Kino 46: Ungewöhnliche Highlights im Dezember

Gestern hatte ich das Dezember-Programm des Kino 46 im Briefkasten und mochte meine Augen nicht trauen, ob der Schätze, die dort im nächsten Monat dargeboten werden. Wer nur Mainstream-Kino mag, der kann jetzt eigentlich gleich aufhören weiter zu lesen. Im Dezember-Programm findet sich vor allem Avantgardistisches und Ungewöhnliches. Wie ich finde, ein echtes Festtagsprogramm… pünktlich zum Fest 🙂

Also, wer sein filmisches Spektrum einmal erweitern möchte, offen für neue Erfahrungen ist und eine ordentliche Portion Neugier mitbringt, dem seien folgende Filme ans Herz gelegt:

Bilder der Welt und Inschrift des Krieges (2.+5.12.) von Harun Farocki.

„Mit seiner essayistischen Vorgehensweise verknüpft Farocki die Geschichte der Bilder von Auschwitz mit anderen Bildern der Welt, in denen er die Inschrift des Krieges sucht. Dieses Bildmaterial aus verschiedenen Epochen führt zu unerwarteten Vernetzungen, die als freie Assoziationsketten die Gedankengänge des Filmemachers Harun Farocki freilegen. Die visuelle Unstetigkeit des Films ohne erzählerische Struktur wird zu einer Herausforderung für den Zuschauer.“

Satantango (6.12.) von Belá Tarr. Ein 7-stündiges Werk des ungarischen Meisters. Da sollte man schon eine Menge Sitzfleisch mitbringen und am nächsten Tag am Besten frei nehmen. Die Vorstellung beginnt nämlich zwar schon um 18:00 Uhr, aber endet erst um 1:30 in der früh. Um sich zwischendurch den Hintern auszuschütteln gibt es zwischendurch eine Pause.

„Die apokalyptischen Untertöne des Films geben die Frage, ob es für die Menschheit noch Hoffnung gibt, an den Zuschauer weiter. Das siebenstündige Opus basiert auf dem Roman von Làszlo Krasznahorkai, der seine Geschichte in mehreren zeitversetzten Anläufen und aus unterschiedlichen Perspektiven entwickelt. In die Langsamkeit der Ereignislosigkeit bringen plötzliche Zeitsprünge und Szenenwechsel Dynamik. Tarrs Umgang mit Zeit gibt diesem Werk seine unvergleichliche Kraft.“

Wavelength + So Is This (9.12.) von Michael Snow. Beide Filme gehören zu den Klassikern des avantgardistischen, experimentellen Kinos.

„Wavelength« besteht aus einer einzigen langsamen Kamerafahrt durch einen Raum, während es mehrfach Nacht und wieder Tag wird. Restelemente der Realität beleben diesen formalen Akt: Personen erscheinen, das Telefon klingelt, eine Handlung wird »sichtbar«.

(über „So Is This“) Das Filmkonzept ist von einfacher Eleganz: Die Zuschauer lesen Wort für Wort Satzteile, die sich langsam zusammenfügen und die alle auf humorvolle Weise das Medium Sprache und die Idee Film hinterfragen.

Cremaster Cycle Teil 4 & 5 (13.12.) von Matthew Barney. Der „Cremaster Cycle“ ist ein 400 minütiges Werk, welches zwischen 1994 und 2002 entstand. Teil 4 entstand als erster Film der Reihe, Teil 5 als dritter. Mehr über den interessanten Herrn Barney kann (sollte) man mal auf Wikipedia nachlesen.

Ob es sich bei dem suggestiv-verstörenden, fünfteiligen 400-Minuten-Werk noch um Film im herkömmlichen Sinne handelt, ist umstritten. Das Publikum reagierte meist mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination. Monströs, sexy, hypnotisch, obskur oder pervers lautet das Urteil. (…). In einer metaphernreichen Mischung aus Pathos und Parodie, Performance und Land-Art, Klangkunst und Hollywoodklischees spannt sein Film einen thematischen Bogen über die geschlechtliche Entwicklung: Zeugen und Gebären, die Ausdifferenzierung der Geschlechter sowie das autobiografische, narzisstische Entwicklungsdrama der Hauptfigur – Matthew Barney selbst.

Themroc (17.-20.12) von Claude Faraldo. Französischer Spielfilm von 1973 mit Michele Piccoli in der Hauptrolle. Ein Mann bricht mit der Welt, mauert die Tür zu seinem Apartment zu, bricht die Wand zur Außenwelt auf und lebt fortan als Höllenmensch, der keine moralischen Hemmungen und gesellschaftlichen Konventionen mehr kennt. Gesprochen wird in diesem Film nicht, die Darsteller verständigen sich durch Grunzen, Schreien und anderen Geräuschen.

Ich freue mich schon tierisch auf die Filme und überlege schon die ganze Zeit, wie ich meiner Kleinen wohl beibringen kann, dass ich den Dezember den größten Teil meiner Freizeit im Kino 46 und nicht Zuhause verbringen werde 😉

Zitate: www.kino46.de

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