DVD-Rezension: “The Expendables 2”

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Barney Ross (Sylvester Stallone) und sein Söldner-Team, die „Expendables“, werden von dem geheimnisvollen CIA-Mann Mr. Church (Bruce Willis) engagiert, um in einem Staat der ehemaligen Sowjetunion ein Flugzeugwrack zu finden. In diesem befindet sich ein wichtiger Koffer mit Plänen eines geheimen Plutoniumlagers. Ross und seinen Leuten gelingt es problemlos, den Koffer zu bergen. Doch dann geraten sie in einen Hinterhalt des skrupellosen Vilain und seiner Bande. Dabei verlieren sie nicht nur den Koffer, sondern auch ein Mitglied ihrer Gruppe. Wütend sinnen sie auf Rache.

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Ein Film wie „The Expendables 2“ macht es dem Rezensions-Schreiber nicht einfach. Warum? Weil er genau das abliefert, was er verspricht. Haufenweise gealterte Actionstars, die sich die Klinke bzw. die dicke Wumme in die Hand geben und ordentlich in der Gegend herumballern. Ob man das jetzt positiv oder negativ findet, hängt viel davon ab, ob man generell ein Faible für Actionfilme hat und die alten Recken noch aus der eigenen Jugend kennt, wo sie gewaltig den Videomarkt rockten. Viel mehr gibt die Story, die Sylvester Stallone zusammen mit Richard Wenk schrieb, nicht her. Sie ist ein einziges Alibi, um möglichst viel Krawumm, Gastaufritte und vorteilhafte Posen für Stallone zu rechtfertigen. Dies gelingt ihr dann auch ganz gut. „The Expendables 2“ ist ein schmackhafter Cheeseburger mit einigem Käse und viel Mett. Dem einen mundet dies, dem anderen liegt es schwer im Magen.

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Statt Stallone selber, führt beim zweiten Teil der Saga (den ersten habe ich zwar Zuhause rumliegen, aber noch nicht gesehen) nun der solide und zuverlässige Handwerker Simon West die Regie. West glänzte bisher durch solides Handwerk, das so manches schwache Drehbuch auf zumindest durchschnittliches Niveau heben konnte. Erst vor kurzem war er mit dem Nicolas-Cage-Film „Stolen“ positiv aufgefallen. Auch bei den „Expendables 2“ muss man ihm zugestehen, dass er seine Sache sehr gut macht. Zeitweise gelingt es ihm sogar, recht stimmungsvolle Momente zu inszenieren, z.B. wenn die Helden im Nebel das erste Mal auf Vilains Leute stoßen. Überhaupt hätte der Film einiges Potential, seine dünne und vorhersehbare Geschichte mit etwas Inhalt zu füllen. Die Idee der Attrappe einer amerikanischen Stadt irgendwo im tiefsten Osten ist charmant, wird aber nicht genutzt. Ebenso sind die Szenen im heruntergekommenen Dorf, wo die Frauen die jungen Männer vor Vilains Schergen verstecken, sehr stimmungsvoll fotografiert, werden aber gleich wieder einem bombastischen Action-Feuerwerk geopfert. Das ist schade, denn gerade hier deutet West an, dass er durchaus auch Talent für andere Filme als Action-Aufträge von der Stange hätte.

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Überhaupt wäre es schön gewesen, hätte sich das Drehbuch bei einigen Klamauk-Szenen zurückgehalten. Die Auftritte von Chuck Norris sind für Fans deftiger 80er -Jahre-Action sicherlich ein Höhepunkt. Objektiv betrachtet, passen sie aber nicht wirklich in den Film und wirken ausgesprochen gezwungen. Die Idee, ihn ständig mit dem berühmten Harmonika-Solo aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ auftreten zu lassen, ist dabei besonders albern. Herumblödeln dürfen auch Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis. Sind ihre ersten Auftritte noch nett in die Handlung integriert, ist das große Finale nur noch hirnloser Kinderkram. Und wenn die beiden sich dann noch One-Liner aus ihren berühmtesten Filmen um die Ohren hauen und fragen, wann den „Rambo“ auftaucht, dann ist das nicht mehr lustig, sondern nur noch doof.

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Überhaupt scheinen die Gastauftritte für den Film wichtiger zu sein, als die Männer um Stallone. Diese treten kaum einmal in den Vordergrund. Selbst Jason Statham und Dolph Lundgren erscheinen eher wie Statisten. Noch schlimmer trifft es Terry Crews und Randy Couture, die eigentlich gar nichts zur Handlung beitragen. Immerhin darf man aber feststellen, dass die Verpflichtung Jean-Claude Van Dammes als Bösewicht Vilain (welche ein Wortspiel) sich als absoluter Glücksgriff erweist. Van Dammes Karrierekurve zeigt ja, nach einem schlimmen Absturz in den späten 90ern ,mittlerweile wieder nach oben. In Filmen wie „JCVD“ und „Wake of Death“ hat er sich auch wieder in mein Herz gespielt. Sein Charakter Vilain glänzt dann auch durch eiskalte Skrupellosigkeit und versprüht durchaus Charisma. Wobei hier die Originaltonspur empfohlen werden muss, denn mit seiner rauen, durch einen leicht französischen Akzent etwas arrogant wirkenden Stimme, übertrifft sie die seines deutschen Synchronsprechers bei Weitem. Schade nur, dass Van Damme seine athletischen Fähigkeiten selbst im finalen Duell mit Stallone nicht wirklich zeigen darf. Entweder zollte hier das Alter Tribut oder aber Sly wollte sich nicht die Show stehlen lassen.

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Neben Van Damme kann noch ein zweiter Schurke überzeugen. Scott Adkins gibt einen überzeugenden, schmierigen Handlanger. Adkins zählt zur neuen Generation der Actionstars und hat in Fankreisen bereits mit der Hauptrolle in „Universal Soldier“ Teil 3 und 4 (wo er bereits mit Van Damme und Lundgren zusammenarbeitete) für Aufsehen gesorgt. Obwohl auch er hier nicht alles zeigen kann, wozu er in der Lage ist, bleibt sein Auftritt doch im Gedächtnis. Dies kann von Liam Hemsworth in der Rolle des Scharfschützen „Billy the Kid“ nicht behauptet werden. Seine Rolle ist dermaßen klischeehaft, dass spätestens wenn er davon spricht für seine große Liebe aus dem Söldnergeschäft aussteigen zu wollen, das Wort „Opfer“ groß auf seine Stirn geschrieben steht. Gerne hätte man auch mehr von Jet Li gesehen, aber der springt nach einem etwas längeren Cameo gleich zu Beginn aus dem Film. Schade.

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„The Expendables 2“ hält was er verspricht. Im positiven, wie im negativen Sinn. Auf der Habenseite gibt es ein Wiedersehen mit den gut aufgelegten Helden der 80er Jahre und viel, viel Bum-Bum. Auf der anderen Seite lässt das, sowieso schon schwache Drehbuch, viele Möglichkeiten, um doch noch eine interessante Geschichte zu erzählen, fahrlässig liegen. Ebenfalls fällt störend ins Gewicht, dass gerade zum Ende hin, die Auftritte der Gaststars zu reinen Klamauk-Einlagen verkommen. Ein guter Handwerker als Regisseur und ein überzeugender Schurke verhindern hier gerade noch schlimmeres.

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Über die Splendid-DVD lässt sich nicht viel sagen. Diese ist in gleich 13 (!) Varianten erschienen. Als „Limited Special Uncut Edition“, “Limited Uncut Hero Pack“, Special Uncut Edition”, als um 4 Minuten gekürzte FSK 16-Fassung, im DVD- und BluRay-Format. Ich hatte zur Rezension die Uncut-Version im „limitierter Exklusive-Version“ mit einem 35mm-Filmstreifen Schnipsel, aber – bis auf den Audiokommentar von Simon West – keinerlei Extras. Bild und Ton sind sehr gut.

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1 Antwort zu DVD-Rezension: “The Expendables 2”

  1. Denis sagt:

    Mit den Klamauk-Szenen ging es mir genauso wie dir. Ich persönlich mag den ersten Teil lieber, der war noch nicht so überdreht – und genau deshalb recht amüsant. Guckst du hier: http://www.couchmonster.de/2010/08/20/the-expendables-angriff-auf-die-meta-ebene/

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