Die Zukunft. Der Westen kämpft gegen China. Der Wissenschaftler Vincent (Toby Stephens) forscht im Auftrag des Militärs an Implantaten, die Kriegsveteranen, die schwere Hirntraumata erlitten haben, mit einer künstlichen Intelligenz ausstatten. Mit der jungen und sympathischen Ava (Caity Lotz), die an erfolgreich an einer künstlichen Intelligenz arbeitet, erhält er eine kompetente Hilfe. Doch Ava kommt bei einem Attentat ums Leben. Vincent erschafft daraufhin einen Androiden, der mit der von Ava entwickelten KI und ihrem Aussehen ausgestattet wird. Bald schon entwickelt „die Maschine“ ein eigenes Bewusstsein. Dieses möchte Vincent erforschen, doch damit stößt er bei seinem skrupellosen Vorgesetzten Thomson (Denis Lawson) auf keine Gegenliebe. Jener möchte die neue Ava zu einer effizienten Tötungsmaschine machen…
Wenn der kleine britische SF-Film immer wieder mit „Blade Runner“ verglichen wird, so hat dies durchaus seine Berechtigung. Ebenso wie Ridley Scotts Klassiker, arbeitet sich „The Machine“ an der Frage ab, was macht uns menschlich? Wo hört das künstlich erschaffene Wesen auf und wo fängt das eigene Ich an. Wie die Replikanten in „Blade Runner“, sieht sich Ava in „The Machine“ nicht als künstliche Intelligenz, sondern als denkendes, fühlendes Wesen. Und auch ihr Schöpfer wird sich mit der Zeit immer mehr darüber klar, dass Ava schon längst nicht mehr nur aus Schaltkreisen und Metall besteht, sondern auch eine Seele besitzt, die sich auf einem Chip eingespeichert hat. Für diesen Prozess wird sich viel Zeit genommen und Regisseur Caradog W. James setzt in seinem Filmdebüt auf keine großen Enthüllungen und spektakulären Erkenntnisse, sondern zeigt eine ruhige Entwicklung, bei der sich Maschine und Schöpfer langsam annähern und ein tieferes Verständnis füreinander entwickeln.
Doch „The Machine“ ist mitnichten ein philosophisches SF-Drama, sondern versteht sich als Actionfilm. Und gerade hier liegt seine große Schwäche. Neben der Geschichte von Vincent und Ava, werden noch mehr Handlungsfäden und Nebenschauplätze eingeführt. So gibt es eine mächtige, absolut skrupellos vorgehende Regierungsorganisation, die im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht. Kriegsveteranen mit irreparablen Hirnschäden werden als Versuchskaninchen eingesperrt und missbraucht. Und die zu Cyborgs gemachten Opfer dieser Experimente, planen einen Rebellion gegen ihre Schöpfer. Insbesondere dieser Teil wird schmählich vernachlässigt und nur als Vehikel genutzt, um es am Ende ordentlich krachen zu lassen. Dabei wäre gerade dieser Handlungsstrang hochspannend gewesen. Die Opfer verlieren nach einiger Zeit ihrer Sprache und unterhalten sich in einem merkwürdigen Kauderwelsch aus Worten und Gedanken. Auch wird angedeutet, dass sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft der Cyborgs gebildet hat und fleißig Intrigen gesponnen werden. Besonders schade ist dies für Pooneh Hajimohammadi, die den Cyborg Suri spielt. Ihre leider viel zu kurzen Auftritten deuten eindrucksvoll das Potential an, welches ihre Figur gehabt hätte und zeugen vor allem von dem großen Charisma, welches Hajimohammadi ausstrahlt. Von ihr möchte man gerne mehr sehen.
Der britische Schauspieler Toby Stephens, der bisher nicht groß aufgefallen und vor allem in TV-Serien aktiv ist, spielt den Vincent ausgesprochen routiniert und unaufgeregt. Die dramatischen Szenen spielt er ebenso überzeugend, wie die wenigen Szenen, die ihm auch physisch etwas abverlangen. Er steht aber, ebenso wie sein Charakter, ganz im Schatten seiner Partnerin Caity Lotz als Ava. Lotz, die erst vor Kurzem in „The Pact“ (Kritik hier) eine Hauptrolle inne hatte, spielt in „The Machine“ eine ausgesprochen dankbare Rolle. Während sie zunächst sehr sympathisch das nette, frische Mädchen von nebenan spielt, darf sie bald in die Rolle der titelgebenen Maschine wechseln und eine ganze Bandbreite an Emotionen zeigen. Von dem erstaunt, naiven Mädchen bis zur tödlichen Kampfmaschine voller Wut. Sie nutzt dabei die Gelegenheit zu zeigen, was sie schauspielerisch kann und sich für größere Filme zu empfehlen. Wobei der männliche Zuschauer vermutlich eher an ihrer physischen Präsenz interessiert ist. So spielt sie in einem hautengen Anzug, der ihre Attribute betont und Regisseur James inszeniert zudem einige nett anzuschauende Szenen, in denen sie ohne Kleidung elegant durch den Raum tanzt. Natürlich im Gegenlicht, so dass man nur ihre Silhouette sieht. Überhaupt ist „The Machine“ hier etwas bigott. Denn obwohl immer wieder Avas Körperlichkeit betont wird, wird doch peinlich genau darauf geachtet, bloß kein Fitzelchen nackter Haut zu viel zu zeigen.
Die Inszenierung und Ausstattung bewegt sich auf TV-Niveau. Die preisgünstigen Kulissen sind oftmals als Computeranimationen zu erkennen, und die meiste Zeit spielt sich die Handlung im Untergeschoss eines geheimen Regierungskomplexes ab. Wie das immer so ist, wenn für Außenaufnahmen kein Budget zur Verfügung steht. Auch kameratechnisch wird auf große Experimente verzichtet, und alles routiniert und professionell abgefilmt. Wobei allerdings die bis zum Erbrechen eingesetzten Lense-Flare-Effekte mit fortschreitender Zeit immer stärker nerven. So könnte man sich „The Machine“ auch gut als Pilotfilm für eine TV-Serie vorstellen, was vielleicht auch Sinn gemacht hätte, da dann die Chance bestanden hätte, die zwar interessanten, aber in 90 Minuten leider recht unterentwickelten Nebenhandlungen und vor allem die Figur der Suri, mehr Platz einzuräumen.
Die Synthesizermusik orientiert sich sehr angenehm an den frühen 80ern. Natürlich an Vangelis‘ Musik für „Blade Runner,“ aber man wird auch an John Carpenter und den „Terminator“-Score erinnert. Die wenigen Action-Szenen sind solide, wenn auch unspektakulär in Szene gesetzt, wobei Caity Lotz, deren agile Beweglichkeit hier überrascht, recht überzeugend als effektive Killer-Maschine agiert. Leider wird, statt auf gutes, altes Effekt-Handwerk, wieder viel auf CGI-Effekte gesetzt, die mit ihrem schlecht gemachten Pixelblut mehr in ein Computerspiel, als in einen Film gehören.
Da sich „The Machine“ ganz auf die Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf, sowie der Frage, was einen Menschen ausmacht, konzentriert, werden zahlreiche, potentiell spannende Nebenhandlungen links liegen gelassen. In dem preisgünstigen Film fällt vor allem Caity Lotz positiv auf, die hier quasi ein Bewerbungsvideo für größere Aufgabe spendiert bekommt.
Dem Bild merkt man an, dass es sich bei „The Machine“ um eine preisgünstige direct-to-video-Produktion handelt. Es wirkt etwas ausgebleicht und erinnert an SF-Serien aus den 90ern, wie „Deep Space Nine“ oder „Babylon 5“, was natürlich auch Intention des Regisseurs gewesen sein kann. Der Ton ist okay und spielt in den Action-Szenen mit räumlichen Effekten. Der Ton liegt auf Detusch und Englisch vor. Letzterer ist nicht nur wegen Toby Stephens angenehmen, britischen Akzent zu empfehlen. Die Synchronisation ist, wie bei Splendid mittlerweile gewohnt, grundsolider Standard. Auf Extras hat man leider wieder verzichtet.