Buch-Rezension: Armin Junge “Banzai! Japanese Cult Movie Posters“

banzai_cover_frontalIch habe ein Faible für Filmplakate. Wenn mich meine Frau lassen würde, wäre das ganze Haus damit tapeziert. Lässt sie mich aber nicht. Darum muss ich meiner Leidenschaft anderweitig frönen. Glücklicherweise gibt es ja einige Bücher, die sich dem Thema Filmplakat verschrieben haben und in denen man diese wundervollen Kunstwerke in Ruhe betrachten kann. Mein liebster Schatz ist da das voluminöse und schwere „The Art of the Modern Movie Poster: International Postwar Style and Design“, welches einst bei Thalia auf dem Grabbeltisch lag.

Aber auch der Verlag Creepy Images hat sich hier schon oft verdient gemacht. Das wohl weltweit einzige Fanzine, das sich ausschließlich seltenen Plakaten und Aushangfotos der 60er, 70er und 80er Jahre widmet, hat bereits 2012 ein wundervolles Buch mit dem Titel „Muchas Gracias, Senor Lobo“ herausgebracht, welches Filmplakate und Aushangfotos aus aller Welt versammelt, die eines gemeinsam haben: Sie werben für einen Film mit dem spanischen Horrordarsteller Paul Naschy. Nun ist ein weiteres Filmbuch bei Creepy Images erschienen. Der Name: „Banzai! Japanese Cult Movie Posters“ von Armin Junge. Wie der Titel schon verrät handelt es sich hier um eine umfangreiche Sammlung japanischer Filmposter. Wer nun erwartet, nur die Poster japanischer Filme vorzufinden wird angenehm überrascht. Einen Großteil nehmen internationale Produktionen ein, für die in Japan dann spezielle Plakate im typisch japanischen Stil designet wurden. Auch aus hiesigen Landen sind einige Vertreter darunter, wie der berühmte „Schulmädchen Report“ oder „Prostitution Heute“.

Überhaupt ist man überrascht, welche Filme in Japan einen Kinostart bekamen. Auffällig ist auch, dass man auf den Postern oftmals Schwierigkeiten hat, herauszufinden, ob es sich nun um einen japanischen oder einen amerikanischen oder europäischen Film handelt, denn die Gesichter wurden häufig ganz dezent und subtil „japanisiert“. Die japanischen Filmposter folgen in de Regel einem Muster: Ein großes, hübsch bearbeitetes Foto einer Schauspielerin oder eines Schauspielers in Aktion, darum drapiert einige besonders aufregende Szenen aus dem Film. Wobei es von Genre zu Genre auch unterscheide gibt. So sind Horrorfilm ganz besonders reich bebildet und bunt, während bei den Sexfilmen vor allem die weiblichen Attribute der Hauptdarstellerin im Vordergrund stehen.

Das Buch teilt sich auf in sechs Bereiche; Bei den „Bad Girls“ geht es um die japanischen Pinky-Violence-Filme, die Sasori-Serie und Sexfilme, wie zum Beispiel die deutschen „Schulmädchen-Report“-Filme. „Tough Guys“ deckt die James-Bond-Filme ab, Yakuza- und Samuraifilme wie die „Lone Wolf & Cub“-Serie, Italo-Western und ähnliches. Im großen „Horror“-Teil findet man viele britische Hammer-Produktionen, Italo-Gothic-Horror aus den 60ern und die ganzen Klassiker. „Mondo“ sind, wie der Name schon sagt, Mondo-Shockumentaries. Unter „Shocking“ ist dann alles zusammengefasst, was eine etwas härtere Gangart hat. Roman Porno mit hohem Bondage-Anteil, „verfemte“ Filme wie „Hexen, bis aufs Blut gequält“, Kannibalenfilme, die „Ilsa“-Filme usw. Im Abschnitt „Science Fiction & Fantasy“ begegnen wir dann Godzilla und seinen Kollegen, aber „Planet der Affen“, Westworld und viele mehr.

banzai-beispielseitenDer Autor des Buches, Armin Junge, kommt aus der Werbebranche. Er lebte und arbeitete viele Jahre in Japan, Südkorea, China und Russland. Als großer Liebhaber des Exploitationkinos, hat er Hobby und Beruf miteinander verbunden, den neben den Filmen an sich, interessiert ihn auch die Art ihrer Bewerbung. Mittlerweile besitzt er die wohl größte Sammlung japanischer Filmplakate außerhalb Japans. Da Armin Junge kein Filmhistoriker ist, sind die kleinen Texte die ab und zu eingestreut werden eher Auflockerung als wirklich tiefgreifende Analyse oder Information. Für jemanden, der mit dem japanischen Kino aber so gar nichts am Hut hat, sind sie durchaus hilfreich. Leider erfährt man auch nicht viel über die verschiedenen Plakatarten, Besonderheiten einelner Studios oder etwas über die prägenden Künstler. Aber das war offensichtlich auch nicht der Anspruch dieses im besten Sinne des Wortes „Bilderbuch“. Schade sind allerdings die die sehr spartanischen Bildunterschriften. Bis auf den englischen (!) Titel und das Jahr erfährt man rein nichts. Kein Originaltitel, Produktionsland des Filmes oder gar Regisseur und Studio. Aber das lässt sich angesichts des wundervollen und teilweise atemberaubenden Filmplakate verschmerzen.

Ein Buch zum immer wieder durchblättern, staunen und genießen. Jetzt wünsche ich mir nur noch eins: Einen dicken Band über polnische Filmplakate.

Armin Junge „Banzai! Japanese Cult Movie Posters“, Creepy Images, 296 Seiten DIN A4, komplett in Farbe, über 560 Abbildungen von japanischen Original-Kinoplakaten, Euro 28,00

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1 Antwort zu Buch-Rezension: Armin Junge “Banzai! Japanese Cult Movie Posters“

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