Internationales Filmfest Oldenburg wieder in Gefahr

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man fast schon lachen. Wieder einmal steht renommierte Internationale Filmfest Oldenburg vor dem Aus. Wieder einmal liegt es am lieben Geld, bzw. am nicht vorhandenen Geld. Statt der veranschlagten 95.000 Euro Förderung, sollen es nun nach dem Willen des Rates der Stadt Oldenburg nur noch 50.000 Euro werden. Wie damit ein Internationales Festival, welches schon oft mit dem legendären US-amerikanischen „Sundance“-Film-Festival verglichen wurde, organisiert und durchgeführt werden soll, bleibt zumindest mir ein Rätsel. Gut, man könnte auf attraktive Gäste verzichten, die Anzahl der Filmvorführungen und Spielstätten runter fahren und generell Personal einsparen. Dann wäre man bald schon bei den studentischen Anfängen des Festivals. Das hätte natürlich auch Charme, aber wieso sollte man das tun? Gerade wo man sich doch schon einen so guten Ruf erkämpft hat (trotz der vielen Kürzungen von Seiten der Stadt in den letzten Jahren) und von Jahr zu Jahr trotz widriger Umstände mehr und mehr Besucher angelockt hat? Weshalb auf das, was man in mühevoller, jahrelanger Arbeit aufgebaut hat, verzichten. Und damit auch auf den Abstrahlfaktor des Filmfestivals auf die Stadt an sich? Das will mir nicht in den Kopf. Vielleicht sollte man, wenn es hart auf hart kommt, doch mal darüber nachdenken sich mit Bremen zu einem gemeinsamen Festival zusammen zu tun. Aber Bremen hat ja leider auch immer weniger Geld für Kultur.

Aber noch ist nicht aller Tage Abend: Erst am 19. März wird der Haushalt in einer Ratssitzung endgültig verabschiedet. Vielleicht erkennen die politisch Verantwortlichen ja noch bis dahin, was eine Entscheidung pro Kürzungen für „ihr“ Filmfestival und die Außenwirkung ihrer Stadt bedeuten würde.

Hier die aktuelle Pressemitteilung des Festivals zum Thema:

Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und SPD im Rat der Stadt Oldenburg drängen für die laufende Ratsperiode durch den Beschluss eines Hauhaltspaketes für das Jahr 2012 das Filmfest wieder an den Rand seiner Existenz. Von den im Verwaltungsentwurf veranschlagten 95.000 Euro Förderung will die rot-grüne Ratsmehrheit gleich 45.000 Euro einsparen. Margrit Conty (SPD), Vorsitzende des Finanzausschuss, argumentierte, dass eine Förderung von 3 Euro pro Besucher ausreichend wäre.

Torsten Neumann, Leiter des Festivals, äußert bezüglich der Aussage der Kommunalpolitikerin:  „Es ist allseits bekannt, das Kultur mit einem vielfachen an Fördermitteln „pro Besucher“ bezuschusst wird. Selbst die von der Verwaltung veranschlagte Förderung, auf diese Denkweise umgebrochen, etwa 6 Euro pro Besucher, liegt da weit unter allem Vergleichbaren, was es in Sachen Filmfestivals, Theater, Museen gibt. Vorausgesetzt, Frau Conty sind die Durchschnittswerte von Kulturförderung andernorts bewusst, ist das eine Anmerkung von erschreckender Geringschätzigkeit, die sich mir lediglich wie ein persönliches Desinteresse an regionaler Kultur erschließt. Dem Aufwand-Nutzen-Faktor des Filmfestivals wird das bei weitem nicht gerecht.“

Neumann stellt hierzu eine Gegenrechnung auf. Das Festival hat im Jahr 2011 einen Betrag von über 220.000 Euro direkt in Oldenburg ausgegeben. Auf die letztjährige Fördersumme umgerechnet, wurden vom Festival für jeden Euro Förderung 3 Euro in die hiesige Wirtschaft reinvestiert. Mit anderen Worten, nicht nur kulturell, auch wirtschaftlich gesehen ist das Filmfest ein Gewinn für die Stadt.

„Durch eine derartige Kürzung wird der Fortbestand des Festivals wissentlich aufs Spiel gesetzt“, so Neumann, „denn hiermit ist die Weiterarbeit auf dem erreichten Niveau nicht zu verantworten. Die Auswirkungen einer solchen Kürzung haben wir in ausführlichen Gesprächen vor zwei Jahren hinreichend dargestellt. Das vergangene Festival hat aus der Krise 2010 gelernt, neue Wege des Wachstums auch dank erneuter Mittelanhebung gefunden. Eine derartige Mittelkürzung für ein wachsendes Kultur-Unternehmen, das hohe regionale Netzwerkeffekte erzielt, wäre hochgradig kontraproduktiv. Damit käme die Kürzung keiner besseren Verwendung der Steuermittel gleich, sondern einer Verschwendung vorher sinnvoll investierter Mittel und würde einen starken Wohlfahrtsverlust der Stadt Oldenburg und seiner Bürger bedeuten. Ein 2013 wird es so für das Festival in Oldenburg nicht geben.“

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2 Antworten zu Internationales Filmfest Oldenburg wieder in Gefahr

  1. Oliver Bienkowski sagt:

    Bremen würde mal ein Festival von internationales Geltung gut tun. Ich würde mich drüber freuen, wenn die Oldenburger auch die Bremer Kulturszene bereichern würden!

  2. Arkadin sagt:

    Hallo Oliver. Das sehe ich genauso wie Du. Vielleicht erhört uns ja mal jemand 🙂

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