmt. Als dann auch noch ihre Cousine spurlos verschwindet und es deutliche Anzeichen für Poltergeist-Aktivität gibt, wendet sie sich an die Polizei, die ihr ihre Geschichte aber nicht glaubt. Mit Hilfe des Mediums Stevie versucht Annie auf eigene Faust Licht ins Dunkel zu bringen und gerät bald darauf in tödliche Gefahr…
Nach „When the Lights Went Out“ (Review hier) – mit dem „The Pact“ übrigens die liebevolle Ausstattung und das Faible für geschmacklose Tapeten teilt- veröffentlicht Ascot Elite gleich noch einen „Spukhaus-Film“. Diesmal stammt dieser aus den USA und basiert auf einem recht erfolgreichen Kurzfilm des Regisseurs Nicholas McCarthy, der auch in der langen Version für Drehbuch und Regie verantwortlich ist. Vor diesem Hintergrund ist es etwas schade, dass Ascot Elite den Kurzfilm nicht gleich als Extra mit auf die DVD gepackt hat. Einige Ausschnitte des kurzen Werkes sind aber im „Making Of“ zu sehen, und man erkennt deutlich, dass der Prolog des Spielfilmes ein 1:1-Remake des Kurzfilms ist. Aus dem Kurzfilm übernahm McCarthy auch fast die gesamte technische Crew: Komponist Ronen Landa, Editor Adriaan van Zyl, Production-Design Walter Barnett, Set-Decoration Sandy Hubshman und vor allem auch Kameramann Bridger Nielson, der das Ganze in schöne, durchaus atmosphärische Bilder kleidet, und eine wirkungsvolle, wenn auch nicht sonderlich experimentierfreudige Arbeit hinlegt.
Für seinen Spielfilm hat Nicholas McCarthy seinen Kurzfilm lediglich als Sprungbrett genommen, um daraus einen Mystery-Thriller zu spinnen, der leider seine Horrorhaus-Geschichte zugunsten einer mehr irdischen Ausrichtung vernachlässigt. Zwar werden besonders in der ersten Hälfte zahlreiche Standards des Geisterfilms gekonnt ausgespielt – so gibt es immer wieder geheimnisvolle Schatten im Hintergrund, Schockeffekte und das bekannte „Menschen-und-Gegenstände-werden-durch-die-Luft-geschleudert“, aber der Fokus des Filmes liegt eher auf der Detektivgeschichte, in der die von der attraktiven Caity Lotz (welche eine gewissen Ähnlichkeit mit Gillian „X-Files“ Anderson besitzt, was ja in diesem Zusammenhang durchaus passend ist) gespielte Annie versucht herauszufinden, was mit ihrer Schwester passiert ist und welches düstere Geheimnis in der Vergangenheit ihrer Mutter zu finden ist. Diese Suche nach der Wahrheit ist zwar einigermaßen spannend erzählt, auch wenn der geübte Zuschauer ziemlich bald die Lösung parat haben dürfte. Allerdings haben sich hier auch einige haarsträubende Albernheiten eingeschlichen. Geister die Google-Maps benutzen, um kryptische Rätsel zu stellen und Internetseiten, wie sie nur in der Fantasie eines einfallslosen Drehbuchautoren existieren, der schnell zum Ende kommen will, sind da nur zwei Beispiele. Damit gerät der Film dann schon mehr als einmal an den Rand der Lächerlichkeit.
Zugleich Stärke und Schwäche von „The Pact“ ist die Figur der Stevie. Ein Medium, das von Haley Hudson sehr creepy dargestellt wird und mit seinem blassen Teint und dunklen Ringen unter den Augen, selber wie ein Gespenst aussieht. Die Stärke beruht darauf, dass Haley Hudson die Figur wirklich interessant und „andersartig“ anlegt. Man spürt förmlich das Leiden und die Verzweiflung, die ihre Gabe mit sich bringt. Die Schwäche besteht allerdings darin, dass das Auftauchen Stevies ziemlich an den Haaren herbeigezogen ist. Es sei denn, es gibt in den USA in jedem kleinen Kaff ein „Dorf-Medium“, das alle kennen. Aber dies kann man noch vom Tisch wischen, schwerer wiegt, dass aus der Figur nichts gemacht wird. Stevie dient lediglich dazu, etwas Licht ins Dunkel der Geschichte zu bringen und Annie am Ende etwas in die Hand zu geben, um selber aktiv zu werden. So schnell wie Stevie in die Geschichte eingeführt wurde, genauso schnell verschwindet sie wieder. Was schade ist und etwas frustriert, da dieser Charakter weitaus interessanter ist, als z.B. der von Casper Van Dien gespielte Polizist. Wobei man von Caspar Van Dien – trotz top-billing – auch nicht allzu viel sieht.
So bleibt es ganz Caity Lotz überlassen, „The Pact“ zu einer „One-Woman-Show“ zu machen. Und das gelingt ihr auch recht gut, da sie genug Präsenz und Ausstrahlung mitbringt, um das Interesse des Zuschauers an ihrer Person aufrecht zu erhalten. Wer allerdings aufgrund der marktschreierischen Werbesprüche auf dem Cover den ultimativen Gruselfilm erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht. Zwar gibt es gerade in der ersten Hälfte immer mal wieder unheimliche Augenblicke, doch gerade in der zweiten Hälfte wird der atmosphärische Grusel zugunsten von Spannung und Action aufgegeben. Was per se nicht schlecht ist, aber die Erwartungshaltung – sofern man eine hatte – doch unterläuft. Generell hat man das Gefühl, einen recht unterhaltsamen Film zu sehen, der aber seinen eigenen Möglichkeiten permanent hinterherläuft. Hier wäre durchaus Raum für mehr gewesen, aber „The Pact“ entscheidet sich irgendwann dafür, vom puren Spukhausfilm zum Serienkiller-Thriller zu werden. Bei der Verquickung beider Genres müssen hier und dort natürlich Kompromisse eingegangen werden, und so kommen sowohl Horror- als auch Thrillerfreunde etwas zu kurz. Trotzdem, wen dies nicht stört, der wird mit einem spannenden Finale belohnt, welches dann allerdings ausgesprochen unspektakulär und plötzlich zu Ende geht.
„The Pact“ ist bei weitem nicht DER Ober-Gruseler als der er angekündigt wurde. Vielmehr ist er eine „One-Woman-Show“ der Hauptdarstellerin Caity Lotz, neben der alle anderen Nebenfiguren leider völlig unterentwickelt sind. Obwohl „The Pact“ es schmerzlich versäumt, sein Potential voll auszuschöpfen und einige Gelegenheiten zu einem wirklich guten Film einfach links liegen lässt, funktioniert er – trotz aller Albern- und Ungereimtheiten – durchaus als unterhaltsamer Mystery-Thriller.
Bei der DVD von Ascot Elite, die mit einer guten Bild- und Tonqualität aufwarten kann, vermisst man – wie gesagt – schmerzlich den zugrunde liegenden Kurzfilm. Die Extras bestehen aus einem informativen „Making Of“ (19:25 Minuten) in dem auch ausführlich auf den Kurzfilm eingegangen wird. Ferner gibt es einige Interviews, die aber zumeist nur längeres Material der im „Making Of“ verwendeten Statements ist. Ein Audiokommentar des Regisseurs Nicholas McCarthy ist auch noch dabei.Erwähnenswert ist die Aufmachung der DVD, denn die Amaray-Hülle steckt in einem Schuber, auf dem das Motiv der aus der Wand kommenden Figur (was so übrigens im Film nicht vorkommt und – mehr noch – falsche Erwartungen weckt) stark hervorgehoben ist und quasi aus dem Cover heraustritt. Das sieht schon sehr schick aus.