Das Bloggen der Anderen (06-06-16)

bartonfink_type2– Ich glaube, es ist schon an die drei Jahre her, dass ich hier verkündet habe, mal meine Meinung zum sogenannten Dilemma des deutschen Films kundzutun. Aber wie man sieht, die mir fehlte bis heute Zeit und Muße für eine gute Recherche. Vielleicht ist das auch gar nicht mehr nötig, denn Harald Mühlbeyer und Urs Spörri nehmen im zweiten Teil ihrer sehr empfehlenswerten Reihe zum Deutschen Film auf B-Roll meine zentrale These auf: Wenn etwas über Jahre permanent schlechtgeredet wird – auch von Leuten, die es eigentlich gut meinen – wird das irgendwann zur selbsterfüllenden Prophezeiung und niemand möchte mehr einen Film sehen, wenn diese aus Deutschland kommt. Gal, wie gut der tatsächlich ist. Eine Lektion, die sich auch die Leute hinter dem „neuen deutschen Genrefilm“ hinter die Ohren schreiben können. Wer jeden Satz mit „die Deutschen können nur Schweiger/Schweighöfer-Komödien und Betroffenheitskino“ (was eh nicht stimmt) beginnt, der muss sich nicht wundern, wenn sich die Leute letztendlich nur die simple Gleichung „deutscher Film = Schrott“ merken und die eigenen Produktionen darunter leiden. „Ich bin kein Hollywoodstar“ behauptet die göttliche Cate Blanchett in einem Interview mit Anna Wollner. Ferner stellt Lucas Barwenczik ausgiebig den japanischen Regisseur Sion Sono und dessen Werk vor. Sion steht auf meiner „To-Do“-Liste mittlerweile auch ganz oben und wird demnächst ausgiebig geschaut.

– Apropos Sion. Dieser fällt derzeit durch eine fast schon unheimliche Produktivität auf. Sein „Why Don’t You Play in Hell?“, der jetzt auf den Japan Filmfest in Hamburg gezeigt wird, ist da – obwohl 2013 gedreht – auch schon wieder ein ganz alter Hut. Oliver Armknecht von film-rezensionen.de hat ihn gesehen.

– Weiter mit Japan. Okari hat auf der Nippon Connection „Lowlife Love“ gesehen und findet: „hinter der zynischen Fassade von LOWLIFE LOVE (steckt) dann aber doch auch noch etwas anderes: Eine wunderbar eigensinnige Liebeserklärung nämlich – ans Kino und an den Traum vom Filmemachen.“

– Noch mal Japan. Ebenfalls auf der Nippon Connection sah Michael Schleeh von Schneeland „Ken and Kazu“ von Hiroshi Shoji, den er toll fand und meint, es lohnt sich, nach dem Film die Augen offenzuhalten.

Daumenkino fasst noch einmal die dort besprochenen Filme des DOK Leipzig Festivals zusammen.

– Gerold Marks schlägt auf Digitale Leinwand vor, was einen erfolgreichen Schauspieler ausmacht und macht sich Gedanken über die Besucherzahlen des deutschen Films „Der Nachtmahr“. Schade, das sich die interessante und teilweise hitzige Diskussion darüber auf dem vergänglichen Facebook entsponnen hat und nicht in den Kommentaren unter dem Artikel, wo sie jetzt auch Blog-Besuchern zur Verfügung gestanden hätten. Auf Facebook wird sie ja leider niemand wiederfinden. Schade darum.

– 1966 inszenierte Samuel Beckett eines seiner Stücke als TV-Film für den Süddeutschen Rundfunk (Wahnsinn, was damals im jungen Medium noch möglich war). Sven Safarow erinnert daran auf Eskalierende Träume.

– Udo Rotenberg auf Grün ist die Heide über Freddy Quinn: „Coolness war 1960 noch kein stehender Begriff für einen souveränen Charakter, der nie die Nerven verliert. Und Freddy Quinn, der Schlagersänger und „Junge von St.Pauli“, gehört aus heutiger Sicht kaum zu den üblichen Verdächtigen dieser Spezies, aber genau das war er in seinen Rollen – cool bis zum Abwinken“. Nachzuprüfen anhand von „Freddy und die Melodie der Nacht“.

– Schlombie von Schlombies Filmbesprechungen verteidigt den durch das Goldmann-Buch „Die Edgar-Wallace-Filme“ übel beleumundeten „Der Gorilla von Soho“ und zeigt sich von dem wunderbaren „Ich sehr, ich sehr“ sehr angetan.

– Das ist Dienst am Kunden bzw. Leser. Neben einen schönen Besprechung von Harald Reinls starbesetzten „Die Schlangengrube und das Pendel“ gibt es von Mauritia Mayer auf Schattenlichter noch ein schönes Drehort-Special.

– Drei Stühle, drei Meinungen. Marco von Duoscope fand Jeremy Saulniers Punker-gegen-Nazis-Schocker „Green Room“ ganz furchtbar, stu von den Drei Muscheln fand ihn ganz in Ordnung und Simon Kyprianou von Die Nacht der lebenden Texte ist begeistert.

– Kontrovers aufgenommen wird auch Nicolas Winding Refns „The Neon Demon“. Sebastian Selig nennt ihn auf Hard Sensations schwärmerisch „Magisches Gift“. Ich freue mich drauf!

– Patrick Holzapfel auf Jugend ohne Film über Fassaden und Türen in Lubitschs Film „Angel“.

– Rainer Knepperges auf new filmkritik über München im März 1969.

– Gabelingeber hat seinen Blog Hauptsache (Stumm)Film umgearbeitet und schreibt jetzt seine Blog-Beiträge in Form eines „Movie Magazins“. Dieses beinhaltet jeweils einen Hauptartikel, in welchem stets ein klassischer englischsprachiger Film vorgestellt wird – dazu möglichst einer, der wenig bekannt ist. Mich interessieren die vergessenen Filme derzeit brennend, es gibt da wirklich erstaunliche Entdeckungen zu machen! Und über die bekannten Klassiker (Casablanca & Co.) ist ja schon genug geschrieben worden. (Was allerdings nicht heisst, dass ich nicht trotzdem mal einen vorstellen werde!) Auf den Hauptartikel folgen dann die „Film-Schnipsel“ mit Kurzkritiken über Filme neueren Datums, der Rubrik „Augenfutter“, wo möglichst regelmäßig Filme, die er in den vergangenen Jahre besprochen hatte, angeschaut werden können, und mit einer Umschau zu anderen Blogs, welche in der vergangenen Woche Filmklassiker besprochen hatten. Interessantes Konzept.

– Schwanenmeister kommentiert auf Negative Space das New-Beverly-Programm im Juni 2016. Das „New Beverly“ gehört Quentin Tarantino.

– Schönes Fazit von totalschaden auf Splattertrash über Jess Francos „Das Geheimnis des Dr. Z“: „Äußerst stimmiges Franco-Frühwerk, welches seine solide Story in wundervollen Bildern vorträg“

– Sebastian empfiehlt auf Nischenkino Sam Peckinpahs gerade neu erschienenen „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“.

– Funxton zeigt vollkommen hingerissen von William Peter Blattys „The Ninth Configuration“ , vergibt 10/10 Punkten und nennt ihn „Vielleicht ein künftiger Lieblingsfilm“. Und mit „Die sieben glorreichen Gladiatoren“ des Dou-Infernale Bruno Mattei/Claudio Fragasso hatte er auch eine Menge Spaß.

– Oliver Nöding von Remember It For Later war von „Public Enemies“ sehr enttäuscht und freut sich jetzt umso mehr, dass „Blackhat“ für Michael Mann eine Rückkehr zu alter Form geworden ist.

– Nachklapp zum Top-Thema der letzten Woche: Sebastian Schwittay schreibt über „The Witch“ auf odd&excluded: „Die realistische, historisch exakte und mit wohldosiertem surrealem Schockmoment versehene Studie über die psychologischen Mechanismen religiöser Hysterie hat das Zeug zum Klassiker“.

– Real Virtualinks bei real virtuality.

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