Blu-ray-Rezension: „Alien Predators“

Die drei jungen Amerikaner Damon (Dennis Christopher), Michael (Michael Hewitt) und Samantha (Lynn-Holly Johnson) sind mit dem Wohnmobil auf Urlaub in Spanien. Als sie in der kleinen Stadt Duarte Halt machen, werden sie mit seltsamen Vorfällen konfrontiert. Kühe scheinen zu explodieren, die Familie, die neben ihnen campt kommt brutal zu Tode und in der Kleinstadt werden sie von einem unheimlichen Wagen und ein Mann mit Maske verfolgt. Als sie auf den undurchschaubaren Wissenschaftler Dr. Tracer (Luis Prendes) treffen, erfahren sie den Hintergrund der Bedrohung: Vor Jahren stürzte hier das SkyLab ab und brachte Bakterien auf der Erde. Wer immer sich mit diesen infiziert, verwandelt sich in einen mordlustigen Zombie – bis eine außerirdische Lebensform aus ihm herausplatzt. Zusammen mit Dr. Tracer versuchen die Drei, der Infektion Einhalt zu gebieten…

Wer bei einem Titel wie „Alien Predators“ tatsächlich glaubt, er sähe einen Film, der in irgendeiner Art und Weise an die beiden hier genannten Franchise heranreicht, der glaubt wahrscheinlich auch, Bruce Li und Bruce Lee wären tatsächlich ein und dieselbe Person. Selbstverständlich hat „Alien Predators“ nichts mit „Alien“ oder „Predator“ zu tun. Es sei denn, man nimmt den Schummel-Titel wörtlich, was dann eben „Fremdes Raubtier“ heißen würde – und das stimmt dann wieder. Tatsächlich stammt das Übel in diesem Film aus dem Weltraum und verhält sich ausgesprochen räuberisch. Trotzdem prangt einem dann in den Openening Credits der ursprüngliche Titel des Filmes, „The Falling“ ins Auge. Allerdings wurde der „Alien Predators“-Titel schon in den USA verwendet und beruht nicht auf einem kreativen Einfall der deutschen Titelschmiede (die hätte dem Spektakel sicherlich eher einen einfallsreichen englischen Fake-Titel wie „Deadly Alien“ oder „Lethal Predator“ verpasst). Gedreht wurde kostengünstig in Spanien. Mit-Produzent war der Spanier Carlos Aured, den man vorrangig als Regisseur einiger sehr schöner Paul-Naschy-Filme aus den 70ern kennt. Wie z.B. „Blutmesse für den Teufel“ oder „Die Todeskralle des grausamen Wolfes“. Laut IMDb-Trivia soll „Alien Predators“ der Grund gewesen sein, dass er sich vollkommen aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hat, denn trotz verzweifelter Versuche, die amerikanischen Filmemacher zu mehr Disziplin anzuhalten, sollen diese gedankenlos das Budget in die Höhe schießen und den Drehplan aus dem Ruder laufen lassen. Das am Set eine entspannte und gute Stimmung geherrscht haben muss, sieht man dem Film allerdings durchaus positiv an.

„Alien Predators“ lebt ein Stück weit von der guten Chemie zwischen den drei Hauptdarstellern, allen vorweg ein bestens aufgelegter Dennis Christopher, der schon einige Zeit im Filmgeschäft war und immerhin sechs Jahre zuvor die Hauptrolle in dem Kultfilm „Die schönen Morde des Eric Binford“ inne hatte. Hier merkt man ihm deutlich an, dass er den Film nicht besonders ernst nimmt und sich mehr auf eine schöne Zeit in Spanien, als auf harte Dreharbeiten eingestellt hat. Merkwürdigerweise funktioniert das im Kontext der Geschichte aber recht gut, weil er damit hervorragend mit seinen beiden Kollegen harmoniert. Dies wären der schöne Martin Hewitt, welcher einst in seinem Filmdebüt der Beau von Brooke Shields in „Endlose Liebe“ war – einen Film, den man heute mehr für sein Titelsong „I Was Made For Loving You“ von KISS kennt. Und als weiblicher Part das Ex-Bond-Girl Lynn-Holly Johnson aus „In tödlicher Mission“. Gerade sie bekommt von Regisseur und Drehbuchautor Deran Sarafian ein paar schöne und witzige Oneliner ins Drehbuch geschrieben. Große schauspielerische Herausforderungen gilt es für die Drei aber nicht zu bewältigen. So gleiten sie entspannt durch die manchmal unnötig komplizierte Geschichte, um einen Alien-Organismus, der sich einerseits wie ein Virus verbreitet, dann die Menschen zu Zombies macht und schließlich aus dem Gesicht hervor platzt. Was dann auch das Hauptgimmick des Filmes ist.

Und die sparsam eingesetzten Special Effects haben es tatsächlich in sich und sind dann auch das einzige Bindeglied zu „Alien“, denn natürlich erinnern sie sowohl an die berühmten Face-Hugger, als auch die Chestbuster – wobei es hier korrekterweise Facebuster heißen müsste. Vermutlich ist das meiste Geld der Produktion auch in diese Effekte geflossen, die von Leuten hergestellt wurden, die beileibe keine Unbekannten sind. James Cummins war u.a. bei „Das Ding aus einer anderen Welt“ dabei, Margaret Prentice hat die Special Make Up Effects für unzählige Blockbuster (z.B. aus dem Marvel-Universum) kreiert und war ebenfalls bei „Das Ding aus einer anderen Welt“ involviert Mark Shostrom war bei fast jedem Horrorklassiker der 80er und 90er Jahre am Start und dürfte am Bekanntesten für seine Arbeit an „Tanz der Teufel 2“ sein. Bill Sturgeon kam gerade von „Aliens – Die Rückkehr“, war später bei „Armee der Finsternis“ engagiert und macht heute Sachen wie „Jurassic World“ und „Men in Black“. Fast schon selbstverständlich, dass da nicht mehr viel Geld für den restlichen Film da war. So begnügte man sich, die Protagonisten durch ein menschenleeres Dorf fahren zu lassen und die dramatischen Szenen, in denen angeblich die Dorfbewohner einen der Helden angreifen, gar nicht erst zu zeigen, sondern lediglich erzählen zu lassen.

„Alien Predators“ ist weder ein Klassiker, noch ein vergessenes Juwel, sondern solide Videothekenkost, die von vorne bis hinten nach 80er Jahre, wenig Geld und dem zigarettenqualmverseuchten Plastik von Leih-Kassetten duftet. Was den Film etwas über den Durchschnitt hebt sind die paar saftige Effekte und die gute Chemie der Hauptdarsteller. Wer sich den Film im Originalton ansieht, bekommt mit Luis Prendes noch einen echten Veteran des spanischen Kinos zu sehen und vor allem zu hören. Denn offensichtlich wurde Senor Prendes nicht nachsynchronisiert und klingt mit seinem starken Akzent nach Bela Lugosi, obwohl er ja ein waschechter amerikanischer Akademiker mit Namen Dr. Tracer darstellt. Wenn man also mit wenigen Erwartungen an die Sache herangeht, kann man sich nett (im positiven Sinne) unterhalten fühlen.

FilmArt legt hier den Film erstmals im deutschsprachigen Raum ungekürzt und auf HD vor. Wobei laut Schnittberichte.com in der 16er VHS-Fassung lediglich bei der Szene mit dem Tankwächter 2 Sekunden fehlten. Allerdings soll die alte VHS noch eine Menge Bildsprünge aufweisen, sodass zusätzlich noch einmal ca. 10 Sekunden gefehlt haben sollen. Das Bild ist ganz okay und erinnert mit seinen leicht ausgewaschenen Farben an typisches Videothekenfutter der 80er und 90er. Der Ton liegt auf Deutsch und Englisch (jeweils Dolby Digital 1.0) vor, wobei man beim englischen Ton noch zwischen gefiltert und ungefiltert wählen kann. Mir gefiel die Option „ungefiltert“ besser, die gefilterte war mit etwas zu leise und dumpf. Bonus gibt es außer dem englischen Trailer und Werbung für das filmArt-Programm leider nicht.

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