Rezension: „Quantum of Solace“ (Ein Quantum Trost)

Der neue Bond „Quantum of Solace“ (dt. Ein Quantum Trost) beginnt bekanntermaßen dort wo „Casino Royale“ aufhörte und ergänzt diesen, indem er die „Bond-Werdung“ des jungen James weiterführt, lose Fäden aufnimmt und an einer Hintergrundgeschichte mit einem allgegenwärtigen, verbrecherischen Kartell werkelt. Somit wirkt der Film auch wie ein Zwischenwerk. Der Übergang vom „Relaunch“ mit neuem Darsteller und aktualisierter, raueren Entstehungsgeschichte hin zu dem Superagenten, den wir seit den 60ern kennen und lieben.

Dass der wilde und raue „Jung-Bond“ im Zuge der Serie wieder etwas domestiziert wird, scheint ja durch die langsame Integration „klassischer“ Bond-Elemente in die jeweils letzte Einstellung (das „James-Bond-Thema“ in „Casino Royale“, der klassische Vorspann in „QoS“) vorprogrammiert. Es bleibt spannend, wie die „Kür“ mit „Bond 23“ aussehen wird, nachdem die „Pflicht“ mit „QoS“ erledigt wurde. In wie weit dann der ganze James-Bond-Franchise wirklich entstaubt und neu poliert wurde, dürfte erst mit diesem dritten Film dann wirklich feststehen.

„Quantum of Solace“ ist ein solider Actionfilm mit einem sehr guten, charismatischen Hauptdarsteller. Schauspielerische Glanzpunkte setzt Daniel Craig zwar nicht, aber das wird von ihm auch nicht gefordert. Seine Darstellung lebt zunächst einmal ganz von seiner beeindruckenden Leinwandpräsenz. Ja, dieser Mann hat in der Tat das gewisse Etwas. Interessanterweise kann man dies zwar auch von seinem Vor-vor-vor-vor-vorgänger sagen, trotzdem sind Connery und er so grundverschieden, dass es Spaß macht und gleichzeitig hochinteressant ist, zu sehen wie unterschiedlich man der eigentlich schon zur Selbstparodie (Moore, Brosnan) verkommenen Figur „James Bond“ einen persönlich Stempel aufdrücken und sie wieder zu etwas Besonderen machen kann.

Daniel Craigs Präsenz ist aber schon die größte Stärke dieses neuen Bond-Filmes. Zwar war Bond schon immer ein Zeitgeist-Phänomen, welches vieles über das popkulturelle Umfeld, in dem die jeweiligen Filme entstanden sind, sagt, aber irgendwo war er immer „das“ Ereignis, der Vorreiter, der Maßstab an dem sich seine Klone messen mussten. Hier nun hechelt der Film der momentanen Mode etwas hinterher und scheint die eigenen Kinder zu imitieren (vor allem „Bourne“, aber auch die TV-Serie „24“). Die Action-Szenen mit permanenter Wackelkamera, rasanten Schnitte im 1/100-Takt, Bilderfetzen von Detailaufnahmen… sie sind mittlerweile schon Standard geworden. Klischee. Eine Mode. Man fragt sich, ob dieser Stil in einigen Jahren nicht merkwürdig antiquiert wirken wird. Typisch für das Ende des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends, aber nicht mehr zeitgemäß. Es ist natürlich an dieser Stelle müßig darüber zu spekulieren, allerdings stellt sich ernsthaft die Frage, warum der Film in seinen – durchaus beeindruckenden und rasanten – Action-Szenen einen so gewaltigen Aufwand betreibt, wenn man mit einer normal entwickelten Auffassungsgabe sich in den Bildfragmenten verliert und fast gar nichts mehr erkennen kann. Natürlich kann man dieses Schnittinferno auch als „Spiegelbild des emotionalen Aufruhrs“ des Protagonisten interpretieren (wofür spricht, dass sich der Film im Laufe der Handlung etwas „beruhigt). Oder eben auch als modische Spielerei.

Die eigentlich simple Story wirkt etwas verkompliziert und dadurch unnötig aufgeblasen. Auch die Nebendarsteller bleiben eher blass. Mathieu Almaric als Bösewicht weiß zu gefallen, wirkt aber irgendwie fehl am Platze. Er erinnerte mich an Klaus-Maria Brandauer in „Sag niemals nie„. Man möchte die subtile Darstellung mögen, aber sie packt einen nicht wirklich. Zwischentöne passen scheinbar nicht hinein in einen Action-Kracher.

Unter dem Strich steht die Marke „Bond“ wieder einmal für gute Unterhaltung. „Quantum of Solace“ ist ein solider, aber nicht überragender Bond-Film geworden, der seinem Vorgänger „Casino Royale“ etwas hinterherhinkt. Erwähnt werden soll an dieser Stelle aber auf jeden Fall noch der fantastische Score von David Arnold, der auf aufregende und dynamische Weise neue und alte Themen in sich vereint.

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