Nachbericht: 5 Jahre „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“ – Die Geburtstagsfeier in Magdeburg

Es ist immer schön, wenn man sich als Teil von etwas fühlen kann, was einem viel bedeutet und nah am Herzen liegt. In der Ausgabe #7 wurde mein erster Text in der „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“ veröffentlicht. Seit der Ausgabe #11 im Oktober 2015 bin ich festes Mitglied der 35MM-Redaktion und ab Ausgabe #17 sogar stellv. Chefredakteur. Nun wurde die „35 Millimeter“ unglaubliche 5 Jahre alt. Unglaublich, weil dieser lange Atem für ein professionell gemachtes Heft, welches allein von ehrenamtlichen Redakteuren und Gastautoren getragen wird, nicht unbedingt selbstverständlich ist. Bedenkt man dann noch, dass es nur per Online-Bestellung auf der Webseite des Magazins zu beziehen ist, wird das Wunder gleich noch größer. Dass sich das Magazin bis heute trägt und auf eine stetig wachsende Leserschaft bauen kann, macht mich sehr stolz.

Und wenn man auf etwas Gutes stolz ist, soll man es auch feiern. Die Redakteure des Heftes sind in ganz Deutschland verteilt, auch wenn sich in den letzten beiden Jahren ein Übergewicht im Norden gebildet hat. Als unser Chefredakteur Clemens Williges die Idee hatte, den 5. Geburtstag in etwas größerer Runde zu feiern, war daher klar, dass die Location dafür irgendwo in mehr oder weniger nördlichen Gefilden stattfinden würden, um möglichst vielen Redakteuren und Weggefährten die Teilnahme zu ermöglichen. Am Ende lief es auf Bremen oder Magdeburg hinaus. Da unser Redakteur Lars Johansen – seines Zeichens bekannter Magdeburger Kabarettist – u.a. Vereinsvorsitzender des Moritzhofs in Magdeburg ist, und wir damit direkt einen Mann für Werbung und Organisation vor Ort hatten, waren die Würfel schnell gefallen.

So machte ich mich zusammen mit Holger (Bremer Filmfreund und Stammleser) auf, um am Samstag, den 1. Juni Richtung Osten zu fahren. Zwar war der Plan vor dem Treffen mit den „35ern“ noch etwas von der Stadt Magdeburg zu sehen, doch ein schier endloser Stau zwischen Bremen und Hannover, sowie eine seltsame Entscheidung meines Navis, machten diesem Vorhaben einen dicken Strich durch die Rechnung. Mit mehr als 1,5 Stunden Verspätung trafen wir im sommerlichen (und recht leergefegten) Magdeburg ein, bezogen unsere Zimmer im zweckmäßig-spartanischen B&B und eilten dann mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln Richtung Moritzhof. Dieser ist mir seit dem Delira-Italiano.de-Forentreffen 2013 wohlbekannt. Wer einmal in Magdeburg weilen sollte, dem sei ein Besuch empfohlen. Der Hof ist tatsächlich ein geräumiger Hof, in dem man wunderbar sitzen und klönen kann, direkt an der freundlichen Gastronomie. Der Moritzhof besitzt drei Kinos: Eins in der großen Scheune, ein kleines direkt am Hof und dann noch das eher winzige „Kino unterm Dach“, welches seinem Namen alle Ehre macht. Dort war unsere Veranstaltung einquartiert.

Doch zunächst begrüßte man sich mit einem großen Hallo, und es war sehr schön die Redakteure einmal persönlich zu treffen/wiederzutreffen. Carsten aus Osnabrück hatte ich das letzte Mal vor 19 Jahren gesehen, Robert aus Gelsenkirchen kannte ich noch gar nicht. Clemens und Christoph aus Braunschweig sehe ich hingegen öfter. Aber mein besonders Highlight war es, nach all den Jahren endlich einmal unseren Herausgeber und den Vater der „35 Millimeter“ persönlich kennenzulernen! Jörg Matthieu hatte den weiten Weg aus Saarbrücken auf sich genommen. Ich glaube, darüber hat sich jeder von uns Redakteuren sehr gefreut. Schade, dass es diese Gelegenheit sich zu sehen, aufgrund der großen räumlichen Distanz, nicht öfter gibt. Aber ich hoffe sehr, es war nicht das letzte Mal, dass wir uns getroffen haben. Wie man sich vorstellen kann, wurde viel miteinander gesprochen, gefachsimpelt oder auch ganz persönliche Dinge ausgetauscht. Man fühlte sich gleich wie in einer großen Familie, was mich sehr angenehm an die von mir so geliebten Forentreffen mit Deliria-Italiano.de erinnerte.

Bald schon war es aber Zeit, die Zelte im Hof abzubrechen und das „Kino unter dem Dach“ zu beziehen. Leider war der Zuspruch der „normalen Zuschauer“ nicht besonders groß. Außer Holger und Dän (einem guten Deliria-Italiano.de-Bekannten aus der Gegend), waren nur noch zwei ältere Ehepaare anwesend. Aber darum ging es ja auch nicht, sondern darum, etwas gemeinsam zu machen und unseren Zeitschriften-Geburtstag zu feiern. Los ging es mit zwei experimentellen und stummen italienischen Kurzfilmen von 1934 resp. 1936, die beide auf Erzählungen von Edgar Allan Poe basieren. Ich hatte dabei die große Freude in den ersten, „Il cuore rivelatore“, einzuführen (siehe Bild unten rechts), über den ich bereits in der Jubiläumsausgabe schrieb. Christoph Seelinger tat selbiges für den zweiten Film, „Il caso Valdemar“. Aber dies war nicht seine einzige Aufgabe. Zusammen mit dem Musiker Jakob Gardemann war er auch für die Musik zuständig. In diesem Falle für die elektronischen Töne, während Jakob Gardemann auf der E-Gitarre die kongenialen, düster-atmosphärischen Klänge zauberte. Eine wundervolle Performance, die zurecht stürmischen Applaus erntete und hoffentlich irgendwann in ähnlicher Form wiederholt wird. Danach lass Robert Zion aus seinem gerade erschienenen Buch „Roger Corman – Die Rebellion des Unmittelbaren“, welches von unserem Chefredakteur Clemens in Ausgabe 30 überschwänglich besprochen wurde. Unterfüttert wurde die Lesung durch Filmausschnitte.

Nach dem letzten Satz der Lesung war dann auch der Sauerstoff im Kino unter dem Dach aufgebraucht, weshalb wir vor dem „Überraschungsfilm“ alle schnell an die frische Luft flüchteten. Zu dem Zeitpunkt flüchteten auch die beiden älteren Ehepaare, aber nicht aufgrund des Programms, sondern ob der mittlerweile fortgeschrittenen Stunde. Der angekündigte „Überraschungsfilm“ wurden daraufhin nach kurzer Beratung aller Beteiligten kurzentschlossen abgesagt, sodass sich die Verblieben, also die sieben 35er, Holger und Dän, plus Musiker Jakob und ein Freund von ihm gemütlich auf den Stühlen im von der Sonne noch warmen Moritzhof niederließen und die Gelegenheit nutzten, sich näher kennenzulernen und miteinander zu fachsimpeln, diskutieren, Infos auszutauschen und einfach den raren Moment zu genießen, dass man sich mal persönlich gegenüber sitzt. Kein Wunder, dass es dann irgendwann 1 Uhr wurde, alle anderen Menschen die Moritzhof schon lange verlassen hatten und unser Mann mit der Schlüsselgewalt, Lars, die Tür abschloss. Während sich die Braunschweiger auf den Weg in die recht nahe gelegene Heimat machten, fuhr der Rest zum Hotel, um am nächsten Morgen die Gespräche beim sehr einfachen Frühstück weiterzuführen. Doch irgendwann muss man sich dann eben doch trennen, und man merkte durchaus, dass dies allen schwerfiel. Und so setzten Holger und ich die Filmdiskussion auf der Rückfahrt (die diesmal staubedingt „nur“ 45 Minuten länger dauerte – wieder war die Strecke Hannover–Bremen schuld) einfach fort. Und insgeheim macht sich wohl jeder, der in Magdeburg dabei war, Gedanken darüber, wann und wie man solch eine angenehme Runde wiederholt. Vielleicht zum 10jährigen und dann sogar mit etwas mehr Zuschauern.

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