Das Bloggen der Anderen (02-03-20)

– Die Berlinale ist zu Ende. Doch die Blog-Einträge der Kollegen bestimmen noch immer das Bild der letzten Tage. Michael Sennhauser bespricht auf Sennhausers Filmblog die Wettbewerbs-Beiträge: „Siberia“ von Abel Ferrara, „Berlin Alexanderplatz“ von Burhan Qurbani und den Gewinner des Goldenen Bären „There Is No Evil“ von Mohammad Rasoulof, welche bei ihm allerdings nicht ungeteilte Begeisterung auslöst. Interessant seine prophetischen Worte am Ende der Besprechung, denn genau das ging mir auch durch den Kopf, als – noch vor der Verkündung der Gewinner – im Radio über den Film gesprochen wurde.    Sophie Charlotte Rieger ist auf Filmlöwin enttäuscht von Agnieszka Hollands „Charlatan“ und auch Anne Fontaines Drama „Bis an die Grenze“ bleibt für sie unter seinen Möglichkeiten. Die Doku „Wagenknecht“ klingt dann allerdings wieder ganz spannend, wenn auch hier keine Höchstnote vergeben wird, möchte ich die sehr gerne mal sehen.  Peer Kling & Elisabeth Niggemann geben für Filmlandschaft ihre knappen Eindrücke von der Berlinale wider. Rochus Wolff berichtet für seinen Kinderfilmblog von der Kinder- und Jugendfilmsektion Generation Kplus. Diesmal stellt er den Film „Mignonnes“ vor. Tilman Schumacher hat sich für critic.de mal zwei Filme in den Reihen „Encounters“ und „Forum“ angesehen.  Ebenfalls auf critic.de: „Schreiben über Film“. In bisher zwei Folgen wurden verschiedene Texte zu jeweils denselben Filmen veröffentlicht, die im Rahmen des Seminars „Schreiben über Film auf der Berlinale“ der Stiftung Universität Hildesheim entstanden.

– Vom einem dicken B zum anderen. Bluntwolf schreibt auf Nischenkino über Blaxploitation. Nach einer kurzen, oberflächlichen Einführung, stellt er noch den „Disco Godfather“ mit Rudy Ray Moore vor.

– Gerade selber mit offenem Mund und offenen Ohren gesehen/gehört: „Kill Squad“ aka „Das Söldnerkommando“. Oliver Nöding will uns da auf Remember It For Later keinen gebrauchten Lutscher ans Hemd kleben.

– Zwei Filme die funxton nicht vorbehaltslos begeistern konnten: „Bliss“ von Joe Begos, der bei ihm zwiespältige Gefühle hervorrief und „Das Haus im Nebel“, den er latent langweilig fand.

Schattenlichter empfiehlt den französischen Horrorfilm „Die Nacht des Todes“ von 1980, der lange unter dem Radar flog und jetzt seit seiner Veröffentlichung bei Camera Obscura überall begeisterte Reaktionen hervorruft.

– Bei Schlombies Filmbesprechungen ist diesmal William Castles „Der unheimliche Mr. Sardonicus“ dran. Außerdem: Ein „Empfehlenswert“ jeweils für „Dredd“ und „The Crow“. Letzteren könnte ich auch mal wieder gucken. Die letzte Sichtung ist mittlerweile echt lange her. Vielleicht bin ich ja noch immer so begeistert wie Schlombie.

Splattertrash wird einen sehr kurzen, aber prägnanten Blick auf Bong Joon-hos „the Host“.

– Und zu guter Letzt ein Neuzugang: Filmsucht.org über „Aguirre, der Zorn Gottes“. Einen meiner Lieblingsfilme, dem ich ein-zwei Pünktlichen mehr gegönnt hätte, als Tom hier vergibt.

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DVD-Rezension: „Bruce Lee – Der Unbesiegte“

Tang Wei (Bruce Li) ist eigentlich der Star seiner Kung-Fu-Schule, doch als er die Chance auf einen gut bezahlten Job als Versicherungsvertreter bekommt, greift er zu. Seine neue Arbeit bringt ihn mit dem Filmproduzenten Cheon Dak-Chen und dessen Star Chin-Long (Lung Szema) zusammen. Dabei wird sein Talent als Kung-Fu-Kämpfer entdeckt und bald schon arbeitet Tang Wei nicht mehr für die Versicherung, sondern als Stuntman für Chin-Long. Was er nicht weiß, dadurch wird er Teil einer gefährlichen Intrige, bei der es um sehr viel Geld geht…

Die Geschichte des Bruceploitation-Films ist eine kurze, aber sehr intensive. Laut Wikipedia wurden nach dem Tod des echten Bruce Lee im Jahre 1973 zwischen 1974 und 1984 weit über 100 Filme mit Bruce-Lee-Imitatoren gedreht. Diese hörten auf (Künstler)Namen wie Bruce Li, Bruce Le, Bruce Lei usw. usf. Tatsächlich war meine erste Begegnung mit Bruce Lee ebenfalls ein Bruceploitation-Film, der eines Nachts auf RTL (zu den golden Zeiten Anfang der 90er) lief. Wie ich heute weiß, war das „Das Spiel des Todes“ aka „Enter the Game of Death“ mit Bruce Le. Da ich zuvor noch nie einen Film mit dem echten Bruce Lee gesehen hatte, fiel ich prompt auf den Schwindel herein. Immerhin waren die Kampfszenen aber so eindrucksvoll, dass mir der Mund offen stand. Wobei ich aber sagen muss, dass dies auch mein erster Hongkong-Kung-Fu-Film überhaupt war. Vielleicht wäre ich heute weniger beeindruckt. Gesehen habe ich den Film, an den ich entsprechend gute Erinnerungen habe, bisher nicht wieder.

Glaubt man der einschlägigen Literatur, so war Bruce Li der talentierteste Bruce-Lee-Imitator. Zwar hatte er keine besonders große Ähnlichkeit mit dem Original, konnte aber dessen Kampfstil ziemlich gut nachahmen, Seine ganze Karriere spielte sich quasi nur während der Bruceploitation-Phase ab. Nach drei kleinere Rollen übernahm er 1974 die Hauptrolle in „Die Bruce-Lee-Story“ und hielt sich bis 1982 gut im Geschäft. „Bruce Lee – Der Unbesiegte“ ist einer seiner letzten Filme und entstand nach einer ungewöhnlich langen Pause von drei Jahren. Zudem ist es einer von nur zwei Filmen, bei denen Bruce Li bzw. Ho Chung Tao Regie führte, Eigentlich ist es auch kein klassischer Bruceploitation-Streifen, denn bis auf den Künstlernamen des Hauptdarstellers und einem kurz in die Kamera gehaltenen Bruce-Lee-Magazins gibt es keine Querverweise zur Legende, Auch hält sich Bruce Li mit den für das Gerne obligatorischen Bruce-Lee-Grimassen sehr zurück. Tatsächlich wurde dem Film das „Bruce Lee“-Siegel nur in Deutschland (wo eine alte, stark gekürzte VHS-Kassette dem Publikum weiß machen wollte, es handele sich um einen „DER ERSTEN BRUCE-LEE-FILME AUS AMERIKANISCHEN ARCHIVEN HERVORGEHOLT“) und Italien (hier lief er als „Bruce Lee il leggendario“) aufgepappt. In Frankreich hieß er lustigerweise „La vengeance de Dragon Lee“ – wobei Dragon Lee der Künstlername des Bruce-Lee-Imitators Mun Kyong-sok war. Eigentlich aber heißt Lis Werk „The Chinese Stuntman“, was auch gut passt.

Der Film scheint – insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass Li Regie führte und sich kurz darauf aus dem Geschäft zurückzog – eine persönliche Abrechnung mit der Hongkonger Filmindustrie zu sein. Mit seinen eitlen Stars, lebensgefährlichen Dreharbeiten, desinteressierten Regisseuren (derjenige des Film-im-Films wird häufig auf seinem Regiestuhl schlafend gezeigt), miese Stimmung am Set und Verstrickungen mit der chinesischen Mafia. Vom Glamour der Filmwelt kann man hier wahrlich nicht sprechen, und am Ende kaufen die ausländischen Investoren ja eh jeden Quatsch. Wahrscheinlich ist das Bild, welches Bruce Li hier zeichnet, gar nicht so weit weg von der Realität. Da Bruce Li zu den Besseren der Bruce-Lee-Klone gehörte (manche sagen der Beste) kann man sich auch auf die Action verlassen, die meistens kurz, intensiv und ohne Kinkerlitzchen ist. Dies gilt insbesondere für die beiden Kämpfe am Ende, wenn er zunächst in einem kleinen Hotelzimmer gegen Dan Inosanto (tatsächlich ein Schüler des echten Bruce Lee und in dessen „Game of Death“ involviert) antritt und sich dann später eine fast schon epische Schlacht mit Lung Szema liefert. Dieser sieht zwar eine Kung-Fu-Version des fetten Elvis, zeigt aber im Finale, dass er sich gut und akrobatisch bewegen kann.

Riesige Erwartungen sollte man an „Bruce Lee – Der Unbesiegte“ nicht stellen. Nimmt man ihn aber als das, was er ist – nämlich ein günstig hergestellter Klopper aus Taiwan – dann weiß der Film angenehm zu unterhalten. Auch ein ausgeklügeltes Drehbuch sucht man vergebens. Viele Aktionen wirken unmotiviert. Und weshalb hier wer wem Steine in den Weg bzw. Eisenstifte in die Matratze legt, wird auch nie so wirklich klar. Das geht dann irgendwann im Kuddelmuddel unter. Aber das macht gar nichts. Li weiß seinem Film den nötigen Drive zu geben und sich gerade zum Ende hin zu steigern. Seinen Sidekick aus dem Westen gibt mit John Ladalski ein echter Kung-Fu-Experte, der auch später noch in einigen Filmen auftauchte, u.a. bei Jackie Chan und in Van Dammes „Karate Tiger 3“. Zwar geht seine Wandlung vom unsympathischen Saulus zum kumpelhaften Paulus etwas rasch von statten, wie auch leider sein Abgang, aber immerhin sieht man, dass Bruce Li durchaus großen Wert darauf legte, sich mit Könnern zu umgeben. So rauschen die 85 Minuten Spielzeit zwar ohne größeren Nährwert, aber unterhaltsam an einem vorbei.

Die Veröffentlichung von filmArt ist die erste ungekürzte Fassung im korrekten Format von 2,35:1. Die bisher fehlenden Szenen wurden von einer eher schlechten VHS-Quelle eingefügt. Da es sich bei diesen aber nur um Handlung (welche nicht ganz unwichtig für den Film ist) handelt, ist dies zu verschmerzen. Die Qualität des Hauptmaterials ist nicht berauschend – was wohl dazu führte, den Film nur auf DVD und nicht in HD zu veröffentlichen -, aber okay. Sie erinnert mit ihren Laufstreifen und kleinere Schäden angenehm an die Bahnhofskinos, in denen die scheinbar als Basis genutzten Filmrollen einst liefen. Der Ton liegt nur in Deutsch Mono 1.0. vor, ist aber für die damalige Kinoauswertung sehr anständig synchronisiert worden. So wird Bruce Li von Hans-Georg Panczak gesprochen. An Bonus gibt es die um 22 Minuten gekürzte Videofassung, den Kinotrailer, eine Bildergalerie und Programmhinweise.

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Das Bloggen der Anderen (24-02-20)

Zunächst ein kleiner Hinweis in eigener Sache. Ich habe das Gefühl, dass mir einige Blogs aus meinem Newsfeed-Reader – den ich zur Zusammenstellung des wöchentlichen „Bloggen der Anderen“ benutze – einige Blogs abhandengekommen sind. Das kann immer mal wieder daran liegen, dass sich in der URL etwas ändert oder der Blog anderweitig weitergeführt wird. Sollte ich früher häufiger mal Euren Blog erwähnt haben und nun seit einiger Zeit nicht mehr, obwohl er aktiv ist – dann gebt mir kurz Bescheid. Kann sein, dass er schlicht und ergreifend in meinem Reader nicht mehr auftaucht. Für Tipps bezüglich weiterer interessanter, hier noch nicht erschienener deutschsprachiger Filmblogs bin auch weiterhin sehr dankbar.

– Es ist Berlinale. Einer, der sich dort regelmäßig herumtreibt ist Michael Sennhauser von Sennhausers Filmblog. Er hat sich den neuen Film von Christoph Petzold, „Undine“ angesehen, sowie den neuen Film von Philippe Garrel und ist begeistert von Kelly Reichardts „First Cow“.

– Berlinale 2: Auch Sophie Rieger von Filmlöwin ist sehr angetan von „First Cow“.

– Berlinale 3: Joachim Kurz fragt sich auf kino-zeit.de in Hinblick auf die 70. Berlinale und ihrer neuen Führung: „Was ist zu erwarten, was bleibt, was kommt, was geht?“

– Ich kann ja auch an keiner Werbepostkarte im Kino vorbei gehen und habe selber einen Haufen unnützen Zeugs. So geht es auch Filmgucker, der uns hier und hier in seine Sammlung schauen lässt.

Der Kinogänger verrät uns, welche Kinostarts wir bis einschließlich April erwarten können und kommentiert diese.

– Oliver Armknecht interviewt auf film-rezensionen.de den Regisseur Tim Dünschede zu seinem Debütfilm „Limbo“. U.a. spricht er ihn auch auf den Deutschen Genrefilm an und ich finde es bezeichnend, dass in den Antworten nur auf die üblichen, gut abgehangenen Verdächtigen eingegangen wird. Da gibt es so viel mehr.

– Verriss 1: Regisseur Christoph Hochäusler zeigt sich auf seinem Blog Parallel Films enttäuscht von Roman Polanskis „Die Intrige“.

– Verriss 2: SDB-Film findet, dass „Die Känguru-Chroniken“ eine „Satire als Totalausfall“ sit, weil sie den falschen Leuten Argumente liefert.

– Verriss 3: Als Kind habe ich Dudu gelebt. „Dudu macht das schon“ oder „Ich bin Jimmy Bondi, der kleine Bruder von James Bond“ waren bei uns auf dem Schulhof geflügelte Worte. Vor einer Neusichtung habe ich mich immer gedrückt. Scheinbar zu recht, wie ich nach Oliver Nödings Besprechung von „Ein Käfer geht aufs Ganze“ auf Remember It For Later denke.

– Nun schluss mit Verrissen. Das Filmtagebuch der Eule stellt „May“ vor, einen Horrorfilm an den ich auch sehr gute Erinnerungen habe (und mich zu einem Angela Bettis-Fan gemacht hat). Leider konnte ich den Film nie zu Ende schauen, da meine DVD Schrott war.

– Zwei Filmtipps auf Nischenkino: Bluntwolf macht zunächst neugierig auf „Cleopatra Wong“, bevor man als kalte Dusche erfährt, dass die deutsche DVD eine ziemlich Vollkatastrophe ist. Und dann gibt es von ihm noch einen Text über Mario Bavas netten „The Evil Eye“, der in England eine schöne Veröffentlichung erfahren hat.

Schlombies Filmbesprechungen ist hin und weg (und das zurecht) von Werner Herzogs „Nosferatu“.

– Und zu guter Letzt verrät Andreas Eckenfels noch auf Die Nacht der lebenden Texte, warum es sich durchaus lohnt einen Film mit dem Titel „Kannibalinnen im Avocado-Dschungel des Todes“ anzusehen.

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„35 Millimeter“-Magazin: Ausgabe 36 erhältlich

Jetzt ist das neue Heft schon wieder einige Wochen erhältlich, und ich bin noch immer nicht dazu gekommen, hier etwas Werbung zu machen. Auch die 36. Ausgabe des „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“ ist wieder eine – wie ich ganz unbescheiden finde – eine schöne Sache geworden.

Im Titelthema geht es diesmal der Jahreszeit entsprechend um den Winter. Da geht es dann um so unterschiedliche Themen, wie „Yetiploitation“, Schneesymbolik bei Douglas Sirk, natürlich auch Arnold Fanck  oder den Roger-Corman-Film „Ski Troop Attack“.

In den anderen Beiträgen neben dem Titelthemen tummeln sich OSS 117, Walerian Borowczyk und einer Toter am Glockenseil.

Ich habe zum Titelthema einen längeren Text über den Dokumentarfilmer Frank Hurley, seine Teilnahme an der katastrophalen Endurance-Expedition zum Südpol und seinen daraus resultierenden Dokumentarfilm „South“ von 1919 beigesteuert.

Eine genaue Übersicht über alle Artikel findet ihr hier:

Heft #36 kann man HIER für € 4,50 zzgl. Versand beziehen.

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Das Bloggen der Anderen (17-02-20)

– Ein guter, wichtiger und sehr persönlicher Artikel von Andreas Köhnemann auf kino-zeit.de: „Ich schäme mich nicht – Über Krankheit & das Rampenlicht“. Hier geht es zwar primär um drei Frauen aus dem Filmgeschäft – aber das ist bei diesem Thema eher zweitrangig.

– Früher war es immer mein Traum zur Berlinale zu kommen. Doch mit dem Alter und der damit einhergehenden Aversion vor Gedränge und Menschmassen, hat sich das doch deutlich geändert. Nichtsdestotrotz: Wer nach Berlin fährt (oder schon da ist), für den hat das Team von critic.de einige Empfehlungen gesammelt.

– Auf Filmlöwin gibt es eine sehr positive Kritik zu „Birds Of Prey: The Emancipation Of Harley Quinn“, die mich sehr neugierig auf den Film macht, den ich eigentlich gar nicht so richtig auf dem Schirm hatte.

– Ich halte ja Frederick Lau für einen der besten Schauspieler seiner Generation. Auf film-rezensionen.de führt Oliver Armknecht ein Interview mit ihm. Und ich hoffe mal, dass der gute Lau nicht in den seichten Deutschen Komödien-Quatsch abgleitet – auch wenn es im Interview teilweise so klingt. Zudem empfiehlt Rouven Linnarz den britischen Spionage-Thriller „Den Aasgeiern eiskalt serviert“, den ich jetzt auch unbedingt sehen möchte.

– Es gab einmal eine Zeit, in der ich jedem Film von Spike Jonesz ungeduldig entgegen fieberte. Trotzdem ist er dann irgendwann komplett von meinem Radar verschwunden. Nicht, weil er plötzlich miese Filme gedreht hätte, sondern weil ich aus welchen Gründen auch immer, meine Interessen verlagert hatte. Funxton erinnert mich daran, dass ich eigentlich mit „Her“ den Faden mal wieder aufnehmen könnte.

– Die Rückkehr des Peplum? Wahrscheinlich eher nicht, aber da ich Lars Johansen als zuverlässigen und geschmackssicheren Kollegen schätze, bin ich nach seiner Review auf Die Nacht der lebenden Texte doch sehr neugierig auf den italienischen Romulus & Remus-Film „The First King“ geworden.

– Letzten Freitag war Valentinstag. Grund für Schattenlichter an den Slasher-Klassiker „Blutiger Valentinstag“ zu erinnern.

– Sebastians Besprechung von „Des Teufels Wilde Hunde“ auf Nischenkino macht eine riesige Lust auf den Film. Schade, dass die DVD bei einem zweifelhaften, für seine Bootlegs berüchtigten Label erscheinen ist. Danach nimmt sich Bluntwolf eines meiner Lieblings-Italiener an: „Der Tod trägt schwarzes Leder“. Der hat dann auch eine vernünftige Veröffentlichung.

– Heiko von Allesglotzer entdeckt die Welt des Senor Lobo aka Waldemar Daninsky aka Paul Naschy und hat einen recht versöhnlichen Text zu „Die Nacht der blutigen Wölfe“ geschrieben.

– Warum gab es letzte Woche eigentlich kein Bloggen der Anderen? Weil ich in Düsseldorf war und mir da bei dem wundervollen Mondo Bizarr Weekender mit netten Menschen und lieben Freunden tolle Filme von 35mm angesehen habe. Zuuuuufällig (ähem) dieselben, über die Oliver Nöding auf Remember It For Later schreibt. Wie „Der vierte Mann“, „Duell der Giganten“, „Die Wiege des Teufels“ oder „Junge Mädchen für verbotene Spiele“.

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Gastbeitrag: DVD-Rezension „Insel der verlorenen Seelen“

DVD-Rezension: „Insel der verlorenen Seelen“

Von Ansgar Skulme

Der Schiffbrüchige Edward Parker (Richard Arlen) entgeht durch glückliche Umstände knapp dem Tod. Unter Schock stehend wird er an Bord eines von dem sadistischen Captain Davies (Stanley Fields) befehligten Frachters von einem gewissen Montgomery (Arthur Hohl) behandelt, der von sich selbst behauptet, die Eigenschaft, ein Arzt zu sein, mittlerweile wahrscheinlich verloren zu haben. Montgomery befindet sich auf dem Weg zu einer Insel – dort lebt Dr. Moreau (Charles Laughton), und der erwartet reichhaltige Fracht, die sich gemeinsam mit Parker und Montgomery auf Captain Davies’ Schiff befindet. Viele Tiere, die offenbar dem Zweck wissenschaftlicher Experimente dienen sollen. Tierversuche der ganz besonderen Art. Und der sie begleitende M’ling (Tetsu Komai) – eine Art Mensch mit Tierohren, tierähnlichen Gesichtszügen und den Impulsen eines Hundes – lässt erahnen, in welche Richtung diese Experimente wohl gehen könnten. Eigentlich aber nicht Parkers Problem, gäbe es da nicht unterschiedliche Ansichten darüber, was genau der nächste Hafen ist, bis zu dem ein Schiffbrüchiger befördert werden muss. Das Wohlwollen des rabiaten Kapitäns Davies erweist sich schnell als ziemlich überschaubar.

Nachdem Universal mit „Dracula“ und „Frankenstein“ einen neuen Horror-Boom entfacht hatte, wollte Paramount Pictures auf den Zug aufspringen. So wurde „Insel der verlorenen Seelen“ 1932 für Paramount in etwa das, was „Graf Zaroff – Genie des Bösen“ im selben Jahr für RKO und „Das Zeichen des Vampirs“ 1935 dann für MGM war – der Teil vom Kuchen für die großen Studios, zu deren Kreis der „Big Five“ Universal eigentlich gar nicht gehörte. Kurioserweise ging „Insel der verlorenen Seelen“ in den 50er-Jahren durch einen Rechte-Deal tatsächlich in die Obhut von Universal über, woran sich bis heute nichts geändert hat, dennoch bleibt es aber eine Paramount-Produktion. Zufall oder nicht – in drei der benannten Filme bei drei verschiedenen Studios mit dabei: Bela Lugosi.

Erle C. Kentons „Island of Lost Souls“ stieß beim Autor der Buchvorlage „The Island of Doctor Moreau“, H. G. Wells, auf eher wenig Gegenliebe, denn ihm kamen die philosophischen Aspekte seiner Geschichte in dieser hier nun zur Rezension vorliegenden Adaption, „Insel der verlorenen Seelen“, zu kurz. Das mag seine Richtigkeit haben, aber das Ergebnis ist ein als solcher wirklich hervorragender, deftiger Horrorfilm, wie er nur in der kurzen, gut fünf Jahre langen Phase vom Beginn des Tonfilms bis zu dem Zeitpunkt entstehen konnte, als 1934 die Zensurbedingungen in Hollywood durch den sogenannten Hays Code verpflichtend verschärft wurden. Das merkt man spätestens, wenn die ersten böse ins Ohr gehenden verzweifelten Schmerzensschreie zu hören sind und man auch solch einen operativen Eingriff sowie zahlreiche Ergebnisse dieser Experimente in finsteren Bildern zum Erschaudern vorgesetzt bekommt. Der Film hat etwas Morbides, Verstörendes, Abgründiges an sich, das ich als sehr zeitlos und eine Art fleischgewordenen Geisterbahn-Albtraum bezeichnen würde. Und Albträume gehorchen ohnehin keinen Kriterien des Schlages von beispielsweise „moderne Bildsprache“ – so gesehen ist dieser Film eigentlich automatisch kaum fähig zu veralten.

Ich las einmal das Urteil, dass gerade dieser Horrorklassiker unter den größten Würfen des Genres aus den frühen 30ern relativ viel Staub angesetzt habe; dem schließe ich mich ganz und gar nicht an. Im Gegenteil! Schnell genug sind die schockierenden Figuren – abschreckend aussehend und recht apathisch agierend – etabliert, dass man unweigerlich von der Spannung gepackt wird, denn so etwas hat man wahrscheinlich noch nie gesehen. Während ein Film wie „Dracula“ (1931) für ein Publikum, das nur modernes Kino gewohnt ist, zweifelsohne viel zu sehr dahinplätschert und selbst „Graf Zaroff – Genie des Bösen“ (1932) trotz visionärer, menschenverachtender Thematik und phasenweise innovativer Bildsprache zumindest hinsichtlich seines Helden-Pärchens dicken Staub angesetzt hat, verschwendet „Insel der verlorenen Seelen“ weder viel Zeit an Geplänkel noch an gutbürgerliche Liebeleien. Dass vereinzelte Tiermenschen mit eher putzigen Masken ausgestattet sind, war, aus meiner Sicht unstrittig, auch schon zum damaligen Zeitpunkt so intendiert und kann nicht einer mutmaßlich veralteten Machart zugeschrieben werden.

Moreau hat große Pläne für die Welt

Niemand wird ernsthaft glauben wollen, dass beispielsweise eine Figur mit einer dem Schweinchen Dick ähnlichen Maske und einer fiepsenden Stimme nicht auch schon 1932 zur Auflockerung gedacht war, sondern damals womöglich gruseln sollte. Nein – soweit, dass man das Schweinchen Dick, nur weil es mit einem menschlichen Wesen kombiniert worden ist, Anfang der 30er für furchteinflößend gehalten haben könnte und der Film nicht mehr zeitgemäß ist, weil er so eine Figur anbietet, sollten die „In alten Filmen war dies und jenes langweilig“-Klischees in keinem Fall gehen. Das Wenige, das in diesem Film komisch ist, das soll aller Wahrscheinlichkeit nach so sein und ist nicht unfreiwillig so geraten. Und was in diesem Film gruselig bis erschreckend ist, das funktioniert so konsequent, dass es selbst ein paar ganz große Genre-Klassiker aus demselben Zeitfenster unter dem Strich aussticht, wenn auch nicht alle und manche nur knapp. Wenn man sich zudem vor Augen führt, dass sämtlicher im Film sichtbarer Nebel angeblich echt war, kann man davon ausgehen, dass schon allein der Dreh teilweise gruselig gewesen sein dürfte.

Und der Film hat das, was jeder heute legendäre US-Horrorfilm aus den 30er-Jahren vorweisen kann: eine denkwürdige Darbietung des furchteinflößenden Hauptdarstellers mehr als nur kultverdächtigen Ausmaßes. Hier ist es der damals gerade erst in Hollywood gestartete Charles Laughton, der – nie um einen frechen Witz verlegen – behauptete, das Auftreten Moreaus an seinem eigenen Zahnarzt orientiert zu haben. Die wesentliche Besonderheit an diesem Dr. Moreau ist, dass es damals tendenziell eher die Verkörperung übernatürlicher Horrorgestalten war, die Genre-Stars erschuf, Dr. Moreau allerdings ein Mensch ist. Ob es sich um einen „normalen“ Menschen handelt, darüber mag man sich natürlich trefflich streiten – aber das ist dann eben seinen Überzeugungen und Handlungen geschuldet. Somit bewegt sich Charles Laughton hier in genau derselben Liga, in die damals auch Leslie Banks als „Graf Zaroff“ vorstieß und die bis in die 40er-Jahre hinein ansonsten vor allem von Lionel Atwill dominiert wurde: Teufel in Menschengestalt, mal verrückte Wissenschaftler, mal blanke Sadisten. Auch Bela Lugosi und Boris Karloff haben sich natürlich an derartigen Rollen versucht – ihre Berühmtheit resultiert jedoch nicht daraus und sie werden kaum noch damit assoziiert, teils sicherlich zu Unrecht. Geprägt wurde dieser Typus im Hollywood der 30er & 40er aber wohl von niemandem so entscheidend wie von genau jenem Trio: Charles Laughton, Leslie Banks und Lionel Atwill. Auffälligerweise allesamt Briten mit zudem starker Affinität zur Theaterbühne. Später trat dann insbesondere Vincent Price in ihre Fußstapfen – kein Brite, aber in seiner Spielweise ziemlich britisch, könnte man meinen.

Apropos Großbritannien: Dort war „Insel der verlorenen Seelen“ lange Zeit verboten – womit es nicht das einzige Land gewesen ist. Diese Form der scharfen Zensur überdauerte offenbar rund 25 Jahre. Maßgeblich dafür war neben einer besonders brutalen OP-Szene auch die Tatsache, dass sich Moreau verbal mit Gott verglich – dieser Grund für den Bann immerhin ist aus heutiger Sicht tatsächlich recht angestaubt. Es hieß, der Film sei wider die Natur. Dieser Umstand wurde allerdings von Charles Laughtons Ehefrau Elsa Lanchester – die wenig später in „Frankensteins Braut“ von 1935 die Titelfigur verkörperte – als Binsenweisheit entlarvt, indem sie betonte, auch Mickey Maus sei nicht mit der Natur vereinbar.

Wie lange wird den Tiermenschen das Töten verboten bleiben?

Zwei spannende Casting-Besonderheiten auf der „Insel der verlorenen Seelen“ finden sich in sehr prägnanten Nebenrollen. Zum einen ist es ein Glücksfall, dass man „Dracula“-Star Bela Lugosi für eine relativ kleine Rolle gewinnen konnte, in der das gesprochene Wort allerdings sehr zentral für das Gelingen ist. Lugosis einmalige Stimme, mitsamt seines berühmten Akzents, erfüllt diesen Zweck schier optimal. Angeblich übernahm er den überraschend kleinen Part nur, weil er damals kurz vor dem finanziellen Bankrott stand, in letzter Minute – aber sein Auftritt hier ist schlussendlich einer der besten und filmhistorisch wichtigsten seiner gesamten Karriere, überragt auch einige seiner Hauptrollen deutlich. Klasse an seiner Darbietung ist nicht zuletzt, dass die Rolle sogar seine Neigung zu großen Gesten wunderbar trägt und dadurch eine besonders tragische Note bekommt. Zu Lugosis Bezahlung hält sich das Gerücht, er habe sich in der Not finanziell enorm unter Wert verkauft. Dem steht allerdings eine Untersuchung gegenüber, wonach Bela Lugosi pro Stunde letzten Endes wahrscheinlich fast so gut wie die Hauptdarsteller bezahlt wurde, nur hatte er eben wesentlich weniger Drehzeit und erhielt dementsprechend auch wesentlich weniger Geld. Die Wahrheit haben alle, die es genau hätten sagen können, wahrscheinlich mit ins Grab genommen.

So oder so ging es für Lugosi nicht wirklich weiter steil bergab, auch wenn die Qualität der Rollen, die er zwecks Erhalts seiner finanziellen Liquidität und Finanzierung seines Lebensstils sowie seiner Süchte nach Alkohol und Morphium fortan annahm, zuweilen zu wünschen übrigließ. Ich halte es für übertrieben, davon zu sprechen, er habe einen wirklichen Karriereknick erlitten. Lediglich gelang es ihm nicht, so sehr im Vordergrund zu bleiben wie beispielsweise Boris Karloff, was für ihn aber wiederum sicherlich sehr ernüchternd und verletzend war – das soll gar nicht in Abrede gestellt werden. Ob Lugosi wirklich die differenzierten schauspielerischen Qualitäten hatte, um zehn bis zwanzig Jahre lang in der Ersten Liga zu spielen, erachte ich allerdings auch als diskutabel. Eine ungewöhnlich starke Tendenz zum mimischen und gestischen Overacting, die streckenweise wirkt als habe er starke Probleme mit der Umstellung vom Stummfilm auf den Tonfilm gehabt – was aber, wenn es so wirkt, auch immer ein Stück weit Versagen des jeweiligen Regisseurs ist –, ist bei ihm keinesfalls von der Hand zu weisen. Es wäre Lugosi jedoch zu gönnen gewesen, dass er wenigstens die gesamten 30er-Jahre noch in großen Hauptrollen von seinem „Dracula“-Ruhm hätte zehren können. Man kann es jedoch auch so sehen: Zu der Zeit, als der US-Horrorfilm noch so ziemlich frei von Zensur war, spielte Bela Lugosi auch noch weitgehend die erste Geige. Es waren eben ohnehin nur ein paar Jahre, in denen der Horrorfilm damals wirklich auf seinem Höhepunkt war – und das war er streng genommen schon ab 1934 nicht mehr, auch wenn bis in die 40er noch viele interessante Genre-Beiträge auf den Markt kamen, die sich stilistisch trefflich in den Korpus eingliedern, ehe sich die Bildsprache und die Themen des Genres erst in den Hollywood-50ern deutlicher wandelten.

Die zweite bemerkenswerte Casting-Besonderheit hinter „Insel der verlorenen Seelen“ ist die aufwendige Suche nach einer möglichst unbekannten Darstellerin für die Rolle der Pantherfrau. Um ihren wirklichen Namen wurde bis hin zu den Credits ein Geheimnis konstruiert. Nicht nur bei Charles Laughtons Verkörperung des Dr. Moreau, sondern auch hier spielte ein Zahnarzt eine Rolle: Kathleen Burke arbeitete als Zahnarzt-Helferin als sie sich für die Rolle bewarb und schließlich aus Tausenden von Bewerberinnen den Zuschlag erhielt. Anfangs wurde sie darum beneidet, doch bald stellte sich heraus, dass ihr die Assoziierung mit dieser Rolle Probleme bereitete, neue interessante Angebote zu erhalten. Bereits 1938 zog sie sich mit 25 Jahren und fast so vielen Filmen auf dem Konto aus dem Geschäft zurück. Gleich ihr nächster Film nach „Insel der verlorenen Seelen“ war jedoch ein von mir besonders geschätztes, leider relativ unbekanntes Meisterwerk des Horror-Kinos: „Murders in the Zoo“ (1933). Ebenfalls ein im Fahrwasser der damaligen Universal-Erfolge entstandener Paramount-Horrorfilm, der wie „Insel der verlorenen Seelen“ letztlich in der rechtlichen Obhut von Universal landete. Diesmal mit Lionel Atwill als Sadist ohne übernatürliche, dafür aber mit vielen sehr gut ausgeprägten zutiefst unmenschlichen Eigenschaften.

Die Pantherfrau weiß nicht wohin mit ihren Emotionen

Auch in den weiteren Rollen ist „Insel der verlorenen Seelen“ charismatisch besetzt, wobei vor allem die sehr differenziert angelegte, nachdenkliche Verkörperung des Montgomery durch Arthur Hohl hervorgehoben werden sollte. Paul Hurst und Stanley Fields machen mit ihren Figuren als Schiffskapitäne zudem deutlich, warum dem klassischen Hollywood-Kino in Sachen Charakterdarsteller so schnell keiner etwas vormacht, selbst wenn diese wie mit dem Holzhammer ausgewählt scheinen. Der Deutsche Hans Steinke, der hier den besonders grobschlächtigen, brutalen Tiermenschen Ouran darstellte, war in den USA seit den 20ern als professioneller Wrestler bekannt. Muskelbepackte Konkurrenz am Set hatte Steinke indirekt durch Joe Bonomo. Wer nicht glaubt, dass selbst der Gorilla in „Murders in the Rue Morgue“ (1932) ein Double hatte, sollte sich den Namen Bonomo merken, denn im Affen-Kostüm steckte in einigen Aufnahmen statt dem kleinen Charles Gemora tatsächlich der stattliche Joe Bonomo. Dabei ist es bei genauerer Betrachtung eigentlich recht offensichtlich, dass Gemora wohl kaum im Gorilla-Kostüm den Eindruck zu erwecken vermocht hätte, eine Frau athletischen, schnellen Schrittes über die Dächer von Paris tragen zu können. In „Insel der verlorenen Seelen“ hatte Joe Bonomo, der bereits in den 20ern unter anderem als Double des legendären Lon Chaney gearbeitet hatte, auch nur eine recht kleine Rolle, die ihn allerdings fast das Leben gekostet hätte, weil sein Tierwesen-Kostüm bei einem Sturz ins Wasser schnell sehr viel Nass aufsog, wodurch er beinahe ertrunken wäre.

Nicht zuletzt sollte unterstrichen werden, dass Richard Arlen seinen stärksten schauspielerischen Moment im Film zwar eigentlich gleich in seiner ersten Szene hat, als er im Wahn aufschreckt und glaubt, immer noch in Gefahr zu sein zu ertrinken, er den Rest des Films über aber neben Charles Laughton zumindest nicht die Stimmung verwässert und solide seinen Part ausfüllt. Das ist insofern wichtig zu betonen, als die mimische, mit einer unerklärlichen Ausgeglichenheit erfüllte Gleichgültigkeit mit der Joel McCrea milde dreinschauend, wenn nicht gar lächelnd durch „Graf Zaroff – Genie des Bösen“ tapst, tatsächlich einen verharmlosenden Einfluss auf diesen Film hat. Wenn man sich allein anschaut, mit welcher bedeutungsfreien Mimik McCrea in seine letzte Szene mit Leslie Banks geht, die eigentlich den Charakter einer Pointe haben soll, kann es einem angst und bange werden. Aber Angst ist ja zumindest wiederum nicht das Schlechteste für einen Horrorfilm. Nur sollte man die eben eher vor dem Schurken haben und nicht vor der unfreiwilligen Komik, mit der der potenzielle Held eine dicke Staubschicht über dem Film ausstreut.

Erst angesichts dessen oder auch angesichts der Darbietung von David Manners in „Dracula“, neben Bela Lugosi, wird einem so richtig klar, dass tatsächlich Grund zur Dankbarkeit besteht, wenn der Darsteller des „jungen Helden“ in solchen Horrorfilmen ganz einfach nur wenigstens bitte nicht durch unangemessen steifes Auftreten oder Schönwetterschauspiel die Performances seiner Kollegen kaputt macht, die mit Kabinettstücken in zugegebenermaßen auch dankbareren Rollen als dämonische Schurken brillieren. Daher kann man auf eine Art wirklich froh darüber sein, was man in „Insel der verlorenen Seelen“ an Richard Arlen hat. Er ist beileibe nicht der stärkste Schauspieler in diesem Film, aber er ist tatsächlich das Zünglein an der Waage, warum ich „Insel der verlorenen Seelen“ bei einem Filmabend mit Freunden, die mich nach einem klassischen Horrorfilm fragen, immer den Vorzug vor „Graf Zaroff – Genie des Bösen“ geben würde. Gerade bei einem zu bemühten oder statischen Auftreten von offensichtlich als Sympathieträger gewollten Figuren muss man einfach damit rechnen, dass einem die Zuschauer, die keine ausgemachten Fans des klassischen Hollywoods sind, belächelnd abspringen. Bemerkenswert übrigens in diesem Zusammenhang, dass ausgerechnet Randolph Scott, von dem man aus den 50ern auch nicht unbedingt Darbietungen der stahlharten Gangart, sondern eher der Sorte „Cowboy mit feschem Halstuch“ gewohnt ist, in dem zuvor besagten, verdorben-düsteren „Murders in the Zoo“ tatsächlich funktioniert und den Film glücklicherweise nicht dem Phänomen zum Opfer fallen lässt, dass der Möchtegern-Held mit seinem verklemmten Auftreten die Stimmung ruiniert. Scott war angeblich auch für Richard Arlens Rolle in „Insel der verlorenen Seelen“ im Gespräch – die Chance hätte man ihm durchaus geben können.

Wahre Schönheit kommt von innen

Das Label Ostalgica hat „Insel der verlorenen Seelen“ als dritten Teil der mittlerweile schon vier Folgen umfassenden „Classic Chiller Collection“ veröffentlicht, wo er auf den tschechoslowakischen Genre-Beitrag „Hexenhammer“ (1970) und einen US-Klassiker aus der 50er-Ära folgte, in der Science-Fiction eine größere Rolle im US-Horror zu spielen begann: „Rebellion in der Tiefe“ (1956). Teil 4 der Classic-Chiller-Reihe wurde „Das Geheimnis des Dr. Mirakel“, wobei es sich um den hier im Text bereits erwähnten „Murders in the Rue Morgue“ handelt. Im Unterschied zum vierten Teil der Reihe beinhaltet die Veröffentlichung von „Insel der verlorenen Seelen“ nicht nur die Blu-ray und eine Hörspiel-Zugabe auf CD, sondern auch die DVD-Version des Films, die mir auch als Vorlage für diese Rezension gedient hat. Ich habe der DVD bis heute nicht abgeschworen, da in diesem Format nach wie vor mit großem Abstand die meisten klassischen Hollywood-Filme in einer Bild-Qualität verfügbar sind und gemacht werden, die digitalen Standards entspricht, und sie als Medium daher unumgänglich ist, wenn man auf größtmögliche Qualitätseinheitlichkeit in einer Klassiker-Sammlung Wert legt. Wenn man obendrein wirklich akribisch bis in die Tiefen der Genres sammelt, wird selbst der Rückgriff auf digitalisierte VHS – mangels sonstiger Verfügbarkeit vieler seltener Filme – immer noch häufiger eine Rolle spielen als die Blu-ray, die nur den Zugriff auf einen sehr begrenzten Bruchteil handverlesener Klassiker ermöglicht, die zum Teil auch nicht unbedingt den Ruf rechtfertigen, den sie haben. Wichtig ist mir zudem auch der Aspekt, dass es aufgrund des Ausgangsmaterials häufig genug leider gar nicht möglich ist, interessante Klassiker in Blu-ray-Qualität zu veröffentlichen – ein Grund für mich, all diese Filme nicht mehr anzusehen, wird das allerdings niemals sein und somit ist mir ein Umschwenken auf Blu-ray-Disc sowieso unter keinen Umständen jemals pauschal möglich.

Für die Veröffentlichung via Ostalgica wurde eigens eine neue Synchronfassung zu „Insel der verlorenen Seelen“ erstellt, die ich als ausgesprochen gut bezeichnen möchte und die mir auch ein Stück weit besser gefallen hat als die ebenfalls, offenbar vom selben Team im Hintergrund, neu angefertigte deutsche Fassung zu „Das Geheimnis des Dr. Mirakel“. Insbesondere der Sprecher von Charles Laughton macht einen grandiosen Job und ist charismatisch sehr nah am Original, was bei Laughtons stets recht extrovertiertem Spiel voller stimmlicher Feinheiten – sehr sinnlich und emotional geprägt – wahrlich nicht einfach ist. Der Film wurde bereits 1971 einmal in München synchronisiert, damals offenbar mit „Mr. Spock“ Herbert Weicker als deutscher Dr. Moreau. Schauspielerisch ist Weicker die Rolle zweifelsohne zuzutrauen, aber man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass der Sprecher in der Ostalgica-Synchronfassung zumindest dem Originalton deutlich näherkommt. Eine noch frühere Aufführung in Deutschland wurde zunächst offenbar von den Nazis verhindert und dann bis in die 70er nicht wieder probiert. Das Bonusmaterial zu „Insel der verlorenen Seelen“ hat von einem Audiokommentar bis hin zu vielen netten Details eine ganze Menge zu bieten – um auf das volle Angebot zugreifen zu können, muss man aber die Blu-ray zur Hand nehmen. Die DVD enthält nur einen Teil der Extras. Abschließend sei noch auf eine andere Rezension von „Insel der verlorenen Seelen“ im Filmblog „Die Nacht der lebenden Texte“ verwiesen – dort gehöre ich zu den Stammautoren.

Copyright by Ansgar Skulme
Szenenfotos & Packshot: © 2019 Ostalgica

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Das Bloggen der Anderen (27-01-20)

– Wichtig. Gerade an einem Tag wie heute, wo sich die Befreiung des KZ Auschwitz zum 75. Mal jährt. Peter Hartig stellt auf Out Takes die Frage: „Aufrecht oder ängstlich? Die Filmbranche und die AfD“.

– Am 21. Januar starb Terry Jones. NeonZombie hat einen kurzen Nachruf geschrieben.

– Julia Pühringer schreibt auf kino-zeit darüber, was sie im Kino gelernt hat. Ein feministisches Essay.

– Rouven Linnarz interviewt auf film-rezensionen.de Rosa von Praunheim zu dessen neuen Film „Darkroom – Tödliche Tropfen“.

Filmlichtung setzt seinen letzte Woche begonnen Rückblick auf das Jahr 1980 mit den fünf erfolgreichsten Filmen an der deutschen Kinokasse fort.

– Auf critic.de befragt Frédéric Jaeger Cristina Nord zu ihrer neuen Rolle als Leiterin des Berlinale-Forums. Und nun zu etwas völlig anderem: Robert Wagner bespricht Katt Sheas „Stripped to Kill“.

– Kürzlich wurde mir der Film „Threads“ über die Folgen eines Atomkrieges sehr ans Herz gelegt. Jetzt ist er scheinbar in Deutschland erscheinen und wird von Volker Schönenberger auf Die Nacht der lebenden Texte vorgestellt.

Peter Solans „Der Boxer und der Tod“ ist ein kleines Meisterwerk, über das ich auf diesen Seiten auch schon einmal ausführlich geschrieben habe. Oliver Nödings schöner Text auf Remember It For Later bringt dazu auch noch einmal neue Aspekte.

– Zweimal England-Horror gibt es bei funxton. Zunächst Peter Collins einzige Arbeit für Hammer: „Ehe der Morgen graut“. Und dann die Tigon-Produktion „Der Keller“.

– Heiko von Allesglotzer war leider nicht besonders von Paul Naschys Spanien-Horror-Klassiker „Die Nacht der Vampire“ angetan.

– Lamerto Bavas „A Blade in the Dark” habe ich vor vielen, vielen Jahren einmal gesehen und fand ihn damals eigentlich ganz gut. In den Jahren danach habe ich aber sehr häufig andere Meinungen gelesen, wie jetzt auch von Bluntwolf auf Nischenkino. Vielleicht sollte ich meine Erinnerungen dann lieber keiner Prüfung unterziehen und sie so positiv belassen. Andererseits teile ich auch nicht seine Meinung zu „Death Walks on High Heels“, den ich sehr unterhaltsam, kurzweilig und tatsächlich an einer Stelle auch sehr überraschend fand. Aber darüber, dass die Navarro nie besser aussah als hier, sind wir uns dann wohl einig.

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Filmbuch-Rezension: “Die rechte und die linke Hand der Parodie – Bud Spencer, Terence Hill und ihe Filme“

Es ist schon unfassbar, welche Ausmaße der Kult um Terence Hill und vor allen Dingen Bud Spencer in den letzten Jahren angenommen hat. Ich habe selbst mitbekommen, welche Schlangen vor den Buchläden standen, als Bud Spencer 2011 von seinem Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf auf Deutschland-Tournee geschickt wurde, um seine Autobiographie vorzustellen. Davon kann mancher Rockstar nur träumen. Die Filme werden immer neu aufgelegt und verkaufen sich scheinbar weiterhin wie geschnitten Brot. Fans drehen ihre eigenen Filmen über ihre Leidenschaft und diese kommen auch noch ins Kino. Das alles war 2009 noch nicht absehbar, als Christian Hegers Buch „Die rechte und die linke Hand der Parodie“ das erste Mal erschien und das erste wissenschaftliche Buch zum Phänomen Spencer/Hill war. Ursprünglich als Magisterarbeit entstanden, hat es nur vom Schüren Verlag eine zweite, aktualisierte Auflage erhalten.

Hegers Buch beginnt mit einem kleinen Abriss über die Geschichte des Western und den Übergang vom harten Italo-Western zum Spaß-Western. Dem folgen gut komprimierte Biographien der beiden Hauptpersonen Bud Spencer und Terence Hill bis zu dem Zeitpunkt ihrer ersten echten Zusammenarbeit. Nachdem die drei Colizzi-Western eingängig als Übergang vom klassischen Italo-Western zu einer Ahnung des darauf folgenden Spaß-Westerns beschrieben werden, bilden die beiden „Trinità“-Filme, die Spencer & Hill mit Enzo Baboni gedreht haben, den Schwerpunkt des Buches und stellen gleichzeitig auch die Geburtsstunde des Paares Spencer/Hill dar, wie man es heute kennt und liebt. Zugleich sind die beiden Filme die Blaupause für alle weiteren Filme des Paares und – zumindest nach Meinung des Autors – der Sargnagel des Genres Italo-Western. Danach stellt Heger noch einige wichtige Solo-Filme der Beiden vor, in denen die in den Trinità-Filmen gefundenen Formeln weiter gestrickt werden und mit der Spencer-Solo-Filmreihe der „Plattfuss“-Filme, den Übergang vom Western zur Gegenwart vollenden.

Zum Abschluss des analytischen Teils geht Heger noch auf die Rezeption des Paares in Deutschland ein (nebst einem interessanten Exkurs bezüglich der deutschen Synchronisation, die je nach Sichtweise und Film entweder eine Bereicherung oder fürchterliche Verhunzung der Filme war), einer persönlichen Schlussbemerkung, sowie ganz aktuell ein Kapitel zu dem erstaunlichen Revival in den letzten Jahren. Auf 80 Seiten folgt dann eine ausführliche Filmographie der Beiden, in denen noch einmal alle Filme (teilweise sehr kritisch) besprochen werden, die im Hauptteil noch nicht abgehandelt wurden. Eine Hommage an Riccardo Pizzuti, dem Stuntman, der durch seine Nebenrollen in den Spencer/Hill-Filmen der 70er und 80er Kultstatus erlangte, rundet das Buch ab.

Christian Hegers Arbeit ist vor allem im dritten Kapitel sehr stark, wenn er die Popularität und Dynamik des Duos Spencer/Hill in einen größeren geschichtlichen, filmischen oder gesellschaftlichen Kontext untersucht. Besonders gut gefallen hat mir hier der Abschnitt „Das komische Duo als Spiegelbild des italienischen Nord-Süd-Gefälles“ gefallen. Was mir weniger gefallen hat, ist die Einstellung des Autoren zum Genre des Italo-Western. Man hat das Gefühl, dieses wird auf die Dollar-Trilogie von Leone reduziert, die dann von weniger begabten Regisseuren billig und gespickt mit ausgesprochen unappetitlicher Gewalt am Fließband kopiert wurde. Zwar wird auch mal ein „Django“ oder „Spiel mir das Lied vom Tod“ erwähnt, aber in einem – wie ich finde – etwas herablassenden Ton. Aber vielleicht ist dies auch nur mein ganz persönliches Empfinden, geprägt von meiner starken Liebe zum Genre. Der Aussage, dass Spencer/Hill dem „alten“ Italo-Western den Todesstoß versetzt hätten, stimme ich auch nur bedingt zu. Ja, die Zahl der Spaß-Western stieg mit ihrem gewaltigen Erfolg an der Kinokasse plötzlich rapide an. Aber das ist am Ende eines Genre-Zyklus (wie von Heger am Beispiel der klassischen Horrorfilme von Universal richtig erwähnt) immer der Fall. So war es ein paar Jahre später auch mit dem Eastern. Noch bis 1978 wurden herausragende Italo-Western gedreht, wie beispielsweise „Keoma“ oder zumindest ernsthafte Filme wie „Verdammt zu leben – verdammt zu sterben“, „Silbersattel“ oder „Mannaja – Das Beil des Todes“.

Vor allen Dingen vermisse ich aber eine kritische Auseinandersetzung mit dem Treiben um Bud Spencer kurz vor seinem Tod, als der Schwarzkopf&Schwarzkopf-Verlag immer neue Bücher unter seinem Namen auf den Markt warf, und den den bereits sichtbar kranken Spencer wie ein Zirkuspferd durch die Manage trieb. Hier hätte man meiner Meinung nach ein sehr viel deutlicheren Blick auf die dunklen Seiten des Geschäfts mit Spencer/Hill werfen sollen.

Davon ab ist das Buch sehr informativ und für eine wissenschaftliche Arbeit sehr gut und locker zu lesen. Mir manchmal sogar etwas zu locker, da hätte ich mir an ein paar Stellen ein tieferes Abtauchen gewünscht. Aber grundsätzlich ist „Die rechte und die linke Hand der Parodie“ derzeit das deutschsprachige Standardwerk zum Thema Bud Spencer und Terence Hill.

Christian Heger “Die rechte und die linke Hand der Parodie – Bud Spencer, Terence Hill und ihe Filme“, Schüren Verlag, 240 Seiten, € 24,90.

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Das Bloggen der Anderen (20-01-20)

Schattenlichter hat das „Castello Piccolomini di Balsorano“, auch bekannt als „Schloss Balsorano“, besucht und ein schönes Portrait dieses in vielen europäischen Gernefilmen genutzten Drehortes erstellt. „Die Stunde der grausamen Leichen“ wurde dort zwar leider nicht gedreht, die Besprechung zu diesem unterhaltsamen Paul-Naschy-Films kann man sich aber trotzdem gleich im Anschluss mal durchlesen.

– Für mich mit fortschreitendem Alter des Nachwuchs jetzt immer interessanter: Kinderfilme. Und welcher Blog eignet sich besser, um auf dem Laufenden zu bleiben und sich Tipps abzuholen, als Rochus Wolffs Kinderfilmblog. So habe ich dann auch mit großem Interesse seinen Artikel über „Die zehn meist erwarteten Kinderfilme 2020“ gelesen.

– Apropos Kinder- und Jugendfilm: Auf film-rezensionen.de hat Oliver Armknecht Tim Trageser interviewt, dessen „Wolf-Gäng“ nach einerFantasy- Jugendbuchreihe von Wolfgang Hohlbein, bald ins Kino kommt.

– Ein Blick zurück ins Jahr 1980. Welche Filme standen damals in den deutschen Kino-Charts ganz oben? Filmlichtung stellt die Plätze 10 bis 6 vor und kommentiert diese. Da gibt es ein paar dicke Überraschungen (Platz 10!).

– André Malberg hat auf Eskalierende Träume drei sehr lange Texte verfasst, die ich alle drei aus Zeitgründen noch (!) nicht gelesen habe. Da ich aber mit seiner Arbeit bei Eskalierende Träume vertraut bin, empfehle ich alle drei einmal blind weiter. Er schreibt über den Mond und die deutsche Variante von „Das perfekte Geheimnis“, Dominik Grafs „Polizeiruf 110: Die Lüge, die wir Zukunft nennen“ und den Schweiger-Tatort „Tschill Out“.

– Demgegenüber habe ich aber alle neuen Texte von Oliver Nöding auf Remember It For Later gelesen. Es geht weiter mit der kleinen Jess-Franco-Retro. „La fille de Dracula“ bekommt das bei Franco ungewöhnlich langweilige Prädikat „Mittelmaß“, während „Los amantes de la isla del diablo“ sehr gelobt wird. Auch Joe D’Amatos Erstling „La morte ha sorriso all’assassino“ kommt gut weg – und nach dem Text über Clive Barkers „Nightbreed“ im Director’s Cut, habe ich mir diesen gleich mal bestellt.

– Noch nicht bestellt, aber schon lange auf dem Wunschzettel steht der russische Film „Vij“, welchen funxton auf seinem Blog bespricht.

– Bluntwolf erinnert auf Nischenkino an das Regiedebüt des bedeutenden Drehbuchautors Ernesto Gastald, der unzählige wegweisende italienische Genrefilme der 60er und 70er schrieb: „Libido“. Zu Rolf Olsens „Blutiger Freitag“ habe ich teilweise andere Meinungen als Bluntwolf, sein Fazit unterschreibe ich aber: „Sehr empfehlenswert“.

– Zweimal „Herausragend“ gibt es bei Schlombies Filmbesprechungen. Einmal für den Ultra-Klassiker „Casablanca“ und einmal für Ingmar Bergmans psychologischen Horrorfilm „Die Stunde des Wolfs“.

– Dass Burt Lancaster auch zweimal Regie geführt hatte, habe ich fast vergessen – auch wenn ich in den 80ern großer Fan war und das „Sein Leben – Seine Filme“-Buch aus der wunderbaren Heyne Filmbibliothek verschlungen habe. Was wohl daran liegt, dass ich „Der Mitternachtsmann“ sowieso nicht mehr auf dem Schirm hatte. Lucas Gröning hilft meinem Gedächtnis auf Die Nacht der lebenden Texte auf die Sprünge.

– „Unzuverlässige Bilder“ gibt es auf Jugend ohne Film. Simon Wiener schreibt über „ Le Monde vivant“ von Eugène Green.

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Blu-ray-Rezension: „Baby Blood“

Yanka (Emmanuelle Escourrou), die Assistentin und Geliebte des Raubtier-Dompteurs eines kleinen Zirkus, hat unter der gewalttätigen und aufbrausenden Mann sehr zu leiden, fügt sich aber in ihr Schicksal. Dies ändert sich, als eine neue Wildkatze aus Afrika im Zirkus eintrifft. Diese trägt einen jahrtausendealte Parasiten in sich. Die Wildkatze überlebt dies nicht und der Parasit sucht sich einen neuen Wirt: Yanka. Yanka flüchtet aus dem Zirkus in die große Stadt. Hier macht sie sich auf die Suche nach Futter für den Parasiten, der darauf wartet wiedergeboren zu werden. Und dieser ernährt sich von menschlichem Blut…

Alain Robaks „Baby Blood“ und ich haben eine sehr merkwürdige Beziehung zueinander. Unsere erste Begegnung hatten wir auf VHS. Dort war der Film zwar in Deutschland um einige Gewaltspitzen entschärft, aber immer noch recht blutig. Vor allem hatte es mir damals die Hauptdarstellerin Emmanuelle Escourrou angetan, die in „Baby Blood“ recht freizügig agierte. Und die Mischung aus Sex, Blut und Horror sprach mich auch sehr an. Im Wissen darum, dass ich damals nicht den vollständigen Film sah, sondern nur eine (wenn auch leicht) kastrierte (no pun intented) Fassung, war meine Neugierde natürlich groß, was mir da entgangen war. Als ich den Film dann auf einer Filmbörse als DVD des Labels Dragon fand, wanderte sie augenblicklich in meinen Einkaufsbeutel. Allerdings war dann Zuhause die Enttäuschung groß, denn was ich nun mit einigem zeitlichen Abstand zur Erstsichtung zu sehen bekam, konnte mit der Erinnerung nicht standhalten. Das alles zwar ganz okay, konnte aber bei Weitem nicht mit dem Eindruck konkurrieren, den die Erstsichtung bei meinem zehn Jahre jüngeren Ich hinterlassen hatte. Mehr faszinierte mich da schon der, ebenfalls auf der DVD enthaltende, Kurzfilm „Corridor“. Nun sind nochmal zehn Jahre vergangen und „Baby Blood“ ist als Teil der wunderbaren „Drop-Out“-Reihe des Labels „Bildstörung“ auf Blu-ray veröffentlicht worden. Was mich ob meiner Erinnerung an die letzte Sichtung doch wunderte. Doch da man sich bisher immer auf die Filmauswahl der „Bildstörung“-Leute verlassen konnte, war ich sehr gespannt, wie sich die nunmehr dritte Begegnung mit „Baby Blood“ gestalten sollte.

Die Antwort: Weitaus besser als erwartet, doch für den ganz großen Jubel reicht es wiederum nicht. „Baby Blood“ hat ganz wundervolle Anlagen. Der ganze Beginn ist von einer magischen Poesie mit seinem irgendwie heruntergekommenen Zirkus, der latenten Gewalt, den Raubkatzen, der naiven Erotik von Mademoiselle Escourrou und dem blutigen Highlight in einem verwahrlosten Viertel der Stadt, welches wirkt wie eine andere, verwüsteten Welt. Gerade in der ersten Hälfte erzählt „Baby Blood“ sehr effektiv und verzaubert mit seiner blutigen Geschichte einer Selbstermächtigung. Männer kommen hier nur als gewalttätige Karikaturen vor. Lügner, Schwindler, die nur sich selbst lieben und in Frauen vor allem Objekte sehen, die es gilt sexuell auszunutzen. Durch den Parasiten in ihrem Körper wird Yanka gezwungen ihnen nun nicht mehr als wehrloses Opfer, sondern als starke Täterin gegenüberzutreten. Und sie beginnt in diesen lächerlichen Kreaturen keine Menschen mehr, sondern vor allem Futterlieferanten für ihr „Baby“ zu sehen. Dadurch erhält ihr Blick eine Klarheit, die sich auf den Zuschauer überträgt. Wie konnte man diese dummen Schwätzer, sexistischen Hohlköpfe je für eine echte Bedrohung halten. Wo sie sich doch beim Anblick einer attraktiven Frau in sabbernde Trottel verwandeln und jede Vorsicht fahren lassen? Yanka wird zur fleischgewordenen Kastrationsangst dieser Möchtegern-Casanovas, brutalen Machos und halbgaren Incels.

Doch zwei Dinge stören mich weiterhin an „Baby Blood“. Zum einen fallen Yanka bald auch Personen zum Opfer, die es nicht unbedingt verdient haben, als Parasiten-Futter zu enden. So wie eine ältere Dame, die es mit Yanka nur gut meint. Man könnte argumentieren, dass diese Frau mit ihrer Freude über die vermeintliche Schwangerschaft Yankas Klischees und Modelle bedient, die überkommen und Yanka wieder in ein Rollenkorsett pressen wollen. Andererseits handelt die Dame in echter Fürsorge, und dass sie begeistert eine klassische Mutterrolle propagiert, mag man ihr nicht derartig übel nehmen, dass dies ihr hässliches Ende rechtfertigen würde. Zumal Yanka auch nicht viel anders handelt, als es die Gesellschaft von einer Mutter erwartet. Sie kümmert sich ausschließlich um ihr „Kind“ und ordnet diesem alles unter.

An dieser Stelle bricht „Baby Blood“ seinen Ton, und das Gefühl macht sich breit, dass der Film seine konsequente Linie verlässt, um Richtung „coole“ Gewalt abzuwandern. Dazu passt dann auch eine spätere, völlig übertriebene Splatterszene, bei der es dann u.a. auch einen völlig Unschuldigen trifft. Das fügt sich nicht zum Vorangegangenen und hat den Geschmack von Fan-Service für die Gore-Fraktion. Zum anderen ist es wieder einmal ein männliches Wesen, welches Yanka antreibt, sich an der Männerwelt zu rächen. Und dies nachdem es Yanka sogar quasi vergewaltigt hat. Es braucht also wieder den „starken Mann“, um der Frau zu zeigen, was sie machen soll. Nun kann man argumentieren, dass der Parasit ein uraltes Wesen ist und damit über den Geschlechtergrenzen steht – die männliche Stimme und recht typisch männlichen Sprüche sprechen aber wortwörtlich eine andere Sprache.

Die Idee des äonen-alten Wesens, welches sich am Ende als oktopus-artiges Etwas entpuppt, klingt natürlich nach Lovecraft, und dass sein Plan, die Menschheit zu unterjochen auf mehrere tausend Jahre angelegt ist, ein schöner Gag. Überhaupt kann man „Baby Blood“ einen hohen Unterhaltungswert nicht absprechen. Hervorzuheben ist auch die grandiose Leistung der damals noch blutjungen Emmanuelle Escourrou, die ihre Rolle der Yanka im besten Sinne des Wortes „verkörpert“. Schade, dass da dann bis auf einige wenige kleine Rollen und ein offenbar vollkommen misslungenen „Baby Blood“-Sequel namens „Lady Blood“ von 2008 nicht mehr viel kam. Die Anlagen wären da gewesen aus ihr einen Star wie Béatrice Dalle zu machen. Wie leider auch Regisseur und Drehbuchautor Alain Robak nach diesem Film keine nennenswerte Spuren mehr in der Filmgeschichte hinterließ. Als Grund hierfür führt er in einem der dieser Veröffentlichungen beigegebenen Interviews an, dass dies seltsamerweise am Erfolg von „Baby Blood“ gelegen hatte, der ihn ans Horror-Grenre gefesselt hätte. Und dieses wäre in seiner Heimat Frankreich eben nicht nur nicht gefragt, sondern regelrecht verfemt gewesen. In beiden Fällen kann man diese Entwicklung nur zutiefst bedauern,

In Sachen Veröffentlichung hat Drop-Out wieder Großes geleistet. Die Bildqualität dieser Blu-ray kann man einfach nur als superb beschreiben. Der Ton ist klar wie ein Bergsee. Neben diesen nicht unwichtigen Qualitäten punktet Bildstörung aber wieder mal mit den vielen, ungemein spannenden Extras. Das beginnt mit dem französischen Audiokommentar von Alain Robak und Emmanuelle Escourrou, der mit optionalen deutschen Untertiteln versehen wurde. Auf einer Extra-DVD befinden sich dann zahlreiche interessante Interviews, natürlich mit Robak und Escourrou, aber auch mit Kameramann Dernard Déchet und den beiden Darstellern Jean-François Gallotte und Christian Sinniger. Insgesamt geht dieses Segment eine Stunde. Dann ist neben dem oben erwähnten Kurzfilm „Corridor“ (7:39 min), noch der deutlich längere Kurzfilm „Sado et Maso vont en bateau“ (15:38 min., ursprüngliche eine Episode aus dem Anthology-Film „Parano“ von 1994) enthalten. Ebenfalls mit an Bord: Drei von Robak inszenierte Musikvideos, sowie ein netter Spaziergang mit Robak zu den Drehorten (8:29 min.). Wer dann noch nicht genug hat, kann – neben dem Original- und deutschen Trailer, sich noch das dicke, 28-seitige Booklet mit Texten von Jochen Werner, Ariel Esteban Cayer und Christian Kessler zu Gemüte führen. Danke Bildstörung. Alles richtig gemacht.

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