DVD-Rezension: “The Void“

Während seiner nächtlichen Streife entdeckt Deputy Carter (Aaron Poole) ein schwerverletzten Mann (Evan Stern) am Straßenrand. Carter bringt diesen umgehend zum nächstgelegenen Krankenhaus, obwohl dort zur Zeit nur eine Notbesetzung ihren Dienst tut. Dort angekommen entwickelt sich die Nacht zu einem einzigen Albtraum: Vor dem Gebäude versammelt sich eine unheimliche Gruppe vermummter Gestalten, und im Krankenhaus verwandeln sich die Eingeschlossenen in rasende Killer und schleimige Monster…

Würde man eine Liste anfertigen, von welchen Genrefilmen sich die Macher des kanadischen „The Void“ inspiriert haben lassen, so wäre rasch der erste Absatz dieser Besprechung und vielleicht auch noch der zweite gut gefüllt. John Carpenters „Die Fürsten der Dunkelheit“ (mit Abstrichen auch „Assault on Precint 13“), „Hellraiser“ und „Re-Animator“ sind da nur die Beispiele, die als erstes ins Auge springen. Lucio Fulcis „Das Haus an der Friedhofmauer“ und „Die Geisterstadt der Zombies“ sind etwas weniger plakative Inspirationsquellen. Tatsächlich fühlt man sich angenehm an das Horrorkino der 80er Jahre erinnert. Was auch daran liegt, dass man erfreulicherweise auf seelenlose CGI-Effekte weitgehend verzichtet hat und ein beeindruckender Teil des Aufwands in wunderschöne, handgemachte Effekte geflossen ist. Da laufen dem Freund von Latexmasken und Kunstblut angenehme Schauer den Rücken herunter und man fragt sich unwillkürlich, warum die hohe Kunst der „echten“ Special Effects heutzutage fast schon vergessen ist, und selbst das Blut aus dem Computer stammt muss. Eine recht preisgünstige Produktion wie „The Void“ – die mit Crowdfunding-Mitteln realisiert wurde – schafft es doch auch, kreative Masken und handgemachte Effekte auf den Bildschirm zu zaubern.

Dass das alles dann auf Kosten einer originellen Geschichte geht, nimmt man mal so hin. Auch, dass die Charaktere nicht gerade mit dem feinen Pinsel, sondern eher mit der groben Bürste gezeichnet wurden. Überraschungen bleiben also aus, sofern man die „Originale“ kennt. Und ein Subplot, wie der um den Verlust eines Kindes durch das Protagonisten-Paar, wirkt zu dick aufgetragen, um wirken zu können. Auch aus dem Schurken hinter der apokalyptischen Geschichte hätte man mehr machen können. Hinter seiner freundlichen Maske bleibt er anfangs so blass und egal, dass man nach seiner Verwandlung in ein dämonisches Überwesen mit Gottkomplex Mühe hat, sich an seine vorherige Inkarnation überhaupt zu erinnern. Zu beliebig wird diese Figur aus dem Hut gezaubert. Immerhin schafft es Aaron Poole in der Hauptrolle, seinen Deputy Carter sehr sympathisch und lebendig zu gestalten. Ebenfalls relativ gut gelungen ist das Duo, welches zunächst als unheimliche und skrupellose Killer eingeführt wird, sich dann aber als wertvolle Helfer im Kampf gegen Sektenmitglieder und untote Kreaturen entpuppen. Allerdings merkt man dem Drehbuch zu sehr die Absicht an, diese beiden Charaktere als heimliche Helden zu etablieren. Das wirkt dann eher krampfhaft bemüht als cool, zumal die Figur des Sohnes vom Drehbuch vollkommen im Stich gelassen wird.

Doch davon abgesehen, weiß „The Void“ durchaus zu gefallen, was nicht nur an den einfallsreichen, bodenständigen „Creature Designs“ und der für eine FSK16 recht ungewöhnliche Härte liegt. Das Regie-Duo, welches bei einigen großen Blockbustern schon in der Special Effects Abteilung zusammengearbeitet hat, zieht seine Geschichte flott und angenehm humorlos durch. Keine ironisches Augenzwinkern in Richtung der Vorbilder, keine coolen Sprüche. Diese Ernsthaftigkeit tut dem Film sehr gut. Zudem machen Jeremy Gillespie und Steven Kostanski das Beste aus ihrem schmalen Budget und lassen das verlassene Krankenhaus tatsächlich zum „Tor zur Hölle“ werden. Die dichte, stimmungsvolle Inszenierung lässt einen trotz aller Vorhersehbarkeit ab und zu an den Nägeln kauen. Handwerklich kann man Gillespie und Kostanski also keine Vorwürfe machen. Kameraarbeit, Ausstattung, Lichtsetzung – alles vom Feinsten. Es wird spannend sein, den weiteren Weg der Beiden zu beobachten und zu sehen was passiert, wenn sie die Möglichkeit haben ein etwas eigenständiges, besser ausgearbeitetes Drehbuch zu realisieren. Bis dahin ist „The Void“ aber schon einmal eine erstklassige Visitenkarte mit der Empfehlung für höhere Weihen,

„The Void“ ist eine sympathische, blutig-schleimiger Eintopf aus Motiven der großen Horrorklassiker der 80er Jahre von Carpenter über Baker bis Fulci. Dabei bleibt die Eigenständigkeit etwas auf der Strecke und die Figuren sind mitunter recht grob geschnitzt. In Sachen Creature Design, blutige Effekte, Ausstattung und stimmungsvoller Kameraarbeit können die beiden Regisseure aber bereits eine eine Empfehlung in eigener Sache abgeben.

Das Bild der DVD ist recht gut, auch wenn es an einigen Stellen noch optimaler hätte ausfallen können. Da lässt dann die Schärfe etwas nach. Der Ton ist klar und deutlich, wobei kaum die Möglichkeit zu Surround-Effekten genutzt wird. Trotz einer sehr liberalen FSK 16 ist der recht blutige und harte Filme ungeschnitten. Echtes Bonusmaterial sucht man vergeblich. Lediglich mit Trailern wird man abgespeist.

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