Rezension: “Men in Black III”

Seit 14 Jahren sind die beiden „Men in Black“-Agenten J und K nun schon ein Team. Noch immer verteidigen sie die Erde vor „the worst scum of the universe“. Nun stehen sie vor ihrer bisher größten Herausforderung. Aus einem Hochsicherheitsgefängnis auf dem Mond ist Boris, die Bestie, einer der skrupellosesten und gemeingefährlichsten Verbrecher des Universums geflohen. Einst hatte Agent K Boris nicht nur einen Arm abgeschossen, sondern ihn auch lebenslänglich hinter Gitter gebracht. Nun sinnt Boris auf Rache. Er reist zurück ins Jahr 1969 um Agent K zu töten, bevor sich die Geschichte wiederholen kann. Scheinbar hat er damit Erfolg, denn plötzlich kann sich in der Gegenwart niemand außer Agent J mehr an K erinnern. Zudem steht eine Invasion von Boris‘ Heimatplaneten bevor, da durch Ks Tod in der Vergangenheit, ein lebenswichtiges Abwehrsystem nie installiert wurde. Für J gibt es nur eine Möglichkeit, die Welt zu retten: Er muss ebenfalls ins Jahr 1969 reisen, um seinen Partner und die Welt zu retten…

Das Kalkül hinter „Men in Black III„ ist ganz offensichtlich. Hauptdarsteller Will Smith hat seit seinen finanziell nicht überwältigenden Versuchen, sich als ernsthafter Schauspieler zu etablieren („Sieben Leben“) und dem ebenfalls mäßig erfolgreichen „Hancock“ eine vierjährige Pause eingelegt. Jetzt braucht er dringend einen schlagkräftigen Comeback-Film. Der einst sehr gefragte Regisseur Barry Sonnenfeld ist nach „Men in Black II“ und dem Flop „Die Chaoscamper“ beim Fernsehen gelandet und hat seit sechs Jahre keinen Kinofilm mehr gedreht. Zudem bietet es sich für das Studio an, aus einer potentiellen „3“ ein „3D“ zu machen und mit der neuen Technik groß abzukassieren. Die Zeichen stehen also auf schnellem, einfallslosem Cash-in. Ich bin hocherfreut, vermelden zu können, dass diese Sorgen ganz unberechtigt sind.

Seit dem zweiten Teil der „Men in Black“-Saga vor 10 Jahren scheint kein Tag vergangen zu sein. Sofort fühlt man sich in der „Men in Black“-Welt wieder heimisch. Allein dem stark gealterten Tommy Lee Jones sieht man deutlich an, dass seit seinem letzten Einsatz als Agent K einiges an Wasser die Weser hinabgeflossen ist. Will Smith aber scheint keinen Tag älter zu sein als beim Debüt der „Men in Black“ vor 15 Jahren. Er strahlt immer noch jugendlichen Überschwang aus und blickt mit großen, staunenden Augen in die, von undercover lebenden Aliens bevölkerte, Welt. Was sich allerdings etwas mit der Tatsache beißt, dass auch in der Filmhandlung 14 Jahre vergangen sind und Will Smiths Agent J mittlerweile zum Senior Agent aufgestiegen ist. Dass er sich nach all den Jahren immer noch über seinen knurrigen, bärbeißigen Partner wundert, scheint ebenfalls etwas seltsam. Aber wer Logik sucht, der ist hier eh fehl am Platze. Hier geht es um Spaß, um One-Liner und Will Smiths komisches Talent. Gute Laune vor Tiefsinn, Spaß vor Anspruch. Und das macht der Film dann auch sehr gut. Popcorn-Unterhaltung at it‘s best.

Wer die ersten beiden Teile mochte, der wird auch am dritten Teil sein Gefallen finden, denn er bietet mehr vom selben, aber ohne ein fader Abklatsch zu sein. Die Geschichte wird forterzählt und nicht einfach nur kopiert. Dabei fällt positiv auf, dass man sich auch verkniffen hat, diesen Teil mit noch mehr Action, noch mehr Aliens und noch mehr Schauwerten künstlich aufzuplustern. Im Gegenteil, es wird sich ganz auf die Stärken der Vorgängerfilme besonnen, statt den billigen Weg des noch größeren Spektakels zu suchen.

Dass Tommy Lee Jones wahrlich nicht mehr der Jüngste ist (der Mann ist 65) und ihm dementsprechend nicht mehr die Anstrengungen einer körperlich fordernden Action-Rolle zugemutet werden, wird mit einem eleganten Kniff des Drehbuchs kompensiert. Nach ca. 20 Minuten verschwindet der „alte“ K aus der Handlung und wird dank der Zeitreise-Thematik durch ein jüngeres Ich ersetzt. Dieses wird von dem hochtalentierten Josh Brolin gespielt, der bereits in „No Country For Old Men“ bewiesen hat, dass er zur ersten Garde der Charakter-Darsteller gehört, die zwar immer durch eine starke Präsenz auffallen, aber es (noch?) nicht in die erste Reihe der Stars geschafft haben. Auch in dieser Hinsicht ähnelt Brolin dem jungen Tommy Lee Jones, der ja bereits in jüngeren Jahren eine Reputation als charismatischer Charakterkopf hatte, aber erst mit „Auf der Flucht“, 1993, im Alter von 47 Jahren den Durchbruch in die A-Klasse schaffte. Josh Brolin gibt den jungen K (der übrigens laut Drehbuch 15 Jahre jünger als sein Darsteller ist, was auf charmant-witzige Weise auch thematisiert wird) nicht als 1:1-Kopie der älteren Tommy-Lee-Jones-Charakter, sondern gibt ihm eine ganz eigene Persönlichkeit, die sich harmonisch ins Gesamtbild einpasst.

„MiB III“ ist nicht mit ganz so vielen Aliens wie Teil 2 bevölkert, aber man kann hier durchaus von Klasse statt Masse sprechen. Die Aliens sind so fantasie- und liebevoll gestaltet, dass man ganz vergisst, dass sie zum größten Teil aus dem Computer stammen. Etwas schade ist es, dass aus dem Setting des Jahres 1969 nicht wirklich viel gemacht wird. Die Handlung könnte ebenso gut in jedem beliebigen anderen Jahrzehnt oder auch nur ein paar Tage in der Vergangenheit spielen. Zwar werden einige Scherze über die 1969 noch vorhandene Rassendiskriminierung gemacht (allerdings sehr dezent und ohne wirklichen Biss), und es gibt eine nette Szene in Warhols Factory, aber dies ist recht beliebig und nicht speziell `69. Auch wirkt die Szene, in der J und K auf futuristischen Flugrädern durch die Stadt jagen, etwas übertrieben. Dass die beiden damit nicht auffallen, kann man nun wirklich nicht glauben. Wie man überhaupt sagen muss, dass eigentlich die gesamte Weltbevölkerung des Jahres 1969 hätte „geblitzdingst“ werden müssen, um die Spuren der Men in Black zu verwischen. Hier erfordert der Film schon eine ganze Menge wohlwollende Gutmütigkeit vom Zuschauer. Auch ist leider der große dramatische Paukenschlag im Finale, der den ganzen Film über als tragischer Wendepunkt im Leben Ks aufgebaut wird, am Ende dann doch enttäuschend unspektakulär und vor allem vollkommen unwichtig. Aber egal, diese kleinen Schwächen verzeiht man dieser rasant-witzigen, anspruchslosen, aber nicht dummen Zerstreuung gern. Und man freut sich schon jetzt auf einen weiteren Einsatz der coolen Männer in den schwarzen Anzügen.

Die 3D-Umsetzung im IMAX ist mal wieder technisch makellos und ansprechend. Die dreidimensionalen Effekte werden dabei effizient und zum Teil wahrlich spektakulär eingebaut. Der Besuch der 3D-Fassung lohnt sich also durchaus. Lediglich zu Anfang gibt es einige Minuten, die seltsam unscharf wirken, aber dies kann möglicherweise der Projektion an meinem Besuchstag geschuldet sein.

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