Filmbuch-Rezension: „Klassiker des russischen und sowjetischen Films – Band 2“

“Klassiker des sowjetischen und russischen Films Band 2” ist bereits der fünfte Band in der Reihe “Klassiker des osteuropäischen Films” (die anderen Bände behandeln Polen, Tschechien/Slowakei und Ungarn) und die direkte Fortsetzung des Vorgängers, der ebenfalls letztes Jahr erschien und den russisch/sowjetischen Film bis ins Jahr 1949 abdeckte. Diesen Band hatte ich bereits in der Nummer 38 des „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“ besprochen.

Wie in den vorhergehenden Bänden werden auch hier wieder über 20 repräsentative Klassiker vorgestellt und eingehend untersucht. Während Band 1 von der prä-revolutionäre Zarenzeit bis in die Jahre der jungen Sowjetunion und der Ära des Stalinismus reichte, geht die Reise diesmal von Tauwetterperiode nach Stalins Tod („Die Kraniche ziehen“), über das Ende der UdSSR bis zum neuen Russland. Der letzte der hier vorgestellten Filme ist „Zartes Alter“ von Sergej Solov’ev aus dem Jahre 2000. Besprochen werden Klassiker und repräsentative Werke einzelner Filmemacher, wobei die Regel gilt: Pro Filmemacher immer nur ein Film. Dieser wird ausführlich besprochen und oftmals in einen zeitlichen, filmhistorischen und das Werk des Filmemachers betreffenden Kontext gestellt. Gerade diese Herangehensweise ist sehr spannend, denn so richtet auch „Klassiker des russischen und sowjetischen Films Band 2“ nicht nur den Blick auf einzelne Filme, sondern öffnet ihn auch auf die sowjetische und dann russische Filmgeschichte von 1957 bis 2000, sowie die bewegte sowjetisch/russische (Zeit)Geschichte.

Die Autoren des Buches stammen überwiegend aus dem akademischen Umfeld, trotzdem sind die Artikel überwiegend auch für den Laien allesamt sehr gut und flüssig lesbar. Qualitativ gibt es keinen Text, der irgendwie abfallen würde. Alle sind auf hohem und trotzdem auch für das breite Publikum sehr gut verständlichem Niveau geschrieben. Im Gegensatz zum ersten Band, finden sich hier bei den Autoren auch Namen, die (zumindest mir) auch aus anderen Publikationen oder Zusammenhängen bekannt sind. Sind. So schreibt Regisseur Dominik Graf über „Ein Menschenschicksal“ von 1959 (und erinnert einmal mehr daran, was für ein großartiger Filmtext-Autor er ist und wie schön es wäre, wenn es ein Nachfolger seiner empfehlenswerten Essay-Sammlung „Es schläft ein Lied in allen Dingen“ geben würde). Und Markus Stiglegger – der sicherlich keiner weiteren Vorstellung bedarf – ist mit einem Essay über „Komm und sieh“ mit dabei.

Wieder findet man neben den großen Namen des sowjetisch/russischen Films wie Michail Kalatozov („Die Kraniche ziehen“), Andrej Tarkovskij („Stalker“), Aleksej German („Mein Freund Iwan Lapschin“), Elem Klimov („Komm und sieh“), Aleksandr Sokurov („Die Tage der Finsternis“) und Aleksej Balabanov („Der Bruder“), auch viele hierzulande weniger bekannte Persönlichkeiten wie Leonid Gajdaj („Iwan Wassiljewitsch wechselt den Beruf“) oder Jurij Norstejn („Das Märchen der Märchen“). Insgesamt werden 22 und ihre Macher vorgestellt. Das Spektrum reicht vom Kriegsfilm, über Science Fiction und Satire bis hin zum Gangsterfilm.

Ein tolles, höchst informatives Buch, welches große Lust darauf macht, in den sowjetisch/russischen Film einzutauchen, aber auch, sich auch die anderen Bücher aus der Reihe „Klassiker des osteuropäischen Films“ zu besorgen. Einzig die völlige Abwesenheit von Abbildungen ist etwas schade.

Matthias Schwartz (Hg.), Barbara Wurm (Hg.), „Klassiker des russischen und sowjetischen Films – Band 2„, Schüren Verlag, 240 Seiten, € 14,90

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