Rezension: „Zorn der Titanen“

„Alles fliegt Dir um die Ohren“ war der Titel eines späten Italo-Westerns von 1981, der – in 3D gedreht – ein großer Erfolg in den USA war und dort eine kleine 3D-Renaissance auslöste. Sein Trick dabei: Ständig wurden irgendwelche Sachen Richtung Kamera geworfen, geschossen oder gespuckt. Pures Rummelplatz-Kino also.

„Alles fliegt Dir um die Ohren“ beschreibt auch sehr schön den neuen Film „Zorn der Titanen“.  Während der erste Teil „Kampf der Titanen“ (das Remake des alten Ray-Harryhausen-Stop-Motion-Klassikers „Clash of the Titans“) noch aufgrund miserabler, nachträglicher 3D-Konvertierung fast der frühe Sargnagel des neuen 3D-Booms war, scheinen die Macher der Fortsetzung nun aus ihren früheren Fehlern gelernt zu haben. „Zorn der Titanen“ wurde von vornherein in 3D gedreht und vor allem auch konzipiert. Ich hatte mich ja schon bei „John Carter“ gefragt, warum man den 3D-Effekt nicht nachhaltig einsetzt, wenn man schon in 3D dreht. Hier wird er eingesetzt… und wie! Ständig fliegen Gesteinsbrocken oder Feuerbälle auf den Zuschauer zu. Die Pranken der Monster scheinen aus dem Bild zu greifen oder Harpien direkt in den Zuschauerraum zu krachen. Ganz nach den Motto: Wenn schon 3D, dann aber richtig. Sogar die ältesten 3D-Tricks aus den 50er Jahren werden recycelt, wenn einmal die Speere aus der Leinwand ragen. War die 3D-Technik in „Hugo Cabret“ sorgfältig, kunstvoll und ganz im Dienste einer wundervollen Geschichte eingesetzt, sind sie hier die einzige Attraktion des Filmes. Wie oben beschrieben: Rummelplatz-Kino im besten Sinne des Wortes. Die Handlung bleibt dabei zweitrangig.

Perseus hat sich als Fischer in einem kleinen Dorf aus dem Heldengeschäft zurückgezogen. Als sich allerdings sein Onkel Hades und sein Halbbruder Ares zusammentun, um gegen den Willen von Göttervater Zeus und Onkel Poseidon, den Ur-Gott Kronos aus seinem Gefängnis befreien wollen, sieht sich Perseus gezwungen sein altes Schwert auszugraben und wieder in den Kampf zu ziehen. Als Subtext geht es – wir sind in einem US-Film – darum, dass Väter ihre Söhne nicht verstehen und andersherum. Erst wenn Väter ihre Söhne akzeptieren und die Söhne nicht mehr aufbegehren, wird alles gut.

Die Götter werden fast durch die Bank weg von gestandenen britischen Schauspielern gespielt. Wobei Liam Neeson als Zeus und Ralph Finnes als Hades ihren Stiefel ohne große Anstrengungen runter spielen. Einzig der nicht zu erkennende Bill Nighy als Hephistos gibt ordentlich Dampf. Dem Helden leiht, wie schon im ersten Teil, Sam Worthington (Avatar, Terminator: Salvation) seine muskulöse Figur. Hier noch einmal der Vergleich zu „John Carter“. Während Taylor Kitsch dort ziemlich pathetisch und humorfrei auftrat, zeigt Worthington erfrischende Anflüge von Selbstironie. Und da er ab der Hälfte des Filmes quasi die Halbgötter-Version des schwitzenden Bruce Willis im blutigen Unterhemd gibt, wirkt er auch realer und sympathischer als der Mars-Soldat.

Überhaupt ist „Zorn der Titanen“ nicht übertrieben ernsthaft, sondern macht nie einen Hehl daraus, was er ist: Großes Kasperle-Theater für große Jungs. Und dies auf so unterhaltsame Weise, dass seine  99 Minuten wie im Fluge vergehen.  Ich mag mir aber nicht ausmalen, wie der Film wohl ohne 3D auf dem heimischen Bildschirm wirkt. Nein, dieser Film ist nun wirklich nur für 3D und die große Leinwand gemacht.  Dabei fällt auch positiv auf, dass das Bild nicht – wie bei „John Carter“ – so übertrieben scharf und damit lebloser und flacher wirkt, sondern weitaus filmischer und damit auch lebendiger. Der bewusst bombastische Soundtrack und die zahlreichen, die 3D Effekte unterstützenden – Soundeffekte kommen auf der Bremer IMAX-Anlage sehr druckvoll rüber.

Wer also auf Spektakel  und technisch anspruchsvollen Trash steht, der sollte sich jetzt auf den Weg ins Kino machen und nicht warten bis der Film für das Heimkino erhältlich ist.

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