Das Bloggen der Anderen (29-07-13)

bartonfink_type2– Michel berichtet auf cieenit.de in zwei Teilen über das 31. Filmfest München. An seinen ersten vier Tagen hat ihm, neben “Only God Forgives“, vor allem die spanische Schneewittchen-Variante „Blancanieves“, die im Gewand eines Stummfilms das Märchen in die Welt des Stierkampfs verlegt, und die Shakespeare-Verfilmung „Much Ado About Nothing“ von Joss Whedon (ja, DEM Joss „The Avengers“ Whedon) gefallen. Die letzten vier Tage waren noch gewinnbringender und haben mit dem Cannes-Gewinner „Blue is the warmest color“ dann auch seinen Favoriten dabei.

Grün ist die Heide hat sich ja dem deutschen Film zwischen 1940 und 1970 verschrieben, und welcher Schauspieler hat diese Jahre mehr geprägt als Heinz Rühmann? Darum hat ihm Udo Rotenberg ein ausführliches Portrait gewidmet. Schade, dass es dann konsequenterweise 1970 abbricht. Interessante und ungewöhnliche Rollne spielte Rühmann ja auch in den 70ern. Wie z.B. in Michael Verhovens tollem „Gefundenes Fressen“.

– Auf seinem anderen Blog, L’amore in città, der sich mit dem italienischen Film 1940-1980 beschäftigt, porträtiert Udo Rotenberg dann einen der einprägsamsten, wuchtigsten und vielseitigsten Darsteller des italienischen Films. Den, wie übrigens auch Rühmann, 1994 verstorbenen, unvergleichlichen Gian Maria Volonté.

– Patrick Holzapfel hat auf Jugend ohne Film ein sehr interessantes Essay über das „Kino der Deformation“ geschrieben. Einen Begriff, den er von Bruno Dumont übernommen hat. Danach „ (nimmt man) einen naturalistischen Gegenstand/Schauspieler, setzt ihn in ein naturalistisches Setting und sorgt dann für kleinere oder größere Deformierungen. Somit wird die menschliche Existenz hinterfragt oder die Natur als ganze und der Zuseher kommt in einen Denkprozess.“

– Zur Zeit ist sie im Atlantis noch in ihrem neusten Film „Paulette“ zu sehen: Bernadette Lafont. Leider wird dies ihr letzter Film bleiben, denn wie Französischer Film.de berichten muss, starb sie am 25. Juli im Alter von 74.

– Nachdem schon das Filmfest München gezeigt hat, wie heutzutage mit dem Filmerbe umgegangen wird (indem sie ihre Retrospektive von BluRay und DVD zeigten), hat Thomas Groh auf filmtagebuch noch mehr skandalöse Dinge zu berichten. Für die groß angekündigte „Zur Sache, Schätzchen“-DVD (immerhin wurde die Restauration mit staatlichen Geldern durchgeführt), wurde das originale 1:1,33-Format auf „heutige Sehgewohnheiten“ zurecht geschnitten, so dass man jetzt 16:9, aber oben und unten fehlende Bildinformationen hat. Zum Kotzen.

– Silvia Szymanski stellt auf Hard Sensations einen weiteren ihrer Lieblingsfilme vor. Den mir völlig unbekannten „Gisela“, welchen Isabelle Stever 2005 drehte. Wahrscheinlich wird er mir auch unbekannt bleiben, jedoch ist Silvias schön geschriebener Text für mich mal wieder ein Quell der Freude.

– Ich wusste gar nicht, dass Kevin Smith nach dem, wie ich finde ganz vorzüglichen, „Red State“, die Filmerei an den Nagel hängen wollte. Sir Donnerbolds Bagatellen weiß nun aber zu berichten, dass Smith doch noch einen weiteren Film plant. Die Story über einen Walrossliebhaber, der seine Untermieter zwingt zwei Stunden täglich ein überzeugendes Walross zu geben, klingt hübsch und angeblich sollen Michael Parks und Quentin Tarantino mitspielen. Hoffentlich ist das jetzt kein verspäteter Aprilscherz.

– Michael Schleeh stellt auf Schneeland zwei Filme vor. Einmal einen Tiefschlag namens „Serial Rapist“ von Kôji Wakamatsu und dann einen Film, der ihn schlichtweg überwältigt hat. Das Drama „Last Words“ von Ryuichi Hiroki.

– totalschaden bespricht auf Splattertrash zwei Filme, die ich sehr, sehr mag. Sergio Corbuccis „Django“ und David Cronenbergs „Videodrome“.

– Annika Stelter ist bei Die Filme, die ich rief  im Jahr 1935 angekommen und sieht erstmals einen Film aus Alfred Hitchcocks britischer Phase. Zwar ist kein „früher“ Film, wie sie schreibt – „39 Steps“ läutete schon den letzten Abschnitt dieser Phase ein – aber ich finde es schön, wie sie den „britischen“ Hitchcock für sich entdeckt und freue mich immer, wenn jemand auch auf diese unbekannteren Meisterwerke hinweist.

– Keinen Film habe ich häufiger gesehen als „Terminator“. Mitte der 80er haben wir den im Kreise der Schulfreunde bestimmt jedes Wochenende geguckt. Man hatte ja auch nicht so viel. Allein schon aus nostalgischen Gründen muss ich hier also auf Oliver Nödings Besprechung auf Remember it for later hinweisen.

– Klaus Wiesmüller gibt auf Japankino.de bekannt, dass sein Akira-Kurosawa-Buch nun als eBook bezogen werden kann und auch eine Print-Ausgabe geplant ist.

– Der Gruselfilm „Conjuring – Die Heimsuchung“ von „Saw“-Miterfinder James Wan war ein Überraschungserfolg in den USA. Zurecht meinen sowohl Martin Beck von Reihe Sieben, als auch Ronny Dombrowski von cinetastic.de

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9 Antworten zu Das Bloggen der Anderen (29-07-13)

  1. Schade um Bernadette Lafont. Da hatte ich mich noch gefreut, dass sie wieder mal in einer größeren Rolle zu sehen ist, und jetzt das. Am besten fand ich sie immer in etwas ordinären Rollen wie EIN SCHÖNES MÄDCHEN WIE ICH und INSPEKTOR LAVARDIN ODER DIE GERECHTIGKEIT. Gar so alt, wie Du behauptest, war sie übrigens nicht (hehe), und der Link ist auch etwas kaputt, lässt sich aber zurechtstutzen.

  2. Marco Koch sagt:

    Danke für den Hinweis. Habe ich jetzt beides gefixt. Ich hatte mich übrigens bei „Ein schönes Mädchen wie ich“ in die Lafont verliebt. Da hatte ich erst letzte Woche was in der „Originalfassungen“-Rubrik zu geschrieben und jetzt ist sie nicht mehr. 🙁

  3. Annika sagt:

    ok, dann ein mittlerer hitchcock film. 😉 auf die frühen filme habe ich nun jedenfalls große lust!

  4. Marco Koch sagt:

    Annika, dannn möchte ich Dir auf jeden Fall seinen „The Lodger“ von 1927 empfehlen, der auf intelligente Weise Töne (die man bei einem Stummfilm natürlich nicht hören kann) visualisiert. Und seinen ersten Tonfilm „Blackmail“ von 1929, wo er gleich mal mit Toneffekten experimentiert. Sind beide in Deutschland auf DVD erschienen und die „Blackmail“-DVD hat auch die Stummfilm-Fassung mit an Bord.

  5. Christian sagt:

    Bisher kann aber auch niemand eine Quelle liefern, dass 1.37:1 das originale Format von „Zur Sache, Schätzchen“ ist. Nur weil er über Jahre so im TV gezeigt wurde, heißt das noch lange nichts. Ich erinnere nur an die leidige Diskussion über die Kubrick-Filme. Immerhin kam der Film 1968 in die Kinos, da dürften die wenigsten Lichtspielhäuser noch in 1.37:1 projiziert haben.

  6. Marco Koch sagt:

    Interessanterweise habe ich gerade vorhin auch nach dem Originalformat gesucht, um auf einen kino-zeit.de-Beitrag zu antworten. aber nirgendwo gibt es Angaben darüber. Zumindest habe ich keine gefunden, nicht einmal auf filmportal.de, die ja eigentlich recht zuverlässig sind. Nun ja, die DVD liegt zur Rezension schon hier. Da werde ich mal genau hingucken, ob mir etwas auffällt.

  7. Christian sagt:

    Ich habe auch schon einen Bekannten gefragt, der den Film vor ein oder zwei Jahren im Kino per 35mm-Print gezeigt hat. Leider hat er keine Aufzeichnungen über das Format und auch keine Erinnerung mehr daran, ob der Print mit einem Formatratschlag geliefert wurde. Wegen des Verleihs wird er noch nachschauen. Ich werden morgen mal Ascot Elite, die die DVD/BD veröffentlichen, direkt anschreiben. Und ich werde mal sehen, ob ich jemanden von der „Filmverlag der Autoren und Futura Film GmbH & Co. Verleih Vertriebsgesellschaft KG“ erreiche, denn laut filmportal sollen die den Filmverleih inne haben. Die gehörten allerdings zu Kinowelt und Kinowelt wurde von StudioCanal gekauft. Keine Ahnung, wer da überhaupt zuständig ist. Ich werde mich auch mal informieren, wer die Restaurierung durchgeführt hat und vielleicht kann man dort was erfahren. Das würde mich nämlich jetzt schon interessieren. Und mich würde natürlich auch interessieren, ob Dir was auffällt beim Sichten der DVD.

  8. Marco Koch sagt:

    Mittlerweile hat Konrad Hirsch von der „Schamoni Film und Medien GmbH“ Thomas‘ Blogeintrag (wie ich finde leider recht aggressiv) kommentiert. Der Film ist in 4:3 Vollbild gedreht worden und scheinbar auf Wunsch von May Spils, und vor allem Werner Enke, auf 16:9 „hin und her geschoben“ worden. Aber, Zitat: „Die restaurierte Fassung (4 K Scan) ist natürlich 1:1,33. So wird die digitale Restaurierung auch im Bundesarchiv Filmarchiv eingelagert. Außerdem steht ein DCP im Originalformat für Kinoaufführungen zur Verfügung.“ Mehr zu den Hintergründen in den Kommentaren auf Thomas Grohs filmtagebuch: http://filmtagebuch.blogger.de/stories/2296427/

  9. Pingback: DVDuell.de » Verlinkt: Film

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