Internet-Tipp: lost-films.eu

Wer sich ein wenig mit der Filmgeschichte auskennt, der weiß, dass aus den ersten 35 Jahren des Mediums nur ein Bruchteil der Filme überlebt haben. Ca. 80 % aller Filme zwischen 1895 und 1930 gelten heute als „verloren“. Und einige existieren nur noch in zum Teil stark gekürzten Rumpffassungen. Das prominenteste Beispiel hierfür ist „Metropolis“, der 80 Jahre lang auch nur in einer gekürzten Fassung gezeigt werden konnte und bei dem vor Kurzem durch einen Zufall zusätzliches Filmmaterial in Argentinien entdeckt wurde.

Doch leider ist das eine Ausnahme. Die meisten Filme bleiben verschollen. Sei es, weil sich mittlerweile die frühen Filmrollen auf Nitratbasis zersetzt haben oder weil sie einst vernichtet wurden, um Platz in den Filmlagern der Studios zu schaffen. Die große Hoffnung der Filmhistoriker und Filmliebhaber liegt darin, dass vielleicht in irgendwelchen finsteren Archiven oder Privatsammlungen noch einige Schätze vor sich hin stauben.

Hier setzt ein neues Projekt an, welches von der Deutschen Kinemathek in Berlin ins Leben gerufen wurde. Unter lost-films.eu wurde eine Online-Plattform ins Leben gerufen, die für jeden zugänglich ist und auf der jeder selber ein wenig Detektiv spielen kann.

LOST FILMS is a new internet portal aimed at collecting and documenting film titles, which are believed or have been declared „lost“. The ARCHIVE currently contains over 3500 entries, a number of which are extensively illustrated with surviving documents contributed by archives and individuals worldwide. The IDENTIFY section contains images and short video clips of around 50 unknown or unidentified films, which face the danger of also becoming lost if not identified by members. The aim of LOST FILMS is not to produce a definitive list of lost films but to provide a platform where members can frequently – and freely – exchange, add and update information.

Wollen wir hoffen, dass dieses Projekt Erfolg hat und irgendwann doch noch einmal ein lange verschollener Film aus den Tiefen der Zeit auftaucht und in neuem Glanze der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Z.B. die legendären „lost films“ „London After Midnight“ von Todd Browning, „4 Devils“ und „Der Januskopf“ von F.W. Murnau oder „Halbblut“ von Fritz Lang.

(Off-topic: Ich habe gerade gesehen, dass all diese Film in der IMDb bewertet wurden. Aha? Bewertungen für Filme, die seit 80 Jahren verschollen sind? Und das von z.T. über 50 IMDb-Nutzern? Wissen die mehr? Oder sagt uns das eher etwas darüber, wie manche Leute bei der IMDb Filme bewerten, obwohl sie diese gar nicht gesehen haben? Ich fürchte Letzteres.. ;( )

Wenn das Thema interessiert, dem empfehle ich auch den längerer und sehr lesenswerten Artikel „Web-Fundgrube voll verschollener Schätze“ von Anne Haeming auf „Spiegel Online“, sowie den Faden „Wiederentdeckte Stummfilme“ im „Stummfilmforum„.

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